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28 SN, 2 »er k.tt-r .2S .00 .so .SS öde 90 cm 0, 7.SS 2.20 1.9S iss» 0, S. 7.S0 7.S0 L.9S m w cm kM" t so cm v.ss" "Sen 1S.7S . 2S.0S i0.9.72 S, o.so 100/a 8».' MMUAgM« vr. Kehler tritt vom Amt Zurück Dr. Geßler. Abg. v. Brüninghaus. Deutsche ohne Arbeit. Eine Folge der kalten Witterung. In der Arbeitslosenversicherung stieg die Zahl der männlichen Hauptunterstützungsempfänger vom 15. De zember bis zum 31. Dezember 1927 von etwa 709 000 auf 1037 000, also um 46,3 Prozent, während die Zahl der weiblichen Hauptunterstiitzungsempfünger nur um 24,4 Prozent zunahm (von 121800 auf 151500). Insgesamt betrug also die Zahl der unterstützten Arbeitslosen in der Arbeitslosenversicherung am 31. Dezeniber 1927 1 188 500 In der Krisenunterstützung stieg die Zahl der mämn kicken Hauptunterstützunasemvfänaer von 141 Ott« am berg über. Während der Revolution gelang es ihm, Vie Arbeiterstadt Nürnberg und das übrige Rordbayern vor Blutvergießen zu bewahren. Im Oktober 1919 schlug ihn die Demokratische Partei zum Wiederaufbauminister vor. Nach einem halben Jahre übernahm er als Nachfolger Noskes das Reichswehrministerium. Durch die langen Jahre hat es ihm nicht an Mühen und Anfechtungen gefehlt, aber unentwegt stand Geßler als sturmgewohnter und energischer Man» auf der Wacht, vas, was er für richtig hielt zum Neuaufbau der deutschen Wehrmacht, zu entwickeln und zu verteidigen. Wenn er jetzt müde geworden ist, so genügt es, auf den Verlust zweier blühender Söhne in den letzten Jahren hinzu weisen. Nun nahm ihm der unerbittliche Tod seine alte Mutter. Das hat wohl seinen Entschluß zum Reifen ge bracht. Dr. Geßler ist einer der am stärksten umstrittenen Minister des neuen Deutschland gewesen, trotzdem aber sozusagen der dienstälteste Minister geworden. Denn seit 1919 war er ununterbrochen im Amt. Im August 1923, als das erste Kabinett der Großen Koalition gebildet wurde, drohte diese Koalition daran zu scheitern, daß die Sozialdemokratie die Beibehaltung des Reichswehr- Ministeriums durch Dr. Geßler mit Entschiedenheit ab lehnte. Nur mit schwerer Mühe gelang es damals, bei der Sozialdemokratie die Duldung Dr. Geßlers durchzu setzen. Die Demokraten haben ihn, seit er in das erste Kabinett Luther eintrat, nicht mehr als ihren politischen Vertrauensmann betrachtet. Er trat auch formell aus der Demokratischen Partei aus. Nach dem Tode des Reichspräsidenten Ebert war Dr. Geßler einige Wochen lang ernsthafter Kandidat für das Amt des Reichs präsidenten. Nun wird er gehen als einer, der viel getragen, noch mehr ertragen hat, an dessen Werk aber niemand Vorbei gehen kann, der die Entwicklung Deutschlands nach der Revolution 1918 zu würdigen hat. Wer wird seine Bürde auf sich nehmen? Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des SLadtrats zu Wilsdruff, des ForstrenLamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. lassen. Der Ministerpräsident stellte dann die Ver- t r a u e n s f r a g e, die mit dem Siege der Regierung -ndigte und zu der gemeldeten Verhaftung zweier von den fünf für vogelfrei erklärten kommunistischen Deputierten führte. in die Untersuchungshaft" übcrgeführt. Zu irgendwelchen Zwischenfällen ist es nicht gekommen. Die Verhaftung bildete den Abschluß einer Kammer debatte über die Frage derAufhebungderJmmu- nität für fünf kommunistische Abgeordnete, die wegen politischer Umtriebe unter Anklage stehen. Die Abgeord neten Brunet, Vertreter der republikanischen soziali stischen Gruppe, und Daladier, der als Vertreter der Radikal-Sozialistischen Partei das Wort ergriff, sprachen sich gegen die Kommunistenverhaftungen aus, aber ein