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Amts- M Anzckkblatt vtertelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. de- »Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lklegr.-A-reffr: Amtsblatt. für den Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei'Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreiS: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210. 11« 55. Jahrgang. Donnerstag, den 17. September 1S«8 Ocsscntliche Sitzung des Bezirksausschusses findet Freitag, den 25. September 1808, von vormittags ',12 Uhr an im Sitzungszimmer des Hotels Ratskeller zu Schwarzenberg statt. Königliche Amtshauptmannschast Schwarzenberg, am 11. September 1908. Die Sonn- und Festtagsruhe im Handelsgcwcrbe bett. Die Bekanntmachung über die Sonn- und Festtagsruhe im Handelsgewerbe, vom 2. November 1907, abgedruckt in Nr. 274 des Erzgeb. Volksfreundes vom Jahre 1907, wird dahin abgeändert, daß Punkt 3 nunmehr wie folgt lautet: 3) An Sonn- und Festtagen ist die Beschäftigung von Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern im Handelsgewerbe nur zulässig in offenen Verkaufsstellen und den mit diesen verbundenen Kontoren 4) von 6 Uhr früh bis 1 Uhr nachmittags mit Ausschluß von 2 Stunden von Be ginn des Vormittagsgottesdienstes an: für den Handel mit allen Nahrungs und Genußmitteln und Materialwaren, ferner für den Kleinhandel mit Heizungs und Beleuchtungsmaterial, d) von I I Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags für alle anderen Geschäfte ein schließlich der Zigarrenspezialgeschäfte, e) von 1 bis 3 Uhr nachmittags außer den unter a) bezeichneten Stunden für den Handel der Bäcker und Konditoren einschließlich der Schokoladensondergeschäfte, ä) von 6 bis 7 Uhr abends außer den unter a) bezeichneten Stunden kür den Handel der Fleischer, 8) in allen unter A) nicht genannten Kontoren von 11 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags. Vorstehende Abändemng tritt mit dem Erscheinen im Amtsblatts in Kraft. Aue, Eibenstock, Lößnitz, Neustädte!, Schneeberg und Schwarzen berg, am 21. August 1908. Die Königliche Amtshauptmannschast und die Stadträte der vor- 737 L. bezeichneten Städte. I Bezirkstag findet Mittwoch, den 30. September 1908 mittags 12 Uhr im Saale des Hotels Ratskeller in Schwarzenberg statt. Die Verhandlungen sind öffentlich. Königliche AmtshluiPtMliimschast Schwarzenberg, 095 A. am 11. September 1908. Die hiesige Haussammlung für die durch den Wolkenbruch am 7. vorigen Monats heimgesuchten armen Familien der Nachbarorte Carlsfeld, Wildenthal rc. hat den Betrag von 785 Mark 70 Mg. ergeben, der an die Königliche Amtshauptmannschast Schwarzenberg eingesendet worden ist. Es wird allen Gebern hierdurch bestens gedankt. Der Gemeinderat zu Schönheide. Jur Aelchsfinanzreform. Die nunmehr veröffentlichten Grundzüge der ge planten Finanzreform lassen erkennen, daß die Reichs regierung gewillt ist, ganze Arbeit zu machen. In der halbamtlichen Kundgebung heißt es: „Die unbedingte Notwendigkeit, das gesamte Finanzwesen des Deutschen Reiches einer entscheidenden, auf lange Jahre wirk samen Reform zu unterziehen, ist seit Monaten Gegen stand der öffentlichen Besprechung. Sie wird von Ver tretern der Wissenschaft und der verschiedensten Er werbskreise sowie von Männern und Organen aller politischen Parteien mit seltener Einmütigkeit aner kannt. Die eingehende, immer erneute Erörterung der gegenwärtigen Schäden unseres Finanzwesens hat, so sehr sie auch über die möglichen Abhilfsmittel im ein zelnen auseinandergehen mochte, erkennen lassen, daß es sich hier um eine Forderung des gesamten deutschen Volkes handelt. . . . Doch hieße es die Gesamtlage un seres Finanzwesens durchaus verkennen, wollte man in der Einführung einiger neuer Abgaben die einzige oder auch nur die beherrschende Aufgabe des kommen den Winters suchen. Gewiß, würde dieser Teil der Re form nicht befriedigend gelöst, so müßte alle übrige Arbeit unzureichendes Stückwerk bleiben. Weit darüber hinaus bedarf es aber einer großen und