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Amts- und Änzeigeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschließl. des „Jliustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Drucker Fernsprecher Nr. 210. und Verleger: Smil H-nnedohn, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. für Eibenstock, Larisfeld, yundshübel, EUÜbvtUU Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,Wildente - . - - - -- 59, Aast,gang. - ' ' ' >—' — .. LAS Sonnabcnd, ücs 5. Oktober IKLS. rmieten. KlLT. iere -30. Jahr. ma- Zerein für erstag »1«r. re i ein is. -kr. 1. läge Auskunft mer kunft er- Blattes. ande be- v . Zuer- lattes. »m! krn Nuß- Bei: Progerie, idmjl erkaufen. p. d. BI. llogis »He 24. sp-ssn »ße 10- len >e 35 Pf- »gerie. ilcher, te«»tz' ruckerei- Wenig Koffmmg auf Grhattung des Welt friedens. Trotzdem die Regierung noch vor einige» Tagen offiziös verlauten ließ, daß zur Beunruhigung gegen wärtig noch kein genügender Grund vorliege, scheint man gegenwärtig doch überall pessimistischer denn je zu sehen. Daß der Brand auf dem Balkan unbedingt losgehen wird, daran zweifelt niemand mehr; denn das Balkanultimatum der vier verbündeten Balkan mächte, von dem wir berichteten, daß es am Donnerstag überreicht werden und innerhalb dreier Tage beant wortet sein solle, widrigenfalls mit Waffengewalt die Forderungen durchgesetzt werden sollten, bedeutet nichts anderes, als eine indirekte Kriegserklärung. Also hier ist kein Frieden mehr zu erhalten. In weit höherem Maße interessiert es uns na türlich, ob der europäische Friede durch diese Balkan- rauserei nicht zerstört wird. In unseren vorhergehen den Leitartikel zu dieser Frage haben wir keinen allzu großen Optimismus hineingetragen. Und wie unsere Ansichten mit denen großer Berliner Blätter voll und ganz übercinstimmen, möge nachstehender Auszug aus einem Leitartikel der „Berl. N. N." dartun. Es heißt da u. a.: „Kommt es aber aus dem Balkan zürn Kriege, so gehört eine große Dosis Zuversicht dazu, um zu glau ben, daß dann noch immer keine Gefahr für Europas Friede zu besorgen sei. Das schlimmste wäre nnstreitig ein Sieg des Vierbundes; denn es ist schwer abzufchen, wieso Oesterreich-Ungarn dann noch davon abgehalteu werden könnte, sich einzumische». Eine Konsolidierung des Balkans unter südslawischer Führung würde ja doch bedeuten, daß der habsburgischen Monarchie jede Zukunstshoffnung abgeschnitten wird. Si? könnte bei so etwas nnmöglich mit verschränkten Armen zusehen. Ist aber erst einmal Oesterreich-Ungarn aus seiner Reserve herausgetreten, so kann man mit mathematische'. Sicherheit darauf rechnen, daß auch Rußland nicht ru hig bleibt. Es sickert ja jetzt allmählich durch, daß der Baltanbund überhaupt eine russische Grün dung ist. Man bezeichnet den russischen Gesandten tz, Belgrad, von Hartwig, ganz offen als seinen Vater; er soll überdies in Petersburger hohen Kireisen den stärksten Rückhalt haben. Herr Sasonow zwar, und die Herren an der Sängerbrücke, sollen von der ganzen Sache nichts gewußt haben uno von dem Betragen die ses russischen Kindes unangenehm berührt sein Das wäre denn aber doch ein gar zu merkwürdiger Zu stand der russischen Politik, daß ihr amtlicher Leiter von den wichtigsten Mionen seiner Untergebenen nichts wissen sollte! Uns kommt es eher so vor, als befolge man in