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A. MD^MWWWWWqMMMWWWWWWWWWW^MWMWMMWWWWWWM^ —. Dienstag, 7. J«N 1A»8. »«» Ün SS00 rsiiietti »nniftü! «p. ,55. Dritter Jahr,«,, Nu er Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge veramwvltUchki Revaftcur Fritz 21 rnt, oIS Zür die Inserate o«,aitt«vr»ich; Iv a l 1 e i Urau - d«i»e 1» Uu«. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittag» von 4—s Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt Aue. — Fernsprecher «. Für unverlangt »ingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag Gebrüder Beuthner (Inh.: Paul Beuthner) in Aue. Bezugspreis: Durch unser« Boten frei in» Hao» monatlich »0 Psg. Bei der Geschästsstelle abgeholt monatlich ,0 psg. und wöchentlich 10 pfg. — Bet der poft bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich >.5v Mk. — Durch den Briefträger frei in. Hau» vierteljährlich ,.-2 Mk. — Einzelne Nummer >0 pfg. —-Deutscher postzeitungs katalog. — Erscheint täglich in den Mittag»P«ndrn, mit Au»nahm« von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bis spätestens g>/, Uhr vormittags. Für Aufnahme von größeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher des un» «ingeken ' Jniertionsprei-: Vie siebengespaltene Aorpuszeile oder deren Raum 10 pfg,, Reklamen 2S pfg 8e> grSgercn Aufträgen entsprechender Rabatt. Viefe N»r»ntt«<v «nr-atzt 6 Seite« Das Wichtigste vom Tage Der Kaiser hat gestern Abend van Travemünde aus seine A o r d l a n d s r e i s e a » g e t r c t c u. Die Vermahlung des vierten Sohnes des Kaiser- vaarcs , Prinz A u g u st Wilhel m , findet im Sep tember statt. ,'S. N. a. a. Welt.) » In München begann gestern der Deutsche Städtctag seine Verhandlungen. (S. pol. TgSsch.) Die Denkschrift über die staatliche P c n s i o n s v er st ch e r u n g d c r P r i v a t a n g e st e l l l c n wird, wie ver lautet, in 8 Tagen erscheinen. Im Eulenburg-Prozesse leugnet der Angeklagte trotz der ü b e r f ü h r c n d e n Z e u g e n a u s s a g e n noch immer seine Schuld. sS. Art. j. Hptbl.) Eine bedeutende Erweiterung des deutschen Lust- schifserkurps in Friedrichshafen soll bevor stehen. Der h a m b u r g i s ch e S e n a t hat der B ü r g c r s ch a s t einen Gesetzentwurf für eine W e r l z u w a ch s st c u e r unterbreitet. In Port-au-Prince hat eine Feuersbrunst gegen 4 00 Gebäude zerstört. « S. N. a. a. Welt.) Kriegsminister-Krise. Die schönen Erfolge des Grafen Zeppelin mit seinem neuen Riesenluftschiff haben, wie wir schon in unserer gestrigen Ausgabe mitteilten, einen Depeschenwechsel zwischen Kaiser Wil helm und dem Grafen veranlaßt, aus dem nicht mehr und nicht weniger als eine — Kriegsmini st erkrise hervorzugehen scheint. Wir wollen den Depeschenwechsel hier noch einmal wie derholen, um ihn unfern Lesern frisch ins Gedächtnis zu rufen. Dei Kaiser telegraphierte: Freue mich von ganzem Herzen über Ihren famosen Er folg. Halte Ihnen nach wie vor die Stange. Beste Grütze Wilhelm. Der kühne Erfinder antwortete überglücklich: Ew. Majestät danke ich alleruntertänigst aus tief beweg tem Herzen für den allergnädigsten Gruh. Das Vertrauen Ew. Majestät wird den V o r t e i l für D e u t s ch l a n d zutage fördern, der in dem, was ich schaffen durfte, liegt. Graf Zeppelin. Wenn der Deutsche Kaiser drahtet, daß er dem Grafen die Stange halten werde und zwar nach wie vor, so fragt sich jeder natürlich, warum undgegenwen? Wer ist gegen Zeppelin? Wer will ihm, so nahe vor dem Ziel, den Sieg streitig machen? Man erinnert sich jenes unliebsamen — auch vom Auer Tage blatt gemeldeten — Auftritts, der jüngst von Friedrichshafen gemeldet wurde: Der Kriegsminister reiste plötzlich vom Bodensee ab. Er war nicht mehr zu halten. Auch war es nicht blotze Ungeduld darüber, daß die Auffahrt des neuen Luftschiffes sich verzögerte. Zeppelin gestand selbst zu, datz etwas zwischen ihm und Herrn v. Einem vorgesallen sei und datz es sich um einen bestimmten