dahingehender Antrag wurde mit beträchtlicher Stimmen mehrheit abgelehnt. In äußerst gereizter Stimmung ver wahrte sich dann Ministerpräsident Poincars gegen den Vorwurf, daß das Vorhaben der Negierung die Rechte des Parlaments verletze. Die Regierung er achte es als ihre Pflicht, Männer, die ihre parlamentarische Stellung benutzten, um sich über das Gesetz und die Ver fassung lustig zu machen, nicht länger in Freihejt zu Oer Nachfolger des Wehrminisiers. In parlamentarischen Kreisen wird lebhaft die Frage erörtert, wer der Nachfolger Dr. Geßlers werden wiro. Allerdings steht noch nicht fest, ob angesichts der immerhin nur noch kurzen Lebensdauer des Reichstags wieder ein Reichswehrminister ernannt oder nur ein Stellvertreter mit der Führung der Geschäfte betraut werden wird. An erster Stelle steht der Name des der Volkspartei an gehörenden Abg. Konteradmiral-a. D. B r ü n i n g h a u s, der schon öfter als der Erbe Dr. Geßlers genannt wurde, da ja Dr. Geßler nicht das erstemal aus seinem Amt scheiden will. Daneben stehen auch die Namen der volks- parteilichen Abgg. Scholz und v 0 n Kard 0 rff. Dr. Scholz ist der Vorsitzende der Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei, Herr von Kardorfs hat sich durch seine Festrede bei Ler letzten Verfassungsfeier im Reichs tag bekannt gemacht und ist auch wiederholt als Kanzler kandidat aufgetaucht. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß auch General Heye und der Zentrums, abgeordnete Ersing als Ministerkandidaten genannt werden. Dor der Entscheidung. Berlin, 14. Januar. Wie die Telegraphen-Kmon er fährt, dürste über die Nachfolge des Reichswehrministers Dr. Geßler in kurzer Zeit die Entscheidung fallen. Der Rücktritt Geß lers ist somit als endgültig anzusehen, ebenso ist an der Genehmi gung des Gesuches durch den Reichspräsidenten nicht zu zweifeln. Al- Nachfolger Dr. Geßlers kommt, da der alte Anspruch der Deutschen Vclisportei aus diesen Posten nicht bestritten wir-, vor- cmssichtlich ein prominentes Mitglied der Deutschen Vvlkspartei in Frage. für Bürgertum, Beamte- Angestellte u. Arbeiter. : dir «,rj»al«r»e 2» Sip-g., die «»ripoHr», Z«Ur der a»tl!<h«p B«kano,«achuii,tn ««etch». pi-nni«, die 8 reipdlieie« Redl»»«,eile >« terUichev Teil« l AUchomort. Nachweisung,gebühr 20 Sirichrpirnnige. geichriedeueTrschcianng«. —. . . . läge und Piatzuvrichrist« werden nach Mdgiichb-U Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b-rückstchttsl. -u-uahme bis uorm.lOUHr. —— - > Für die Nichtigkeit ix, durch Fernruf üdermitteltcnAnzeigen übernehmen wir deine Garantie. Jeder Nabatlanspruch -lischt, wenn der Betrag durch Kias« eingezogen werden muß oderderAustraggcber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Rücktrittsabsichten des Wehrministers „nichts bekannt", obwohl alle Welt offen und mit voller Berechtigung davon sprach. Es war auch die Rede davon, daß Herrn Dr. Geßler unter Umständen ein längerer Urlaub zur Herstellung seiner Gesundheit bewilligt werden könnte und ein Ver treter für ihn die Geschäfte wahrnehmen würde mit Rück sicht auf die in absehbarer Zeit bevorstehenden Neuwahlen und die sich wahrscheinlich daran anschließende Neubildung ves Kabinetts. Doch ist das nur eine Möglichkeit, zumal anderweitig schon sehr lebhaft die N a ch f o l g e r f r a g e besprochen wird. Dir Ernennung des Wehrministers er folgt durch den Reichspräsidenten auf Vorschlag des Reichskanzlers. Geßlers Amisiatigkeii. Wiederholt ist in den letzten Jahren von Rücktritts absichten Geßlers die Rede gewesen, ohne daß solche An kündigungen sich in die Wirklichkeit umsetzten. Er hat acht Jahre hindurch aus dem schweren Posten ausgeyaiten, auf