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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ ro^blott» «f^Uu» W«rIitaHen nachmittaz» SUH«. Brzugsp»!»: B»i Abholung in »« ««»»-defteSai L SM. im Mona», bei Zuftellun, durch di« Boten «Fv RM., bei Poftbeftellung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^lUrvanr Im Falle höherer GewaU, Arie- oder sonstiger BetriebrstSrnagen besteht kein Anspruch aus Lieferung b«, ZMung »d«r Kbrzuu« der Bezug,Preijes. — Bückiendung eingejandler SchrtMüch« «riolgt nur, wenn Porto beUiegt. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzei,enprei,: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpsg., die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bcbannimachuugen IS Reiche ps-uuig, die «gespaltene Reklamezeil« im textlichen Teile I Arichrmarb. R-chweismigogcbLhr 2V Reich,psennige. Do> w^rdm^ch^M^glichdett Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr. 6 b°?L-ksicht?g annahme bis vorm.1VUhr. - - Für die Richtigkeit der durch FernrufübermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radattanspru ch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oderderAuftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rv 158. — 87. Jahrgang Telegr.-Adr.: Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, de» 9 Juli 1928 Gras Sernstorff zum Abrüsiungsprodlem s »luu! duns d. s W -1, v - . b " d, . Völkerbundvereinigung Die Vollversammlung des Weltverbandes der Völker- bundgesellschasten nahm, wie aus dem Haag gemeldet Wird mehrere ihr zur Frage der nationalen Minderheiten vorgelegte Entschließungen an. Die Hauptentschließung verlangt Aufnahme der in den verschiedenen Minderhcitenver- trägen aufgestellten rechtlichen Verpflichtungen in den «älkerbundpakt und baldige Einsetzung einer Minder- heitenkommifsion durch den Bölkerbundrat. Eine eingehende Aussvrache entspann sich über die r brüst» ngsfrage. Hier wurden schließlich eine / 'che, Mei französische und eine deutsche Entschlie ßung angenommen. „Turner, auf zum Streite!" Wenn die Deutsche Turnerschaft am 21. Juli in "t s th e s Turnfest veranstaltet, so wird diese Nachricht hier und da vielleicht nur die achselzuckende Bemerkung finden: Wieder ein Fest mehr! Vielleicht wer- den viele Teilnehmer auch nur von der Freude über turnerische Betätigung, über die Beherrschung jedes Muskelw ihrer Körper erfüllt sein, ohne an die großen, Avalen Hintergründe der deutschen Turnerei zu denken. Beides aber ist unrecht: niemals und besonders nicht in der jetzigen Zeit sollte der innere, der g e i sti g e G e h a l t vergesset! werden, der gerade dein deutschen Turnen, der Deutschen Turnerschaft etwas verleiht, was sie ganz eigen artig macht. Die Geschichte und damit das Wesen der Deutschen Turnerschaft ist die Geschichte und die Entwicklung des putschen Einigungsgedankens. Wir Menschen von heute, mr die das einige Deutsche Reich eine Selbstverständlich en war und für die die Schaffung eines wirklich alle Deutschen umfassenden künftigen Reiches eine Hoffnung ist, können uns kaum noch zurückversetzen in eine Zeit, die doch nur ein paar Jahrzehnte zurückliegt, die aber die deutschen Stämme und Länder im Zustand ärgster Zer- 'plitterung und Uneinigkeit sah. Nur wenige, dazu noch schwache Klammern äußerer Natur waren es, die den morschen Bau des Deutschen Bundes zusammenhielten, aber es gab doch stärkere geistige Klammern, die den Norden mit dem Süden, den Osten mit dem Westen ver banden, es gab große gemeinsame Strömungen, die da mals als Sehnsucht und Wunsch das deutsche Leben von der Etsch bis zum Belt und von der Maas bis zur Memel durchfluteten und ihren Ausdruck im großen