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Wilsöruf-Tharander Wochenblatt. Freitag, den 2. Juli 1841. 22. Mit König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Bk» dieser W-ch-nschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Diertcljahrgang betragt 10 Ngr. B-Iann!- machungen aller Art werde» ausgenemmen; die gespaltene Zeile, cdcr deren Raum wird mit 6 Pf, in Anrechnung gebracht. Aussage, di- im nächsten Stuck erscheinen sollen, werden in Tharand bis Montag Nachmittags 5 llhr und in Wilsdruf bis Montag Abends 7 llhr angenommen. Auch können bis Mittwochs Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch di- Post an den Drnckort beferdcrt^wcrdcn und in dec nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: ,,an die Rcdaction des Wilsdruf-Tharander Wochenblattes zu Wilsdrus (Dresdener Gaste im Hanse des Hrrr» Sladtrichter« Damm-, 1 Trepp-,) oder: ,^IN Lie Agentur des Wilsdruf-TharauLer Wochenblattes zu Tharand," di- Herr Buchbinder Tauscher übernommen hat. In Meißen nimmt Herr Klinkicht jun. Aufträge und Bestellungen an. Etwaige Beiträge, w-lche der Lenden, de« Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Dank- angenommen werden. Die Rcdaction. Ein Tag aus dem Leben zweier un gleichen Gatten. (Skizze.) (Fortsetzung.) Weithin, bis zum Saum des fernen Hori- zontcs, zieht sich der hohe Fichtenwald, seines Nadelschmuckes nimmer müde, durch die Thaler und über die Berge, ein starrendes, schweigendes Gehcimniß. Jetzt waltet liefe , seliger Friede in seinem weiten Bereich, und eine verklarende Ruhe lagert über der ganzen weiten Schöpfung und zieht beglückend ein auch in die Brust des Men schen, der da empfindet gleich mir.— Doch nicht blos in des Lenzes bräutlichem Schmucke, nicht allein im Festgcwandc des Sommers, wenn cs ährcngoldig auf den Fluren wogt und wallt, nicht in der Uebcrfülle deines Segens, den du im Herbst den Bewohnern weinfröhlicher Berge so gut spendest, wie dem armen Hirten auf den felsigen Höhen, bist du schön und erhaben, all- schaffende Natur. Du bist cs auch als Greistn, wenn Silbeckockcn deinen Scheitel schmücken. Das alte Jahr, seines Laufes müde, schüttelt dann wie träumerisch das ehrwürdige Haupt, und die weißen Locken lösen sich von seinen Schläfen und fallen wollig und glanzend auf das erstairte Land herab, das sein kalter Odem, der jugendlichen Lcbcnsfrische beraubt, nicht mehr zu erwärmen vermag. Zuweilen entringt sich wohl auch ein Seufzer dec hinstcrbendcn Brust, und die Erde hallt wieder davon weithin in den Höhen und Tiefen, und als Echo stöhnt cs nach durch Gebälk und Ritzen und Geklüft. Die Baume des Waldes aber singen ein Sterbclicd aus ihren Kronen heraus, und beugen die Zweige MWehmuth und Trauer auf das weiße Todlen kleid zu ihrcn Füßen nieder. Und als wollten auch sie zu dem Gewände ihre Gaben spenden, streuen Fichte und Tanne noch mehr des lichten Stoffes von den seufzenden Aestcn auf den wei ten Sarg herab. Aber wie in den rinnenden Thränenbachen der Schmerz der Verzweiflung schmilzt, und der schwer lastende Stein, den ein dunkles Verhängniß auf die Brust des sorgen- gedrücklcn Erdensohnes wälzte, immer weiter und weiter abwärts sich drängt, bis das Auge wie der voll Glaube zu dem Lenker aller Schicksale aufschaut: so auch strecken jene nach vollbrach tem Liebesopfer, der druckumspannten Bürde le dig, die grünen Arme wieder hinauf zum cwigcn Himmel, die einzig Hoffenden unter den verzag- ten Brüdern." Während Thekla ihren begcisterungsvollcn Schilderungen sich überließ, war Theodor von ihr unbemerkt zurückgctreten, hatte sich eine Ci- gar e angezündet, und trat jetzt, das glimmende Kraut von Havanna's fernem Loden im Munde, auf die Gattin zu, die eben erschöpft inne hielt sich zu sammeln, und sprach: „Liebe Thekla, was Du so eben gefühlt und in Worten ausgesprochen, mag sehr schön sein und in einem gedruckten Buche zu seiner Zeit recht gut sich lesen lassen; allein ich kann geste hen, daß ich, im Begriff dem edlen Waidwerk obznliegcn, nicht im geringsten in der Stimmung mich befinde, auf Deinem kühnen Fluge hoch über den Wolken Dir zu folgen. Auch vermag ich so schnell mich nie zu erheben und muß erst, wie die Trappen, eine Strecke weit angestrengt laufen, ehe mir das Luftsegeln gelingt- das mich übendem schnell ermüdet, sintemal meine Schwin gen schr kurz und an dergleichen Ucbungcn nicht gewöhnt sind."