Volltext Seite (XML)
1871 Freitag den 3. März Dies goldene Wort geht von Mund zu Munde, und das soeben beginnende Geläut aller Kirchenglocken stimmt gewiß Aller Herzen aus tiefster Seele zu singen: „Nun danket Alle Gott!" Durch Maueranschlag wurde heute Mittag den Bewohnern der Residenz nachstehende hocherfreuliche Mittheilung: Die Nationalversammlung in Bordeanr nahm die Ratificationen der Friedenspräliminarien mit 546 gegen 107 Stimmen an. Bekanntmachung. Die im Reglement zur Ausführung des Wahlgesetzes für den Reichstag des deutschen Bundes vom 28. Mai 1870 8 26 voraeschriebene Ermittelung des Wahlergebnisses im VI. Wahlkreise wird am 7. März d. I. Von Vormittags 10 Uhr an im Rathhause zu Tharandt stattsinden, was mit dem Bemerken, daß jedem Wähler der Zutritt zu dem Locale offen steht, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, am 27. Februar 1871. Der für die Wahlen z>jm Reichstage des deutschen Bundes im VI. Wahlkreise bestellte Königliche Commissar Gericbtsamtmann Hofrath Heink. Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Licbenlehn mid die Umgegenden. Amis Klatt für das Königliche GerichtsamL Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Von dem unterzeichneten Gerichtsamt soll den II März 1871 das Frau Henrietten Sophien Leopoldinen verehelichte Nihsche, geborne Hahn, zugehörige Bauergut Nr. 8 des Katasters und Nr. 2 des Grund- und Hypothekenbuches für Wildberg, welches Grundstück am 27. December 1870, ohne Berücksich tigung der Oblasten, auf 28,017 Thaler —- —- gewürdert worden ist, nothwendiger Weise an hiesiger Amtsstelle verstei gert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsamtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt ge macht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, dm 4. Januar 1871.. In Stellvertretung: Dürisch, Assessor. Tagesgeschichte. Wilsdruff, den 2. März 1871. Die am vergangenen Sonnabend im hiesigen Rathhause veran- staltete Wählerversannnlung war so zahlreich besucht, daß die Räum lichkeiten nicht ausreichen wollten. Recht zahlreich waren namentlich auch die Wähler aus den benachbarten Landgemeinden erschienen. Der anwesende Candidat der nationalliberalen Partei Herr Grahl in Ascheckwitz entwickelte sein Programm in klarer leicht ver ständlicher Weife. Er erklärte, daß er, falls ihm die Ehre zu Theil werden sollte, gewählt zu werden, in freisinniger Weise, insbesondere auch für Beseitigung mehrerer drückender Verbrauchssteuern (Salz- und Schlachtsteuer,) und für Abminderung der zu großen Militär- lasten in und außer dem Reichstage wirken wolle. Er erklärte sich als einen Gegner des deutschen Einheitsstaates und für Selbstständigkeit der Einzclstaatcn, allerdings mit denjenigen Beschränkungen, die das Gedeihen des ncugeschaffenen deutschen Reiches unbedingt fordern. Als solche bezeichnete er die einheitliche Führung des deutschen Heeres, die diplomatische Vertretung nach Außen, die Verträge mit dem Auslande, die Gemeinsamkeit der Verkehrsanstaltcn. Herr Rector Beck, der in dem Grahl'schen Programm keinen Unterschied mit dem Programm der Bundesstaatlich-Constitutionellen Partei finden konnte, veranlaßte darauf Herrn Grahl den Unter schied, der zwischen den Parteien der Bundesstaatlich-Constitutionellen und der Nationallibcralcn besteht, noch bestimmter hervorzuheben. Eine Debatte entstand noch darüber, daß der Vorsitzende, Herr Adv. Sommer die Bundesstaatlich-Constitutionellen mit den Con-