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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegerck E Dt, ,Ottnid»rf«r Zeitung' erscheint Di»«- 2 tag, Donnentag un» Sonnabend. « D« -Pret, wird mit Beginn » jeden Monat» bekannt gegeben. - I« Falle höherer Gewalt sjdrieg »d. s»n-. H ü irgendwelcher Störungen de» Betriebe» der » L Zeitung, d. Lieferanten od. d. Beförderung»« 5 - Einrichtungen) hat der Bezieher keinen Än» M syruch auf Lieferung »der Nachlieferung der -- ü Zeitung od. Rückzahlung d. Derugopreisca. » !»»»!« Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeind« - Dkv - Kmi» M. KER Nummer ^50 Lreltag den ^9- Dezember MO 29- Jahrgang Amtlicher Teil. Geffentl. Ätzung der Gemeindeverordneten Freitag, den sH. ds. Mts. ss^ZO, abds. 8 Uhr im Sitzungszimmer des Rathauses. Tagesordnung ist am AmlSbrett im Rathause ange schlagen. Htteadors-Hkrilla, den 17. Dezember 1930. Der Gemeindeverordueteuvorsteher. Oertliches «n- Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, am fk. Dezember ^zo. — Heute Donnerstag dringen die Lichtspiele im Roß anläßtich eines Film - Werbe - Abends ein außergewöhnlich um angreiches Programm. Der 10 Akte umfassende Groß- fitm „Die rote Tänzerin von Moskau" zeigt grandiose Aus nahmen aus der russischen Revolution. Das zweite Stück zeigt Tom Mix in einer Reihe von atemraubeuder Sensationen in „Arizona Tiger". Trotz dieses umfangreichen Programms haben auf eine Karte 2 Personen Zutritt. — Mittwoch abend gegen V» 11 Uhr kam am hiesigen Hirschberg ein Lastzug der Union-Berlin infolge der Glätte ins Rutschen und rückwärts glitt der mächtige Lastzug den Berg hinab dis sich unmittelbar an dem Müllerschen Grund stück der Anhänger quer stellte und der uuirriwilligeu Schlitten partie ein Ende machte. Alle Versuche, die Straße frei zu machen, scheiterten daran, daß die Union eine Schneekette verloren hatte, wodurch auch das Abgleiten verursacht worden war. Einige Fernlastzüge welche nachsolgten brachten die verlorene Schneekette mit und den vereinten Bemühungen gelang es den Lastzug gegen 2 Uhr wieder flott zu machen. Während dieser Zeit mußte der übrige Verkehr durch die Mühlstraße umgeleitet werden. Das es aber »och Leute gibt, die die schwierige Arbeit der Kraftwagenführer durch unnötige Redereien zu erschweren versuchen, bewies das flegelhafte Benehmen eines hiesigen jungen „Herrn", der für seine Anpflaumereieu eine gehörige Tracht Prügel reichlich verdient hätte. — Alle können Arbeit schassen. Der Laudesausschuß des Sächsischen Handwerks gibt nachstehend einige Anregungen, wie jeder zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit mithelfen kann. Mögen sie rege Beherzigung finden. Seit Jahr und Tag bemühen sich amtliche und private Stellen um Behebung der immer katastrophaler werdenden Arbeitslosigkeit. Der er- schüttelnde Notruf: Schafft Arbeit I wird immer stärker. Lange genug haben sich aller Augen auf die Zentralstellen gerichtet, ohne daß sehnliche Hoffnungen sich erfüllt hätten. Es er scheint nunmehr an der Zeil, daß die Gesamtheit sich auf ihren Elan besinnt und jeder einzelne versucht, mitzugestalteu an der Aenderung unseres Geschickes und das unserer arbeits losen Volksgenossen, Die Gegenwart muß nicht so bleiben, wie sie jetzt ist, fo trostlos, so aussichtslos, so