den ihn das Geschick gerufen hatte. In jungen Fahren machte er an der Universität Erlangen seinen juristischen Doktor und wurde nach kurzer Tätigkeit als Staatsanwalt, dann als Gewerberichter mit 35 Jahren zum Ersten Bürgermeister von Regensburg gewählt. Nach vrei Jahren siedelte er als Oberbürgermeister nach Nürn- Wei französische Abgeordnete verhafiet. Poincarös Sieg in der Kammer. In Paris wurden nach Schluß der Kaminersitzung die kommunistischen Abgeordneten Cachin und Vaillant- Louturier beim Verlassen des Parlamentsgebäudes von Volizeibeamten fettaenommen und im Kraftwaaen Wechsel im Kehrmmifienmu. Geßlers Rücktrittsgesuch beim Reichspräsidenten. Die unvermutet, aber ziemlich bestimmt in Berlin auftretenden Gerüchte vom Rücktritt des Reichswehr ministers verdichteten sich im Lause des Freitags bis zn der tatsächlichen Mitteilung, daß Dr. Geßler den end gültigen Entschluß gefaßt hat, von seinem Amt zurückzu treten und sich aus dem politischen Leben znrückzuziehen. Mit persönlichen Gründen, vor allem mit den schweren Schicksalsschlägen, die ihn in der letzten Zeit betroffen haben, begründet Dr. Geßler die Absicht des Rücktritts. Schon vor einigen Tagen ließ er darüber Nachricht an Reichspräsident von Hindenburg und den Reichskanzler gelangen. Da der Entschluß seststeht, bilden das offizielle Abschiedsgesuch und dessen Genehmigung durch den Reichspräsidenten, der den von ihm sehr geschätzten Mit arbeiter ungern verliert, wohl nur selbstverständliche Folgen. Man kann damit rechnen, daß Geßler den Wehr etat für 1928 nicht mehr vor den« Reichstag vertreten wird. Merkwürdigerweise war bei den in Betracht kommen den amtlichen Stellen in Berlin, so insbesondere bei der Reick Pressestelle, auf alle Anfragen hin am Freitag von Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, WUodrrest«, «schrvu « «dr» Wrr»t«g«u »Uhr. P«,«,»prri,: Bei «dhol»», io »M »^ch«t,ftelle »öd de» «oo,a»e-Uler> 2 «W. im bei Zustellou, »euch »t« Boten «W., bei PostdesteUon« r ««. ,u,a,Iich «der-«- , ....... - »- . «ebühr. Ei»,elaummern EPl.-wl-Post«»*-!»» Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten.»» »»«rondVejchöslostelleu ' ' nehme» ,« ,e»er Zeil Be K»Dni,e» e»Ise,eo. I» Falle höherer Demalt, Arie, oder sonstiger BetriedtftSrangen besteht dein «nspnlth aus Lieferung >« Z ei tun, oder «ür,»n, de, Bezugspreis». — «ückseudun, ein,es«udtrr SchrislslL-bc erfolgt nur, »e»» Porto beiliegt. Mr,12.—87.Jahrg«Mtz Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff- Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 14 JaBuar 1S28 Hinter Schloß und Riegel. Zwischen den Wahlen. — Um die Todesstrafe. — Russischer Absolutismus. Die meisten westeuropäischen Großmächte — von den Vereinigten Staaten von Nordamerika gar nicht zu reden — fühlen sich in einer Art D a u e r k r i e g s z u st a n d mit den Kräften, die nicht müde wercken, an den Grund festen der modernen Kultur und Zivilisation zu rütteln. Eben erst hat der französische Ministerpräsident sein un gewöhnlich fügsam gewordenes Parlament durch Forde rung eines Vertrauensvotums zu dem Beschluß gezwun gen, die feierlich in der Verfassung beschworene Immunität ver Abgeordneten gegenüber fünf Mitgliedern der kommu nistischen Kammerfraktion außer Kraft zu setzen. Zwei von diesen von der Justiz des Landes seit langem an- gefordcrten Volksvertretern sind daraufhin ungesäumt von ver Polizei hinter Schloß und Riegel gebracht worden, während drei Leidensgefährten von ihnen sich im Augen blick noch irgendwo im Lande oder außer Landes ver- bockgen halten. Die deutsche Justiz hat, wie mau Weitz, gleich falls ihre liebe Not mit diesen Leuten. Mit schweren