gemeinsamen Handeln fanden. Dadurch wurde die innere, die geistige Grundlage für das geschaffen, was erst 1871 zur Wirk lichkeit wurde. Der Gedanke der Deutschen Turnerschaft stand hier bei ganz im Vordergrund und nur billiger Spott konnte das Wirken eines Herzogs Ernst von Koburg und Gotha, des Freundes Gustav Freytags, des „Turner- und Schützenkönigs, als Phantasterei verhöhnen. Man will die Episode nicht vergessen, als Jahn, der Vater der deutschen Tnrnerei, einem Berliner Jungen eins hinter die Ohren schlug, weil dieser nicht wußte, was er ant worten sollte, als ihm Jahn das Brandenburger Tor "vies, von dem Napoleon die Viktoria heruntergeholt hatte. Die Gcburtsstunde der deutschen Turncrei ist um leuchtet vom blutroten Schein der Deutschen Befreiungs kriege; der Geist eines Jahn und Theodor Körner, der Idealismus von Lützows wilder, verwegener Jagd hat die Deutsche Turnerschaft nie verlassen, bis der Traum der Väter erfüllt war. Jetzt ist er wieder zur Hoffnung, zur Sehnsucht ge worden. In das Rheinland ruft zum Turnertag die Deittsche Turnerschast. Nur eine kurze Bahnstunde wird in Köln die Teilnehmer von jenem Gebiet trennen, wo die fremden Besatzungstruppen stehen. In unserer mehr und mehr materialistisch gesonnten Zeit haben ideelle For derungen an äußerer Wertschätzung verloren, aber doch nicht an innerer Kraft und Bedeutung. Aus allen Staaten der Neuen Welt werden deutsche Turner nach Köln kommen und sie werden znsammengeführt, nicht so sehr, um im Wettkampf gegeneinanander zu streiten, sondern sie werden nach Köln geleitet durch den großen gemeinsamen Gedanken, durch das Ideal des deutschen Sehnsuchtszieles. Ans Amerika kommt auch der Enkel des Begründers der deutschen Tnrnerei, aber deutsche Turner kommen auch aus den verlorenen Gebieten, vor allen! aus Ssterreich, Elsaß-Lothringen, Siebenbürgen, Polen und der Tschechoslowakei. Aus allen Teilen der Welt, wo Deutsche sitzen. In Deutschlands trübster Zeit schlug die Geburtsstunde der Turnerei und jetzt, da sie groß und stark geworden ist, wird sie nicht eine bloße Kvr- perstählung sein wollen, sondern von jenem Geiste ge- tragen werden der ihre Väter erfüllte. Jetzt stärker denn je, jetzt ideallstischer, sehnsuchtsvoller als zu der Zeit, als Rheinlands 1872 ein großes, mächtiges Deutschland erstand. - Ärk?und°mÄio?^ wird der Turnertag Vie geplante Senkung aer Lohntteuer Steuerermäßigung für kleinere Einkommen. Noch in diesem Sommer Die Besprechungen zwischen den Regierungsparteien und im Reichskabinett über die Frage der Lohnsteuer- fenkung, wie sie in der Regierungserktärung angekündigt wurde, sind so weit fortgeschritten, daß mit der Erledigung dieser Frage noch vor der Vertagung des Reichstages ge rechnet werden kann. Vorgeschlagcn ist eine Ermäßigung aller Einkommen unter 8900 Mark. Die Ermäßigung soll auch alle selbständigen Gewerbe treibenden und freien Berufe in sich schließen. Das Zen trum soll der Steuersenkung ohne Rückhalt zugestimml haben. Angeblich wird von den Demokraten und den Volksparteilern gewünscht, daß sich die anderen Regie rungsparteien grundsätzlich damit einverstanden erklären, den Einkommensteuertaris bis zu einer gewissen Grenze elastischer zu gestalten und zu mildern und der Veranlagung der Steuer den dreijährigen Durchschnitt zugrunde zu legen. Die Kapitalertragssteuer soll jedoch nicht erfaßt werden. Denkschrift zur Reichsreform. Anfang Mai betraute der von den Regierungen des Reiches und der Länder eingesetzte „Reichsresormausschub" eine Anzahl seiner Mitglieder mit der Vorbereitung der Arbeiten des Ausschusses für die Zeit nach den Wahlen Mit dem 30. Juni lief die für diese Vorbereitungsarbeitcn