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WenM für MsW Tharandt, NOn, Mtnltha and die UmMÄen. Imlsblull 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich zweimal u. zwar Dienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne t Nummem 10 Pf. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen, s Jnsertionspreis i No. 54 Dienstag, den 7. Juli 1891 Wilsdruff, am 6. Juli 1891. Der Stadtgemeinderath. Brgmstr. Dsnnerstag, -en y. Juli I., riachniittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgsmeinderathssitzung Im Laufe dieser lvsche soll das auf dem hiesigen !Narktz>latze gewachsene Gras durch Schwefelsäure vernichtet werden, was zur Vorsichtnahme an- durch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 6. Juli 1891. Der B ü r g e r m e i st e r. FiBer. Bersteige r u n g. Die zur «arnlri»« Henks'»«!»«!» Konkursmasse gehörigen Stoffe und Schnittunraren, als: Lama, Aleiderstssfe, Barchente, Lattune, Lustre, rvsllne Tücher, Schürzen rc. sollen an die Meistbietenden im Gasthofe zu Burkhar-tswal-e Sonnabend, den 11. Juli von Vormittags Y Uhr an > öffentlich versteigert werden. Wiederverkäufer werden besonders darauf aufmerksam gemacht. > Wilsdruff, 6. Juli 1891. ! D e r K o n k u r s v e r w a l t e r. z)aul Schmidt. Tagesgeschichte. Die bedeutsame Nachricht von der auf sechs Jahre erfolgten Verlängerung des Dreibundes hat in der gesammten europäischen Tagespresse eine wahre Sturmfluth von Betrachtungen und Kommentaren hierzu hervorgerufen. Weit überwiegend kommt in diesen Preßurtheilen die Genugthuung darüber zum Ausdruck, daß mit der Erneuerung der Tripel-Allianz der Völkerfriede aufs Neue gesichert erscheine und selbst in einem Theile der radikalen italienischen Blätter wird die friedesichernde Kraft des Dreibundes offen anerkannt. Daß die Erneuerung desselben so unmittelbar vor dem Erscheinen des deutschen Kaisers in Holland und England erfolgte, erfährt natürlich auch mancherlei Deutungen, die aber hie und da offenbar über das Ziel hinausschießen. Denn daß der gegenwärtige Besuch Kaiser- Wilhelms auf niederländischen Boden keineswegs bezweckt, Holland jn den europäischen Friedensbund mit hineinzuziehen, ist klar. Der deutsche Monarch stattet am niederländischen Hofe in erster Linie einen Höflichkeitsbesuch ab, und unter diesem Gesichts punkte will das Ereigniß vor Allem betrachtet sein. Allerdings besitzt dasselbe auch eine politische Umrahmung insofern, als von den. Kaiserbesuche in Holland eine entschieden freundschaftliche Gestaltung der deutsch-holländischen Beziehungen mit Zuversicht zu erwarten steht. Was aber den diesjährigen Besuch Kaiser- Wilhelms in England anbelangt, so bringt er das längst be stehende innige Verhältniß zwischen Deutschland und England erneut zum Ausdruck, ohne daß von ihm irgendwelche politische Abmachungen zu erwarten wären. Solcher bedarf es jedoch auch gar nicht, die gesammten auswärtigen Interessen Englands weisen das Jnselkönigreich auf die Freundschaft mit Deutschland und also mit dem Dreibunde hin und diese Freundschaft erfährt eben durch die gegenwärtige englische Reise Kaiser Wilhelms wiederum ihre Bekräftigung. Die Erneuerung des Fricdensbundes muß uni so mehr mit Freuden begrüßt werden, je unsicherer die Haltung Rußlands und Frankreichs ist. Auf diese beiden Mächte hat die Nachricht eine niederschmetternde Wirkung geübt. Der Aerger der Franzosen spricht sich in der gesammten französischen Presse aus, am deutlichsten wohl in folgenden Auslassungen Josef Reinach'« m der „Röpublique sran^aise": „ ... Es ist gewiß peinlich, jsolirt in der Welt zu sein, wenn man eine Geschichte hinter sich hat voll von Arbeit zur Geltendmachung von Ideen der Gerechtigkeit und des Fortschrittes und der Befreiung der Unterdrückten; den, gegenüber ist es durchaus nicht banal, jetzt, nachdem die Wunden einer der schrecklichsten Niederlagen kaum vernarbt sind, der Schrecken jener zu sein, die gesiegt haben und die zum Unglück ihren Beifall beitrugen. Wir haben die Gewohnheit, die Farben nicht zu besprechen, und wir verstehen recht gut das Vergnügen, welches das Haus Savoyen und das Haus