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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark SO Pf. pr»num«r»n<1o. Meiger für Inserate werden bis spätesten- Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit SV Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stavtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 136. Dienstag, den 22. November 1881. 6. Jahra. Bekanntmachung Der zweite diesjährige Jahrmarkt wird Freitag, den 25. November abgehalten. Zwönitz, am 11. November 1881. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Bekanntmachung. Der 3. Termin heuriger Commun-Anlage ist am 15. dieses Monats fällig und zur Vermeidung der Erinnerung event. des Executions-Verfahrens längstens am 3. Deeember 1881 an hiesige Stadtcassen-Einnahme zur Abführung zu bringen. Dabei wird bemerkt, dah die Cassen-Expedition vormittags von 8—12 Uhr und nachmittags dagegen nur von 2—5 Uhr ge öffnet ist. Zwönitz, am 14. November 1881. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Tagesbericht. — Waldenburg, 17. Novbr. Der im hiesigen Amtsgerichte inhaftirte wiederholt rückfällige Dieb und Einbrecher Lindner hat gestern früh abermals einen Fluchtversuch unternommen. Als der Wachtmeister Bl. ihm für den Tag über die Kette wieder abge nommen halte, mit welcher er Abends gefesselt wurde, sprang der selbe urplötzlich zur Thür und beabsichtigte, zunächst den Wachtmeister einzuschließeu und darauf zu entfliehen. Allein Herr M., nicht minder gewandt und kräftig, war sofort dem Verbrecher nach, der bereits die Gefäugnißthür zuziehen und schließen wollte, faßte ihn mit der einen Hand bei der Brust, mährend er in der anderen die Kette noch hielt und verhinderte durch Eiustemmen eines Beines diese beabsichtigte Einschließung. Endlich gelang es dem in den Fünfziger Jahren stehenden resoluten Wachtmeister, den um mindestens zwanzig Jahre jüngeren Flüchtling in seinen Gewahrsam zurückzubringen, woselbst er über diesen kühn versuchten Nollentausch ungestört nachdenken und einer jedenfalls längeren Strafe entgegensehen darf. — Gera. In der Nacht vom Dienstag zur Mittwoch ist in der Freitagstraße hier ein Einbruch ausgeführt und eine Summe Geld gestohlen worden. Die Diebe stiegen von der Straße aus niittels einer Leiter an die Fenster der ersten Etage, drückten diese ein und stiegen ins Zimmer, wo sie, während eine Dame im Bette lag, 200 Mark stahlen. Die Dame unterließ es, ihrem im Neben zimmer schlafenden Bruder zuzurufen. Deutschland. Berlin, 19. Novbr., Abends. Im Reichstag wurde Abg. von Levetzow mit 193 gegen 148 Stimmen, welche Abg. Schenk v. Stausseuberg erhielt, zum Präsidenten gewählt und nahm derselbe die Wahl dankend an. Das Gesammtresultat der Wahlen stellt sich nach den nunmehr stattgehabten Stichwahlen, wie folgt: 98 Ultramontaue, welche früher zählten 102 65 Fortschrittler, s 2 2 28 53 Konservative, - 2 2 59 46 Nationalliberale, 2 2 2 62 40 Sezessionisten, 2 2 2 23 28 Reichspartei, 2 2 2 49 16 Polen, 2 - 2 14 I 13 Protestler, Sozialdemokraten, 2 2 s - 2 2 13 8 8 Welsen, 2 2 2 6 8 Volkspartei, 2 2 2 3 4 Liberale und Wilde, 2 2 2 28 2 Dänen, 2 - 2 1 1 keiner Partei angehörig, (v. Bühler) 1 397 397 München. In der Dienstags-Sitzung der bairischen Abge ordnetenkammer stand die mit großer Spannung erwartete Berathung des Antrages Mayer wegen Aufhebung der obligatorischen Civilehe auf der Tagesordnung. Ein Privat-Telegramm des „B. T." meldet darüber: Anwesend waren die Minister v. Lutz, Or. v. Fäustle, Crailsheim und Feilitzsch. Die Tribünen und Diplomatenlogen waren überfüllt. Der Antragsteller Mayer führte zur Begründung des An trages aus: Das Civilehegesetz sei ein Gesetz des Kulturkampfes, der, wie man hoffen darf, doch wohl nun endlich beseitigt werden würde. Bismarck selbst habe 1849, allerdings damals nur als Abgeordneter, die Civilehe französische Charlatanerie und Nachbeten fremder Zu stände genannt und hoffentlich werde der jetzige Reichskanzler zn der Ueberzeuguug zurückkehreu. Nur in kirchlicher Tranung fände die Ehe volle Weihe, nur durch sie fände die geistige Höhe dieser idealsten aller Institutionen ihren sittlich religiösen und prägnanten Ausdruck. Justizminister von Fäustle bekämpfte diese Ausführungen und wies die Unmöglichkeit der Aufhebung des praktisch seit fünf Jahren be stehenden und sich bewährt habenden Gesetzes nach. Gesetze würden doch nicht gemacht, um immerwährend wechselnden Meinungen Ein zelner geopfert zu werden. Der Minister wies ferner statistisch mit genauesten Zahlenbelegen nach, daß die von den Gegnern des Ge setzes befürchtete und betonte Sittenverderbniß seit Bestehen desselben keineswegs gewachsen sei. Das Gesetz sei kein Kulturkampsgesetz, sondern ein Palladium der Gewissensfreiheit, für welche die baierische Staatsregieruug, wie stets, so auch hier voll und ganz eiutrete. An gesichts dessen sei'er vom Gesammtmiuisterium ermächtigt zu er klären, daß dasselbe nicht in der Lage sei, die Krone im Sinne des Antrags Mayer zu berathen. (Stürmischer Beifall.) Für den An trag plaidirten Daßler und Daller (katholischer Geistlicher); gegen den Antrag Herz (Nürnberg), Karl Heinrich Schmid, der es für eine starke Zumuthnng hielt, dem König Ludwig, der vor fünf Jahren das Gesetz sanktiouirte, jetzt wieder eine Aenderung desselben anzu- rathen, evangelischer Pfarrer Lampert und endlich Minister Feilitzsch, welcher namentlich betonte, daß die Führung der Standesregister, deren Revision bei seinen Juspectionsreisen ein zufriedenstellendes Resultat ergab, der beste Beweis für die gute Wirkuna des Gesetzes, daß nach so kurzer Zeit die Zahl derjenigen Eheschließungen, die kirchlichen Beistand verschmähten, auf ein Minimum reduzirt sei. Die Abstimmung ergab die Annahme des Antrages auf Aufhebung der Civilehe mit großer Majorität. Ameika. Washington, 19. Novbr. Die während der heutigen Sitzung im Proceßverfahren gegen Guitean vorgenommene Unter suchung des durch den Schuß verletzten Theiles der Wirbelsäule Gar- ficld's machte einen großen Eindruck. Das Benehmen Guiteau'ö bei den Verhandlungen bleibt nach wie vor ein aufgeregtes. Bei der ZurücktranSportirung desselben nach dem Gefängnisse schoß ein junger Mann zu Pferde auf ihn und verwundet- ihn leicht am Handgelenk.