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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Donnerstag, den 2 August 1S28 Schutz für die Reisenden! bahnhofes beschleunigt durchgeführt werden soll. Man hofft, in etwa zwölf Tagen damit fertig zu sein. Zwischen dem Reichsverkehrsministerium und der Reichsbahn direktion sind Richtlinien vereinbart worden, die be schleunigt zur Durchführung gebracht werden sollen. Paris über dis Alottenabriistung. Das Abkommen mit England. Die Mitteilungen Chamberlains über ein französisch- englisches Abkommen in der Frage der Flottenabrüstung beschäftigen die öffentliche Meinung Frankreichs aufs lebhafteste. Die Neugierde wird durch die Tatsache er höht, daß bis zur Stunde alle näheren Angaben von unter richteter Seite verweigert werden. Eine amtliche Mit teilung besagt nur, daß die Genfer Beratungen innerhalb der Vorbereitenden Abrüstungskonferenz einen Zwiespalt zwischen der französischen und der englischen Auffassung er geben hätten, den zu überbrücken, es nicht gelungen sei. Um die Wiederaufnahme der Arbeiten zu ermöglichen, hätten die französische und die englische Negierung nach einer Kompromißformel gesucht. Was Frankreich angehe, so habe der Obersts Rat der nationalen Verteidigung am 13. Juli von den Verhandlungen zwischen Frankreich und England, die Briand und Paul - Bonconr geführt hätten, Kenntnis genommen, gleichzeitig auch von den Ergänzungsvorschlägen des Marincminisiers Lepgnes, die als Unterlage für ein Abkommen mit England dienen sollten. Auf dieser Unterlage habe der Oberste Rat be stimmte Richtlinien für die Fortsetzung der Verhandlungen sestgelegt. Die Verhandlungen feien nunmehr, wie Cham berlain mitgeteilt habe, abgeschlossen worden, und zwar in einer Form, die die französischen Belange zur See wahre. Frankreich und England hätten nun die bestimmte Hoff nung, daß die anderen Seemächte sich dem Kompromiß abkommen, das ihnen mitgeteilt werden würde, an schließen. Aus Gründen der internationalen Höflichkeit fei es aber zurzeit unmöglich, nähere Einzelheiten über den Inhalt des Abkommens bekanntzugeben. Mitteilung an Amerika, Italien und Japan. Das Abkommen wird nunmehr der amerikanischen, italienischen und japanischen Regierung zur Prüfung zu gehen. Eine Veröffentlichung des Abkommens wird erst nach Eingang der Antworten der drei Regierungen er wartet. Da die amerikanische Negierung bisher den eng lischen Standpunkt der Seeabrüstung nach Schiffskategorien gleichfalls vertreten hat, so wird mit einer Zustimmung der amerikanischen Regierung zum englisch-französischen Ab kommen gerechnet. metwett entfernt. Durch eigene Schuld; denn mit Gewalt, roher, brutaler Gewalt, scheint man selbst auf dem Balkan nicht mehr fo ganz allein regieren zu können. AobiSe zu Hause. Triumphaler Empfang in Rom. General Nobile und feine Begleiter, die auf allen italienischen Stationen, auf denen der Zug hielt, herzlich begrüßt worden waren, wurden bei ihrem Eintreffen in Rom stürmisch begrüßt. Auf dem Bahnhof befanden sich der Präsident der Kämmer, die Unterstaatsselretäre des Innern und der Marine, der Unterstaatssekretär im Mi nisterpräsidium und der Unterstaatssekretär für Wirtschaft, ferner General Lombard als Vertreter des Unterstaats- fekretärs für Luftfahrt, der Gouverneur von Rom als Vertreter der Faschistischen Partei, Universitätspofessoren, zahlreiche Mitglieder der Italienischen Geographischen Gesellschaft und eine ungeheure Menschenmenge. Die Kundgebungen des