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Amts- M Allzeigebtatt für den Üezirk des Amtsgerichts Eibeultock und dessen Hlmgebung VlGOUNeM-Nl oiertelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. de- .Jllustr. Unterhaltung-bl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen RetchSpostanstalten. Lrlegr.-Adreffe: Amtsblatt. Berantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — ,, Iahrga»-. —---i-n-.. r— Erscheint wöchentlich dkei Mal und zmai Dien-tag, Donnerstag u. Sonn- abend. JnsertionSpreiS: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 3o Pf. Fernsprecher ttr. 210. 14L Dienstag, den 8. Dezember iur dringliche Sachen erledigt. Wegen Reinigung der Geschäftsräume werden Krettag und Sonnabend, den 11. und 12. Aezernöer 1908 Königliche Amtshliuptmannschast Schwarzenberg, den 5. Dezember 1908. Nie Wirkung des Standrechtes. Prag, 3. Dezember. Die Verhängung des Stand echtes hat im allgemeinen seine Wirkung nicht ver- ehlt; größere Exzesse sind nach Verkündigung des standrechtes nicht mehr vorgekommen, denn auch die ollkühnsten Helden der Prager Straßen fürchten den Salgen. VereinzelteUeberfälle sind allerdings luch nach der Proklamierung des Standrechtes noch wrgekommen. So wurde gestern abend um 9 Uhr in >er Bredauergasse ein 14jähriger Junge (!), der rls Deutscher erkannt wurde, von einer tschechischen ftotte überfallen und solange geprügelt, bis er »ewußtlos am Pflaster liegen blieb. Als Polizei er- chien, waren die Exzedenten bereits geflohen. Um die- elbe Zeit wurde ein Sekundararzt der deutschen Augen- linik aus einem Wagen der Straßenbahn geworfen. Auch sonst sind mehrere Ueberfälle auf deutsche Passan ten zur Anzeige gebracht worden, die Täter sind jedoch »n allen Fällen entkommen. . Gegenwärtig herrscht eine unheimliche Ruhe. Kleber der Stadt liegt es wie Gewitterschwüle. Allent- Malben sieht man die verdächtigen Vorstadtgestalten in Meinen Gruppen herumziehen; sie bedrohen jeden deut schen Passanten, und man sieht, daß sie ihre Wut nur aus Respekt vor dem Henker müssen verhalten. Die Aufregung unter der deutschen Bevölkerung hat noch immer nicht nachgelassen, zumal allerlei Demonstra tionen auf die Stimmung schließen lassen, welche die tschechischen Straßenhelden noch immer beseelt. So wurden heute mehrere blutbefleckte Pflaster steine von tschechischen Studenten herausgerissen; die Steine sollen bei einem Denkmale Verwendung fin den, das den „tschechischen Märtyrern" gesetzt werden soll, deren Blut die Steine färbte. Andere De monstranten ließen Tauben fliegen, denen großslavische Trikoloren umgeheftet waren. Mit solchen und ähn lichen Dingen versucht das tschechische Volk unter dem Banne des Standrechtes seinem Groll Luft zu machen. Der Bürgermeister von Prag, vr. Groß, und dessen Stellvertreter, vr. Stych, hatten gestern ein Gesuch um Audienz beim Kaiser eingebracht; dasselbe wurde jedoch zurückgewiesen mit dem Be merken, daß an den getroffenen Verfügungen jetzt nichts zu ändern sei. Erst wenn wieder völlige Ruhe und Ordnung in Prag eingekehrt sein werden, wird das Standrecht wieder aufgehoben werden. Wien, 4. Dezember. In Brüx kam es gestern abermals zu Demonstrationen und Zusammenstößen zwischen Deutschen und Tschechen. Besonders tschechische Dragoner nahmen dort gegen die Deutschen eine bedrohliche Haltung ein. Prag, 4. Dezember. In Marienbad demon strierte gestern eine tausendköpfige Menge vor dem dor tigen Bahnhofe und forderte die Herausgabe einer tschechischen Fahne, die auf dem Bahnhofe gehißt worden war. Der Stationsvorsteher mußte die Fahne herausgeben, welche von der Menge in die Stadt ge schleppt und unter den Klängen der Wacht am Rhein verbrannt wurde. Bei einigen Tschechen wurden Fenster eingeschlagen und viele tschechische Firmenschil der herabgerissen und zertrümmert. Tagesgeschichte. — Deutschland. Deutschland hat mit I a - Pan ein ähnliches Abkommen getroffen wie die Bereinigten Staaten von Nordamerika. Das heißt also, auch Deutschland ist mit Japan dahin übereingekommen, den gegenseitigen Besitzstand zu respektieren, die Inte grität Chinas anzuerkennen und dem Handel und Ver kehr im fernen Osten keinerlei Fesseln anzulegen. Die angebliche gelbe Gefahr, mit der englische Blätter Deutschland