erstarrt. Wenn jeder nur wenig, aber bewußt mithilfl, so kann und muß das Schwungrad der Arbeit nicht mehr still stehen, sondern muß in Gang kommen. Und eS kann jeder einzelne mithelfen. Er wird mtthelsen, wenn er in sich noch einen Funken von Verantwortungsgefühl litt daS allgemeine Geschehen und noch einen Rest von Mitempfinden trägt. In jedem Haushalt, für jede Person ist ständig irgend welcher Bedarf vorhanden. Die Bedarfsdeckung wird hinausgezögert. Das ist in schweren Zeilen an sich richtig. Heute heißt es aber für uns alle: Schafft Arbeit! Da ist es Pflicht für Jede», angefaugen mit Kleinigkeiten, Aufträge zu erteilen. Wieviel Arbeit gibt cs für jeden einzelnen Beruf, wenn sich jeder ernsthaft der Frage jchou lange gehegter AnschaffungSwüufche und der notwendigen Reparaturen zuwendet. Der einzelne Fall ist geringfügig, für viele nicht einmal eine Schwierigkeit, aber die Summe ergibt den Antrieb für die lahmgelegte Wirtschaftskraft. Trotz aller schwere» Zeiten muß sich jeder awraffen und ehrlich helfen wollen. Nicht erst am Heilig-Abend emlauien - Die Ladengeschäfte mit Ausnahme der Blumengeschäfte Müssen in diesem Jahre am Heilig-Abend bereits um 17 Uhr schließen. Das kaufende Publikum möge bedenken, daß dieser sichere Ladenschluß am 24. Dezember, ebenso wie der Fort fall des dritten verkaufsfreien Sonntags in diesem Jahre, die Zeit für die Weihnachtseinkäufe außerordentlich ein- hLtE- Die LekaLr, daß die LiukE sum Weibnacktsiest t sich auf die letzten Stunden vor dem Fest zusammendrkMgen, j ist gerade in diesem Jahre sehr groß. Es liegt daher im Jn- i tereffe des kaufenden Publikums selbst, das verlangen kann, orgfältig und in Ruhe bedient zu werden, daß die Weih nachtseinkäufe möglichst frühzeitig und wenn es irgend geht, Nicht erst am Heilig-Abend erledigt werden. Kcrmsdorf. Mittwoch abend geriet hier iniolge der Glätte ein Lieferauto in der Parkkurve ins Rutschen und fuhr in den Straßengraben ohne daß jedoch größerer Schaden angerichiet wurde. Die Bemühungen, das Auto wieder flott zu machen nahmen geraume Zeit in Anspruch. .UM LAz Dresden. Arbeitsstreckung. In den Verhand lungen zwischen Vertretern der Straßenbahndirektion und der Angestellten und Arbeiter wurde bekanntgegeben, daß eine Arbeitsstreckung in den nächsten Monaten unvermeidlich sein werde. Sie soll im Januar zwei und im Februar andert halb Tage betragen. Das Ziel, in der gegenwärtigen Zeit Arbeiterentlassungen zu vermeiden, wird durch diese Maß nahmen erreicht. Dresden. Preisabbau. Die Preiskonvention des Verbandes der Deutschen Kaolinwerke e. V. Dresden teilt mit, daß sie, obwohl noch keine fühlbare Senkung der Gestehungskosten, vor allem noch keine Herabsetzung der den Hauptteil der Gestehungskosten bildenden Löhne, eingetreten sei, ihre Verkaufspreise um drei Prozent ermäßigt habe. Es handle sich dabei also um eine Vorleistung im Interesse der verbrauchenden Industrien. Wenn es gelänge, die Löhne den veränderten Verhältnissen entsprechend herabzusetzen, sei ge gebenenfalls eine weitergehende Preissenkung denkbar. Dresden. Hausbewohner in Gefahr. Ein Wächter der Wach- und Schließgesellschaft hörte aus einem Hause in der Roquettestraße Hilferufe. Er stellte fest, daß sich ein in dem Hause wohnhafter Gärtnereibesitzer das Le- ben nehmen