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Wochenblatt für Wilsdruff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne l Nummem 10 Pf. Tharandt, DD. Siebenlehn nad die Umgegendkn. Imtsölult Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. , Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen^ für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. No. 89. Freitag, den ü. November 1891. lnngen zwischen Deutschland und Italien zum treide (ausgenommen Weizen) und auf Kartoffeln, sowie auf Producte aus Getreide, dessen Ausfuhr verboten und aus Kar toffeln, wie Mehl, Malz, Grütze, Teig, gebactnes Brod aus gedehnt wird, ist nunmehr veröffentlicht worden. Das Verbot tritt an dem Tage in Kraft, welcher auf die Veröffentlichung des Ukases durch das Gesetzblatt folgt, wobei es den, Finanz minister anheimgestellt wird, das Verbot den Zollämtern tele graphisch mitzutheilen. Von dem bevorstehenden Verbot sind von solchen Ladungen dienen sollen, die vor der Veröffentlichung des Verbots begonnen haben und die vor dieser Frist mit der Eisenbahn durch die Landesgrenzzollämter ins Ausland abge gewiß hoffen, daß die Parlementarier nach ihrer Heimkehr von Rom in dem Geiste, der sie dort leitet, auch unter den ein zelnen Völkern fortwirken und diese für die Friedensbestrebungen zu gewinnen sich angelegen sein lassen werden. Dann wird die hohe Aufgabe, die jetzt in Rom als eine interparlamentarische behandelt wird, mehr als es bisher der Fall war, auch als eine internationale angesehen und ihrer Lösung zum Heile der ganzen Menschheit entgegengeführt werden. Der Riesenprozeß, welcher nun schon seit Wochen vordem römischen Schwurgerichte gegen die 65 Anarchisten, die infolge der Straßenscandale in Rom vom 1. Mai d. I. verhaftet wurden, will noch immer nicht enden. Die 44 Ver- theidiger, welche den Angeklagten zugestanden worden sind, ver theils nach Frankfurt a. M. verwogen in neuen Säcken zu 100 Kilo netto. Die Freis. Ztg." glaubt, daß diese Ankäufe für den Jahresbedarf der Armee bestimmt sind. Es ist nunmehr gewiß, daß Fürst Bis mack zur Er öffnung des Reichstages nach Berlin kommt. Doch wird versichert, daß er keineswegs die Absicht habe, eine so feindselige Stellung gegenüber der Regierung einzunehmen, wie aus den letzten Publikationen geschlossen werden könnte. Den deutsch-österreichischen Handelsvertrag werde er allerdings be kämpfen. Theodor Mommsen über den Buchdrucke r- strei k. Die Hofbuchdruckerei in Weimar, in welcher zwei von Th. Mommsen herausgegebene Bände der ,.Nc>numsntk Osr- innnino/ im Druck befindlich sind, hatte den Herausgeber be nachrichtigt, daß voraussichtlich der Druck durch den Streik un terbrochen werden müsse. Der berühmte Gelehrte antwortete: Tagesgeschichte. Das Unterbleiben einer persönlichen Be gegnung unseres Kaisers mit dem Kaiser Alexander wird, so ungewöhnlich es angesichts der vom Zaren gewählten Reiseroute auch sein mag, an den Beziehun gen zwischen Deutschland und Rußland nichts ändern. Diese Beziehungen sind äußerlich normale, und die russische Re gierung hat zur Zeit weder die Möglichkeit noch die Absicht, sie zu verschlechtern. Herr v. Giers hat bei seinem Aufenthalt in Italien den Souveränen und den Staatsmännern, mit welchen er dort verkehrte, die bündigsten Versicherungen von den friedlichsten Absichten Rußlands gegeben, und diese Ver sicherungen