umfassenden Reorganisation der gesamten Finanzgebarung." Der Plan umfaßt neben dem Steuerbudget die Neuordnung des Reichsschuldenwesens mit dem Ziele, die jetzige Pumpwirtschaft zu beseitigen und die Heran ziehung des Reichskredits für nicht unmittelbar pro duktive Zwecke sachgemäß einzuschränken. Es wird be absichtigt, eine planmäßige Schuldentilgung einzuführen und mehr als bisher auf die bewährten Grund sätze altpreußischer Sparsamkeit zurückzu gehen. Insbesondere ist bei der Ausführung von Bauten und anderen Neuanlagen eine Einschränkung der Aus gaben sowie eine Verringerung des kostspieligen Be amtenapparotes vorgesehen, auch sollen die Formen des Geschäftsverkehrs vereinfacht und mehr denen des modernen Verkehrs angepaßt werden. Aber auch bei Anwendung äußerster Sparsamkeit ist eine Verstärkung der Einnahmen durch sehr er hebliche Steuererhöhungen durchaus not wendig, da die zuverlässige Erfüllung der Staatszwecke hinsichtlich der militärischen Sicherheit und des kul turellen und sozialen Fortschritts unter keinen Um ständen in Frage gestellt werden darf. Dazu muß jeder einzelne Staatsbürger Opfer bringen. Es sollen daher der Massenkonsum gewisser Genußmittel wie in andern Ländern mit starken Abgaben herangezogen und nach der Leistungsfähigkeit der verschiedenen Kreise der Be völkerung abgestufte Konsum steuern eingeführt werden, was durchaus sachgemäß erscheint. Aber es sollen auch die Anforderungen ausgleichender sozialer Gerechtigkeit nicht außer Acht gelassen, sondern durch geringere Belastung des Konsums der Minderbemittel ten und durch höhere Besteuerung des kostspieligen Luxuskonsums zur Geltung gebracht werden. Aus die sem Grunde soll auch der Besitz zu den vermehrten Reichseinnahmen sein besonderes Scherflein beitragen. Dagegen ist die Einführung einer direkten Einkommen- und Vermögenssteuer für das Reich in dem Reformplane nicht in Aussicht genommen, wohl aber soll die Erb schaftssteuer weiter ausgedehnt werden. Schließ lich sollen einzelne charakteristische Erscheinungen des modernen Aufwandes, die eine Steuerbelastung ver tragen können, ohne daß damit nach dem Urteil der be rufensten Sachkenner eine Gefahr für Handel und Wandel verbunden ist, zur Steuer herangezogen werden. Das gilt aber nicht von Umsatz- oder eigentlichen Ver kehrssteuern, die in dem gegenwärtigen Zeitpunkte den glatten Lauf der volkswirtschaftlichen Maschinerie hem men und beeinträchtigen würden. Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß man sich mit allen Punkten der offiziösen Darlegung rückhalt los einverstanden erklären kann. Vor allen Dingen erfreulich ist es, daß in Zukunft auch für das Reich der altpreußische Grundsatz der Sparsamkeit gelten und einem weiteren Anwachsen des Beamtenheeres vorge beugt werden soll. Der neue Reichsfinanzreformplan trägt einen großzügigen Charakter und ist geeignet, dem Uebel der zur schweren nationalen Gefahr gewordenen Finanznot des Reiches an die Wurzel zu gehen. Des halb aber müssen alle kleinlichen Parteirücksichten bei seite gelassen werden; denn die neue Reichsfinanzre form, die gleichsam eine Notstandsfrage geworden ist, muß zum Heile der Gesamtheit des deutschen Volkes ge löst werden und erfordert daher die Mitarbeit sämt licher bürgerlichen Parteien. Iie Warokkonote. Die französisch-spanische Marokkonote ist nunmehr endlich den Signatarmächten überreicht worden und in den auswärtigen Aemtern werden nun allerorte die Federn in Bewegung gesetzt werden, um die Ant wort zu geben. Wie diese ausfallen wird, läßt sich mit ziemlicher Sicherheit Voraussagen, man wird sich eine Prüfung Vorbehalten, im übrigen aber im Großen und Ganzen den französischen Vorschlägen zustimmen, da die Note im Grunde genommen viel selbstverständ liches enthält. Vor allen Dingen hat die Note schon da durch wesentlich an Wert verloren, daß Mulay Hafid durch seinen Vertreter in Tanger offiziell dem diplomatischen Korps hat mitteilen lassen, daß er die Algecirasakte für bindend halte und ebenso auch die Verbindlichkeiten seines Vorgängers übernimmt. Das sind aber die Hauptforderungen, welche an Mulay Hafid gestellt werden und die er nunmehr akzeptiert hat, ein taktischer Schachzug, den man selbst in Frankreich loben muß. Ueberhaupt scheinen sich die Sympathien für Mulay Hafid zu mehren, man preist ihn allent halben als eine Willensstärke und umsichtige Persön lichkeit, die am besten geeignet sei, Marokko die Ruhe wiederzugeben; auch von ausgesprochener Fremden feindlichkeit ist bei ihm nichts zu spüren, er hat sehr wohl eingesehen, daß Marokko ohne Europa nicht auskommen kann und er ist auch bereit, seine Untertanen hiervon zu überzeugen. Der Inhalt der französisch-spanischen Note selber ist ja schon seit längerer Zeit im Großen und Ganzen bekannt, so daß sie also kaum neues bringt; von Bedeutung ist höchstens, daß Frankreich und Spa nien die Kosten für ihre Expeditionen später selbst ver langen und diese Verpflichtung nicht als eine der Be dingungen für die Anerkennung Mulay Hafids auf stellen. Hierin liegt eine gewisse Mäßigung, die sich überhaupt in dem ganzen Aktenstück ausspricht, was zweifellos auf den Einfluß Spaniens zurückzuführen ist, welches alle Weiterungen aus der Marokkoaffäre scheut, an welcher man in Madrid ja bereits seit Mona ten mehr als genug hat, nur daß man aus Anstands gründen sich nicht zurückziehen kann. Diese Mäßigung soll auch Tittoni bei Entgegennahme der Note aner kannt haben, auch an der Themse hat man begreiflicher weise seine Sympathie ausgedrückt, immerhin aber doch hinzugefügt, daß man sich eingehend mit ihr befassen will, sodaß die endgültige Antwort erst in mehreren Tagen gegeben werden kann. Mit großer Spannung mag man jenseits der Vogesen der deutschen Antwort entgegengesehen haben, und man ist anscheinend jetzt sehr befriedigt, daß Unterstaatssekretär Stemrich den französischen Botschafter mit der größten Liebenswür digkeit empfangen und ihm gegenüber die Versicherung gegeben habe, daß die Reichsregierung die Note in freundschaftlichem Sinne prüfen werde, wobei er hinzu gefügt habe, daß Deutschland die ganze Affäre von Anfang an sehr kaltblütig aufgefaßt und behandelt habe. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat für das deutsche Heer die Einführung seiner Selbstladepistole, welche an die Stelle der Revolver 79 und 83 tritt, genehmigt. Die Selbstladepistole erhält die Bezeichnung Pistole 08. — Staatssekretär Dernburg ist Montag nachmittag wieder in Berlin eingetroffen. — Die Vorlage über die Reichsfinanzreform geht dem Bundesrat am Freitag in einer außerordentlichen Sitzung zu, der außer den Finanzministern aller Bundes staaten auch der Reichskanzler beiwohnen wird. — Die Reform der Arbeiterversicherung ist im Entwurf fertig gestellt. Sie soll dem Reichstage sofort vorgelegt werden, um zusammen mit der Witwen- und Wai- senversicherung am 1. Januar 1910 in Kraft zu treten. — Wie verlautet, soll dem Gedanken einer Verbin dung der Wehrsteuer mit der Erbschafts steuer derart Rechnung getragen werden, daß von dem Nachlaße derjenigen männlichen Personen, die ihrer Militär pflicht nicht genügt haben, eine entsprechend höhere Erbschafts steuer erhoben werden wird. — Der Militärballon wird nach seiner letzten Rekordfahrt vorläufig keine längeren Touren mehr unter nehmen. Nur zum Zweck der Ausbildung für Offiziere und Mannschaften werden in den nächsten Tagen noch kurze UebungSfahrten gemacht werden. Dann aber wird der Bal lon entleert und so lange untätig bleiben, bis die Zeit der Herbststürme vorüber ist. Erst wenn der Winter eingezogen ist und jene klaren Tage und Nächte zu erwarten sind, wie sie das Froftwelter bringt, sollen aufs neue größere Fahrten unternommen werden. — Berlin, 15. Septbr. Heute früh bald nach 8 Uhr stieg da« Militärluftschiff vom Schießplatz auf. Die Führung hatten Major v. Sperling, Leutnant Kirchner und Oberingenieur Basenach. Außerdem nahmen zwei Chauffeure an der Führung teil. In der Gondel befand sich der Kriegs- Minister v. Einem, der Inspekteur der Verkehrstruppen Generalleutnant Freiherr von Lyncker und ein Adjutant des