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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und UM MMeWstt j lliteOItWS. xv Otttndochvkrilla. s IN Nummer 77 25. Jahrgang Sonntag, den 4» Juli jY26 Postfch«ck-Kvn!L Leipzig Nr. 28148. Dieft Zeitung veröffentlicht die de» Gemeinderates Mit dm Bella,« „N««» Illustrierte", „Wvde »«d »d „V« Kvbvlb^ GehristleWarg, Druck und Verlag Herman» Rühl«, Otteudorf-GtrtÜL. s« 8«ttm«a- ers ch«t»t Vt««- e««t» »Niamü L° vertlichcS «n» Lächsisches. Vttendorf-Dkrilla, den r. Juli zyrs. — Gestrm nachmittag kurz vor 5 Uhr eieignetr sich am Hirschberge ein Motonadunglück. Der von Dresden kommende Fahrer Georgi kam beim Nehmen dieser an- steigenden Kurve von der gepflasterten Straße ab und fuhr an die Giebelseite des Gasthofs zum Hirsch. Der Fahrer kam hierbei zum Sturz und erlitt einen Schädklbruch, sodaß » bewußtlos liegen blieb. Der sofort angerufene Herr Dr. Förster war liider nicht anwesend und muß es al« ein Glück bezeichnet werden, daß Herr Dr. Goldammer noch nicht verreist war und di» erste Hilfe leisten konnte. Dieser Borsoll dürste zu dem Bedenken Anlaß geben, daß unser Ort mit einem Arzt für di» nächste Zeit nicht gut aut- kommen wird. Al» ein Wunder ist e« st»t» bezeichnet worden,, daß an der gefährlichen und unübersichtlichen Kurve nicht schon öfter Unfälle vorgekommen sind. Es dürste Lach» d«r Straßenbauv»rwaltung s»in, sich mit dem besseren Ausbau oder Höhrrlegung der Kurv» eingrhend zu btfaffen UM weitrren Unglücksfällen vorzubcugen. — Bet dem Ver- «nglückten macht sich die Uebrrführung ins Krankenhaus not wendig. — In der öffrntlichen Gemrindeverordnrtenfitzung am W. Junt diese« Jahre« wurde bekannt gegrben, daß der Bau deS BeamtenwohnhauseS einen Aufwand von 43190 Mark, einschließlich Kosten der Baustelle, «fordert hat. Hier nach stand der Haushaltplan für dar laufende Jahr zur Beratung, welcher bei 158089 Mark Einnahmen und 200760 Mark Ausgaben »inen Fehlbetrag von 24671 Wark «gibt. Herr Bürgermeister Richter erläuterte den Etat kurz, Voraus man tn dt» Spezialberatung rintrat. Verschiedene Aenderung«anträge der kommunistischen Fraktion, begründet buch Herrn Wirth, wurden gegen 4 Stimmen abgelehnt. Di, einzelnen Kapitel des Plane» wurden einstimmig ge- Uehmigt, während der Gesamtetat gegen 4 Stimmen An- uuhme sand. Tinen breiten Raum nahm die Beratung der °°n der kommunistischen Fraktion gestellten Anträge auf Schaffung eine« Licht- und Luftbades, einer Wanderer- Herberge, ein«« Urnenhaine« und Einführung einer besonderen Schwangerenfürsorge und völliger Lrrnmittelfreiheit ein. In Btlbindung hiermit wurde eine Eingabe der Arbeiter- Tamarit«»Kolon«r bekannt gegeben, in welcher die Ein richtung eine« Kindererholungrheime» im Rathausgarten Upsohlen wird. 60 bis 60 Kinder sollen in den Monaten Mai bi« September einige Wochen lang unter Aufsicht einer "indergärtnerin in diesem Heim Tagesaufenthalt und Ver pflegung finden. Herr König und Herr Bürgermeister michter wiesen aus die von der Gemeinde setzt in Angriff iu nehmenden größer»« Aufgaben hin und machten bei Annerkennug d»r gewiß ideal empfunden Anträge finanzielle Bedenken geltend. Nach einer langen Aussprache wurde be- Mofsen, die Anträge und die Eingabe der Samarit»rkolonne