sind ohne Zweifel zutreffend, so langeHerr von Giers Minister ist und so lange Rußland sich aus allerlei Gründen nicht in der Lage befindet, eine andere, als eine friedliche Politik zu befolgen. Soweit die Thatsachen. Etwas anderes ist es uni den Eindruck, welchen die Reise des Kaisers Alexander im „In der Krisis, die das deutsche Verlagsgeschäft und folgeweise die gejammte litterarische Thätigkeit unserer Nation bedroht, Laufburschen, dadurch auf das Schwerste geschädigt werden würden. Aber man kann es niemand wehren, den Ast abzu sägen, auf dem er sitzt, wenn es ihm beliebt." Kürzer und treffender, als in diesem letzten Satze, läßt sich die jetzige Bewegung nicht charakterisiren. Es ist nunmehr in Oesterreich der erste Fall der Ent schädigung eines unschuldigen Verurtheilten aus Staatsmitteln vorgekommen. Es wurden dem wegen Brandstiftung zu zwei jährigem Kerker verurtheilten und nachher als unschuldig er kannten Georg Papst ans dem Justizbudget 3000 Gulden an gewiesen. Rom. Die interparlamentarische Friedenskonferenz wurde am 3. d. M. auf dem Kapitol in großartig erhebender Weise eröffnet. Außer den italienischen Theilnehmern waren gegen 200 Parlamentarier aus 15 Staaten anwesend. Für Deutsch land sprach der Reichstags-Vizepräsident Oberbürgermeister Dr. Baumbach, in dem er unter großem Beifall betonte, daß das deutsche Volk den Frieden wolle. Ebenso erklärten die Fran zosen Douville und Maillesen, daß sie Frieden und Freiheit für alle Nationen wünschten. — An die in Rom tagende Friedens konferenz hat im Namen und Auftrag der freisinnigen und de mokratischen badischen Landtags-Abgeordneten der Abgeordnete Meuser eine Zustimmungs-Adresse gerichtet. In der Adresse heißt es am Schluffe: Die aufgeklärten Völker werden die un würdige Barbarei des Kriegsführens verabscheuen und erkennen lassen, daß die gefährlichsten Feinde jeden Volkes jene Chauvi nisten sind, welche unter dem scheinheiligen Vorwand, einen edlen Patriotismus zu pflegen, kulturfeindlichen Rassen- und! für die Dauer von drei Tagen nach dem Inkrafttreten des Ver- Völkerhaß predigen und die leichtgläubigen Massen zu dem^bots derjenigen Producte ausgenommen, welche zur Completirung wahnwitzigen Glauben verleiten, Vaterlandsliebe und allgemeine -- --- " - "' Menschenliebe seien sich widersprechende Begriffe. Wir dürfen stehen es meisterhaft, die Verhandlungen zu Gunsten ihrer Clienten in die Länge zu ziehen, obwohl über deren Schuld nicht der ge ringste Zweifel bestehen kann. Das zuhörende Publikum, welches sich überwiegend aus den untersten ,Schichten der Bevölkerung zusammensetzt, sympathisirt offen mit den Angeklagten und führt durch sein Verhalten häufig die lärmendsten Szenen im Ge richtssaale herbei. Wenn in demselben nicht so starke Abtheil- ungen von Militär und Gendarmerie aufgestellt wären, würden vermuthlich schon längst ernstliche Versuche zur Befreiung der stets gefesselten Angeklagten gemacht worden sein. Die letzteren selbst benehmen sich mit der größten Frechheit und die Ver- theidiger treten in einer Weise auf, daß man meinen könnte, der Gerichtshof sei angeklagt und habe sich zu verantworten. Im Interesse des Ansehens der italienischen Justiz wäre dringend zu wünschen, daß diesem unwürdigen Schauspiele ein baldiges Ende gemacht würde. In der französischen Deputirtenkammer sind am Sonn abend die neuen