Petersburg den schönen Spruch: Laß deine rechte Hand nicht wissen, was die linke tut! Sehr wenig beruhigend wirkt es auch, daß der Dreibund entschlossen scheint, den abgehetzten Gaul der mazedonischen Reformen auch jetzt wieder zu bestei gen. Man weiß zwar noch nicht ganz genau, was Herr Sasonow mit Herrn Poincare in Paris abgemacht hat, aber die französische, englische und russische Presse doziert unisono, die Türkei müsse den „berechtigten Forderungen" der Balkan- staaten nachkommen und „durchgreifende Refor men" gewähren. Man kündigt erneute diplomatische Schritte in diesem Sinne an. Das läßt aber an dem guten Willen der betreffenden Regierungen ernstlich zweifeln, vor allem in diesem Augenblick. Wir sind überhaupt der Meinung: Wenn Europa wirklich Ruhe vor dem Balkan haben wollte, dann hätte es die Fin ger von ihm lassen und es der Türkei überlassen jol- len, mit ihren widerspenstigen Untertanen selber fer tig zu werden. Mit den ewigen „Resormforderungen" hat es den östlichen Ameisenhaufen erst recht aufge wühlt, der es jetzt so unangenehm zwickt. Es scheint uns: die betreffenden Regierungen wußten und wissen das recht gut, und es ist ihnen im Er'nste gar nicht darum zu tun, Ruhe im Orient zu haben. Nur un sere Offiziösen sind anscheinend soharmlos, ihnen ihre schönen Redensarten zu glauben. ' Endlich können wir uns auch über die russisch-öster reichischen Mobilmachungsgerüchte durchaus nicht rest los beruhigen. Allen amtlichen Vertuschungsversuchen "" zum Trotz stellt sich immer mehr heraus, daß Oester reich-Ungarn militärische Maßregeln trifft. Mag man es „Mobilmachung", mag man es „erhöhten Friedens- suß" taufen, es ist u. bleibt ein unangenehmes Symp tom. Eine hiesige Zeitung wußte sogar schon zu berich ten, die österreichischen Reservisten in Warschau und Lodz hätten Einberufungsbefehle erhalten. Und wa rum sagte Rußland seine „Probemobilmachung" nicht ab, von der es doch wissen mußte, daß sie die größte Beunruhigung Hervorrufen würde? Man gibt offen zu, daß diese Maßregel mit Frankreich verabredet war. Die Franzosen haben bekanntlich Angst, daß der russi sche Frennd ihnen im Ernstsalle zu spät zu Hilfe kom men könnte, weil er etwas schwer beweglich ist. Wie, wenn er nun unter dem Vorwand der harmlosen „Pro bemobilmachung" in aller Ruhe seinen Aufmarsch be endete, um bei Kriegsausbruch gleich an Ort und Stelle zu sein? Dann wären unsere halbamtlichen Optimi sten geradezu glänzend hineingefallen!" In Wien herrscht auf einmal wieder eine hochernste Stimmung. Graf Berchtold soll im Gespräch mit Diplo maten keine Hoffnung auf Erhaltung des Friedens ge zeigt haben. In diesem Sinne lauten nachstehende Te legramme: - ' M ailand, 3. Oktober. Der „Secolo" erfährt aus diplomatischer Quelle, daß, wenn sich die Situation binnen 24 Stunden nicht gebessert habe, Oesterreich- Ungarn sich gezwungen sieht, seine Truppen an der serbisch-bulgarischen Grenze zu konzentrieren. Mailand, 3. Oktober. Man berichtet aus Wien, daß trotz aller offiziösen Dementis das 3. österreichische Armeekorps, das in Dalmatien steht, Mobilmachungs ordre erhalten hat. Das Eisenbahnmaterial ist schon bereitgestellt, um die Triuppen nach der Grenze zu bringen. Schließlich seien hier noch folgende Meldungen ver zeichnet: Konstantinopel, 3. Oktober. Da oie bulgari sche Armee am 