gesetzte Frist ab. Die preußische Regierung legt Wert auf die Feststellung oatz das von Preußen entsandte Mitglied, Ministerialdirektor Dr. Brecht, neben einem Beitrag zur Materialsammlung auch eine ausführliche Denkschrift als geschäftstechnische Beratungs- Unterlage vorgelegt bat. Fu dieser Denkschrift wird das Ge samtproblem der Reichsreform mit Rücksicht auf seinen Um sang in geschäststechnischer Hinsicht in abtrennbare Sonder- sragen und in untrennbar verflochtene Fragen zerlegt. Für vie abtrennbaren Sondcrsragen (Beseitigung der Enklaven, Verschmelzung der kleinen Länder mit größeren, Änderung dei Landesgrenzen, schärfste Abgrenzung der bestehenden Zu ständigkeiten, Angleichung der Verwaltungsbezirke, des Vsr- waltungsanfbaues und Verwaltungsrechts, Änderung der Struktur der Landesregierung und der Landtage nsw) wird die Einsetzung von Unterausschüssen vorgeschlagen, während die Miteinander verflochtenen Hauptfragen (andere Teilung der Zuständigkeit zwischen Reich und Ländern, Verbindung von Reichs- und Landesverwaltung in der Mittelsteste, Verschmel zung der Zentralverwaltung von Reich und Preußen, Preu- gifcher Zentrallandtag, Reichsrat, Sicherung der betroffenen Beamten) vom Ausschuß einheitlich erörtert werden sollen. Die von dem Grasen Bernstorff vorgetragenc deutsche Entschließung gipfelt in der Forderung, daß alle in dem vorbereitenden Aürüstungskomitee ver tretenen Regierungen sofort Maßregeln zur Verminderung der Effektivstärke der Armeen und der Erzeugung von Kriegsmaterial sowie znr Herabsetzung der Hecresbudgets ergreifen sollen. Eine weitere, von Professor Scelle - Frankreich be gründete Entschließung fordert die Ächtung des Krieges. Der prüfickent cksr „Imro" in Solis erfchossen? Belgrad, 9. Juli. Nach einem hier eingetrofsenen Tele gramm der bulgarischen Nachrichtenagentur wurde am Sonn abend in Sofia aus zwei Männer von drei Unbekannten ein Re- volverattentat verübt. Bon den Ueberfallenen blieb -er eine auf der Stelle tot liegen und der andere wurde ins Krankenhaus überführt, wo er seinen Verletzungen erlag. Der Untersuchungs richter stellte fest, -aß -er im Krankenhaus verstorbene General Protogerow tvar. der Führer der mazedonischen Komitatschis und der Präsident der mazedonischen Organisationen, deren auch Einfälle nach Jugoslawien zugeschrieben werden. Die Polizei ver haftete einen Attentäter, doch wird sein Name geheim gehalten. Der zweite Ermordete soll eine bekannte politische Persönlich keit sein. Das Attentat hat in Sofia großes Aussehen hervor gerufen und wird auch in Jugoslawien viel besprochen — Eine Bestätigung der Meldung aus Sofia steht noch aus. Schreckliche SchMstastrophe. 291 Tole. Einem Bericht des chilenischen Marineministcriums zufolge, find bei dem Untergange des Armeetransport- schifses „Angamos" 291 Personen umgcktzmmcn, darunter 89 Reisende. Der Kapitän beging auf der Kommando brücke Selbstmord. * Dm MtMW der AWWK Paris, 8. Juli. Nach den letzten aus Santiago -e Chile eingelrosfenen Meldungen sind mit der sinkenden Angamos insgesamt 299 Personen ums Leben gekommen. Von der 215 Kops starken Besatzung konnten nur sünf Mann gerettet werden, außerdem ertranken alle 89 Passagiere, unter denen sich zahlreiche Frauen und Kinder besanden. Der Zerstörer Williams und der Kreuzer Venteno sind an der llnfallstelle eingetroffen, ohne jedoch eine Spur des Schisses auszujinden. Ueber die Ursache der Katastrophe sind bis jetzt noch wenig Einzelheiten bekannt ge worden, da die fünf geretteten Matrosen sich in einem Zustand befinden, der ein längeres Verhör nicht zuläßt. Aus ihren Äußerungen geht hervor, daß das plötzliche Eintreten des Un glückes dem