Gesetzentwürfe über die Bekämpfung des Zu- hälterwescns und der Kuppelei eingebracht worden. Dieselben schlagen vor, die Vermiether und Schenkwirthe, welche diePro- stituirten beherbergen oder als Gelegenheitsmacher deren Ge werbe begünstigen, mit Gefängnißstrafe bis zu zwei Jahren, respektive mit einer Geldstrafe bis zu 10 000 Franks zu be legen. Die Zuhälter sollen als Vagabunden behandelt und eventuell mit zwei- bis fünfjährigem Gefängniß und fünfjährigem Aufenthaltsverbot bestraft werden. Zur Unterdrückung der Ver öffentlichung unzüchtiger Schriften wird ein Spezialgesetz aus gearbeitet. Im Verlaufe der Sitzung kam es wegen des An trages des sozialistischen Deputirten Laroche, den verhafteten so zialistischen Deputirten Lafargue in Freiheit zu setzen, zu einem scharfen Zusammenstöße zwischen den Radikalen und der Re gierung: Clemenceau erklärte, der Pakt der Regierung mit den Radikalen sei gebrochen. Hierauf nahm die Kammer den Ne gierungsantrag auf Uebergang zur einfachen Tagesordnung mit 240 gegen 161 Stimmen der Radikalen an. Die Rechte ent hielt sich der Abstimmung; hätte sie dies nicht gethan, sondern mit den Radikalen gestimmt, so wäre das Kabinet Freycinet- Constans gestürzt worden. Petersburg, 2. November. Der kaiserliche Ukas, wonach unter Aufrechterhaltung des Verbots der Aus fuhr von Roggen und R v gg e nm eh l, sowie aller Getreideabfälle, dieses Ausfuhrverbot auch auf alles andere Ge fertigt worden sind. Tiflis, 2. November. (H. T. B.) 110 Pro testanten wurden ihres Glaubens halber in die Provinz Elisabetpol verbrannt. Den protestantischen Eltern wurden die Kinder entrissen und orthodoxen Vormündern übergeben. Zara. Am Dienstag Nachmittag stürzte in Folge hef tiger Bora (Sturm) eine Aarke mit Wäscherinnen unweit Oltre um. Sechzehn Wäscherinnen ertranken, neun Leichen wurden gefunden. Bekanntmachung, die Bekämpfung von Forstschädlingen betreffend. In einzelnen Theilen der Staatswaldungen haben sich neuerdings wieder der Harz- und Danuenrüffelkäfer sowie der Noanenfalter gezeigt. Wie infolgedessen für die Staatswaldungen umfassende Maßregeln zur Bekämpfung dieser Schädlinge angeordnet worden sind, so erscheinen solche auch hinsichtlich der Gemeinde- und Privatwaldungen dringend geboten; insbesondere aber macht sich erforderlich, von dem etwaigen Auftreten dieser Schädlinge rechtzeitig Anzeige an die Behörde zu erstatten. Es werden daher die Waldeigentbüm^r des hiesigen Verwaltungsbezirkes unter Bezugnahme auf § 1 des Gesetzes, den Schutz der Waldungen gegen schädliche Insekten betreffend, vom 17. Juli 1876 auf die ihnen obliegende und zunächst eine sorgfältige Beobachtung erfordernde Verpflichtung zur Ergreifung dienlicher Maßregeln behufs Abwehr und Ver tilgung der gedachten Schädlinge, mithin auch zur alsbaldigen Anzeige über ein etwaiges Auftreten derselben mit dem Bemerken hingewiesen, daß nach dem von dem Königlichen Finanzministerium erforderten Gutachten des Professors l)r. Nitsche in Tharand zur Bekämpfung der Harz- und Tannenrüsselkäfer die rücksichtslose Entfernung und Entrindung aller befallenen Stämme als das einzige anwendbare Gegenmittel erscheint. Die Herren Bürgermeister von Wilsdruff und Siebenlehn, die Herren Gemeindevorstände und Gutsvorsteher aber werden veranlaßt, die in 8 4 Absatz 2 des gedachten Gesetzes vom 17. Juli 1876 erforderte Anzeige zutreffenden