Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mel und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis betragt vierteljährlich l Mark 20 Ps pramnmoranclo. JuMr für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönii; und Umgegend. Drgan für den Stootgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. . 18. Dienstag, den 10. Februar 1880. 5 Jnhrq. Tagesgrschichte. Deutschland. Eino traurige' Erinncrnng wird durch die nun erfolgte Veröffentlichung der Untersuchungsatten in Sachen des „Groben Kurfürst" aufgefrischt. Ain ZI. März 187» erfolgte bekannt lich die Katastrophe bei Folkestone, bei welcher 289 wackere Seeleute ihren Tod in den Welle» fanden. Drei Kriegsgerichte traten zusam men, um die Ursachen des traurigen Vorfalles zu ergründen und etwaige Schuldige zu bestrafen. Der Admiral Batsch, der zn einer kurzen Festungshaft verurtheilt war, wurde, nachdem er bereits seine Strafe angetreten, begnadigt; nenerdings ist ihm sogar vom Kaiser das Adelsprädicat verliehen worden. Der jetzt veröffentlichte Bericht über die Untersuchnng besteht indessen in rein fachmännischen Aus einandersetzungen, die dem in SchisffahrtS-Verhälrnisse nicht genau .Eingeweihten unverständlich bleiben. Wahrscheinlich wird sich der Reichstag noch einmal mit dieser Frage beschäftigen. — (Ls bleibt der „R. Pr. Z." wahrscheinlich, das; dem Bmidcs- rath demnächst der Entwurf eines Börsensteuergesetzes zugeht. Der Ertrag der Stcmpelabgaben von Werthpapiere», Lombarddarlehen und Schlnßnoten u. s. w. wird auf ä'/s bis 6 Millionen Marc ge schützt. Sollte, was noch nicht sestzustehen scheint, auch eine Quitt ungssteuer vargeschlagen werden, so dürfte nach den bisherigen Er hebungen, mit Rücksicht auf die Ausdehnung der Befreiungen, der Ertrag auf 4 bis -l^. Millionen Mark veranschlagt werden. Oesterreich-Ungarn. Das Ministerium Da ässe festigt sich wieder; es wird sich möglicher Weise in Bälde ergänzen. In der Person des Herrn von KriegSnn wird das Unterrichtsministerium endlich einen Chef erhalten; der (liechten wird damit allerdings ein Strich durch die Ncchuuug gemacht, eine Ergänzung des Ministerinms i» ihrem Sinne gilt als überwundener Standpunkt. — Kronprinz Rudolf hat am Freitag Dresden wieder verlassen. Arautreich. Die Wahl eines Senators auf Lebenszeit gab zu einem Kampf auf Leben nnd Dod zwischen Eonservativen »»d Republikanern Veranlassung. Der Eandidat der Linken, Broca, siegte — aber nur mit wenigen Stimmen Majorität. Selbst die Minister und die kranken Senatoren mußten milstimmen, um das Resultat zu ermöglichen. Es ist aufgefallen, daß der französische Botschafter am Berliner Hose nicht nütgestimmt hat, woraus man folgern kann, daß er sich nicht in prinzipieller Uebereinstimmnng mit der jetzigen fran zösischen Regierung befindet und nicht daran zu denken ist, ihn auf feinem Berliner Posten dauernd erhalten zu sehen. — Der Depu- tirtenkammer ist ein Gelbbuch zugegangen, welches sümmtliche ans die ägyptische Frage bezüglichen Aktenstücke enthält. — Prinz Jerome Napoleon geht sehr vorsichtig zu Werke; er griff zur Feder uud ver öffentlicht in seinem Blatte „Qrdre" eine Reihe von Artikeln, in welchen er nachweist, daß der Bonaparlismns in Frankreich die einzige Legitimität vertritt. Qb's ihm die Mehrzahl der Franzosen glauben wird? England. Wie das Hofjournal „Truth" meldet, beabsichtigt die Königin Viktoria noch vor Qstern eine dreiwöchige Reise nach Deutschland anzutreten. — Das Parlament wurde vou der Königin in Person eröffnet, jedoch wurde die Thronrede von dem Lordkanzler Eairnö verlesen. Sogleich nach Eröffnnng der Sitzungen begann das Geplänkel der Qppositio» gegen die Regierung. Der Rlargnis Har tington unterzog bei der Adreßdebatte die Thronrede einer Kritik und tadelte die Negierung, daß sie das Parlament nicht aufgelöst habe. Die Irländer wollten ferner die irische Frage in der Adresse besprochen wisse», was jedoch von der Majorität vereitelt werden sollte. In der Adreßdebatte kamen dann noch alle möglichen, England bewegenden Fragen zur Sprache und wurden theilweise einstweilen