noch immer gern graulich zu machen suchen, existiert nicht. — Berlin. Interessante Angaben über den Stand der Kolonien machte Staatssekretär Dern- burg in der Kolonial-Gesellschaft; er konstatierte mit Genugtuung den Tätigkeitsdrang der deutschen Ansied ler und bemerkte auch, daß die in Deutsch-SÜdwestafrika gefundenen Diamantfelder weit reicher seien, als die Welt bisher geglaubt habe. Der Zuschuß zu den Kolo nien vermindert sich von Jahr zu Jahr, dafür treten schon Ueberschüsse in die Erscheinung. Abgesehen von Deutsch-Südwestafrika hat Deutschland im kommenden Jahre für alle seine Kolonien nur noch fünf Millionen Mark aufzuwenden. An der Spitze aller Schutzgebiete stehen jetzt tüchtige Männer, denen volles Vertrauen entgegengebracht werden kann. Augenblicklich können keine großen neuen Aufwendungen angesichts der Fi nanzlage des Reiches gemacht werden, aber die Ent Wicklung ist da und sie erweitert sich unbedingt. — Rußland. Die r u s s is ch e K a i s e r f a m i l ie wohnte neulich, wie mitgeteilt, dem Begräbnis des ver storbenen Großfürsten Alexis, Onkel des Zaren, in Petersburg bei. Dabei waren selbst für russische Ver hältnisse unerhörte Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Au ßer den selbstverständlichen Polizei- und Militär-Posten ketten auf der Straße ward in jede nach der Straße zu belegenen Wohnung ein Geheimpolizist geschickt, der dort vom Abend vorher verblieb, bis der Trauerzug vorüber war. Die Wohnungsbesitzer konnten nichts gegen diesen Befehl tun. — Schweden. Stockholms. Dezember. Von Sven Hedin ist heute aus Kioko die telegraphische Mitteilung eingegangen, daß er auf der Heimreise nicht vor Anfang Januar nach Moskau kommen werde. Der Forscher hat eine Einladung nach Port Arthur erhalten. — Frankreich. Eine neue Schnellfeuer kanone hat ein französischer Oberst Duport erfunden. Ihre Leichtigkeit und Leistungsfähigkeit soll alle bis herigen Modelle übertreffen. — Holland. Die junge Königin von Hol land hat sich dem Rate der Aerzte gemäß so geschont, daß nunmehr offiziell erklärt werden kann, daß sie einem frohen Ereignis entgegensieht. — Türkei. Ein OpferderNacheder Jung türken ist ein hoher türkischer Offizier geworden, in dem sie eine Hauptstütze des alten Regiments erblickten. An einem Abend erschien beim Divisionsgeneral Is mail Mahir Pascha ein Mann mit einem Brief des Kriegsministers, in dem der General gebeten wurde, zum Minister zu kommen. Auf dem Wege dahin wurde Ismail Mahir von einem Offizier erschossen. Der Mör der ist entflohen. — Konstantinopel. Das Boykott-Komitee droht mit Ausdehnung des Boykotts auf deutsche Waren, falls österreichisch-ungarische Fa brikate unter anderer Flagge über Bremen oder Ham burg gehen sollten, um dann auf deutschen Schiffs linien nach Konstantinopel zu gelangen. Lokale und sächsische Nachrichten — Eibenstock, 7. Dezember. Am Freitag abend gegen '/,1O Uhr ereignete sich in der Papierfabrik Newhardts- thal ein Unglücksfall. Der 18 jährige Aufpasser der Quer- schneidemaschme Albert Klaus geriet beim Papierherausnehmen mit der rechten Hand unter das Messer, und wurden ihm die beiden ersten Glieder des Mittel- und des Ringfingers abgeschnitlen. Nachdem dem Verunglückten ein Notvcrband angelegt war, wurde er sofort mit Fuhrwerk nach Eibenstock zu Herrn Sanitätsrat I)r. Zschau befördert. — Eiben st ock, 7. November. Um seinen Wählern Rechenschaft abzulegen über seine Landtagstätigkeit, fand sich am Sonnabend Herr Landtagsabgeordneter Stadtrat Bauer aus Auein der von derNational - liberalenOrtsgruppeEibenstock einberufenen öffentlichen Wählerversammlung ein. In 2 stündiger Rede klärte Herr Bauer, nachdem Herr Amtstierarzt Günther, hier, die Versammlung für eröffnet erklärt und den Referenten vorgestellt hatte, die Anwesenden über die einzelnen Wahlgesetzvorlagen, insbesondere über den von der 2. Kammer angenommenen Eventualvor schlag auf, um sodann nach einer kurzen Pause die Ar- beiten der letzten Landtagsperiode Revue passieren zu lassen. Herausgreifen wollen wir nur kurz die lobende Anerkennung der Geschäftsführung unseres jetzigen Fi nanzministers vr. von Rüger, der, im geraden Gegen teil zum Stand der Reichsfinanzen, die sächsischen Lan desfinanzen wieder in geordnete Bahnen gelenkt