30. September mobilisiert worden ist, kann sic am zehnten Tage an der Grenze aufmarschiert sein. Von den neun Divisionen des Friedensheeres find sechs gegen die Türkei, drei zur Korperation mit Serbien gegen Rumelien bestimmt, die Reservedivisio nen bleiben an der rumänischen Grenze. Der Beghnn der Feindseligkeiten ist in vier Tagen zu erwarten. Belgra d, 3. Oktober. Die Skupschtina ist heute zu einer außerordentlichen Tagung zusammengetreten und hat sich konstituiert. Am Sonnabend werden die Parlamentssitzungen durch eine Thronreoe König Pe ters eröffnet, der mit großer Spannung entgegenge- fehen wird. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die „N. A. Z." über die Fl ei s ch e rz e u z- ung. Die „Norod. Allg Ztg." schreibt über die Ent wicklung der Fleischerzeugung im Gebiet des Deutschen Reiches im Verhältnis zum Anwachsen der Fleischkon sumenten in dem Zeitraum von 1816 bis 1912. Setzt man die Verhältniszahl der 1816 vorhandenen Fleisch mengen (Rinder, Kälber, Schafe, Schweine) gleich 100, so ergibt sich für 1873 oie Zahl 393 und für 1907 die Zahl 843. Hieraus geht hervor, oaß die Menge des im Jnlaude hervorgebrachten Schlachtfleisches erheb lich schneller gewachsen ist, als die Bevölkerungsziffer, nämlich wie 1 zu 8,4 beim Fleisch, bei der Bevölkerung nur wie 1 zu 2,6, da diese 1816 runo 25, 1912 rund 65 Millionen betrug. Vergleicht man oie einzelnen Arten von Schlachtvieh, so ergibt sich, daß sich das Rind fleisch um das sechsfache vermehrt hat, das Schweine fleisch sogar auf das cinundzwanzigfache gestiegen ist. Das Schasfleisch ist in dauerndem Rückgang begriffen, das Kalbfleisch nur in geringem Mäße an ocr Steige rung beteiligt. Weitere statistische Untersuchungen er geben, daß bei den vornehmlich in Betracht kommenden Schlachttieren rund eine Verdoppelung des durchschnitt lichen Schlachtgewichtes stattgefunden hat, was aus eine Verbesserung der Rassen zurückzuführen ist. Ter Fortschritt der deutschen Fleischerzeugung wird weiter durch die Beschleunigung des Umsatzes der ein zelnen Viehgattungen erklärlich gemacht. Diese ist bei Rindvieh auf das einzweidrittelfache, bei Schweinen auf das eineinhalbsache zu veranschlagen. Auf Grund der Verhältniszahlen läßt sich erwarten, daß die deutsche Lan»wirts.chaft auch in Zukunft den Vorsprung, den sie Vvr ^.'üt Anwachsen der Bcvölkerungszisfer inn? hatte, behalten wird. Weiter ergibt sich aus oen sta tistischen Ermittelungen, welche wichtige Rolle beson ders der Schweinezucht für die Ernährung der oeut- fchen Bevölkerung innewohnt. Die Maßnahmen oer preußischen Regierung müßten daher vor allem oie Konstanterhaltung und die möglichste Förderung der Schweinezucht im Auge behalten, Maßnahmen, die ganz besonders dem kleinen und mittleren Viehzüchter zugute kommen. — Befinden des Prinzregenten. Ge heimrat, Universitätsprosessar Dr. von Angerer, der regelmäßig alle 10 bis 14 Tage Se. Königl. Hoheit den Regenten am Hoflager besucht, hat Berchtesgaden wieder verlassen. Von den beiden Leibärzten wird mit geteilt: Das Befinden Sr. Königl. Hoheit des Re genten ist zufriedenstellend. Insbesondere hat auch die warme Witterung der letzten Tage einen günstigen Ein fluß geübt. Der Regent fühlt sich frischer und kräftiger, Appetit und Schlaf find gut. Zu Besorgnissen steht nach wie vor kein Anlaß. Professor