Pf« Bauaurschuß zur Beratung zu überweisen. Die Ein- Wrung der völligen Lernmittelfrriheit wurd« gegen 4 Stimmen abgelehnt, da im Schulhaushaltplan sür dies» Mck« bereit« 2000 Mark vorgesehen find und da die Durch- Hrung bei der jetzigen Finanzlage der Gemeinde unmöglich ist. Mem wurde darauf hingewiesen, daß «in großer Teil der Mern sehr gut tn der Lage ist, die Schulbücher selbst zu Wahlen. Wegen der Einführung de« Urnenhains wurde ^»«kt, daß die Kirchgemeinde auf dem Friedhöfe bereits Borsorg« getroffen habe und Urnen schon jetzt beigesetzt ?"den können. Mit d»m Kirchenvorstand soll in Ver- »Mung getreten werden. Die Stelle eine« Beamten- .^Wärter« wurde Herrn Richter bei der Gemeindeverwaltung ^vgenau übertragen. Herr Uhlig beantragte die Beseitigung an Mauern und Gartrnzäunen angeklebten Volksent- Md-Plakate auf Gemetndekosten. Allseitig wurde aner- daß da« Bekleben dem Orte nicht zur Zierde g». M. Der Antrag Uhlig wurde gegen die bürgerlichen Stimmen abgelehnt. Wegen der Schaffung eines Zugangs- zum Bahnhof« Süd hat »ine Verhandlung mit Brr- "'lern der R-ichsbahn und dem Bürgermeister stattgefunden d»m Ergebnis, daß unter Mttbeteiligung der Gemeinde " Wirtschaftsweg der Firma Nug. Walther Sc Söhne bi« 7* Gkterbodenstraße durchgeführt werden soll. Die gen. nrma hat sich unter Bedingungen bereit erklärt, den Weg die O»ffentlichkeit freizugeben, der übrigen» früher nur Einverständnis mit der Gemeinde verlegt werden konnte. A Verhandlungen sollen durch Herrn Bürgermeister Richter . ,t"S«sührt werden, damit der notwendige Zugang g«- 'Waffen wird. Hieraus geheim« Sitzung. — Konkurse im ersten Halbjahre 1926. Obwohl die Anzahl der Konkurseröffnung«« in den Monaten April bi« Juni stark zurückgegangrn ist und nur 3289 gegen 6025 in den Monaten Januar bis März beträgt, hat sich die Zahl der Konkurse im soeben beendeten Halbjahre gegenüber der «ut- sprechenden Vorjahrtzrit mehr al» verdoppelt. E« wurden nach einer Zusammenstellung der Finanzzeitschrist „Die Bank" im ersten Halbjahr 1926 9202 Konkurs« eröffnet gegen 4545 im ersten Halbjahr 1925. Noch ungleich stärker ist die Steizeruug bei den neuverhävgten Geschäftsauffichten. Hier ist die Ziff«r von 1707 im ersten Halbjahre 1925 auf 6787 im soeben beendeten Halbjahre gestiegen. — Obgleich unser Land mit jedem Tage ärmer wird und wir nicht die Mittel haben, unser Volk einigermaßen ordnungsgemäß zu erhalten, verbrauchen wir Unmassen von Luxusnahrung, die aus dem Aurlande eingrführt wird. In selbst in Fried enszeiten nicht geahntem Maße kommen heute ausländische Aepfel, italienisch» Frühkartoffeln, italienischer Blumenkohl, italienische Apfelsine« usw. auf den Markt- Gleichzeitig findet da« normale Volktnahrungsmittel, unsere deutsche Kartoffel, den schwersten Absatz. Deutsche« Obst verfault, deutsche Konserven müssen verschleudert werden. Unmengen deutscher Firmen brechen täglich zusammen, da st« unter Ungunst der Verhältnisse, Kapitalarmut, dem schwierigen Absatz der eigenen Erzeugung im In- und Aur lande, nicht mehr bestehen können. Besinnt euch und über legt euch bei jedem Einkauf, woher die War« stammt, ob ihr Verbrauch nicht nur uns selbst, sondern auch unser«« Volke und damit unserer eigen,« Zukunft auf weitere Sicht förderlich