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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den'Stadtrath daselbst. 25. Dienstag, den 28. März 1876. HeknMtmschung. Die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschaft wird Freitag den 31. dieses Monats von Vormittags /2II bis 12 Nhr im Gasthofe zum Adler in Wilsdruff Amtstag abhalten. Meißen, am 24. März 1876. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 27. Mürz 1876. Mit dem letzten März hört bekanntlich die hiesige Posthalterei als solche auf und wird die Beförderung von Briesen und Packeten, sowie die Personenbeförderung zwischen hier und Dresden und um gekehrt von der Posthalterei Dresden mit dem 1. April übernommen, mit dem Unterschiede, daß es nicht mehr kaiserliche Post- sondern Om nibusfuhre sein wird. Wir verweisen deshalb auf den in heutiger Nummer nuferes Blattes befindlichen Omnibus-Fahrplan. Im Interesse der Landwirthschast theilcn wir hier mit, daß von mehreren Herren Gutsbesitzern, welche kürzlich bei Herrn Döhnert in Unkersdorf eine neue Maschine (Schrotemühle) im Betriebe beobachtet haben, dieselbe nicht allein als eine sehr practische anerkannt, sondern auch die Anschaffung solcher für eine Nothwendigkeit er achtet haben. Wie wir hören, beabsichtigt Herr Döhnert im Interesse der Sache seinen Herren College» diese Maschine in nächster Zeit noch einmal öffentlich im Betriebe zu zeigen. Das k. Ministerium des Innern hat bestimmt, daß die von den Standesämtern zu erlassenden Aufgebotsbekannimachungen zwei volle Kalenderwochen dergestalt auszuhängen haben, daß der Tag der Aus hängung und der Tag der Abnahme nicht mitzuzählcn sind. Das am 22. März Nachm. von Dresden abgefahrene Dampf schiff „Riesa" ist in der Nähe des Landungplatzes bei Gauernitz während einer Schnccfloge mit Gewalt auf das Ufer gefahren und gestrandet, so daß cs mit dem Radkasten fast auf das Trockne gerathcn ist. Ein Schleppdampfer und ein Kettcndampscr sind nicht im Stande gewesen, das jedenfalls auch sehr beschädigte Schiff wieder flott zu machen. Meißen. Hinter den am Martinsberge gelegenen Häusern haben in Folge der anhaltenden Nässe mehrfache Bergrutschungen stattgefund^i, die besonders den Hof des letzten Hauses vordcrGüntz- burg ganz verschüttet haben und dem Hause selbst gefährlich werden können. Aus Oschatz wird unterm 22. d. berichtet: Am vorigen Sonn tag fand im hiesigen Schützenhaussaale eine socialistische Volksver sammlung statt. Referent Bruno Kaiser bemühte sich, für seine Partei Propaganda zu machen. Das Resultat seiner Bemühungen war aber ein sehr klägliches. Denn als seitens des Vorsitzenden (eines Oschatzer Schuhmachergesellen) Diejenigen aufgefordert wurden, die Hände zu erheben, welche bei der nächsten Wahl ihre Stimmen nur einem Arbeitscandidaten geben würden, erhoben sich von den ziemlich zahlreich erschienenen Neugierigen 8, sage acht Hände. In einem Artikel über Kaisers Geburtstag bemerkt die ossicielle „Prov.-Corr.": Das preußische und deutsche Volk würde dem Fürsten, der so Erhabenes für das engere und weitere Vaterland vollbracht hat, die dankbarste Verehrung auch dann in vollem Maße widmen, wenn er nach dem schweren Wirken und Schaffen seiner Regierungs zeit sich bereits die wohlverdiente Ruhe von der Arbeit gönnte; denn Deutschland weiß den Segen zu schätzen, der uns in der Zeit großer weltgeschichtlicher Entscheidungen gerade in diesem Fürsten beschieden war, dessen Heldensinn und kriegerische Kraft in seltenem Vereine stehen mit den höchsten Tugenden des Friedensfürsten und mit der treuesten Sorgfalt für das Wohl und Gedeihen des Volkes. Die chrenwürdigen persönlichen Eigenschaften unseres Kaisers waren es, die das gewaltige Werk der deutschen Einigung, nachdem es auf den Schlachtfeldern begründet worden, rascher als irgend gehofft werden konnte, in den Herzen des deutschen Volkes befestigte. Das Ideal des deutschen Kaiscrlhums ist in dem Kaiser Wilhelm verkörpert in das Volksbewußtsein getreten; die deutsche Nation hat in ihm den rechten und wahrhaftigen Kaiser mit Augen geschaut und ins patrio tische Herz geschlossen — und diese persönliche Verehrung hat dem Gedanken des Kaiserthums am wirksamsten die Wege gebahnt. Eben deshalb aber erkennt und preist unser Volk es als eine weitere Gnade und Segnung, daß dieser Fürst uns fort und fort erhalten ist, nicht blos als Gegenstand dankbarer Verehrung für die Thaten und Er folge früherer Jahre, sondern trotz der hohen Jahre in uncrschütterter Kraft und in frischer beharrlicher Erfüllung seines erhabenen Berufes, daß „der Anblick seines grauen Haares nicht an die Ermattung des Alters erinnert, sondern nur an die gesammelten Schätze von Erfahrung und Ansehen". Auch im verflossenen Lebensjahre hat der Kaiser sein Werk rüstig und erfolgreich fortgesetzt — vornehmlich das Werk des Fliedens und der Eintracht unter den europäischen Staaten, welches ihm seit der Errichtung des deutschen Reiches vor Allem am Herzen liegt. Im Sinne und Dienste dieser Friedenspolitik war es ihm Ver gönnt noch in seinem hohen Alter über die Alpen zu gehen, um die Gemeinschaft der beiden Regierungen und Völker in jener Richtung persönlich zu besiegeln. Wenn dem Kaiser das Friedenswerk nach außen im Verein mit seinen fürstlichen Freunden bisher gelungen ist, so sehnt sein landesväterlichcs Herz gewiß den Zeitpunkt herbei, wo auch im Innern unter Wahrung der seiner Fürsorge anvertrauten staatlichen Interessen der volle Friede wieder hergestellt sein wird: Gebe Gott, daß das 80. Lebensjahr diese Frucht seiner fürstlichen Sorge reifen lasse! Fürst Bismarck ist zu Kaisers Geburtstag General der Cavalerie geworden. Er ist bekanntlich Kürassier und trägt meist die Uniform. König Alfons von Spanien wird den 20. März wahrscheinlich als den schönsten Tag seines Lebens bezeichnet haben, als er von dem Jubel der Bevölkerung empfangen, an der Spitze von 25,000 Mann in Madrid seinen Einzug hielt. Da verlohnte sichs doch eher König zu sein, als bei seiner Rückkehr vom Kriegsschauplätze! Als erfreulichen Beweis der Veränderung der Dinge läßt er dem Lande verkünden: Nachlaß von einem Jahre Dienstzeit für sämmlliche Sol daten der jetzigen Armee, Ausfall der Aushebung für das laufende Jahr und Verminderung der Armee um ungefähr 100,000 Mann. — König Alfons hat am Tage nach dem Triumphzuge in Madrid die Antwortadrefsen beider spanischer Kammern auf die Thronrede ent gegen genommen.