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/luer Tageblatt -I« No-tr«,«« «» fS, ^u,w«rtl„ »I« p»stanst-u«n «tt,«,«». - erscheint w«rkIS,„ch. r«n>hr»ch.fin/HIuS «». s». Anzeiger für -as Erzgebirge -I. °mMch°° O°,°°n.m°chu„g°„ »„ s..., -,ue, ,7.1. n,.... Dienstag. ten 20. März -27 22. Jahrgang Die Folgen der Beschießung von Nanking. Gespannte Lage in Schanghai. London, 27. März. Nach einer Reutermeldung aus Schanghai machen sich, Anzeichen einer Reaktion auf das britisch-amerikanische Vorgehen in Nanking bemerk bar. Frcmdenfeindlichc Plakate werden an der Grenze der französischen Konzession angeklebt. Eine Studenten versammlung in Tschapei beschloß, daß Redner Anspra- chen an die Volksmenge in den Straßen halten und die Beschießung Nankings durch britische und amerikanische Kriegsschiffe verurteilen sollen. Die Streitkräfte an der Grenze der internationalen und der französischen Niederlassung werden verstärkt. Am Rande der franzt!« fischen Konzession sind Maschinengewehre in Stel nng gebracht worden. Nach einer weiteren Reutcrmcldiing ans Schanghai handelten bei der Räumungsaktion in Nanking die Ja paner selbständig und beteiligten sich nicht an der Be schießung. Ter kantonesische Befehlshaber in Schanghai. General Paitschunghst, bezeichnete in einer vor Jour nalisten abgegebenen Erklärung die Angelegenheit von Nanking als „erledigt"; er sagte, cS handle sich nur um einen isolierten Zwischenfall. Nückgobe -er ouslän-isiken Nieüerlosiungen in Schanghai grfor-erk. Schanghai, 27. März. Der Tag ist ruhig ver laufen, obgleich in der Chtnesenstadt, an die die fran zösische Konzession grenzt, eine Massenversammlung ab gehalten wurde, an der der nationale Oberbefehlshaber Tschangkaischek und der Befehlshaber von Schanghai, Paitschunghst, tetlnahmen. Es wurde eine Entschlie ßung angenommen, in der die sofortige Rückgabe der ausländischen Niederlassungen in Schanghai gefordert und ein neuer Generalstreik befürwortet wird. An schließend an die Versammlung veranstaltete die Menge eine Kundgebung in den Straßen, jedoch wurden von den Grenzposten der Fremdenntederlassung keine Zwi schenfälle gemeldet. Keine gemeinsame Mion -er Mächte. Washington, 27. März. In politischen Kret- scn wird hervorgehoben, daß auf der gestrigen Konferenz von Kabtnettsmitgliedern keinerlei Beschlüsse gefaßt wur- den, die auf eine gemeinsame Intervention mit England und Japan in China htnzielen. Nach wie vor besteht lediglich die Absicht, das Leben der amerikanischen Staatsangehörigen zu schlitzen. Dieser Verlautbarung über die Haltung der Washingtoner Negierung wird besondere Bedeutung betgcmessen, da von anderer Seite gemeinsame Aktionen angckündigt worden sind, die ge- genwärtig offenbar nicht geplant sind. Im gleichen Zu sammenhang erscheint cs von besonderem Interesse, daß Senator Borah beabsichtigt, seine Untersuchung der Außenpolitik der amerikanischen Regierung noch auf China auszudehnen. Schanghai, 27. März. Das erste Debonshire- Bataillon ist, von Hongkong kommend, hier eingctroffen. ebenso das Flugzeugmutterschiff „ArguS". Gefecht zwischen chinesischen Kreuzern. Schanghai, 27. März. Das englische Flugzeug. Mutterschiff „Argus" war heute Zeuge eines Kampfes zwischen zwei chinesischen Kreuzern, der sich bei Wusung abspielte. Das britische Kriegsschiff wurde von dem Kreuzer der Nordtruppen „Hattschi", der von Tsingtau kam, als Schutzschild benutzt, als er auf den vor Anker liegenden Kreuzer „Haitschu" des Jangtse-Geschwaders, der kürzlich zu den Kantonesen gegangen ist, feuerte. Der Kreuzer „Hattschi" dampfte in gleicher Höhe mit der „Argus" und feuerte jedesmal, wenn er aus der Dockung kam, eine Breitseite auf den kantonesischen Kreu- zer ab, der dreimal getroffen wurde. Schließlich fuhr die „Hattschi" auf die offene See hinaus, gefolgt von der „Haitschu" und einem zweiten nationalistischen Kreuzer, der „Itngjui", die von Whangpo kam. Die drei Schiffe verschwanden in einer Rauchwolke, und man hat bisher über ihr Schicksal nichts erfahren. Aorruptwn unci Demokratie! Dcutschnationale Schiebungen. Berlin, 26. März. Im preußischen Landtag wurde gestern, nachdem die Vorlage über den Finanz- ausgleich dem Hauptausschuß überwiesen worden war/ die Beratung des Haushalts des Ministeriums des