Volltext Seite (XML)
Donnerstag, ö. August 1914. Nr. 1S0. 9. Jahrgang. /luer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. I epmchldm». s« rttöakNoa «u k««,ahm» »er «o-mtas» nachmittag. 4-» Uhr. - TrUsramm-ftör^», Tag^latt All«rzg.btrg^ Zm>spr»ch«r SS. «ha«> »«snlllm,« «ot^g«». Jür unverlangt »tugrsaaSt» Manuskript» kann Vewtihr nicht grlristrt »»r-ea. Ämtl. Bekanntmachungen. fln Sie Industrie- ua- Hanöelswelt l Die Handelskammer Plauen erwartet von den Indu striellen und Kaufleuten ihres Bezirks, daß sie jetzigen in der schweren Zeit ruhig Blut bewahren und ihre Betriebe in möglichst weitgehendem umfang aufrecht er halten. Aus jeden Fall sollten Entlassungen von Ange stellten und Arbeitern, die auch im Kriegsfälle im allgemeinen nur unter Innehaltung gesetzlicher und vertragsmäßiger Kündigungsfristen -zulässig sind, vermieden werden. Wo sich solche trotzdem nicht umgeben lassen, muß versucht werden, diese Kräfte vorübergehend der Landwirtschaft zuzuführen, da die Bergung der Ernte von größter Wichtigkeit ist. Zur Aufrechterhaltung ihrer Betriebe muß die Industrie aber auch tatkräftig von ihren Abnehmern unterstützt werden. Letztere sollten daher den Fabrikanten keine Schwierigkeiten bereiten, insbesondere die Versuche Unterlasten, Aufträge zu annullieren, wozu sie unserer Auffassung nach nicht berechtigt sind. Vermieden werden muß ferner alles, was die Lage der Danken, deren Hilfe die Industrie in so schwerer Zeit in ganz besonderen: Grade bedarf, ungünstig beeinflussen könnte. Das nicht unbedingt notwendige Zurückhalten und Abheben von Barmitteln, durch das der Geldverkehr in schwerster Weise getroffen und auch die Auszahlung von Löhnen und Gehältern unnötigerweise beeinträchtigt wird, sollte unter allen Umständen unterbleiben. Platte«, den v. August 1S14. Die Handelskammer. Wächter, Vorsitzender. l)r. Dietrich, Syndikus. Ziffern und Schriftzüge oder auch solche, die zwar dem an feine Schrift gewöhnten Absender sehr deutlich Vorkommen mögen, es aber in der Tat nicht find, zumal wo es sich unter Hunderttausenden von Aufschriften um sofortige Entziffe rung im Augenblick handelt, werden leicht die Ursache der Verzögerung oder lln-anbrtnglichkeit der Feldpostsendungen. Im übrigen empfiehlt es sich, auf allen Briefsendungeni nach dem Feldheer oder der mobilen Marine den Absender anzu geben. Eine Verpflichtung hierzu besteht jedoch nicht. Das Publikum wird ersucht, im eigenen Interesse aus die obigen Punkte Rücksicht zu.nchmen. D«r Staatssekretär des Reichs-Postamts. Kraetke. 2n schwerer geil. Eine schwere und furchtbar ernste Zeit ist! für Deutschland hevetngebrvchen, noch sind wir am Beginn eines entsetzlichen Ringens, und schon machen sich im wirtschaftlichen Leben die Folgen der ungünsti gen Wendung aus den verschiedenen Gebieten des Er- werbSlebGiS bemerkbar. Hunderttausend« sind ihrem Be rufe entzogen; der Richter, der Arzt, der Beamte, der Kaufmann, der Handwerker, der Arbeiter, sie alle eilten zur Fahne. Biele Betriebe mußten geschlossen werden, oder ihr Umfang erfuhr wesentliche Einschränkungen. Eine Stockung im gesamten Wirtschaftsleben der Ra tion wird sich leider sehr bald bemerkbar machen. Die GeschästSumfätze verringern sich, Neubauten werden kaum noch ausgeführt werden, empfindlicher Mangel an Ar beitsgelegenheit macht sich bald fühlbar, und dazu kommt ein allmähliches Anschwsllen der Preis« für den Le bensunterhalt. Am schwersten lasten die Verhält nisse natürlich auf Mittelstand und Arbeiterschaft, von denen namentlich der Mittelstand schon seit Jahren tn einer wenig günstigen Lage sich befindet. Ungünstige Konjunktur, die uns einen wirtschaftlichen Niedergang zum mindesten aber Stillstand bracht«, schwierige Ver hältnisse auf dem Geldmarkt« und andere ungünstige Dinge hatten schwere Verluste im Gefolge, manche Exi stenz Wurde ganz und gar vernichtet und die sozialen Lasten, die sich immer mehr häuften, drückten den klei nen Arbeitgeber doppelt. Jetzt schien endlich ein neuer, wenn auch sehr langsamer Aufschwung einzusetzen, den kleinen Hoffnungsschimmer hat pber nunmehr der Kriegs- zustand grausam zerstört. Wie wird es werden? Gewiß ist die Situation so ernst, wie wir sie seit Jahrzehnten nicht mehr hatten, indessen gäbe es nichts Verfehlteres, als