Habsburg empfinden, die Farben des Enkels der Mark grafen von Brandenburg zu tragen; die Livree ist unter allen glorreich, da sie mit französischem Blut getränkt war. Wenn aber nichts niedriger ist, als dieser Geschmack freiwilliger Knecht schaft, so ist es unmöglich, jene zu beneiden, die sich darein finden, und wenn wir daran denken, daß dies alles nur gegen uns gerichtet ist, so ist es unser Stolz allein, der hierdurch ge rührt ist. Also, nicht nur zufrieden, uns nicht zu erschrecken und über nichts zu erstaunen, treiben wir den Cynismus und die Unverschämtheit so weit, uns nicht einmal zu beklagen: ein wenig noch und wir entsenden einen Dankesgruß, daß man uns so viel Ehre anthut. Wir verfolgen dann schweigend unseren Weg, ebenso sicher unseres guten Rechtes wie unserer Armee, ebenso entschlossen, den Frieden wie unsere Ehre zu schützen. feren; den größten Theil der Zeit verbraucht. Der Ernst der Regierung bekundete sich darin, daß wir uns einen ganzen halben Tag über die österreichischen Verhältnisse unterhalten haben. Sehen wir mit Vertrauen in die Zukunft. Ich kann sagen, daß die Handwerkerfrage jetzt bei der Negierung in guten Händen liegt." Urtheil einer Handelskammer über die Handelsverträge. Der Jahresbericht der Handelskammer zu Bromberg für 1890 äußert sich über die allgemeine Lage des Handels und Verkehrs und die bevorstehenden Handels verträge folgendermaßen: „Von der Ueberzeugung durch drungen, baß die Handelsverträge eine der besten und sichersten Grundlagen für den vortheilhaften und ungestörten Güteraus tausch der betheiligten Völker bilden, begrüßen wir freudig den Abschluß eines Handelsvertrages mit Oesterreich-Ungarn und die schwebenden Verhandlungen zum Abschluß neuer Verträge mit anderen Staaten. Wir thun dies trotz der vollen Erkenntniß, daß nach dem, was verlautet, in dem Ergebnisse des Vertrages ein sehr großer Theil unserer berechtigten Wünsche und Forderungen unberücksichligt geblieben ist, und wir thun es trotz des Bewußtseins, daß gerade unserem gegenüber anderen deutschen Gebieten ver- hältnißmäßig industriearmen Bezirke vorerst ein direkter Vortheil aus den Handelsverträgen in kaum nennenswerther Weise er wachsen dürfte und daß einzelne umfangreiche Erwerbszweige unseres Bezirks vorübergehend dadurch sogar geschädigt werden dürften. Denn wir hegen die feste Zuversicht, daß, von der neuen Sachlage beeinflußt, auch Rußland endlich zu der Er kenntniß von den Vortheilen der Handelsverträge und von den erheblichen Schädigungen, die es zugleich sich selbst durch die unaufhörlichen prohibitiven Zollerhöhungen zufügt, kommen wird. Von den Verkehrserleichterungen, die möglichst durch einen Handelsvertrag für den Güteraustausch mit Rußland auch in dessen eigenstem Interesse geschaffen werden, dürfen wir theilweise eine Wiederbelebung unseres seit Jahren darniederliegenden Handels und eine gedeihliche Entwickelung unserer jungen, aber anerkannt sehr leistungsfähigen Industrie erhoffen." lieber das neueste Eisenbahnunglück in Eggolsheim liegen folgende Einzelheiten vor: Der Zug verunglückte dadurch, daß ani Bahnhofe Eggolsheim die zweite Maschine dieses Ver gnügungszuges bei der Ausfahrt aus dem Wechsel, entgleiste. Weitere 13 Wagen, alle erster und zweiter Klasse wurden aus dem Geleise geschleudert, theilweise zertrümmert, theilweise erheblich beschädigt. Die meisten Verletzungen sind Schenkelbrüche, Nippcn- brüche und Kopfkontusionen. Die Verwüstung ist gräßlich. Der Anblick, der sich dein Auge an der Unglücksstätte bietet, ist ein wahrhaft grauenhafter, und unbegreiflich erscheint es, daß bei der starken Besetzung des Zuges so verhältnißmäßig wenig Ver wundungen vorkamen. Em Waggon dritter und einer zweiter Klasse wurden rechts hinausgeschleudert, der erstere liegt auf der Seite, der zweite, der ein Bild entsetzlicher Zerstörung bietet, ragt mit abgerissener Rückwand in die Luft. Ein Waggon erster und zweiter Klasse liegt quer über dein Bahngeleise ineinander gerannt mit einem weiteren Waggon. Die Reisenden des ver unglückten zweiten Berliner Vergnügungözuges trafen in Nürnberg um '/^4 Uhr ein. Nach ihrer Schilderung