durch „beruhigende Erklärungen" Seitens der ReMlingSvertreter beiseite geschoben. Rußland. Bei Beurtheilung der für Fremde oft unverständ lichen Verhältnisse Rußlands mnß man das herrschende Sectemvescn und die Duldung, die die Regierung diesem angedcihen läßt, mit in Betracht ziehen. Wie die „Molwa" meldet, hat sich neuerdings eine Rcligiousgesellschaft der „Barfüßigen" gebildet, welche aus Personen besieht, 'die aus irgend einem Grund der bürgerlichen Gesellschaft entfremdet sind, mithin meistens entlassene Sträflinge oder wegge jagte Beamte. Die Mitglieder der Gesellschaft beschäftigen sich mit der Winkeladvocatur, sammeln unter den verschiedensten Vorwänden milde Gaben ein, sind mit einem Wort gewissermaßen Aristokraten unter den Bettlern. Da die Gesellschaft den Behörden bei Entdeck ung von Verbrechern und Diebstählen schon häufig wesentliche Dienste geleistet hat, so sind diese wunderlichen Barfüßler bisher von der Polizei unbehelligt geblieben. Amerika. Die Bewegung für die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten hat begonnen; von vornherein sind die Aus sichten für Grant sehr günstig. Die republikanische Convention von s Pennsplvanien hat ihre'Delegirten angewiesen, für Grant zu stimmen ! und Pennsplvanien hat auf die Nachbarstaaten großen Einstuß. Die bezügliche Convention hat außerdem noch Resolutionen angenommen, welche sich gegen den Freihandel und für den seit 20 Jahren be währten Schutzzoll aussprechen. Ebenso sprach man sich gegen die Aenderung des Finanzspstems aus. Lokales und Sächsisches. — Die Erwerbsverhältnisse im böhmischen Erzgebirge gestalten sicb, wie man der „Bohemia" von dort schreibt, seit Einführung der neuen Zollverhültmfse immer ungünstiger; am härtesten sind in dieser Richtung die Bretmühleubesitzer, Holzhündler und alle die, welche sich > mit der Anfertigung von ordinären Holzwaaren beschäftigt haben, ! mitgenommen. Letztere wurden vor dem neuen Zolltarif aus den ' Gegenden von Gebirgsneudorf, Brandau, Kallich, Natschuug und weicer aufwärts iu großen Mengen ins Ausland ausgeführt und nun ist dieser Erwerbszweig ganz lahm gelegt. Das Ausland verlangt für einen Metercentner dieser Waare tt Mark als Einsuhrszoll, ge stattet aber, alles Stangenholz unter einem Meter Länge gebühren frei einzufübren; in Folge dessen geht dieses in großer Menge ins ! Ausland und wird dort verarbeitet. Die böhmischen Arbeiter können ' bei so hohem Zollsatz mit den ausländischen nicht eoncurriren und > müssen warten, bis sich wieder andere Erwerbszweige für sie eröff- ! neu. Noch schlechter geht es den Nagelschmieden, die im Erzgebirge , ebenfalls sehr zahlreich sind. Diesen macht wieder die in Sanz errich tete Nagelschmiedfabrik eine so starke Concurrenz, daß sie gegen wärtig ganz ohne Arbeit sind und darben. Wohl ist Aussicht Vor hände», daß in Folge des neue» Zolltarifs einzelne Industriezweige festen Fuß fassen und viele Beschäftigung bieten werden, wie bei spielsweise die bereits in Betrieb gesetzte Filzstofffabrik in Qbcrleuteus- dorf und die iu Aussicht genommene Errichtung einer Plüschsabrik ! in Komotau; aber die Nachtheile, die der neue Zolltarif gebracht, > sind größer, uud es ist »othweudig, daß an die Eröffnung neuer ! Industriezweige im Erzgebirge, Schaffung von Arbeit für die betrieb samen Bewohner rechtzeitig gegangen nurde. Dresden, 0. Februar. Die erste Kammer genehmigte in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf, betreffend das Statut für die ! Universität Leipzig, iu Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der ! zweiten Kammer und ließ sodann eine Petition um Rückgabe einer vor W Jahren verfallenen Kaution auf sich beruhen. Nächste Sitz ung Montag. (Etat der Gymnasien re.) Tie zweite Kammer ver wies auf Antrag des Sekretärs Richter (Tharandt) das k. Dekret, betreffend die fortgesetzten Erörterungen über das Bedürfnis; eines Waldschntzgesetzes, zur Schlußberathung und genehmigte den von der Fmauzdeputation (Abth. ^V.) vorberathenen Theil des Nachtragetats für die vorige Finanzperiode ohne Debatte nach den DeputationSan-