wollte, indem er das Hauptrohr der Gasleitung geöffnet hatte. Durch das ausströmcnde Gas waren sämtliche Bewohner des Hauses in Lebensgefahr geraten. Der Wäch ter veranlaßte die Ueberführung des Lebensmüden in die Heil- und Pflegeanstalt. Dresden. Abflauen des Kraftdroschken streiks. Die Zahl der wieder im Verkehr befindlichen Kraftdroschken nimmt weiter zu. Es verharren nur noch etwa neunzig Kraftdroschken im Ausstand. Dresden. Wieder flott. Der tschechoslowakische Schleppdampfer „Leitmeritz , der beim letzten Hochwasser der Elve Ende November bei Kemnitz aufgelaufen war und seit dem auf dem Trockenen lag, ist jetzt nach langwierigen Äor- bereitungsarbeiten abgeschleppt und wieder zu Wasser ge bracht worden. Gottleuba. Verschüttet. Beim Bau der Wasser leitung für die der Landesversicherungsanstalt gehörende Heilstätte verunglückte der 44 Jahre alte Bauarbeiter Groh mann aus Oelsen tödlich. Er wurde von einbrechenden Erbmassen verschüttet und konnte nur als Leiche geborgen werden. Leimig Straßenbahnzusammenstoß. An der Ecke Wald- und Frankfurter Straße stießen zwei Straßen bahnzüge zusammen. Einer der Motorwagen wurde dabei aus den Schienen gehoben und stellte sich quer über die Straße. Die Fensterscheiben des Wagens wurden zertrüm mert. Ein Fahrgast erlitt leichte Verletzungen. Zwickau. Betgmannslos. Jm^„Wilhelmschacht" verunglückten in der Nachtschicht drei Schachtznnmsrlinge, die alte Schienen und Rohre von einem Flöz ins andere be fördern wollten, vermutlich durch Abrutschen von Gestein und erlitten erhebliche Verletzungen. Dem Bergmann Hahn aus Wilkau mußte im Kreiskankenstift sofort ein Bein abge nommen werden. — Auf dem gleichen Schacht ist auch der Häuer Richter aus Niederhaslau durch hereinbrechende Gesteinsmassen schwer verunglückt. Immer wieder Brandstiftungen Schirgiswalde. Im benachbarten Callenberg wurde ein etwa zwanzig Meter langer Schuppen des Wirt- schaftsbesitzers Paul Richter durch Feuer eingeäschert. In dem Schuppen befanden sich Ackergeräte, landwirtschaftliche Maschinen, Heu- und Strohvorräte. Fast sämtliches Inventar wurde ein Raub der Flammen. Die daneben liegenden Wirt schaftsgebäude konnten nur mit großer Mühe gerettet werden. Die Entstehung des Feuers wird auf Brandstiftung zurückgefuhrt. Seiffen. Die Scheune des Gutsbesitzers Hoffmann brannte bis auf die Umfassungsmauern nieder. Die gesamten Getreidevorräte und Maschinen sind den Flammen zum Opfer gefallen. Der Schaden ist sehr groß, da er nicht durch s Versicherung gedeckt ist. Man vermutet Brandstiftung. Großwoltersdorf (Vez. Freiberg). Im hiesigen Lehn gericht brach Feuer aus, durch das das große Seitenge bäude vollständig eingeäschert wurde. Ein im Hause wohnen des Ehepaar, das erst vor drei Wochen neue Möbel erhalten Hütte, wurde durch die Flammen der gesamten Habe beraubt, Der Gutspächter war zur Zeit des Brandes Mit seiner Fa milie verreist. "" Letzte RachMtell MMerpriWeut «ram zur Tribut- frage Berlin, 18. Dezember. Der preußische Ministerpräsident Dr. Braun hielt ge stern im Rundfunk eine Rede über das Thema „Ist die De mokratie erschüttert?" Er kam dabei auf die schwere Krise zu sprechen, unter der Deutschland leidet. Der Ministerpräsident führte dazu aus: „Man fordert von uns Deutschen als Tributzablunaen aus dem verlorenen