In nern fortgesetzt. Der erste Redner war der Zentrums abgeordnete Schwe ring, dessen Ausführungen polt« tisch bedeutsam waren und viel Beachtung fanden. Schwerins konstatierte die fortschreitende Festigung der republikanischen StaatSsorm, wozu das Zentrum durch seine fortgesetzte Beteiligung an den Regierungen so- wohl im Reiche wie in Preußen wesentlich b.etgetragen habe. Was die Personalpolttik anlange, so sei die Pa rität für das Zentrum noch lange nicht erreicht und es sei natürlich ganz falsch, wenn die Deutschnationalen be haupten, daß früher allein die Tüchtigkeit ausschlagge bend gewesen sei bet der Besetzung einer Bcamtenstelle, Er besitze ein Schreiben aus früherer Zett, worin über einen Beamten gesagt wird, er sei „zwar tüchtig, aber Katholik". Der Borwurf, daß die Beamten in Preußen nach dem „Parteibuch" angestellt würden, sei völlig unberech tigt. Ohne den Namen und da» Ressort zu nennen, er- zählte der Redner als Gegenbeispiel von dem Borg«h«n «in«, d«utschnational«i> Minist«», der einem Megierungsrat eröffnete, er sei leider von seiner Fraktion gezwungen, ihn zu entlassen, da der Fraktion einige Hundert Bewerbungen von Deutschnatto- nalen vorlägcn, die wenigstens zum kleinen Teil berück sichtigt werden müßten, denn sonst würd« di« llnzuskt«d«nh«it mit d«r Fraktion im Lande allzugroß werden. Durch dieses Vorkommnis ist ein klassischer Beweis dasür erbracht, daß die Deutschnationalen uns immer Dinge vorwerfen, die wir nicht begangen haben, die sie aber selbst fortgesetzt begehen. (Zustimmung links und in der Mitte.) Ich bitte den Minister, daß diesem er- wähnten, durch den deutschnattonalen Minister gemaß regelten Zkeamten — ich werde jhm den Namen nen ¬ nen —, der in preußischen Diensten stand, wenigstens die UmzugSkosten vergütet werden. Der Fall ist, wie ich glaube kein Einzelfall, sondern einer von vielen Fäl len, wie sie in der 100jährigen konservativen Herrschaft xmal vorgekommen sind. Unterzelchnnng eines -rutsch-polnischen Eisenbahnabkommens. Warschau, 27. März. Gestern sand im polni schen Verkehrömintstertum die Unterzeichnung des deutsch-polnischen Abkommens über Erleichterungen des internationalen Eisenbahnverkehrs aus den Strecken Dtrschau-Konitz und Tirschau—Marienburg statt. Pon deutscher Sette wurde das Abkommen von dem deutschen Gesandten Rauscher und dem Geheimen Negterungsrat Scholz, von polnischer Sette von dem Ministerialdirektor Moskwa und dem Abteilungsvorstand PrvchnSka unter, zeichnet. Diese» Abkommen sieht besondere Erleichte rungen für den internationalen Personenverkehr zwi schen Westeuropa einerseits und Osteuropa und dem fer. nen Osten andererseits auch auf dem Gebiete de» Zoll- und Paßwesens vor. Auch der Etscnbahnwechselverkehr zwischen Deutschland, Danzig und Polen wird durch die- se» Abkommen verbessert werden. Da» Abkommen wird nach erfolgter Ratifizierung die Grundlage für die Her. stellung einer direkten Verbindung von Part«—Calais und von Ostende über Berlin, Riga und Moskau nach Peking-Tokio bilden. Aufhebung -er Militärkontrolle Über Ungarn. Berlin, 27. März. Wie die Morgenblätter aus Parts melden, wird 1>te Botschafterkonferenz Anfang der Woche nunmehr der Aufhebung der Mtlttärkontrolle über Ungarn zusttmmen, nachdem die Kleine Entente ihr Widerstreben aufgegeben hat. in kultur begann, ist die allgemeine Schulbildnna. Der allgemeine Schulzwang hat znr Folge, daß der Begriff „Analphabet" anfhört oder doch z»m Kuriosum wird. Jeder beherrscht mindestens die Anfangsgründe vom Lesen, Schreiben und Rechnen und erhält genügenden Unterricht in Literatur-, Knust- und Naturgeschichte, um nunmehr ganz genau zu wissen, daß der Mensch vom Affen abstammt, daß alles ganz natürlich vor sich geht, daß es keine übernatürlichen Kräfte gibt. Außer dem kann jeder seine Zeitung lesen nnd demnach sich über alle Ereignisse in der Welt unterrichten, sich ein „eigenes Urteil" bilden und alles ganz richtig beurteilen. Infolge d.er Schul bildung ist er kaufmännisch, technisch, politisch ganz anders zu verwenden als ein Analphabet, den zu verlachen, zn bemit leiden jeder „Gebildete" mehr oder weniger sich berechtigt fühlt. Ist solche Auffassung berechtigt? Sind die Erfolge der Maschinenkultur und ihrer Träger wirklich so bewunderungs