Volkes nahmen einen wahrhaft trium phalen Charakter an und es spielten sich bewegte Szenen der Begeisterung ab. Alle Ordnungsmaßnahmen waren vergeblich. Triumphartig wurden Nobile und seine Ge fährten unter dem maßlosen Begeisterungssturm der Menge zu ihren Wagen getragen. Mit ebenso großartigen Kundgebungen wurde Pro fessor Dr. Behonnek auf allen größeren tschechoslowa kischen Stationen begrüßt. In Tetschen wurde er im Namen des Auswärtigen Amtes empfangen. In Prag wurde Professor Behonnck durch Vertreter der Negierung, der Stadt Prag, durch einen Vertreter der italienischen Gesandtschaft und durch den italienischen Handelsattachs herzlich bewillkommnet. Das Automobil, in dem er die Fahrt nach seiner Wohnung antrat, wurde auf der Straße von einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge umringt. Asner Vorstand des Aeichslandbvndes. Schiele, Dr. Hepp, Bethge. Auf der Vertretcrtagung des Neichslandbundes nin Mittwoch in Berlin wurden in den Bundcsvorsitz der frühere Reichsernährungs- und Landwirlschaftsminister Schiele- Schollehme, Dr. Hepp und der märkische Baucrngutsbesitzer Bethge gewählt. Die drei Vor- sitzenden find gleichberechtigt, doch hat Schiele als Erster Vorsitzender die Stellung des Ersten unter Gleichgestellten. Ausgeschieden ist der bisherige Vorsitzende Graf Kalckreuth, während der bisherige Mitvorsitzende Dr. Hepp auch fernerhin an der führenden Stelle verbleibt. Der Gesamt- oder Bundesvorstand des Reichslandbundes be- Ser parlamentarische Beirat über die Eisenbahnkatastrophen. Beratung beim Reichsverkehrsminister. Im Rcichsverkchrsministcrium fand Mittwoch die schon nach dem Eisenbahnunglück aus dem Münchener Hauptbahnhof in Aussicht genommene Konferenz des Reichsverkehrsministers von Guörard mit den Vertretern der Reichstagsparteieu unter Teilnahme des Generaldirektors der Reichsbahn, Dr. Dorpmüller, statt. Nicht vertreten war die Bayerische Volks partei. Gegenstand der Erörterung waren die zahl reichen Eifcnbähnkatastrophen der letzten Zeit, besonders auch das neue Unglück bei Dinkelscherben, über das jedoch amtliches Material noch nicht mitgeteilt werden konnte. Bei der Erörterung der einzelnen Fälle kam unter anderem zur Sprache, daß in Bayern andere Ruhezeiten für das Personal bestehen als in Preußen, da das Personal in Bayern Wert auf längere zusammenhängende Ruhepausen legt. Bei Besprechung der technischen Fragen wurde festgestellt, daß die Zentralisierung der Blocksignale des Münchener Haupt- EisenbahmfM im Mainzer Haapt- baWss. Mainz, 1. August. Am Mittwoch nachmittag fuhr ein Triebwagen, von Wiesbaden-Biebrich kommend, im Mainzer Hauptbahnhof aus noch nicht fesigestellter Ursache aus einen Prellbock aus. Hierbei wurden zwölf Reisende leicht verletzt. Eine Frau wurde nach ärztlicher Anordnung dem Krankenhause zugeführt. Der Materialschaden ist gering. Der Betrieb erleidet keine Störung. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzelle 20Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen ^»Reichs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennig». geschriebeneErscheinungs- —„ . * — . er tage und Platzvorschristen werden noch MS,lichk-u Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtig,. Anzei,en. annahmtbisrwrm.lv Uhr. — !-!- — Für die Richtigkeit der durchFernrufübermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. JederRabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werdenmuboderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Rr 17S— 87.Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 B«, »Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in oeschlstsftelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch dje Boten 2,30 RM., bet Postbestcllung »MM. xuzüglich Abtrag. ,, . «... . gebühr. Einzelnummern «Rps,.A-eP»fta»st.Uen Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und uns-r-Aus. »rögernndGtschLftsfttllen " nehmen zu icder Zeil Be« Htellungen entgegen. 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Das wissen auch die Kroaten ganz genau und infolgedessen ist in Jugoslawien die innere Krise ebensowenig wirklich be hoben, wie dies in Rumänien gegenüber der Bauernpartei der Fall ist, die ja kürzlich Beschlüsse gefaßt hat im Sinne einer Verschärfung der Opposition gegen die regierenden Liberalen, also vor allem gegen Bratianu. Es zeigen sich überhaupt zahlreiche Parallelen in der inneren Entwicklung und der inneren Struktur dieser süd- osteuropäischen Neubildungen nach dem Weltkrieg, also in Groß-Rumänien und in Groß-Serbien. In Belgrad wie in Bukarest sitzen dort die serbischen Radikalen, hier die kleinrnmänischen Liberalen am Ruder und verstehen es, mit allen Mitteln halborientalischcr Regierungskunst sich an der Macht zn erhalten, auch wenn man Wahlen nicht ganz umgehen kann. Man verstopft dann einfach das Lcntil, man macht Wahlen, und vor allem, wenn wirk lich eine Krife entsteht, dann versandet sie durch Verhaud- lungcn, verspricht der wild gewordene» Opposition alles mögliche, um allerdings hinterher keine der Versprechun gen zu halten. So war es in Rumänien, als die Oppo sitionsführer 150 000 Bauern in Karlsburg zusammen zogen nnd der Marsch auf Bukarest eingentlich nur von dem Willen dieser Führer abhing; in dem Augenblick aber, als dieser Wille erlosch und statt dessen Verhand lungen mit der Regierung in Bukarest angeknüpft wurden, war der Stoß der Opposition schon abaebogcn und un wirksam gemacht. Die Bauern gingen "auf ihre Felder zurück und Bratianu konnte wieder einmal aufatmen. Die innere Krise besteht natürlich weiter, aber man dankt in den Regiernngspalästen einfach nur Gott dafür, daß man Wieder einmal ein paar Wochen oder Monate bis zu einem Neuausbruch der Krife, die ja bestehenbleibt, ungestört fortwursteln kann. Denn es scheint fast, als ob dieses bekannte Wort ans der altösterreichischen Regierungs praxis die Parole geworden ist auch für die Regierungs künste in den habsburgischen Nachfolgestaaten — wenn nnr die böse Geldfrage nicht wäre. Rumänien hat seine An leihe gegenüber allen großen Worten der Bukarester Re gierung nämlich noch immer nicht erhalten, auch nicht trotz der heißesten Bemühungen vor allem auch Titulescus, der darüber zu Fall kam. Denn das ausländische Kapital hat heftige Bedenken, seine Millionen und aber Millionen in diesen Topf hineinzuwcrfen, ans dem vor allem die Re gierenden und ihre Partei schöpfen, in einem Topf außer dem, unter dem eben das Feuer der ständigen inneren Krise bald höher, bald niedriger lodert. In Serbien ist es in allen diesen Punkteu gerade so. Als die Schüsse in der Sobranie knallten und der Pulver- ranch sich verzogen ^acke, dafür aber drei kroatische Ab geordnete auf der Strecke blieben und ein vierter, der oberste Fützrer. Raditsch nämlich, jetzt noch in höchster Lebensgefahr schwebt und vielleicht auch Opfer wird, bat man natürlich anch wieder mit Versprechungen nicht ge spart. Und ebenso natürlich denki das neue Kabinett gar nicht daran, diese