Kriege in einer in der Menschheitsgeschichte noch nie gekann ten Form und Härte jährlich Milliarden. Zeder Verständige weiß, daß wir viele Milliarden, wenn überhaupt, so höchstens nur in Sachlieferungen, in Waren, in Erzeugnissen deutscher Arbeit und deutschen Gewerbefleißes und deutscher Jnge- nieurkunst leisten können. Aber man nimmt uns die Waren nicht ab und erschwert zudem ihren Absatz auf dem Weltmarkt durch übertriebene Sperr- und Zollmaßnahmen. Europas Völker und das große Gläubigerland jenseits des großen Ozeans müssen zu der Einsicht kommen, daß wir mit den gegenwärtigen Wirtschasts- und politischen Methoden nicht weiterkommen, sondern den Zustand des Nachkriegschaos noch verewigen. Nur wenn sich überall der Mut zur Abrüstung findet, und gleichfalls zu der Erkenntnis, daß es eine wirtschaftliche So lidarität der Menschheit gibt, die man praktisch durch eine falsche und törichte Wirtschaftspolitik nicht dauernd unge straft verleugnen darf, darf die heutige lebende Generation auf eine Besserung ihrer Lage rechnen." Schiedsspruch sür das Nuchdruügewerbe Berlin, 18. Dezember. Im Lohnstreit des deutschen Buchdruckgewerbes Hal das zuständige tarifliche Zentralschlichtungsamt einen Schieds spruch gefällt, der den bestehenden Lohntarif bis zum 13. Februar 1931 mit der Maßgabe v e r l ä n g e rt, daß zur Fortsetzung der Beratungen und zur Fällung eines weiteren Schiedsspruch die Schlichterkammer am 2. Februar 1931 von neuem zusammentritt. Wie LstrberWesie« zu VZleu kam Interessante Aeußerungen Pilsudskis Kattowitz, 18. Dezember. Anläßlich einer Versammlung der Kattowiher Korfanty- Partei im Avril dieses Jahres hatte der frühere Eisenbahn- bamke Fühl erklärt, daß Pilsudski es sich nicht habe träumen lassen, daß Lbcrschlesien jemals zu Polen kommen würde. Als im Jahre 1919 eine polnisch-oberschlesische Delegation von Pilsudski eine finanzielle Beihilfe für die Bestrebungen zur Loslösung Oberschlesiens erbat, habe Pilsudski erklärt: „Also Euch gelüstet es nach Polen? Aber Oberschiesien ist eins uralte preußische Kolonie!" Infolge dieser Mitteilung war Fühl wegen Verbreitung falscher Tatsachen in erster Instanz zu sechs Monaten Ge fängnis verurteilt worden. In der Berufungsoerhandlung vor dem Burggericht gelang es ihm aber, den Wahrheitsbeweis für seine Behauptung zu erbringen. Der Sejmabgeordnete Sosinski wie auch der polnische Musikdirektor Lewandowski erklärten unter ihrem Eid, daß Pilsudski tatsächlich diese Aeußerung getan Habs. Das Gericht sprach gestern nach kurzer Bera tung den Angeklagten Fühl frei, oa ihm der Wahrheitsbe weis geglückt lei. Kommunistischer Landtagsabgeordneter in Ostober schlesien verhaftet königshütke, 18. Dezember Der kommunistische Abgeordnete im Preußischen Land tag, Rudolph Tunkel, wurde wegen angeblicher kommu nistischer Umtriebe und kommunistischer Propaganda inner halb der Belegschaft der Königshütte verhaftet. NseubahmmsM i« Spanien Zehn Tote Leon, 18. Dezember. Unweit des Bahnhofs von Santtbanez ist ein Per- sonenzug mit einem Güterzua zusammengestotzen. Mehrere Wagen wurden ineinandergeschoben. Soweit bis jetzt fest- gestellt wurde, sind zehn Personen getötet und achtzehn ver letzt worden, davon sechs schwer, man befürchtet, daß sich nock weitere Tote unter den Trümmern befinden.