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WMmffaAgeM alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut auflieyendem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Vebühr: 20 Rpfg. — Dorgeschriebene Erscheinungssage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen « Annahme bis vormittags 10 Uhr. _ , Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermu^ d!^.2O6 teilen Anzeigen überneb»' Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadl rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 128 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 4. Juni 1935 Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an ollen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. 4rei Haus, bei Postbcstellung 1.80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npfg. Alle Postanftalten und Post- doten, unsere Austräger u. ... Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Wochenblatt sUt WllsdrUsf U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,Krieg od. sonstiger ' Betriebsstörungen besteht stein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Besuch in Alt-Nehse. Die große Reichsschule der deutschen Ärzteschaft im meck lenburgischen Bauernland. In Anwesenheit vieler hervorragender Persönlich keiten der Partei und des Staates eröffnete der Stell- vertretxr des Führers, Rudolf Heß, am 1. Juni 1935 nach einer Rede des Reichsärzteführers Dr. Wagner die erste Mihrerschule der deutschen Ärzteschaft in Alt-Rehse in Mecklenburg. Nun hat die deutsche Ärzteschaft ihre Führerschule. Herrlich gelegen in der Heimat Fritz Reuters, dem Meck lenburger Laud, am Rande des Tollense-Sees. Man muß neidisch werden, wenn man das alles gesehen hat, wenn man einen Blick tun durste in das Werden dieser riesigen Aufgabe, immer wieder hört der Besucher, wie stolz die mecklenburgischen Parteigenossen und Bauern sind, daß sich die deutsche Ärzteschaft entschlossen hat, gerade aus diesem Boden ihre große Schule sür ganz Deutschland zu errichten. Der Name „Führerschule der deutschen Ärzteschaft' umreißt schon das Programm dieser Schule. Es sollen hier ärztliche Führer herangebildet werden, die vorher schon ihre weltanschauliche Schulung in der Partei er halten haben. Wer einen Gang — und zwar einen sehr umfangreichen Gang — durch die Park-, Garten- und Dorfanlagen, die mit dieser Schule verbunden sind, tun durfte, muß anerkennen, daß alle Voraussetzungen vor handen sind, dieses Ziel zu erreichen. Der Gutshof, das „Neue Schloß", die Garagen usw., wurden umgebaut, für 100 Kursusteilnehmer Raum geschaffen und schließlich das ganze Dorf mit 20 Familien neu aufgebaut. Am 2. August 1934 war der erste Spatenstich getan worden, heute, nach noch nicht einem Jahr, steht die ganze Einrichtung in ihren wesentlichsten Teilen. Nur dieDorf- sicdlung ist noch in Arbeit, doch kann man auch hier schon die einzelnen Fachhäuser klar erkennen, die alle über dem Eingang Namen deutscher Gaue, wie z. B. „Haus Rhein land", „Haus Kurmark", „Haus München" usw. tragen. Neben dem Gemeinschaftshaus, den drei Schlafhäusern, einem Lehrerhaus, dem Neuen Schloß, dem Schlachthaus, der Garage, dem Wachhaus, dem Dorfkrug und den zehn Gutsarbeiter- häusern, wurden noch geschaffen: eine Kläranlage, ein Bootshaus, Vogelvolieren, Brunnen, Feuerlöschanlagen, Sirenen, Telephon- und Signalanlagen. Während man einerseits nur bodenständiges Ma terial verwandte, hat man auf der anderen Seite, jede Einzelheit bis zum letzten Türgriff nach alten Bauern- motiven entworfen und sinngemäß in neuzeitliche Formen gebracht. Der Saal wird durch Wandmalereien späterhin noch eine höhere festliche Note erhalten. Die roh gehaue nen Hölzer hat Professor Wossidlo mit mecklenburgischen Vauernsprüchen verziert. Milten hinein in das harte arbeitssame Leben des deutschen Bauern und Landarbeiters wurde diese Füh-- rerschule gestellt. Das tägliche Beispiel des Kampfes um des Ackers Frucht und Segen soll als starkes bleibendes Erlebnis in den Herzen der Ärzte haften bleiben. Frei mutzte diese Stätte dastehen und den Menschen schon am frühen Morgen, mit einem erhebenden Gefühl den Tag beginnen lassen, darum