jetzt dem Kopf hängM lassen, denn dann würde es, Wie es im Volksmunde heißt, erst recht schief gehen. Durch die Regierung sind verschiedene Maßnahmen wirtschaft lichen und finanziellen Charakters in die Wege geleitet worden, um die mißlichen Begleitumstände dä Krieges zu lindern, und wenn dadurch auch nicht im vollen Um- fange Abhilfe geschaffen werden kann, so wird dadurch doch wenigstens eine Grundlage gegeben, auf der man weiter aufbauen kann. Insbesondere kann da manches aus dem Gebiete des Kreditwesens geschehen und hier können die Genossenschaften, wenn ihnen aus- reichende staatliche Unterstützung zuteil wird, viel Gu tes schaffen. Aber auch die Organisationen und Korpora tionen des Handwerks und anderer Berufsgruppen wer den hier etnspringen können, um mitzuhelfen, über die schwere Zett hinwegzukommen. Selbst der einzelne kann den Kollegen tatkräftig unterstützen, es braucht das kei neswegs mit Geld zu sein, es genügt, wenn er ihn bet dringlicher Mrbett Hilst. Wie jedes Ding einmal sein Ende haben stmß, wird schließlich auch die Kriegszeit vor- übergchen, und wenn noch so schwere Wunden geschlagen sein mögen, die Zett hellt sie schließlich doch, und wenn wir, was wir aus vollem Herzen hoffen, und auch gar nicht anders annehmen, als Sieger aus dem uns schänd- ltcherwets« aufgezwungenen Kampfe Hervorgehen, dann wird allmählich eine neue Aera der Blüte und des Aufschwunges anbrechen, an der Wohl all« Erwerbszweige ihren Anteil haben werden. Das Walte Gott. veuWaiuk fismpk gegen ärei Ismen. Bekanntmachung. Ansschrist der Feldpostsendungen. Dis nach dem Feldheere gerichteten Postsendungen können, da die Mrrschquartiere der einzelnen Truppen teile, fortwährend wechseln, nicht, wie im gewöhnlichen Ver kehr, auf einen vom Absender anzugebendon bestimmten Ort geleitet, sondern wüsten zunächst der Feldpostanstalt zuge- führt werden, die Mr den Truppenteil den Postdienst wahr zunehmen hat. Für jedes Armeeoberkommando, jedes Armeekorps jede Division — Infanterie-, Kavallerie, oder Roservedtvifion — ist je eine mobile Feldpostanstalt in Tätigkeit. Bis zu dieser Feldpostanstalt^ die bei dem Stabe mitmarschiert, werden die an die Truppen gerichteten Sen dung ;n befördert; von dort werden st« durch Kommandierte der einzelnen Druppenahtetlungen oder Detachements ab- geholt. Hiernach können die Sendungen nur in dem Falle pünktlich an den Empfänger gelangen, wenn die Aufschrift tm der Briefe usw. richtig und deutlich ergeben: welchem Armeekorps, welcher Division, welchem Re giment, welchem Bataillon, welcher fstom» pagnie oder welchem sonstigen Truppen teile der Empfänger angehört, sowie welchen Dienstgrad und welche Dienststellung er be kleidet. Dasselbe gilt sinngemäß für die Sendungen an die Angehörigen der mobilen Marine. Sind diese Angaben auf den Briefen ufm, an die mobilen Truppen richtig Md vollständig enthalten, dann können die Sendungen mit Sicherheit der zutreffenden Feldpostanstalt zugefllhrt wer- den. Eine Angabe des Bestimmungsorts in d« «uft schrift ist nicht erforderlich, kann vielmehr leicht zu Berzöge- rungqn bei llebermtttlung.der Sendungen führen. Es ist daher zweckmLtzige«, auf den Briefen «fw. einen Bestim mungsort gar nicht zu vermerken^ sofern derEmpfän- ger zu den Truppen gehört, di« infolge von Marschbewegungen den Standort wechjs» Wenn dagegen der Empfänger zu den Truppen ein« Festung,- besahmg gehört, bet einem Ersatztruppenteile steht oder überhaupt ein fest«, Standguartttr hack, so ist hie« auf den Briefen uifm. deutlich zu vermerken, außerdem ist in diesen Fällen der Bestimmungsort anzugebsn. Dis Nachricht von der Kriegserklärung Eng lands hat begreiflicherweise überall einen tiefen Eindruck gemacht und es läßt sich nicht leugnen, daß dadurch unsere Läge erheblich erschwert worden ist. Für die deut sche Regierung war die englische Kriegserklärung allerdings kein, Ueberraschung. Man wußte ganz genau, daß sie eine Folge de. Betretens belgischen Gebietes durch deutsche Drup. ven fein würde. Es ist ja sich« kein leichter Ent schluß Mr unsere oberste Avmeelettung gewesen, dieses Risiko auf sich zu nehmen, ab« sie befand sich in einer Zwangslage, der nicht ausgewtchen werden konnte, weil ein« stark« französisch« Armee bereit war, «benfall, durch