Ausdruck gehandelt habe; ein Mitzverständnis sei durch Aufklärung beseitigt worden. Genaues erfuhr man nicht. Nun wird aus Stuttgart in der Angelegenheit folgende Mitteilung verbreitet: Im Anschluß an das Telegramm des Deutschen Kaisers wird der Zwischenfall v. Einem-Zeppelin in der württember- gischen Presse von neuem besprochen. Nach einer neueren Dar stellung bedauerte Graf Zeppelin, daß Herr v. Einem ihm Mißtrauen entgegenbringe. Der Kriegsminister antwortete in äußerst erregtem Tone, worauf Zeppelin bemerkte, er beziehe das Mißtrauen nicht auf seine Person, sondern auf sein System. Nach anderer Lesart soll der Kriegsminister mit den Worten: Ich habe kein Wort weiter zu sagen! Zoppelin einfach stehen lassen. Einige Blätter bringen die Ehrung Zeppelins durch das württem- bergische Königspaar und den Landtag auch in Zusammen- l-ang mit jenem Zwischenfall. Man weiß, daß Zeppelin schon lange mit aller ihm zur Ver fügung stehenden Energie gegen gewisse Strömungen im Kriegs ministerium ankämpfen mußte, und daß diese Strömungen aus dem Lager der Anhänger des sogenannten unstarren oder Halbstarren Systems kommen. Und es zeigte sich schon mehr mals, daß die Verteidiger der Systeme des Majors Groß und des Majors v. Pars« val in ihrem an sich löblichen Konkur renzkämpfe nicht immer bloß das Prinzip des starren, in ein Aluminiumgerippe eingebauten Ballons, sondern die Person des Grafen Zeppelin angriffen, der nicht zur Zunft der Militärluftschiffer gehörte. Offiziöse Erklärungen suchten dar über Hinwegzureden. Man versteckte sich hinter das Luftschiffer bataillon, das seine Bedenken über die militärische Ausgestal tung und kriegsmäßige Verwendbarkeit von starren Luftschiffen pflichtgemäß zur Sprache gebracht habe. Nun wird aber immer klarer, daß der Kriegsminister, der schon vor vier Jahren in einem Erlaß die Offiziere von den hochfliegenden Plänen des starren Grafen warnte, sich die Anschauungen der Zeppelin gegner zu eigen gemacht hat und damit in Widerspruch steht mit dem Willen des Kaisers. Was ist die Folge? Was muß die Folge sein? Nicht mehr und nicht weniger als die A m t s n i ed e r l e g u n g des Mini sters! Einem Kriegsminister, der in einer so schwerwiegenden Frage wie es die Zukunft der Militärlustschiffahrt ist, andere Meinungen hegt wie der Kriegsherr, bleibt nur den Rücktritt übrig. Da im vorliegenden Falle die höhere Einsicht nicht beim Minister gegeben zu sein scheint,'wäre es trotz mancher Verdienste des Herrn v. Einem, der seit 1903 sein hohes Amt bekleidet, nicht zu bedauern, wenn er aus dem, was nun zutage trat, die Konsequenzen ziehen würde. In der zweiten Hälfte des Juli finden die Probefahrten Zeppelins statt, von denen der Ankauf seines neuen Luftschiffes durch das Reich abhängt. Man wird es dem Grafen nicht verargen können, wenn er in dem preu ßischen Kriegsminister einen befangenen Richter erblickt, der sich hoffentlich nun selbst ablehnen wird. Wirtschaftlicher und sozialer Rückblick. Der 1. Juli wird in den Annalen des Verkehrswesens als ein wichtiger Tag angemerkt werden müssen. Die zwölfstündige Fahrt des Luftschiffes des Grafen Zeppelin bleutet einen so erheblichen Fortschritt in der Befahrung des Luftmeers, daß der Erfolg der Fernfahrt Friedrichshafen-Mainz kaum mehr bezweifelt werden kann. Es ist eine eigenartig anmutende Eipisode, die sich bei der Schweizer Fahrt am 1. Juli ereignet hat: unten auf der Erde bewegt sich an die eisernen Schienen gebunden die Dampflokomotive mit ihren Menschen und Güter befördernden Wagen, und darüber in der Luft begleitet sie schon in gleicher Schnelligkeit der zukunftsreiche Rival«, dessen Bahnen durch die Beschaffenheit der Erdoberfläche nicht im ge ringsten mehr behindert werden. Wir können heute kaum ver muten, welche Umwälzungen das Luftschiff im Verkehrs leben und in den wirtschaftlichen Verhältnissen Hervorrufen wird. Aber daß das neue Verkehrsmittel bei weiterer Vervollkomm nung die