wurde diese Erholungs stätte hier in dem schönen Lande abseits der Großstadt, im Lande der Seen, des Fachwerkbaues und der Strohdächer geschaffen. An solchen stillen Plätzen, zu denen Alt-Rehse gehört, ist wahrer Boden nationalsozialistischer Erzie hungsarbeit. Hier am Tollense-See soll dem künftigen ärztlichen Führer die Kraft für seine Aufgabe gegeben werden. Ein großartigerer Rahmen für diese Aufgabe wäre nicht zu finden gewesen. Nachdem die ersten drei Kurz-Kurse bereits abge schlossen sind, werden im Laufe des Monats Juni die Vollkurse beginnen, sie werden dem ärztlichen Führer Rüstzeuge der Gesetzeskenntnis, des erschöpfenden Wis sens um die Wirksamkeit der sozialen Einrichtungen un seres Staates und der Kenntnis der erbbiologischen und rassischen Grundsätze einer neuen deutschen Gesundheits politik vermitteln. In Alt-Rehse, so betonte der Stellvertreter des Füh rers bei seiner Eröffnungsrede anläßlich der Einweihung der Schule, wollen wir geistig gesunde Menschen sehen, die voller Verantwortung ihrem Volk und ihrer Wissen schaft gegenüber sind, und die ihre Lebensaufgabe in neuer nationalsozialistischer Gestaltung meistern. Eine deutsche Ärzteschaft, wie sie hier herangezogen werden soll, wird nicht mehr das starre Schema und das Dogma höher stellen als manch alte Überlieferung der Volksheilkunde, und so eine Kluft aufkommen lassen zwi schen Arzt und Volk. Man kann vielleicht aussprechen, daß hier eines der schönsten und sinnvollsten Werke geschaffen wurde, die Deutschland auf diesem Gebiet hat. Ein Werk einzig in seiner Art, auf das die nationalsozialistischen deutschen Arzte und mit ihnen die Partei stolz sein können. Gert Sachs, Jie WildW de; WW» MM; Die Umbildung des englischen Kabinetts dürfte, wie in unterrichteten Londoner Kreisen allgemein angenommen wird, am Freitag dieser Woche unmittel bar nach dem Rücktritt MacDonalds und der Betrauung Baldwins mit der Bildung einer neuen Regierung be kanntgegeben werden. Bis zu diesem Zeitpunkt werden voraussichtlich die letzten Entscheidungen über die Um besetzung und in zwei oder drei Fällen über die Neu besetzung von Ministerposten gefallen sein. England feiert Königs GeSunsiag. Ein weiterer Höhepunkt in den Jubiläumsfestlichkeiten. Der 70. Geburtstag König Georgs V. von England am Montag ist im Rahmen der Jubiläums- sestlichkeiten mit ganz besonderem Prunk und Pomp ge feiert worden. Wieder wie vor drei Wochen, säumten un absehbare Menschenmengen Londons Prachtstraße, wieder marschierte die rote Garde mit ihren Bärenfellmützen auf, um Spalier zu bilden — wieder lachte die warme Sonne auf das festliche Treiben herunter. Die Tribünen, die noch von den Jubiläumsfeierlichkeiten her stehen, waren wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Der König, umgeben von Gardeschwadronen, ritt, von zwei Generalen flankiert, in der Uniform der Waliser Garde. Straff und aufrecht sitzt er da, niemand kann ihm ansehen, daß er 70 Jahre alt ist. Ihm folgen in der gleichen Uniform die könig lichen Prinzen. Dann die fremden Militärattaches in ihren verschiedenfarbigen Uniformen, Oberst Geyer von Schweppenburg grüßt zur deutschen Botschaft hinauf, wo sich ein Teil der deutschen Kolonie, und als besonderer Gast auch Kronprin zessin Cäcilie mit ihrer jüngsten Tochter eingefun den haben. Eine Stunde währte der Vorbeimarsch der Garde- truppcn vor dem König, der zu Pferd die Parade abnahm, während die Königin mit den Prinzessinnen vom Balkon des Kriegsministeriums aus zusah. Es hatte den Anschein, als bewege sich ein exakt arbeitendes Uhrwerk unten auf dem verhältnismäßig be schränkten Raum des Paradeplatzes. Mit klingendem Spiel marschierten dort die Truppen unentwegt auf und nieder — an der Grenze des Platzes angekommen, machte das jeweils vorderste Glied kehrt und marschierte durch die Reihen der ihm entgegenkommenden hindurch. Dann formierten sich wieder die Züge, und der König mit seinem Gefolge und die Königin mit einem langen Zug von Kraftwagen, in denen sich die zur Hostafel ge ladenen Gäste befanden, begaben sich auf demselben Wege, den sie gekommen, zum Palast zurück, begleitet vom Jubel der Hunderttausende, die