Be- oenken nnr hatte der Reichstag sich im vorigen Jahre zur Genehmigung des Strafverfahrens gegen die Mitglieder ver kommunistischen Zentrale bereit gefunden, soweit sie bis dahin durch das Neichstagsmandat gegen den Zugriff ver Reichsanwaltschaft geschützt waren. Aber die so der Verfolgung Preisgegebenen waren zunächst in Freiheit belasten worden, und als der Termin vor dem Reichs- gerichtinLeipzig herangekommen war, glänzten sie einfach durch Abweseuheit, so datz der Kampf um ihre Freistellung für den Strafrichter nun von neuem beginnen kann. Wie lange ver Reichstag noch beisammenbleiben wird, weiß man ja nicht; wird er im Frühjahr oder im Sommer aufgelöst, so würden die Herren Thälmann und Genossen nichts zu lachen haben, denn daran braucht man nicht M glauben, daß es gelingen wird, die Zeit zwischen i^^^^ichstagen, dem toten und dem neu zu wählenden, mit ^mmunitätsrechten für die alten Abgeordneten oder für ihre voraussichtlichen Nachfolger auszugestalten. Ein mal muß schließlich auch in Deutschland die große Ab rechnung zwischen der Justiz und den mit rein bolsche- wistischLn Methoden arbeitenden Vorkämpfern der Räte republik kommen. Das Reichsgericht Pflegt solchen Ele menten gegenüber neuerdings über mehrjährige Festungsstrafe nicht hinanszügehen. Todes urteile kommen bei uns höchstens noch gegen ganz barbarische Frevler an unschuldigen Menschenkindern zur Vollstreckung, wie jetzt eben gegen den Berliner Doppel mörder Böttcher, den sogar die preußische Staatsregie rung der Begnadigung unwürdig fand, obgleich sie kürz lich im Reichsrat noch gegen die Beibehaltung der Todes strafe im neuen Strafgesetzbuch gestimmt hat. Der end gültige Kampf um diese schärfste Strafe, die Menschen über Menschen verhängen können, steht uns noch bevor. Er wird die Gewissen aller Deutschen zu ernstester Selbst prüfung aufrufen. * Das alles sind Sorgen, mit denen sich freilich die Vorkämpfer der Weltrevolution, die für sich in Anspruch nehmen, den sozusagen fortgeschrittensten Bestandteil der europäischen Menschheit darzustellen, am allerwenigsten belastet fühlen. In Rußland werden heute Todes urteile vollstreckt, die überhaupt kein Richter gefällt hat, und wer statt besten gleichfalls ohne Urteil, ohne gericht liche Untersuchung auf unbestimmte Zeit nach Sibirien oder sonst in eine asiatische Wildnis verschickt wird, der soll eigentlich noch seinem Schöpfer danken für diese außerordentliche revolutionäre Milde und Nachsicht, und wenn es ein Trotzki in Person ist, ohne dessen tätige, jahrzehntelang fortgesetzte Arbeit wahrscheinlich die ganze Räterepublik niemals Leben und Gestalt gewonnen hätte. Jetzt werden dieser Mann und seine engeren Gesinnungs genosse» mit denselben Waffen geschlagen, die sie in den ersten Zeiten des Bolschewismus gegen ihre zaristischen oder auch nur weniger revolutionären Widersacher zur Anwendung brachten. Und in dem ewigen Kreislauf der Dinge ist das russische Volk glücklich mm wieder in den elenden Absolutismus zurückgeworfen, dessen Ausrottung für alle Zeiten die Jünger Lenins einstmals auf ihre Fahne geschrieben hatten. Den Machthabern in Moskau ist ganz gewiß nicht wohl zumute, wenn sie sich schon zu solchen Verzweiflungsschriticu entschließen müssen; uns wenn man jetzt noch erfährt, daß sogar schon in den eigens nach bolschewistischen Erziehungsgruudsätzen ange legten besonderen Kinder st ävten wilde Meute reien an der Tagesordnung sind, weil sich der hier unlergebrachte Teil der russischen Jugend gewisse Er ziehungsmethoden der hohen Obrigkeit nicht gefalttn läßt, so darf man sich daraus wohl seinen Vers machen aus den allgemeinen Stand dieses „Paradieses". Dr. Sy.