Volltext Seite (XML)
AdorLer WorherMstt. - »— Mittheil nn gen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 Gr. Sachs., bei Beziehung des Blattes durch Botengelcgenheit 12 Gr. Sachs. -»FL« Erscheint jeden Donnerstag. 5. Mär» 1840. (Verspätet.) Die ausgewanderten Stephanianer. Außer der letzten Nachricht der schmachvollen Ent setzung Stephans von seiner Bischofswürde und dessen Verstoßung aus seiner Gemeinde haben wir nur Wenig von den Schicksalen der Stephanianer erfahren, bis uns eine unter dem Titel: die Schicksale und Abenteuer der aus Sachsen ausgewanderten Stephanianer bei Heinrich in Dresden erschienene Broschüre ein klares und voll kommenes Licht hierüber verbreitete. Dieses Schriftchen ist ein wiederholtes Beweisstück, das den Pietismus als eine elende Hcuchlermaske documentirt, hinter welcher Sünder und Verbrecher schleichen. — Wenn auch jene Finster linge in den Augen des Volks kenntlich genug gezeich net und einer zu allgemeinen Verachtung preisgegeben sind, als daß man von dem Gist ihres Saamens für Moralität und Aufklärung jder Gesammthcit erhebliche Besorgnisse hegen müßte, sie wissen sich hinter die Schanze eines vorgeblichen.Glaubcnscifers durch ver führerische Reize und Anlockungen wenigstens noch An hänger zu gewinnen oder holen sich auch, wie der Wolf aus der Heerde, ihre unglücklichen Opfer. — Die Ver blendeten sehend zu machen und bei den Hellsehenden regern Abscheu gegen diesen Feind des Fortschrittes zu erwecken, dazu möchte das Beispiel der Stephanianer einen eclatanten Beitrag liefern. Heben wir daher, wenn der zu erwartende Nutzen diese sehr spät kommende Mittheilungen dennoch als zeitig genug rechtfertigt, unter hauptsächlicher Bezugnahme auf die obgenannte authen-j tische Quelle, die Manchem vielleicht nicht zu Gebote, steht, diejenigen Momente hervor, die sowohl während der Ueberfahrt der Stephanianer nach dem Lande der Freiheit, als während ihres ersten Aufenthalts daselbst als charakteristische Kennzeichen des Wesens dieser Secte und als Grundlinien ihres Schicksals in die Augen springen, und richten wir bezüglich des ersten Abschnitts unser Augenmerk ausschließlich auf den „Olbers," unter dessen Segel ?. Stephan und sein intimster Anhang, also der eigentliche Kern der Secte, nach dem zweiten Canaan steuerten. Die Meisten der sogenannten Alt- lutherancr schieden von der teutschen Vatererde, als einem Sünvenpsuhl. Viele gaben sich süßen Hoffnungen und goldnen Träumen einer neuen großen Aera ihrer Glaubenssache hin, nur wenige von den Redlichen und Aufgeklärten lasen in dem Stephanischen Wappen die Ahnung einer traurigen Zukunft. Schon die -Ungeheuern Ausgaben, die auf Stephans geheime Wünsche in Bremen vor der Absahrt für den Ornat des künftigen Bischoffs und brillanten Kirchen- geräthschaften gemacht wurden, zogen die mißbilligende Aufmerksamkeit Einzelner aus sich, die den nutzlosen Aufwand um weltlichen Flitterglanz mit dem von Stephan ost gepredigtes Lehrsätze „Lerne die Welt verachten" in grellen Widerspruch standen. Und in der That, wäre dieser Ausspruch Stephans innerste Ueberzeugung ge wesen, er würde nicht den Schweiß seiner Jünger für solch nichtiges äußeres Gepränge hingeworfen haben. — In einem noch Hähern Grade nährte die treulose Ver schwendung für pikante Lurusgenüsse, womit sich Stephan und seine 13 Cajütenpassagiere, die Vertrautesten von ihm, aus Kosten der jungen Gemeinde versahen, Miß-