dort ausgehärrt haben. IM Buckinghampalast eingetroffen, zeigte sich die königliche Familie vor dem feierlichen Geburtstagsessen noch einmal auf dem Balkon der Bevölkerung. Der Geburtstag des Königs bildete einen weite ren Höhepunkt der Jubilkumsfestlich- ketten. Nachmittags empfing der König "die Vertreter des Empires, des Unterhauses, des Kabi netts und der Armee, um ihre Glückwünsche entgeKen- zunehmen. Hunderte von Telegrammen waren im Laufe des Tages im Buckinghampalast eingelaufen aus allen Schichten der Bevölkerung, von kleinen Dorfbewohnern und von Leuten aus den entlegensten Gebieten, die ihrem König die Glückwünsche zu seinem 70. Geburtstag aus- sprechen wollten. -X- ' v.MSentrvp Sei McDonald und Simon Die deutsche Delegation zu den Flottenbesprechungen unter Führung des Botschafters v. Ribbentrop nahm die deutsch-englische Aussprache am Montag auf. Botschafter von Ribbentrop besuchte den Außenminister Simon, den Premierminister MacDo n a l d und den Ersten Lord der Admiralität. Die englische Presse bringt der deutschen Delegation und besonders ihrem Führer einen freundlichen Will komm, weist aber deutlich auf die Unterschiede.zwischen der englischen und deutschen Auffassung hin und betont vor allem, daß nach englischer Ansicht die größtenteils veralteten britischen Schiffe nicht als vollwertiges, Ver gleichsmaterial zu den deutschen Neubauplänen gerechnet werden könnten. Die Begrüßung des Botschafters v. Ribbentrop in London. Im Londoner Flughafen traf die deutsche Delegation zu den Flottenbesprechüngen mit England ein. Das Funk- i bild zeigt die Begrüßung des deutschen Botschafters v. Ribbentrop durch einen englischen Beauftragten, j In der Mitte: Konteradmiral Schuster. — (Weltbild — M.) MMsene WWMMiUNte. Caillaux' Aufgabe: FrauKenstützung — Schweizer Franken bleibt stabil — Hollands Wirtschaftsminister stürzte über seine Abwertungsforderung. Das Vertrauen in den internationalen Geldmarkt hat durch die schnelle Regierungsbildung in Frankreich und die Ablehnung der Wirtschastsexperimente in der Schweiz eine Stärkung erfahren, die noch erhöht wird durch den Rücktritt des holländischen Wirtschafts ministers, der die Abwertung des Gulden vertrat. Der neue französische Finanzminister Caillaux wird neue Vollmachten für längere Zeit fordern, um die Festigung der Wirtschaftsverhältnisse herbeizuführen. Wie weit Caillaux damit kommen wird, bleibt nach wie vor fraglich. Er wird den französischen Franken zunächst um jeden Preis verteidigen, wie er aber den Milliarden fehlbetrag im Staatshaushalt decken will, bleibt noch ab zuwarten. In Schweizer Regierungskreisen sowohl wie in der internationalen Finanzwelt begrüßt man die Ablehnung des in der Schweiz zur Abstimmung gestellten Volksbegehrens über die sogenannte Kriseninitiative, in dem außergewöhnliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Wirtschaftsnot gefordert wurden. Damit sind die Wäh rungsexperimente in der Schweiz zunächst abgeblasen. Die Schweizer Bundesregierung wird nun versuchen, den Problemen wie Rückgang des Fremdenverkehrs und der Ausfuhr, Überschuldung des Hausbesitzes u. a. ohne« Währungsgefährdung beizukommen. Der holländische Gulden, um den ja auch seit langem Gerüchte von Abwertung gingen, scheint vorerst auch außerhalb der Gefahrenzone, zumal nachdem Holland am Wochenende noch einmal den Diskont um 1 Prozent auf 5 Prozent heraufgesetzt hat. Der Wirtschafts minister Dr. Steenberghe, der im Kabinett in einer Devalvation die einzige Rettung der Wirtschafts lage erblickte, ist allein mit seiner Ansicht geblieben und mußte daraus die Konsequenzen ziehen. Ob der Rücktritt Professor Stecnberghes, der der Katholischen Staatspartei angehört, sür die bevorstehende bedeutsame Stellung nahme der Zweiten Kammer zur Sparvorlage der Re gierung schwerwiegende Folgen haben wird, ist noch nicht zu übersehen. Innerhalb der Kammerfraktion der Katho lischen Staatspartei, der größten Regierungspartei, sollen starke Meinungsverschiedenheiten über die Krisenpolitik der Regierung bestehen. Von der Haltung der katholischen Kammerfraktion hängt sür den Fortbestand der Regierung Coliin viel ab.