Falles ungesäumt anher zu erstatten. Meißen, am 30. Oktober 1891. Königliche Amtshauptmannschaft. übrigen Europa Hervorrufen und welcher die öffentliche Meinung ohne Zweifel stark in pessimistischer Richtung beeinflussen wird, können wir leider nichts thun, als den zunächst Betroffenen München, 2. November. Die „Allg. Ztg." berichtet: Muth und Erfolg zu wünschen. Die von den Setzern ange- Jn einer gestern Abend abgehalteneu Konferenz der deutschen strebte Vertheuerung des Druckes würde ohne Zweifel eine so und italienischen Delegirten "sind die Ver t r a g s v er ha n d-! wesentliche Beschränkung der Druckarbeiten herbeiführen, daß lnngen zwischen Deutschland und Italien zum alle Betheiligten, von dem Schriftsteller abwärts bis zum letzten Abschlusse gebracht worden, dasselbe ist in allernächster Zeit be züglich der österreichisch-italienischen Verhandlungen zu gewärtigen. Die nächsten Tage werden der Redlgierung der Vertragsterte und der Zolltarife gelten, worauf die Paraphirung derselben erfolgen wird. Neber den Inhalt der Verträge wird wohl erst die Rede des Marchese di Rudini in Mailand am 9. Novem ber auihentische Andeutungen bringen; schon jetzt weiß jedoch der als offiziös geltende „Economista d'Jtalia" zu berichten, gegenüber deni früheren Vertrage seien mehrere Produkte in den Vertragstarif neu ausgenommen. Deutschland habe betreffs des Weines und Oeles, Italien bezüglich der Lettern, der Eisen industrie und der Maschinen Zugeständnisse gemacht. Gegen über Oesterreich seien die Hauptdiffcrenzpunkte Lein und Hanf, doch sei auch da ein Einverständniß im Zuge. Alsbald nach Abschluß der Münchener Verhandlungen würden solche zwischen Italien und der Schweiz wahrscheinlich in Rom, beginnen. In Bezug auf die Verhandlungen Deutschlands und Oesterreich- Ungarns mit der Schweiz giebt man sich in Wien der Erwar tung hin, daß dieselben noch im November beginnen und rasch zu Ende geführt werden dürften, zumal sich die Schweiz nicht unter jenen Staaten befindet, bezüglich deren die vorgestern im, ungarischen Abgeordnetenhaus!: eingebrachte Vorlage eine provi sorische Verlängerung der bestehenden Handelsverträge verlangt, trotzdem der österreichisch-schweizerische Vertrag schon mit 1. Februar 1892 abläuft. — Wie man uns aus Wien meldet, halten die Regierungen von Deutschland und Oesterreich-Ungarn an der Hoffnung fest, daß das System der neuen Handelsver träge, wie geplant war, am 1. Februar 1892 in Kraft treten werde. Es werde noch möglich sein, bis Mitte Dezember auch mit der Schwei; und mit Serbien zum Abschlusse zu gelangen, nachdem der Vertrag mit Italien vereinbart ist. Neuere, der „Münchener Allgemeinen Zeitung" von Berlin zugehende Informationen hätten ergeben, daß vom Reich s - tage 120 Millionen für die Armee, speziell für die Artillerie, gefordert werden. Dazu kämen die Forderungen für die Marine. Nach der „Kölnischen Zeitung" halte man in amtlichen Kreisen daran fest, daß der Reichstag am 17. No vember wieder zusammentreten und die Berathung über die Handelsverträge gegen Ende Noveniber erfolgen werde. Wie man der „Freis. Ztg." aus Antwerpen schreibt, hat die deutsche Regierung durch die dortige Firma Bunge in den letzten Tagen ankaufen lassen: 90,000 Doppelcentner Winter- weizen Nr. 2, Kansas- und Kaliforniaweizen, 5000 Doppel centner Kuracheeweizen. Alles wird theils nach Mannheim,