fuhr der Zug um 7 'R Uhr Morgens langsam durch die Station Eggolsheim. Am Ausgang wird am Geleise gebaut. Die Schienen lagen auf den Schwellensteinen frei über deni Erdboden, so daß der Zwischenraum mit Erde nicht ausgefüllt war. Hier, wo wahr scheinlich absichtlich schon langsam gefahren wurde, entgleiste der Zug. Die erste Lokomotive blieb stehen, die zweite Lokomotive fiel um nach links, Die nachfolgenden Wagen fielen theils nach Wahrlich, es giebt auf Erden noch viel Glücklichere als wir; es giebt Völker, die vor kaum 50 Jahren noch geknechtet waren, und die die Unabhängigkeit ihres Vaterlandes wiedergefunden haben; es giebt auch andere Und trotzdem wollten wir mit Niemandes Loos tauschen." Und dieses interessante Gemisch von Eitelkeit, Selbstbeschönigung, Bosheit und Deutschenhaß bestätigt doch blos, daß den Franzosen die Trauben zu sauer sind. Auch aus allen Aeußerungen der russischen Presse spricht ein Gefühl des Unbehagens darüber, daß Rußland und Frankreich isolirt sind und daß sie selbst vereint gegen die Mächte des Dreibundes nebst dem innig mit ihnen verbundenen England nicht aufkommen können. Ungeachtet der letzteren Erwägung ist jedoch zu erwarten, daß nunmehr mit desto größerem Nach druck in der russischen Presse auf den Abschluß eines Bundes vertrages zwischen diesen beiden isolirten Mächten gedrungen werden wird. Der am 28. und 29. Juni in Bonn abgehaltene 11. rheinische Handwerkerdeputirtentag hat über die Resultate der hinter verschlossenen Thüren in Berlin stattgehabten Hand- werkerkonferenz einiges Licht verbreitet. Einem uns vorliegenden Berichte entnehmen wir das Folgende: Die De legierten der Konferenz, namentlich Stadtverordneter Rings-Köln erklärten: „Die Vertreter hätten, den Eindruck gewonnen, daß die Staatsregiernng wirklich gewillt fei, den Wünschen des Handwerks gerecht zu werden. Ueber die Berathung selbst fei den Vertretern Stillschweigen auferlegt, damit die Presse sich nicht der Sache bemächtigen solle, bevor Se. Majestät zu ihr Stellung genommen habe. Positive Resultate hätte die Kon ferenz, da sie nach Bestimmung Sr. Majestät nur eine Be sprechung der Handwerkervorlage sein sollte, nicht haben können. Der anwesende Unterstaatssekretär habe ausdrücklich erklärt, daß die Vertreter der Regierung nicht da wären, um Versprechungen zu machen. Die Sache sei so gründlich berathen worden, daß einerseits die Vertreter der Negierung gestehen mußten, uni einmal aus dein Munde von Handwerkern die Wünsche des Handwerks zu hören, die ihnen früher durch die Handelskammern zugingen, und daß andererseits die Vertreter des Handwerks manches ge hört haben, was sie belehrt hat. Wir haben die Empfindung gewonnen, daß die Staatöregierung sich sehr mit der Materie befast hat. Jn kurzer Zeit, wahrscheinlich schon in der Herbst session des Reichstags haben wir eine Vorlage von der Staats regierung zu erwarten in Bezug auf unsere Wünsche, und ich hoffe, daß ein Theil unserer Wünsche befriedigt werden wird. Faßhauer-Köln äußerte: „Im Auftrage des Staatsministers v. Bötticher habe ich zu erklären, daß die königliche Staats regierung mit dem größten Ernst und dem größten Wohlwollen für unsere Forderungen, gesetzgeberische Vorlagen zum Schutze des Handwerks herbeizuführen, einzutreten entschlossen ist. Ich bin beauftragt, Sie zu ermuntern, daß wir uns nicht in ein Mißtrauen gegen die Staatsregierung hineinbegeben, sondern mit vollem Zutrauen in die Zukunft blicken sollen. Ich muß gestehen: Ich bin mit viel mehr Vertrauen von Berlin fort- wie hingcrcist, ich kann bestätigen, daß die Männer an der Spitze der Regierung nicht bloß Wohlwollen für unser Handwerk, sondern auch Sachkenntniß in Bezug auf dasselbe besitzen, welche ich nicht bei ihnen zu finden glaubte. Schon durch bloße Fragen, die sie stellten, bewiesen sie das. Wir haben früher mit einem Faktor zu thun gehabt, der uns nicht Rede und Antwort stehen ließ. Die Männer, welche jetzt an der Spitze stehen, haben ein volles Herz für uns. Gewiß werden wir eine Verbesserung unserer Lage, sowie eine Verstärkung des Jnnungswescus be kommen. Reber den Befähigungsnachweis hat die Kon-