oder schädlich ist. Deutsche, die ihr zu führen berufen seid, beachtet diese Dinge mit größter Aufmerkam- leit, und wirkt dahin, daß wir zu einer Sammlung unserer Kräfte gelangen. Fördert alle Bestrebung««, di« dahin gihen, unsere Konkurrenzfähigkeit dem Ausland« gegenüber zu stärk««, fördert den wirtschaftlichen, politischen Sinn unsere» Volke«. Nur durch Sparsamkeit, Konzentration unserer Kräfte und zielbewußte« Handeln können wir au» der Not der heutigen Lage herauskommen. Was den Bezug der ausländisch«« Luxuswaren im allgemeinen betrifft, gilt natürlich ganz be sonder» den Warrn, die wir hrute von Italien beziehen. So lange Italien da« Haupthindernis zu uns«rem Zusammen schluß mit Oestereich ist, so lange Italien unser Deutschtum in Südtirol mit Füßen tritt, müssen wir er als Ehrlosigkeit empfind««, wenn wir mit di«sem Land« Geschäfte betreiben und in einem Maße betreiben, al« w«un es unser bestrr Freund wär. Elsterwerda. Ein guter Schwimmer namens Ruprich aus Krauschütz durchschwamm die hochangeschwollene Schwarze Elster bei Kahla mehrere Mal«. Al» er mittag» bet der Dammwache dar Wagnis nochmals unternahm, ver- schwand er wahrscheinlich infolge Herzschlags in den Fluten. Seine Leiche wurde später geborgen. Er hinterläßt die Frau und zwei Kinder. Oberschöna. Der Gutsbesitzer Röber rutschte beim Holzschneiden au» und kam mit dem Kopf in die Kreissäge. Er war sofort tot. Jonsdorf bei Zittau. Infolge der nassen Witterung der letzten Zeit ist in der „großen Felsengaffe,, in der Nacht zum Mittwoch ein Felsstück im Ausmaß von fünf bi« sechs Kubikmeter mit Donnergepolter in die Tiefe ge gangen und versperrt mit seinen Trümmern die „große Felseu- gassr". Die AusräumungSarbriten sind so gefördert worden, daß der Weg wieder frei ist. Uebrigen« hat sich auch im Mühlsteingebiet die zersetzende Wirkung des nassen Wetter» gezeigt. Dort steht ein einzelner Felsen, der unter dem Nam,» „Großvater" bekannt ist eine Felsfigur in Gestalt eine« Mannes mit Kopf und Mütze. Dieser „Großvater" hat an einem der letzten Tage seinen „Kopf" verloren, der ihm ob de« regenreichen Sommer« vom Halse gefallen ist. Freiberg. Ein stundenlang anhaltende« Unwetter hat tn dem Gelände zwischen Freiberg und Herrndorf durch wolk«nbruchartige Regengüsse großen Schaden angerichtet. Die Freiberger Mulde und ihre Nebenflüsse führten wieder Hochwasser. Die am Ausgang de» Schrunenweg« gelegene Kriegergärtenkolonie wurde durch eine im Gefolge de» Un wetter« auftretende Wasserhose arg mitgenommen. Saupersdors. Ein Grobfeuer zerstört« da« Kessel bau« de« Schäserschrn Dampfsägewerk» hierselbst. Die Motorspritze der Stadt Kirchberg war die erste der au«- wäriigtn Wehren, die hier etntrafen. Chrmuitz. Nach einer Mitteilung de» Krimmival- amte« Chemnitz ist in den letzten Tagen auf die Schienen der Eisenbahnlinie Jöhstadt—Wolkenstein — und zwar wischen Schmalzgrube und Steinbach — südlich der Eisen- whnbrück« eine Blechschachtel mit Kugeln und Schrotpatronen ür Teschin« gelegt worden. Durch die Lokomotive eine« Güterzuges ist die Blechschachtel überfahren und di« Munition unter lauten Knall und starker Rauchentwicklung entzündet worden. Größerer Schaden ist aber glücklicherweise nicht entstanden. — Ei« schwerer Unfall hat