Wirtschaftder Völker stark beeinflussen wird, das kann man heute schon mit Bestimmtheit voraussagen. Aus diesem Grunde allein schon wird der Beobachter des wirtschaft lichen Lebens die erfolgreiche Fahrt des Grafen Zeppelin unter die großen Ereignisse der Wirtschaftsgeschichte einreihen müssen. Solche Ereignisse sind freilich nur selten zu konstatieren und stehen in starkem Kontrast zu den Vorkommnissen des Alltags, die wenig oder keine Befriedigung mit der Gegenwart aufkom men lassen. Viel ungünstiger, als man zu Jahresbeginn hatte annehmen können, schloß das erste Halbjahr 1908. Gerade die letzten Monate haben eine überraschende Ermattung des Geschäftslebens gebracht. Die sommerliche Ruhe ist intensiver als seit vielen Jahren. Darüber täuscht auch die bisher lebhaft einsetzende Reisesaison nicht hinweg. Gewiß, in den Großstädten entwickelt sich in diesen Tagen, wo die Schu len ihre Pforten schließen, ein äußerst lebhafter Reiseverkehr, aber es wäre verfrüht, daraus schon einen Schluß auf die im laufenden Jahre sich ergebenden Umsätze der Reisezeit ziehen zu wollen. Erst der Herbst wird darüber Aufschluß bringens ob die Bäder und Kurorte und weiterhin die Eisenbahnen und Schiffahrtsgesellschaften, endlich die sehr beträchtliche, für Reise zwecke arbeitende Industrie auch im Jahre 1908 gleich günstige Ergebnisse auzuweisen haben werden wie in den letzten Jahren. Vorläufig möchten wir eine solche Gestaltung der Reise saison noch bezweifeln. Hat sich doch nicht nur das Einkommen aus Arbeit, sondern auch das aus Kapital nicht unerheblich ver mindert, sodaßdieLebenshaltungdurchalleSchich- ten der Bevölkerung hindurch eine gewisse Einschränkung erfahren hat. Die rasch zunehmende Geld fülle verbessert die Chancen des Kapitaleinkommens im laufenden Jahre kei neswegs; wenn auch zweifellos durch die Verbilligung der Geld sätze die Bewertung der Kapitalien wieder ansteigt, so sind doch z. B. die Erträgnisse aus Handel und Industrie in diesem Jahre merklich geringer als in den Vorjahren. Die Dividenden- Die Ansichtskarte. Von Dr. Franz Kittner. - Nachdruck verboten. Vor etwa 20 Jahren gab es ein beliebtes Couplet, das rasch die Runde durch Deutschland machte und dessen Refrain lautete: Das geht jetzt alles telegraphisch, telephonisch, Mikrophonisch, edisonisch — Geschwind wie der Blitz, Das ist der Witz. Dieses Couplet ist ein Zeichen der Zeit, tauchte es doch ge rade damals aus, wo unser Leben anfing, ungemütlich zu wer den, und wo es mit der Behaglichkeit der guten alten Zeit auf immer zu Ende ging. Diese Behaglichkeit wurde in großen Dingen sowohl wie in kleineren gestört, und vor allem kann die Jetztzeit mit ihren Telegrammen und Telephongesprächen niemals einen Ersatz für die behagliche Gemütsruhe bieten, mit der man sich in früheren Zeiten dem Geschäfte des Briefschreibens hingab. Man lese diese Briefwechsel aus alter Zeit, mit ihren so schön gewählten Ausdrücken und Floskeln, mit ihren außer ordentlich ausgedehnten Schilderungen aller möglichen Gefühle, man lese sogar die Geschäftsbriefe mit ihren schwungvoll stili sierten Einleitungen und zahlreichen Ausdrücken der Hochachtung und man vergleiche damit den heutigen Briesstil in seiner ahgerupten Kürze und Gedrungenheit! Früher mußte der junge Kaufmann einen schönen Brief zu schreiben verstehen; wenn er es heut« versuchen wollte, sogenannte schöne Briefe zu schrei ben, würde er bald überall hinausfliegen. Auch mit unserer Privatkorrespondenz wird es immer ärger, sie wird kürzer und einen großen Teil davon bewältig» die — Ansichtskarte! Diese ist so recht ein Zeichen unserer Zeit; man kann sie als «in Charakteristikum derselben ansprechen I In Kürze rin paar Worte und fertig ist die Laube I Es gibt Leute, die ihren ganzen privaten Verkehr ausschließlich per Ansichtskarte ab wickeln, und die sich dazu solche Exemplare heraussuchen, auf denen das Bild möglichst groß ist, so daß möglichst wenig Raum zum Schreiben bleibt. Von vielen wurde es unangenehm emp funden, als die Post auch einen Teil der Vorderseite freigab, wodurch der zum Schreiben bestimmte Raum'in ganz beträcht licher Weise vergrößert wurde. Weniger wäre hier für sehr, sehr viele ganz gewiß mehr gewesen! Wann die Ansichtskarte entstand und wer ihr Erfinder war, wird wohl niemals mit Sicherheit festzustellen sein. Es sind dar über verschiedene Erzählungen im Umlauf, deren Richtigkeit mehr oder minder zweifelhaft erscheinen mutz. Am wahrschein lichsten ist es, daß wir die Ansichtskarte einem Kaufmann aus Mitteldeutschland verdanken, der im Jahre 1866 zum Kriege eingezogen war, und Karten nach Hause schrieb, auf die er Soldatenbilder malte. Bald wallten seine Kameraden ähnliche Karten haben, und der Anklang, den sie gefunden hatten, ver anlaßte ihn, noch der Rückkehr in die Heimat Ansichtskarten her zustellen und in den Handel zu bringen. Im Jahre 1870 stellte Schwartz in Oldenburg solche Karten her, 1872 wurden in Nürnberg Karten mit schweizerischen Ansichten angefertigt, die eigentliche Industrie setzte aber erst im Jahre 187S ein. Diese Industrie hat sich in eigenartiger Weise entwikelt. Zuerst lithograph irrte man dir Karten, man stach auch wohl die Platten dafür in Kupfer. Dann bemächtigte sich die Photo graphie der Sache; die Photographen nahmen die auf der Karte zu reproduzierende Gegend auf einer Platte auf und karierten diese auf die einzlnen mit einer lichtempfindlichen Schicht überzognen Karten. Das war natürlich ein mühseliges und umständliches Verfahren, und selbst wenn der Photograph zehn Platten von demselben Gegenstand ausgenommen hatte, so daß er auch gleichzeitig zehn Karten kopieren vermochte, so konnte er in einer Woche doch nur immer eine beschränkte An zahl davon fertigstellen. Manche Photographen, di« sich speziell auf die Fabrikation und den Handel mit Ansichtskarten geworfen hatten, und zu diesem Zwecke sehr viel Personal beschäftigten, vermochten zwar größere Posten zu liefern, immerhin war oas Verfahren aber mühselig, zeitraubend und umständlich. Besser wurde die Sache, als man Photographie und Steindruck gleichzeitig zur Fabrikation heranzuziehen begann. Das Bild wurde auf eine sogenannte abziehbare Platte ausgenommen, d. h. eine Platte, deren Bildschicht vo,m Glase abziehen ließ. Von der abgezogenen Schicht aus wunde es auf Stein übertragen und dann nach der gewöhnlichen Methode des Steindrucks weggedruckt. Diese Karten /waren nicht so schön, wie die nach dem rein photographischen Verfahren erhal tenen. Sie wiesen vor allem keine größeren Tiefen auf und auch die Lichtpartien stachen nicht besonders hervor. Noch unschöner waren die Karten, die man von in Zink geätzten Klischees weg druckte, und die sich erst in neuerster Zeit zu einer größeren Voll kommenheit enwickelt haben. Für den modernen Bedarf hätten auch diese Methoden nicht zugereicht, da dieser derartig rasch angestiogen ist, daß die Massenfabrikation einsetzen mutzte. Sind doch bereits tm Jahre 1900 nach amtlicher Zählung im Reichspostgebiet unter 20 Millionen aufgelieferter Post karten nicht weniger als 10 Millionen Ansichtskarten gewesen, und an einzelnen beliebten Ausflugsorten steigt ihre Zahl an einem Tage manchmal auf über 100 000 Stück. Angesichts dieser Tatsachen ist es natürlich nötig, die Karten mit Maschinen herzustellen, die so ausgestaltet sind, datz sie in kürzester Zeit Unmengen davon zu liefern imstande sind, und die vor allem so schnell arbeiten, daß man z. B. schon eine Stunde nach einem interessanten Ereignis, z. B. einem Fürstenbesuch oder einer Parade die Karten in den Handel bringen kann. Diesen Be- dürfnissen genügt man heutzutage durch photographisch, Druckmaschinen. Die letztere ist ein Kasten, dessen oberer Deckel in die Höhe geklappt werden kann. In seinem Innern be finden sich elektrische Glühlampen oder ein« starke Bogenlampe, deren Licht gegen den Deckel geworfen. Unter den Deckel kommt