würdig? Auf der einen Seite ja. Mit leuchtendem Auge, mit Heller Begeisterung darf man auf die riesige Entwicklung auf allen Gebieten der Wissenschaft und Technik blicken, allein der Satz: „Wo viel Licht ist, ist viel Schatten", bewahrheitet sich auch hier. Das andere Auge sieht mit Entsetzen, wie unsere so angestaunte, gepriesene Kultur mi'samt den Kulturvölkern dem Abgrund entgegenstürzt. Dieser Frage müssen wir uns zunächst zuwcnden. Zwei Perioden kann man unterscheiden, eine kurze Blüte zeit mit bedeutenden, körperlich, ethisch und geistig gesunden Menschen. Diese Periode umfaßt die Mitte des 19. Jahr hunderts. Allmählich entwickelt sich aber eine Verfallzeit, die — genau jo wie während der römischen Kaiscrzeit — zunächst noch von einer erstaunlich hoch ansteigenden, materiellen und wissenschaftlichen Kulturentwicklung bei immer stärker hervor tretenden körperlichem und ethischem Verfall begleitet ist. Letzterer Punkt ist von ganz außerordentlichem Interesse. Die meisten geben sich einer groben Täuschung hin, indem sie das heutige aufstrebende, materielle und wissenschaftliche Fort schreiten unserer Kultur für ein Anzeichen gesunder Innerer Kraft halten. Zuerst tritt der ethische Verfall unter Sartoidisierung der Menschen ein. Da gerade die Sarkoiden aus ganz besonders klngcn und intellektuell hochstehenden Menschen bestehen, so sind sie imstande, die auf dem Intellekt beruhenden Wissen- schäften und Techniken auch weiterhin zu fördern. Da ihnen aber die staats- und kulturerhaltenden Kardinaltugenden feh len, so muß trotz aller Entfaltung von Intelligenz und mate rieller Kultur der Absturz erfolgen. Die Blütezeit umfaßt die Zeit, in der infolge der Einführung des Schulzwanges mit einem Schlage eine massen hafte Umwandlung von Primären Natürlichen Fnndamen'al- charakteren in Kulturmenschen eintrnt. Gerade diese Periode der Umwandlung, in der zahlreiche Menschen bei erworbener Schulbildung doch noch die sinnliche Visionokrnfl besitzen, diese Periode, in der starke ethische MiNenölrafl sich mit hohem In- tellekt paaren, ist überall die Blütezeit der Kultur, d. h. die ethisch und moralisch gesunde Blütezeit. Die Vieljeiligkeit der Berufe und Aufgaben, deren Zahl sich unter dem Einfluß tuw anfblühenden Naturwissenschaften vermehrte, gestaltete auch eine vielseitige Entfaltung der Charaktereigenschaften und deo Intellektes. So entstand das so überreiche, wissenschaftliche, technische nnd geschäftliche Leben nnserer Zeit ImMr nene SpeziaUsiernngkn traten ein, die verwirrende Mannigfaltigkeit steigerte sich dauernd. , ,, Die Verfallzeit hat indessen mit einer solchen Fülle von Erscheinungen eingesetzt, daß an dem Vorhandensein des rapiden Abstieges nicht mehr gezweifelt werden kann. Folgende Vcrfallsshmptome sind offensichtlich: Einmal ist der körperliche Berfall unverkennbar. Vergleicht man den heutigen Kulturmenschen mit einem Naturmenschen, so ist man entsetzt über die aesnndhe'tliche An fälligkeit der Mehrzahl der Menschen, über da« Nachlassen der Nervenkraft und der Hemmungszentren, auf denen die Fädig keit beruht, Selbstzucht und Selbstüberwindung zu üben. Ner- vosität, Neurasthenie, Hysterie, Geisteskrankheiten sind neben allgemeiner Kbrperschwäche, Blutarmut nnd anderen konstitu tionellen Krankheiten, sowie vererbbaren Augenanomalten Von cler Hanäwerks- zur Masckinenkultur. Bon Professor Dr. Söegsried Passarge. Wir entnehmen den folgenden Abschnitt dem in einigen Tagen in der Hanseatischen Verlagsanstalt in Hamburg erscheinenden Werke „Die Erde und ihr Wirtschaftsleben" des bedeutenden, kürzlich 60 Jahre alt gewordenen Hamburger Geographen. Passarge hat es unternommen, zum ersten Male Wirtschaft, Siedlung und Verkehr in ihrer Abhängigkeit von geographischen Einflüssen darzustellen. Unter dem wirtschaftlichen Gesichtswinkel werden nicht nur die ganze vergleichende Erdkunde, sondern auch die völker kundlichen und kulturgeschichtlichen Tatsachen betrach tet, und -war auf landschaftskundlicher Grundlage. Das Werk ist sowohl für den geographisch nicht ge schulten Volkswirt und Kaufmann als auch für den geographisch ausgebildeten Lehrer und Studenten bestimmt. Eine überaus wichtige und bezeichnende Neuerung, die der Uebcrgangszeit von der Handwerks- zur Maschinen-