Belgien uns in die rechte Flanke zu fallen, Um also einen unermeß lichen militärischen Schaden von uns abzuwehren, mußten wir einen Teil dos belgischen Gebietes Mr unsere Opera tionen in Anspruch nehmen trotz des hohen Preises, Pen wir dafür einzusetzea hatten. Die Erklärung de« ttalie. Nischen Ministerrats, wonach Italien sich zur Neu- t-ralitätverpflichtet Mhle, well es mit allen kriegführen den Mächten in Frieden lebe, hat vielfach lebhaftes Befrem den erregt, da man an nahm, daß jetzt der Zeitpunkt Mr Zta. lien gekommen sei, Mr seine Bundesgenossen aktiv einzutre- ten. DiÄfer Zeitpunkt scheint jedoch dem Dreibundvertrage gemäß der bekanntlich nie veröffentlicht worden ist — «st dann gegeben zu sein, wenn der Besitzstand eine» der verbündeten Staaten gefährd« ist. Gewiße politische Inter esten gebieten Italien, sich zunächst auf eine wohlwol- lende Neutralität zu beschränken, es darf ab« dar aus noch kein Abfall vom Bündnis gefolgert werden, viel mehr dürfen wir damit rechnen, daß es tm gegebenen Falle kämpfend an unser« Seite stechen wird. So Mit sich also Deutschland In jedem Falle stark genug, auch gegen drei Fronten siegreich in» Feld zu ziehen. Sein Heer ist gerüstet und jeder einzelne Soldat durchdrungen von dem ihn zur äußersten Anstrengung airfeuernden und begeisternden Ge- fühle: Da, deutsch, Vaterlai» üb« alle,! » Da» heute vorliegende Nachrichten-material vom Kriegs- schampkatze ist recht spärlich. Mr registrieren die folgenden Meldungen: Berlin,». August. Deutsch« Kavallerie hat gestern Mielun, südlich von Kalisch besetzt. Str wurde von de» Bevölkerung Mit Jubel begrüßt. Es spricht wenig Mr die Stimmung der ruIssiMn» Be völkerung, wenn die deutschen Truppen gewissermaßen als Retter begrüßt werden. Sine russische Patrouille gefangen genommen. Bet Lengwethen wurden acht Mann einer russischen Illanenpatrouille von unserem Landsturm gefangen ge nommen. Man brachte sie nach Königsberg. Die russischen Polen gegen di« Zarenherrschast. Inzwischen machen auch die Polen gegen den Za-rem Front, wie folgende Meldung erkennen läßt: Wien, S. August. Die Reichspost meldet aus Kvi. kau vom S. ds. Mts.: In Russisch.Pole« wurde gestern ein aus Warschau datiert« Aufruf zu einem polnischen Aufstande verbreitet, der von zahlreichen pol nischen Parteien unterzeichnet war. Der Aufruf erläutert die zukünftige Aktion d« Aufständischen, auch d« Frauen, «nd fordert dazu auf, den russischen Behörden und dem Militär alle möglichen -Inder, niss e zu bereiten. Vie polnischen Organisationen sollen genau über die Bewegungen der Rusten informiert werden. Jede Gemeind« wird aufgefordert, Behörden ein» zvsetzen und die Unabhängigkeit von» snfft» fchenIocheP» proklamieren, Ob d« -gegen den Zarismus gerichtete Aufruf der ruft fischen Polen schwerwiegende Folgen haben wird, muh erst die Zukunft lehren. Di« deutsch« Flott« tn d« Osts««. Won unserem Schiffen tn der Ostsee liegt heute immer nur noch die von uns schon gestern- registrierte Meldung vor> Kopenhagen, ö. August. Drei deutsch« Unter seeboot« wurde gestern nachmittag tm südliche« Ans. gang des Sunds «estchtet. St« scheinen dort «tu« vor- postenstellnng eingenommen zu haben. Woran man erkennt haben willj, daß es sich um de u t. sche Unterseeboote handelt, die Sehaimtlich keine Flagge führen, ist allerdings nicht klar. Viel ist mit dies« Mel dung nicht anzufangen. Ebensowenig mit der folgenden: Petersburg, ö. August. Eta «ms 1» Schiffe, bestehende, deutsche» Geschwader «mrdr gestev» in d« Richtung Memel—Liba« bemerkt. I« Die Aufschriften der Briefe «Hw. müssen recht klar und übersichtlich sein, Besonder» empfiehlt es sich, die Angaben über Armeekorps, Division, Regiment «stv. oder Kriegsschiff immer an einer bestimmten Stell«, am besten unten rechts nttderzuschveiSen. Die Zif- fern in den Nummern der Divisionen, Regiment« usw. und der Name des Empfängers müssen recht deutlich, scharf und genügend groß geschrieben -werden. Blaste Timte «nd «i, «eit««, Vordringei, hei Knitsch. Nachdem gSstern die Etfolge von Soldau und Ki- berty gemeldet werden konnten, ist dem heute htnzuzuM- .... gen, dich unsere Streitkräfte auch von Kalifch weiter oorge- feine Schrift find möglichst zu vermeid««. NachsLUgo schoben worden sind. Es wird berichtet: