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MsdrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »Wilsdruffer Tageblatt- ericheini täglich nachm. 5 Uhr für den rvlgendex Tag. Bezugspreis: Bei Abholung iu Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mk., bei Postbestellung »Vk Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P^dottn midun'f^Au^ ^Eger und Geschäftsstellen ...... nehmen zu jederzeit Be» MMungen Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung E Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u Arbeiter. Anzeigenpreis: die ^gespaltene Raumzeile 20 Goldpfennig, die 2gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespalteneReklamezetke im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Nachmeisunysgedühr 20 Goli Pfennige. Dor- geschriebeneErscheinungs- t tage und Plakvorschriste» werden nach Möglichkeit o 9?^. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm. 10 Uhr —— Für hix Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRabntramvruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Berunnlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffe« Nr. 2. — 84 Jahrgang Telcgr.--dr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Post sch ck Dresden 2640 Sonnabend den 3 Januar 1925 And Amerika? Die Stellung Amerikas zu den Ereignissen in Europa s ist. seit Wilson aus Paris 1019 zurückgekehrt ist, immer j eine etwas eigenartige gewesen. Wir sprechen hier nicht ! von den inneren Einstellungen der amerikanischen Politik, , Finanz oder Wirtschaft, sondern lediglich von dem äußeren ! Verhältnis zu den Entwicklungen aus dem Kontinent. Das i geht von oer Tatsache aus, daß zwar Wilson den Vertrag ' von Versailles unterschrieben hat, dieses Abkommen aber i weder vom amerikanischen Senat noch vom Repräsen- j tantenhaus angenommen worden ist, weil man es ab- ; lehnte, sich durch Eintritt in den Völkerbund und Annahme ? des mir dem Versailler Vertrag aufs innigste verbundenen Völkerbundstatuts zu einerzaktivenAußenpolitik zwingen zu lassen, die sich mit den europäischen Verhältnissen be schäftigen mußte und die Bindungen von vielleicht größte'' Tragweite enthielt. Ganz andere Bindungen sind nun aber inzwischen eingctreten, die nun die offizielle und die inoffizielle Poli tik Amerikas Europa gegenüber in einen saft grotesken Zustand hineingebracht haben. Amerika ist besonders stolz darauf, daß ein Bürger dieses Landes, Dawes, im vergangenen Jahre eigentlich die Neuordnung der un heilbar verfahrenen Zustände in Europa, des Zwistes über die Reparationsfrage herbeigcführt hat. An diese zunächst theoretische Neuordnung knüpften sich dann jene fast täglich stärker werdenden Fäden finanzieller Art — die Reparationsanleihe und sehr erhebliche Privatkredite — und wirtschaftliche Bindungen, die nun durch die jüngsten Entschlüsse der Botschafterkonferenz in Paris durcheinandergebracht, verwirrt und fast bis zum Zerreißen gespannt werden. Offiziell tut also Amerika nichts, weil ja formell die Streitfrage darum geht, ob Deutschland die Bestimmungen, und zwar besonders die militärischen Bestimmungen des Versailler Vertrags aus- güführt hat: was von uns und den Neutralen bejaht, von der Botschafterkonferenz verneint wird. Das inter essiert Amerika offiziell nicht, weil ja die Washingtoner Negierung nicht Träger des Versailler Vertrages ist. Aber inoffiziell interessiert sie die jüngste Entwicklung naturgemäß sehr stark im Hinblick auf diese wirtschaftlich finanziellen Bindungen, die zu einer starken Investierung amerikanischen Kapitals geführt haben und noch führen sollen. Soeben erst ist beispielsweise sür Krupp eine An leihe aufgelegt und stark überzeichnet worden. Gerade Krupp bildet aber bekanntlich in dem Bericht der Inter alliierten Militärkontrollkommission einen besonders großen Stein des Anstoßes; man versteht aus der Vergangenheit, warum. Amerika hat aber einen offiziell-inoffiziellen Hebei gerade Frankreich gegenüber in der Hand; das ist die interalliierte Schnldenfrage. Ganz bezeichnend ist es. daß sich zurzeit wieder einmal die Meldungen drängen, dic diese Frage behandeln, und daß Coolidge offiziell erklären läßt, er denke gar nicht daran, in der Frage Frankreich gegenüber irgendwelche Konzessionen zu machen. Offenbar aus dem Grunde nicht, weil England — ost genug ist es in London schon amtlich angedeutct worden — dann dieselben Konzessionen seitens Amerikas für sich verlangen würde. Tausendmal hat aber gerade Frankreich erklärt, daß es an der Abtragung seiner Schul den an Amerika nur deswegen verhindert sei, weil Demich- s land incht zable. Nun zahlt Deutschland, dem ' Tawesvlan gemäß. Aber Frankreich will immer noch nickt ! zahlen und H e r r i o l Hai sich derart weit vorgewagt, daß er als der Träger dieser jüngsten Politik erscheint, die zu > eurer ickneren Gesährdung der Ergebnisse des Dawes- ! Plans lühreu muß. Denn nicht umsonst steht in dem s Plan an der Spitze die Forderung, daß Deutschland seine wirtschaftliche und finanzielle Hoheit wie- , der erhalten soll. Und wenn man dazu noch die Tatsache l Yeranzieht, daß von den Erträgnissen der Reparationen laut Dawes Plan auch noch die Besatzungskosten abge zogen werden, ehe diese Erträgnisse nun wirklich produk tiven Zwecken zugute kommen, so wird man von Amerika aus die Feststellung treffen können, daß die militärpoliti schen Ausgaben Frankreichs die Abtragung der französi schen Schuldenlast wieder einmal verhindern, verhindern wenigstens nack französischer Angabe. Hat der Dawes- Plan und seine Forderung, die wirtschaftlich-finanzielle Hoheit Deutschlands wieder herzustellen, überhaupt einen Sinn, so mußte das Ruhrgebiet geräumt werden. Darüber war man sich in London zwischen Staatsmännern und den Bankiers völlig einig. Hat diese Forderung ihren Sinn nicht verloren, so darf man jetzt ihre Erfüllung nicht abhängig machen wollen von rein militärpolitischen Voraussetzungen, für deren Beurteilung es Unparteiische nicht gibt. So verstößt der Beschluß der Botschafterkonferenz zur Nichträumung Kölns gegen den Geist und den Wort laut des Dawes-Plans. Freilich ist es zweifelhaft, ob Amerika gewillt ist, sein Palladium, diesen Dawes-Plan, gegen den Willen der beiden Erstmächte Europas zur Durchführung zu bringen. Vielleicht aber — London bietet dafür ein Beispiel — müssen dafür jetzt wieder andere, inoffizielle, aber stärkere, nämlich finanziellwirtschaftliche Kräfte die weitere Entwicklung in die Hand nehmen. llm die VertcilW der deiitslhe» ZHMM Paris, 2. Januar. „Central News" meldet, daß die eng lische Antwort auf die amerikanische Note über die Berücksichti gung Amerikas an den deutschen Zahlungen, dem amerikanischen Botschafter in London überreicht wurde. Die Note umfaßt meh rere Seiten und läßt die Tür zu weiteren Verhandlungen offen. Im übrigen stellt die englische Regierung erneut fest, daß Amerika auf Berücksichtigung bei der Verteilung der deutschen Beträge grundsätzlich keinen Anspruch erheben können, weil es den Ver sailler Vertrag nicht ratifiziert habe. Zum Schluß läßt die Note jedoch durchblicken, daß Schadenersatzansprüche Amerikas in be scheidenem Umfange berücksichtigt werden könnten, wenn sie unter der Rubrik „Besatzungsunkosten" gebucht würden. Oer Beschluß-er Boifchafierkonserenz. Übermittelung durch die alliierten Botschafter in Berlin. Paris, 1. Januar. Ober die letzte Beratung der Botschafter wurde fol gende offizielle Mitteilung ausgegeben: „Die Botschafterkonferenz hat heute nachmittag den verbündeten Regierungen den Wortlaut der Note über mittelt, die sie nach den Instruktionen der verbündten Re gierung für die Mitteilung an Deutschland über die Kölner Zone vorbereitet hat. Die Überreichung dieser Mitteilung wird durch die Vermittelung der alliierten Botschafter in Berlin erfolgen. Die Mitteilung der Botschafterkonferenz wird erst dann veröffentlicht werden, wenn der Schritt der Botschafter in Berlin erfolgt ist." „Havas" teilt mit, daß die Botschafterkonferenz sich ohne Schwierigkeiten über den Text der Note geeinigt habe, die Anfang nächster Woche der deutschen Negierung über mittelt wird. Die Mitteilung sei sehr kurz und erkläre mit unwiderlegbarer Klarheit, daß die Räumung der Kölner Zone am 10. Januar nicht erfolgen könne, weil Deutschland seine Verpflichtungen aus dem Friedensvertrag namentlich hinsichtlich der Entwaffnung offenkundig nicht ausgesührt habe. Heute Ueberreichung der Note. Paris, 2. Januar. Nach Blättermel-ungen wird die Note der Botschafterkonferenz voraussichtlich im Laufe des des heu tigen Vormittags von den verbündeten Botschaftern in der Wil- helmstraße überreicht werden. Unmittelbar nach der llebergabe wird das Dokument veröffentlicht werden. Der Weg zu einem Kompromiß bleibt den Blättern zufolge offen. Der „Intran- sitzeant" machte das bemerkenswerte Eingeständnis, daß die Drohung Deutschlands, den Sachverständigenbericht unter Um ständen zum Scheitern zu bringen (?), ihre Wirkung auf die Ver bündeten nicht verfehlt habe. (Gemeint ist wohl der Hinweis aus die Politik der Entente, die geeignet sei, den Dawes-Plan ernst lich zu gefährden Belgische 5V Millionen-Dollar-Anleihe. Brüssel, 2. Januar. Das „Journal Offiziell" verzeich net ein Dekret, wonach das Finanzministerium ermächtigt wird, unter gewissen noch festzusetzenden Bedingungen eine Anleihe in en Vereinigten Staaten aufzunehmen» Die Rückzahlung der An leihe soll spätestens nach dreißig Jahren erfolgen. Sie beläuft sich auf fünfzig Millionen Golddvllar, der Zinsfuß ist 6 v. H. Die Note Jugoslawiens«« den Völkerbund Belgrad, 1. Januar. Ministerpräsident Nintschitsch hat dem Sekretariat des Völkerbundes auf die Beschuldigungen -es früheren albanischen Ministerpräsidenten Fa-Noli, daß Jugo slawien die letzte Revultion in Albanien vorbereitet und unter stützt hätte, geantwortet. Die Note ist in äußerst scharfem Tone gehalten und erklärt, daß die Beschuldigungen Fa-Nolis im diplomatischen Verkehr derart ungewöhnlich sind, daß die jugo slawische Regierung auf diese überhaupt nur aus Rücksicht aus den Völkerbund antworte. Die jugoslawische Regierung weist alle Beschuldigungen Fa-Nolis kategorisch als böswillige Erfin dungen zurück und lenkt die Aufmerksamkeit des Völkerbundes aus die offizielle Erklärung des neuen albanischen Ministerpräsidenten, der als Grund für die letzte Revolte in Albanien den eTrror der Regierung Fa-Noli angibt. Neuer politischer Mord auf dem Balkan Belgrad, 2. Januar. Gestern wurde in Uesküp der KoMitatschef Slogan Misevie von einem Abgesandten der maze donischen Revolutionäre-Organisation namens Elenkovie er- schossen. Amerika will die Kredite einstelten. Aus dem Kongreß verlautet, wenn Frankreich auf dem bisherigen Standpunkt in der Schuldenfrage verharre, werde in einigen Tagen dem Kongreß eine Entschließung vorgelegt werden, nach der den europäischen Schuldnern keine Anleihe mehr gewährt werden solle, bis diese nickt dH' Bereitwilligkeit bewiesen hätten, ihren alten Ver pftichmngen nachzukommen. Ein derartiger Beschluß binde, so heißt es, Morgan oder andere Privatbanken nick:, aber gleichzeitig wird daraus hiugewiescn. baß Privatbanken bisher dem Ausland mtt Genehmigung der Regierung Anleihen e r -"krlen. Verständigongsulöglichkeite«. Bertin. 