habe. Redner gab ferner AufNärung über die Ablehnung der Eibenstocker Eisenbahnpetition betr. Erbauung einer Bahnstrecke Eibenstock—Reichenbach i. B., sowie der Pe titionen von Schneeberg-Neustädtel usw Hier hätten die beteiligten Städte und Gemeinden der Regierung die willkommensten Gründe zur Ablehnung selbst in die Hände gegeben dadurch, daß sich die einzelnen Pro jekte gekreuzt hätten. Auch die Gründe der Ablehnung der hiesigen Eingabe um Errichtung eines Seminars besprach Redner. Zwickau habe hier den Sieg davon getragen, weil die dortige Stadtverwaltung eine halbe Million zur Verfügung gestellt habe, wenn das Seminar nach Zwickau komme. Aber eine andere Petition sei erfolgreich gewesen und zwar die wegen Einlegung ei nes Frühzuges. Die Vorteile dieses neu eingelegten Frühzuges haben wir schon des öftern erörtert. Red ner bat sodann, berechtigte Wünsche ihm vertrauensvoll vorzutragen, er werde stets bestrebt sein, denselben zu einer befriedig. Erfüllung zu verhelfen. Die Versamm lung spendete dem Herrn Referenten durch Beifall ihren Dank, den außerdem der Versammlungsleiter, Herr Amtstierarzt Günther, nochmals zum Ausdruck brachte. Nach einem Hoch auf unseren verehrten Landesvater schloß die Versammlung. — Nun etwas in eigener Sache. Die Chemnitzer Volksstimine kann es immer noch nicht unterlassen, uns von Zeit zu Zeit in gehässi ger Weise anzugreifen. In ihrer letzten Nummer 282 gibt sie uns den weisen Ratschlag, wir möchten doch in Zukunft die Druckerschwärze sparen. Haben wir auch stets getan und werden es auch für später so halten in Bezug auf die Anzapfungen von jener Seite, denn für so wichtig erachten wir die Volksstimme nicht, daß wir uns mit ihr befassen; aber wir können nicht um hin, aus dem Chaos der vielen Unrichtigkeiten, gelinde gesagt, denn es sind ja lauter absichtliche Verdrehungen, für die ein anderes Wort sehr angebracht wäre, eine herauszugreifen und richtigzustellen. Die Volks stimme schreibt wörtlich: „Die Sozialdemokraten wissen, wie sie sich in Versammlungen zu verhalten haben. Das kann man gewöhnlich von den sogenannten Ordnungs parteien allerdings nicht sagen." Wir können dazu ge trost bemerken, daß diese Sätze „der Wahrheit ins Ge sicht schlagen", wie überhaupt Wahrheit und die Schreib weise der Volksstimine unvereinbare Begriffe sind. Aber den besten Beweis für die Unrichtigkeit ihrer Behaup tung gibt die obige Versammlung, der sich die Sozial demokraten bis auf einzelne fernyielten und die infolge dessen auch sehr ruhig und sachlich verlief, im Gegen satz zu der von der freisinnigen Volkspartei einberufe nen, die von den Sozialdemokraten sehr zahlreich be schickt war. Wenn wir schreiben, daß die vorgestrige Versammlung einen ruhigen Verlauf nahm, - nur die in den vorderen Lokalitäten des Versammlungslvkales herrschende Unruhe machte sich mitunter sehr unan genehm bemerkbar — so meinen wir damit, daß der Referent des Abends in seiner Rede nicht gestört wurde. Jenen „Genossen," der die objektiven, von allen Ge hässigkeiten freien Ausführungen des Herrn Referenten stets mit einem Brummen, das dem eines Bären gar nicht unähnlich klang, begleitete, kann man ja nicht ernst nehmen. Daß die Sozialdemokraten wissen, wie sie sich zu verhalten haben, hat uns die freisinnige Versammlung gelehrt. Daß die wahrheitsliebende Chemnitzerin jetzt wieder einen Kübel Druckerschwärze verbraucht, können wir uns ja denken, wir werden jedoch mit diesem kostbaren Material etwas sparsamer um gehen. Damit legen wir die Feder aus der Hand und waschen unsere Hände. Eibenstock, 7. Dezember. Im Hotel „Bristol" in Dresden fand Freitag abend eine vom Verband sächsischer Industrieller einberufene Versammlung von Vertretern der sächsischen Industrie statt, um zu einer Beteiligung an der Brüsseler Weltausstellung im Jahre 1910 Stellung zu neh men. Außer zahlreichen Mitgliedern des Verbandes waren erschienen Geh. Regiecungsrat Stadler als Ver treter des sächsischen Ministeriums des Innern, der Reichskommissar für Ausstellungen, Geh. Regierungs rat Albert-Berlin, der Vorsitzende des deutschen Aus stellungskomitees. Geh. Kommerzienrat Ravenö-Berlin, und ferner Vertreter des Exportvereins für das König reich Sachsen, des Verbandes der Metallindustriellcn,