Versprechungen zn erfüllen. Für alle Fälle hält man Truppen bereit, läßt bisweilen auch schießen, aber versucht gar nicht, die Ventile zu öffnen, natürliche Ausgleiche zu finde». Allzu süß ist es, allein an der Macht zn sitzen, sie mit keiner anderen Partei zu teilen, und man bleibt auch fest entschlossen, sie mit nieman dem zu teilen. Infolgedessen liegen die Belgrader An seihepläne noch unberücksichtigt auf den Schreibtischen der westeuropäischen Bankiers, die sich hüten werden, ihr gutes Geld einer so unklare» Situation anznvcrirauen. Diese Staaten haben eben bei den Friedensschlüssen 1919 Brocken ^geworfen erhalten, die ihnen jetzt im Halse stecken und die trotz wilden nationalistischen Schluckens nicht hin- unterbringt. Das frühere Rumänien und das frühere Serbien fühlen sich beide als Nutznießer des Krieges, wollen das von ihnen im Kampf gegen die Mittelmächte dergossene Blick bis znm letzten Tropfen ausnntzen und fühlen sich nur als Herrscher über die Gebiete, die sic an och gerissen haben. Man kann den Vergleich noch weiter ziehen. Vor den -^oren Jugoslawiens sicht der Gegensatz zu Italien Und andererseits hat S o w je t r u ß l a n d noch längst nicht vergessen, daß ihm die Rumänen Beßarabien raublen, "ls die Moskauer Regierung" in größter Not war. So eben wieder ist eine scharfe russische Proiestuote nach Bukarest gesandt worden, weil man dort ursprünglich rus- Mches Eigentum, vor allem Schiffe, die in den Wirren der Revolution in die Hände der Rumänen fielen, jetzt einfach ^erkauft. Tschitscherin, der russische Volkskommissar mr das Auswärtige, macht in durchaus nicht mißzuver- Wender Weise darauf aufmerksam, daß schon 1921 die Moskauer Regierung gegen jede Verfügung über russisches Staatseigentum protestiert hat, und kündigt Vergeltungs- Maßregeln der Moskauer Regierung'rumänischen Eigcn- Am gegenüber an. So gesellen sich zu jenen innenpoli- Men diese außenpolitischen Schwierigkeiten und durch- nngen einander, dazu kommen die finanziellen Hemm- die wieder aus beiden entspringen, kurz, — von einer Etlichen Festigung des Südostens Europas ist man him- Als praktisches Ergebnis der parlamentarischen Ver- kchrskonfcrenz ist festzustellen, daß der Reichsvcrkchrs- ministcr einen Ausschuß berufen wird, der nicht nur die einzelnen Unfälle und ihre Ursachen untersuchen, sondern auch grundsätzlich prüfen soll, wie es mit der Sicherheit auf der Deutschen Reichsbahn im allgemeinen bestellt ist. Es wird sich hier nicht um einen parlamen- ta rischen Ausschuß handeln, sondern um einen Aus schuß von Sachverständigen, dem natürlich anch Parla mentarier angehören können. Zur 6AWW desEisenbühmMs bei MbeWlbeu. München 1. August. In einer am Mittwoch vormittag abgehaltenen Pressebesprechung über die Ursachen des Eisenbahn unglücks von Dinkelscherben wurde auf die Frage, wie eg komme, daß der Lokomotivführer des Personenzuges die Gefahr so spät bemerkt habe, mitgeteilt, daß der Lokomotivführer in einer zen tralisierten Station nicht die Verpflichtung habe, die Stellung der Weichen zu beobachten. Im übrigen hätte er auch bei der größten Aufmerksamkeit nicht mehr rechtzeitig halten können. Dem Lokomotivführer sei also kein Verschulden beizumessen. Er habe gebremst, aber zu einein- Zeitpunkt, wo er den Zug nicht mehr zum Halten bringen konnte. Bemerkenswert war noch die Fest stellung, daß -er zerquetschte Wagen ein eiserner Einheitswagen war, also ein Typ, wie man ihn Aule zur Verhütung von Eisen- bahnunsällen geradezu wünscht.