31. Dezember. Neichsaußenminister Dr. Stresemann setzte bei einem f Empmng bei ausländischen Pressevertreter diesen nochmals den r.culscken Standpunkt in der Kötner Frage auseinander. Er beronte, wie eng die Räumung der Kölner Zone mtt der i Ausführung des Dawes-Planes zujammenhänge, wte die ver- - nünjligen und zui Beruhigung Europas entschlossenen Leute tn Deutschland den Boden unter den Füßen verlieren, wenn nun abermals, durch leine wesentlichen Tatsachen begründet, Sanktionen das deutsche Voll und die deutsche Wirtschaft bedrohen. Die bisherigen Angaben über angebliche „Verseh- lungen" sind so durstig, daß kaum ernsthaft davon gesprochen werden kann. Wenn wirklich Einzelheiten angeführt werden können, so sind sie Ausflüsse des gerade von der Entente Teuifchland aufgezwungenen Svftems. Sttefemann verlangt statt des offenen Konflikts, dem man auf der Alitiertenfeile durch die irtzige Politik zusteuer! und der die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den alliierten Ländern aus anderen Gebieten geiährden könnte, Verhandlungen über alle Meinungsverschiedenheiten. Belege über b»e Ergebnisse der 1800 Kontrollbesuche, damit die Borwürse geprüft werden kennen. Dann wird sich herausstellen, daß sie viel zu unbe- deuiend sind, um eine V e r ft ä n d > g u n g zu gefährden. Inzwischen schein! man auch auf ver anderen Seite einge sehen zu hgben, wohin starre und unbelehrbare Verbissenheit führen kann. Das amtliche französische Bureau Havas ver- össenilichi eine Londoner Depesche, in der es noch den üblichen Vorwttrien gegen Deutschland heißt, es unterliege keinem Zweifel, daß Deutschland, wenn es feinen militärischen Ver pflichtungen Nachkomme, Anspruch aus die Räumung habe. Darüber solle Vie von der tn Parts tagenden Botschaslerlonse- renz nach Berlin zu sendende Nole Klarheit bringen. Das klingt schon einigermaßen nach Verhandlungswillen. zumal gleichzeitig bekannt wird, die Note werde keine Auf zeichnung von Verfehlungen enthalten. Der deutsche Bot schafter von Hoesch in Paris hat eine längere Unier- haliung mit Herrn Herrioi gehabt und ihn über die politische Lage in Deutschland informiert. Jedenfalls ist die allgemeine Meinung die, daß die Note keinen ultimativen, sondern nur einen vorläufigen Charakter tragen werde und die Tür zu Verhandlungen offen taffen soll. Also dasjenige, was man in Deuischland von Anfang an verlangt Hai. Aus den in Frage stehenden Gebieten im Rheinland sind zahlreiche Entschließungen an die Reichsreglerung getangi, die terminmäßige und regelrechte Betretung von der fremden Be satzung sür unerläßlich hatten. MH Misker - die Varmats. s. Berlin, 31. Dezember. Wenn man am Morgen erwacht und einen Blick in die auf dem Frühstückstische liegende Zeitung wirft, fragt man sich jetzt immer zuerst, wer wohl in der vorigen Nacht oder am vorigen Abend in der Kutisker- Affäre verhaftet worden sein mag. Denn es ist in der vorigen Nacht oder am vorigen Abend in dieser zum Himmel stinkenden Affäre immer einer verhgftet worden, meist sogar mehr als einer. Heute hat man z. B. gleich vier Mann auf einen Hieb festgenommen. Und was für welche! Die Verhafteten sind die Brüder Julius, Salomon und HermannBarmat und ein S o h n des Julius Varmat, allesamt Begründer und Inhaber des vielgenannten millionenschweren Barmat-Kon- zerns Berlin-Amsterdam. Ein vierter Barmat-Brnder wird noch gesucht; er ist augenblicklich irgendwo auf der Jagd und weiß noch nicht, baß der Staatsanwalt auf ihn selbst Jagd macht. Die Barmats und die Kutiskers standen in intimsten Geschäftsbeziehungen zueinander, und die Schleichwege führten dann irgendwie in die Preußische Staatsbank. Das alles aber ist Sache der Staatsanwaltschaft, und das Strafgesetzbuch mit seinen vielen Paragraphen wird der Gesellschft schon beikommen. Aber cs wäre da noch