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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Limt 8 blatl für das König!. Verichtsaml Wilsdruff und den Stadtralh Lafelbff. Freitag, den 2V. Mai M«. 20. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vicrteljabrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauSzubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaclion-, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche Ler Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke «ngeuommen, nach Befinden honorirt. um sch a u. So herrliche Pfingsttage haben wir lange nicht gesehen. Nicht nur, daß die Natur all ihre lieb liche Fülle auf das Fest verspart hatte, nicht nur, daß die warmen FrühlingSlüfte den in die dumpfi gen Städte Eingeiperrlen erlaubten, Gottes schöne Welt recht zu genießen: auch für unser Vaterland war es ein Fest der Hoffnung. Die Vertreter Oesterreichs und Preußens auf der Konferenz in London Haden es mit dem Gesandten dcS Bundes durchgesetzt, daß während der Waffenruhe die deut schen Hafen frei bleiben. Bei der Stimmung Eng lands gegen uns ist das viel, wenn auch der An trag des Hrn. v. Beust, Dänemark solle alle weg- geuommenen deutschen Schiffe herausgeben, bei den andern Mächten keinen Anklang sand. Hr. v. Beust hat die Feiertage in Paris und gewiß nicht deö Vergnügens wegen zugebracht. Seiner bekannten Gewandtheit könnte es leicht gelingen, den Kaiser Napoleon davon zu überzeugen, daß der Staat Dänemark, wie er bis jetzt bestanden, nur Eng land Nutzen bringt. Die Freundschaft zwischen Frank reich und England ist ohnehin nicht mehr so dick als früher und wenn der französische Conserenz- Gesandte die Deutschen bei der Abstimmung unter stützt, so sind die Herzogthümer geborgen. Eng land, allein gelassen, fängt keinen Krieg Dänemarks wegen an. — Am preußischen Hofe scheint man immer mehr einzusehen, daß die holsteinischen Trauben sauer sind: Der Herzog von Augustenburg hat sogar das kronprinzliche Paar besucht. Auch hier bewährt es sich: Der gerade Weg ist der beste. Soviel Aus sicht in Besitz seines Landes zu kommen, hat der Herzog noch nie gehabt. Mögen die englischen Blätter wüthen, mögen sie die deutschen Hoffnungen verspotten, wir trösten uns damit, daß auch einst zu Pfingsten eine Partei spottete: Sie sind voll süßen Weins! — Zu Bregenz in Vorarlberg ist neulich die erste protestantische Kirche deS Landes unter großen Feier- Uchkcltcn eingeweiht worden, auch katholische Geistliche Haven sich dabei betheiligt. Ganz anders freilich steht es im eigentlichen Tyrol. In Meran hatte ein Lurgast die Promenade Lurch Aufstellung von zwei weiblichen Statuen in griechischem Costum geschmückt. Dieselben wurden am Hellen Tage von einem katho lischen Kirchengänger mit der Axt zerschlagen, eS hieß, daü katholische Volk dulde keine „protestan tischen Göttinnen". Der Thater ward zwar ver haftet, aber als sich ein tumultuirendcr Haufe bil dete, wieder entlassen, „um das aufgeregte religiöse Gefühl des Volkes zu schonen". Die Regierung würbe wohl diesen Zeloten gegenüber mehr Kraft zeigen, wenn Schmerling nicht mit den dem Ultra- monlanismus zugewandten persönlichen Neigungen des Kaisers zu kämpfen hätte. So bleibt die tyro- lische Protcstantenfrage in der Schwebe, und die Regierung verdirbt es mit beiden Parteien. Im Lyroler Landtag ist der Einfluß der Ultramontanen im Wachsen, und die Regierung muß sich bittere Dinge von ihnen sagen lassen. In England hat sich die Stimmung unter dem Eindruck der letzten Kriegsvorfälle feindlicher als je gegen Deutschland gewandt. Als im Unter haus Sir H. Verncy, der mit den Herren Osborne, Kinglake und wenigen Andern sich der Sache der Schleswig-Holsteiner annimmt, für das Recht der« selben, in der Erbsrage gehört zu werden eintrat, ward ihm von mehreren Seiten die entschiedenste Abfertigung zu Theil und als der Minister Layard