Kapitän cs nicht mehr ermöglichte, diejenigen Maß nahmen zu ergreifen, d:e dis Rettung mindestens eines Teiles der ReiserLen und der Besatzung gesichert hätten. Vor dem Marine- Ministerium in Santiago de Chile, vor dem sich die Familien eine sunden hatten, um Nachrichten über ihre Angehörigen zu er- U.MN, spielten sich ergreifende Szenen ab. Der Marineattache der chilenischen Eesamdtsschaft in Paris erklärte einem Vertreter des „Paris Soir" unter anderem, daß die Angamos ein altes Schiff gewesen sei, das zur Beorderung der für dos Geschwader nötigen Kohle und Lebensmittel diente. Sein Lc^evermögen habe 4509 Tonnen betragen. Sm Gold von Araueo hätten sich schon zahlreichst Schiffbrüche ereignet, da die Fahrlinie sehr schlecht und voller Felsen und Klippen sei und dort ein fast ununterbrochener Sturm herrsche. Das SLicksal Amundsens Kopenhagen, 8. Juli. Noch Mitteilung von zwei Fahrgästen des Schiffes Sage M, das sich am 18. und 19. Suni ans der Fahrt nach Spitzbergen in der Nähe der Bärenmse! befand, muß Amundsens Schicksal als besiegelt gelten. Die beiden Fahrgäste haben mitgeteilt, daß sie in der Nähe der Bäremnsel den Absturz eines großen Flugzeuges ins Meer beobachtet hät ten. Der Zeitpunkt de Beobachtung läßt den Schluß zu, Paß es sich um Amundsens Flugzeug handelt. Den briden Fahrgästen war von der Amundsen-Expedition nichts Monnt, so daß die Annahme fern liegt, daß sie durch vorhergehende Meldungen beeinflußt waren. Wie aus Stockholm gemeldet wird beteiligt sich Kapitän Lundborg trotz der Anstrengungen, die er hinter sich hat, bereits wieder mit voller Kraft an den Vorbereitungen für weitere Hilfsmaßnahmen zur Rettung der Stalia-Manaschast. Ein neues Opfer -es polareifes. Der AlpenjägerSora vermißt. Während der Netter Nobiles, Leutnant Lundborg, jetzt glücklich geborgen ist, wird ein anderer Retter, der die vermißte „Jtalia"-Mannschaft suchte, selbst als verschollen betrachtet. Es handelt sich um den Rlpenjägerhaupt- manuSora, der vor vierzehn Tagen mit dem Varming- schen Hundegespann nach Osten auszog, um an der Nordküste des Nordostlandes zur Viglicri-Gruppe zu gelangen. Diese Expedition hat nur wenig Proviant bei sich und fast keine andere Ausstat 1 ung als Skier. Vor dem Aufbruch wurde Sora von Polarleuten sehr ge warnt. Man hat seither nichts von ihm gehört. Udet fliegt nicht. Die für den Flieger Udet vorbereitete Expedition, die mit einem Schiff der Hamburg-Amerika-Linie nach Spitz bergen ausreisen sollte, um mit Flamingoflugzeugen aus Skiern die Rettung der Nobilemannschaft zu betreiben, wird unterbleiben. Die Voraussetzungen, die dem Udet- schen Plan zugrunde lagen, sind durch die Witterungsver hältnisse, die in den letzten Tagen auf Spitzbergen einge- lreten sind, überholt. Degischer Wslüekor- in -er Luft. 65X- Stunden ununterbrochener Flug. Die Junkersflieger Risticz und Zimmermann landeten von ihrem Daucrflug um 9.39 Uhr Sonnabend abend auf dem Flugplatz in Dessau. Sie sind fast 65Stunden in der Lust geblieben und haben damit den bisherigen italienischen Flugzeitrekord um rund sieben Stunden überboten. Bei ihrer Landung machten die Flieger durchaus keinen erschöpften Eindruck. Sie wurden von ihren Frauen empfangen, mit großen Kränzen geschmückt und Sträuße auf Sträuße wurden ihnen in die Arme gedrückt. Zuerst begrüßte als Vertreter des Anhaltischen Staates Re gierungspräsident Mühlenbein die Flieger, darauf ein Vertreter des Anhaltischen Landtages, und Siadtrat Neu mann brachte als Vertreter der Stadt Dessau ein Hoch auf die Piloten und Professor Junkers aus. Die Flieger waren insgesamt 65 Stunden und 26 Minuten in der Listi and haben im ganzen 3000 Liter Benzin verbraucht.