sich tn der Stiftstraße zu- getragen. Durch da« Umfallen eine» Topfe» mit kochender Nilch erlitt ein 1V, jährige« Kind im Gesicht lrbin-ge- Shrliche Verlrtzungen. Adorf i. B. Freiwillig au« dem Leben geschieden st der Pächter de« hiesigen Rittergute« Freiberg Ernst Rackart n einem Hotel in Plauen. Der Selbstmord hat im gr ämten Vogtland große» Aufsehen erregt, zumal über sein« Irsache allerlei unsinnige Gerüchte in Umlauf gesetzt wurden. Rackart war Mitglied de» Bezirk«au»schuffe« und stellver tretender Vorsitzender de« Bezirk«tage«, sowie Vorsitzender.der Landwirtschaftlichen Einkaufsgenossenschaft Adorf. Er ist 60 Jahre alt geworden. Sein Tod trat durch Vergiftung »in. Der wirtschaftliche Tiefstand. Das im Sommer vorigen Jahres geschaffene „Institut für Konjunkturforschung" hat die Zeit, in der wir jetzt leben, als eine Zeit der „Depression", d. h. des wirtschaft lichen Tiefstandes, bezeichnet. Das Charakteristische an einer solchen Zeit ist ein verhältnismässig niedriger Preis stand, geringer Zinsfuss für „tägliches Geld" und stockender Gang der Erzeugung wie des Absatzes. Das erwähnte Institut ist der Meinung, dass der Tiefstand diesmal von längerer Dauer sein wird als in früheren Zeitläuften. Seit der Stabilisierung unserer Währung vor zweinhalb Jahren baben wir einen ganzen Konjunkturzyklus durchgemacht. Der Tiefstand trat im November 1023 ein und dauerte bis zum Juni 1924. Dann trat ein Aufschwung ein, und etwa im Frühjahr 192o war der Höhepunkt erreicht. Dann folgte die Krise und der Abstieg und ieit Februar dieses Jahres haben wir wieder Depression, Stillstand. Flaute. Aeutzerlich kommt dieser Tiefstand in der für die jetzig- Laison ausser ordentlich hohen Arbeitsloientiner und in dem recht unbe friedigenden Warenabsatz zum Ausdruck. Ueberall sucht man das Rätsel zu ergründen, wielange die Depr-^ion noch an» dauern wird. Kann man daraus dass die letzte Depression kaum acht Monate gedauert hat. schliessen, dass auch die ge genwärtige Depression ackn Monate dauern und dann einem neuen Konsunkturaufstisa Platz machen wird? Wir müssen uns daran erinnern, dass ver damalige Anstieg der Kon junktur eine unmittelbare Folge der günstigen Verhand lungen über den AbickUnK etn-- nen->n Revarationspro- grammes (des Dawes-Planes) war. Niemand vermag zu sagen, wie lange die daw'lige Depression noch gedauert hätte, wenn das Dawes-Programm nickt neuen Mut zu wirtschaftlicher Arbeit geschaffen bätte. Jedenfalls wäre es nicht verwunderlich, wenn das amne Iabr 1926 darüber hinginge, ehe sich ein neu:r Wirtickgitsaufsiieg vorbereitet. Nach dem Kriege ist — wie das Institut sür Konjunktur forschung festgestellt Hal — ver Wellenschlag ves Konjunk» turryklus kürzer geworden. Es »ai-s angenommen werden, dass im weiteren Verlaufe der Zeit die Konjunkturbewegung wieder langsamer werden wir^ Die Zeit des Tiefstandes hat in den Herzen vieler den Wumch entstehen lassen, daß es in Zukunft gelingen möge, die Kurve des Konjunktur» Verlaufes zu streck'N. d. h. den weniger hoch und dafür den Tiefstand weniger tief zu machen, als es bisher der Fall ist. Kirchemtachrichte« Sonntag, den 4. Juli. Vorm. S Uhr Predigtgottesdienst. Vorm. V, 11 Uhr Kiudergott«Sdl«nst. Hierzu eine Beilage. rtts beste üünöerselke