Dr. von Angerer. Dr. von Castner. Frankreich. - D ie f r a u z ö s i s ch e n M a n ö v e r. Den Blät tern zufolge beschäftigt sich General Joffre in einem vorläufigen Bericht an den Kriegsminister mit den unter seiner Leitung stattgehabten Manöver»,, insbe sondere mit der Gefangennahme des Generals Marion durch die Reiterei des Generals Dubois. General Jof fre erklärt, man müsse den General auf die Gefahr auf merksam machen, die für einen Armeekommanoeur da raus erwachsen könne, wenn er sich aus oer äußerste» Schlachtlinie aufstellte, anstatt die Operationen vom Zentrum seiner Truppen aus zu leiten. An General Dubois müsse man die Bemerkung richten, daß er seine Artillerie nicht genügend unterstützt habe, eine Unter lassung, die umso bedauerlicher fei, als Oberst Maistre, Generalstabschef des Generals Marion, ihn hierauf aufmerksam gemacht habe. Schließlich erklärt es Joffre für bedauerlich, daß der Tagesbefehl, in welchem Ge neral Dubois seine Truppen beglückwünscht habe, der Oesfentlichkeit übergeben worden sei. Marokko. - Agadirin denHänden der A u s st ä n d i - scheu Das Küstenwachtschisf „Marrachi" ist Mitt wvch früh, von Agadir kommend, in Tanger eiugetrof- sen. Als es an Agadir vorüberfuhr, würbe es mit Kanonenschüssen empfangen. Es erwiderte während mehrerer Stunden mit dem Küstenwachtschiff „Fasi" zusammen oas Feuer. Agadir scheint wieder von Aufständischen, die mit Waffen gut versehe» sind, besetzt zu sein. Die französischen Truppen, die Agadir besetzen sollen, werden am 4. Oktober dort eintreffen. Oertliche und sächsische Nachricht^ — Eibenstock, 4. Oktober. In Wäldern mit Hoch wild, also auch in den Wäldern unserer Umgebung, hat die Brunstzeit der Hirsche wieder begonnen, und durch die Wälder tönt bald klagend, bald herausfordernd in den Abendstunden der Schrei des Hirsches. Die Hirsche treten zu dem Brunstrudel, und damit ist für die Jäger in solchen Wäldern die Zeit der vornehmsten Weidmannsfreuden ge kommen. — Eibenstock, 4. Oktober. Zu unserm Bericht über die der Firma Max Ludwig zu Teil gewordenen Ehrungen haben wir noch zu bemerken, daß bei der Deputa tion der Handelskammer Plauen auch Herr Fabrikdirektor Johannes Lenk, Schönheide beteiligt war: wir tragen dies ergänzend nach. Earlsseld, 4. Oktober. An» vergangenen Sonntag fand hier cinc große Wohltätigkeits- aufführung statt, die selbst die hochgespanntesten Erwartungen übertraf und als vortrefflich gelungen bezeichnet werden »nuß. Zuerst gelangte zur Darbietung der 42. Psalm von Mendelssohn sür gr. gem Chor, Solo und Orchester. Das Orchester stellte dieGläntz schc Musikkapelle, oie durch mehrere auswärtige, erst klassige Kräfte verstärkt war. Sie erledigte jich ihrer hohen Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit, nur im 3. Chor fehlte es wohl infolge des rOIe^o assai-Telnpos etwas am energischen Zusammenspiel. Das Sopran- solo sang Frau Organist Pöhler Aue, die, wie jich auch später noch bei 2 Sololiederu zeigte, durch die wohltuende Natürlichkeit und vornehme Klangfarbe ih rer Stimme warme Anerkennung fand. Als Zeichen des Dankes überreichte man ocr Sängerin einen dnf tenden Blumenstrauß. Den tapferen Sängern und Sängerinnen aber ein ungeschmälertes, kräftiges Bra vo! Auch das letzte Chorwerk, Gotentreue von Rau chenccker für Männerchor, Soli und Orchester war v»n