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MsdmfferZMblalt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. L, I— .1,1 A»,«i><»»r«t»: ki« s,«sp«l»nie A> Apfg., di» 1 g.sPalte»« Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 B«tch»> Pfennig, die s grspaltnie «eklamezeile i» tertlicheu Teil« 1 «Uchrmark. Nachweisung»,rbühr 20 Rrichapsennige. B»» geschritden-Srscheix»«,». - tage und Platzporfchrtfta, werden »ach Wdglichk^t Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Aniet^u. snnahmcbisoorm.lvUbr. Für die Nichtigkeit d« durch Fer«ruf üdermitteltenA»zeigen übernehmen wir keine Garantie. Ieder Nabatlanspruch-rlijcht, wenn derBetrag d«rch Klage eingezoge« »erden mutz oderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigeunehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. W'u»Ä«*^ Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgeqend «SrE?d«a Berua^mA«"' sonstiger Betrtcb.störungen besteht kech«" sprach «»"schs^ —Zeit»», aberKS-i-S de» Bezugepre,,».-Aückseudung eingefandter Schriftststch. irsalgt nur, we»uP°rt° b-ili-gt. , ..... Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts uns oes SLadtrats zu Wilsdruff, des ForstrentamLs Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr.264 W Jahrgang Tel gr Adr: .Amtsblatt* Wilsdruff - Dresden Postscheck Dresden 2640 Sonnabend, den 12 November 1827 Küchenmeister Schmalhans. Der schneidige Gilbert. — Die Gemeinden in Not. Zunehmende Arbeitslosigkeit. — Englische Schleuder- konlurrenz. Herr Parker Gilbert kann mit sich — und m i i u n s zufrieden sein. Mit sich, denn wieder einmal sprichi die ganze Welt von diesem jungen Amerikaner, der die. Dreißig kaum überschritten hat, und stellt ihm das Zeugnis aus, daß er mit seinem Vorstoß gegen die deutsche Finanzpolitik sich des hohen Vertrauens, das unsere Gläubiger auf ihn gesetzt haben, würdig gezeigt habe. Mit uns, denn seine Kritik ist von der deutschen Öffent lichkeit, von wenigen Ausnahmen abgesehen, mit allen Anzeichen größten Respekts ausgenommen worden, ja hier und da ist sogar das Bedauern darüber aufgetaucht, oaß nicht e r die deutschen Finanzen zu betreuen habe und dafür Reichssinanzminister Köhler von den Amerikanern tur irgendeinen ihrer Regierungs- oder Verwaltungs- Umtausch ausgenommen werde. damit nicht genug: schon häufen sich aus den ^.ZAledensten Gegenden des Reiches die Meldungen, daß s',,."usten Mahnungen des Neparationsagenten auf .'"'Awaren Boden fielen. So, um nur einiges zu er- c hat ^ie Stadt Solingen in dieser Woche beschlossen, sämtliche städtischen Bauarbeiten, sofern es sich dicht um unbedingt notwendige Werke handelt, stillzu legen, da sie die erforderlichen Gelder nicht auf dem An leihewege zu beschaffen vermag und laufende Mittel für die Fortführung der Bauten nicht zur Verfügung gestellt »verden können. Ebenso ist man sich in W e i m a r darüber schlüssig geworden, eine Reihe von Bauvorhaben, dar- unter den Neubau der Stadthalle, „vorläufig" zurückzu- stellen, »veil me Aufnahme einer Anleihe für diesen Zweck nicht IN der gewünschten Höhe zu ermöglichen war. "och emschneidender scheinen sich die Dinge in der R e l ch s h a n p t st a d t gestalten zu wollen. Hier gibt man sich bekanntlich nicht gern mit Kleinigkeiten ab. Eine Ausländsanleihe von 120 Millionen Mark glaubte man bereits fir und fertig in der Tasche zu haben, für Produktive Zivecke selbstverständlich, und schon zeichnete sich am Horizont ein Bedarf für weitere Pläne und Wünsche ab, die gleichfalls nicht unter 120 Millionen Mark zu befriedigen sein würden. Insbesondere sollten sie für die Errichtung städtischer Wohnungen Verwendung ünden, nachdem alle von verschiedenen Privatunter nehmern eingereichten Bauprojekte von der Stadtverord netenversammlung nach monatelanger Verschleppung schließlich zu Fall gebracht worden waren. Aber nun ist Natürlich guter Rat teuer, seitdem Herr Gilbert mit seiner bitterbösen Kritik über unsere uferlose Ausgaben wirtschaft auf den Plan getreten ist. Er hat zwar seine Vorwürfe nahezu gleichmäßig ebensosehr an die Adresse des Reiches und der Länder wie an diejenige der Kom munen gerichtet, aber die Gemeinden werden von ihnen, wie die Erfahrung zeigt, am unmittelbarsten betroffen und müssen sich den Schmalhansrezepten, nach denen wir fortan leben sollen, zu allererst unterwerfen. Das wird natürlich nicht ohne heftige Zuckungen abgeüen, und die Arbeitslosigkeit, deren wir in diesem Sommer doch schon einigermaßen Herr geworden waren, wird im kommenden Winter gewiß über das durch den Saisonschluß bedingte Maß hinaus wieder erheblich zu nehmen; und damit natürlich auch die hohen Geldauf wendungen, die wir, wahrscheinlich abermals zum Ärger des Herrn Parker Gilbert, für diese Zwecke demnächst werden zur Verfügung stellen müssen Aber was hilft's, den Letzten beißen die Hunde, sagt ein bekanntes Sprich wort, und in der Reihe der unseren auswärtigen Gläubi gern haftenden Körperschaften stehen nun einmal Reich und Länder vor den Städten und Gemeinden. Also müssen s i e schon allen anderen deutschen Schuldnern mit gutem Beispiel vorangehen. ... Vielleicht tröstet es sie in etwas wenigstens, daß mrzlich der englische Premierminister in einer öffentlichen Rede die Wirtschaftslage des Reiches als „n icht ganz hoffnungslos" bezeichnet hat. Ein Wort, das in diesein Munde schon allerhand bedeuten will, selbst wenn man annehmen sollte, daß dabei möglicherweise auch innenpolitische Rücksichten dieser oder jener Art eine Rolls gespielt Haven. Tatsache ist es jedenfalls, daß mar» in England jetzt immer noch über eine Million Arbeitslose zählt und daß die Lage der britischen Industrie im großen und ganzen sehr unbefriedigend ist; daß der Bergbau, trotz aller Schleuderkonkurrenz, mit der er die während des vorjährigen Streiks verlorengegangenen Absatzgebiete wieder zuückzugewinnen sucht, sich in keineswegs be neidenswerter Verfassung befindet. Namentlich aber be reitet der Ausblick in die Zukunft den Engländern fort gesetzt die größten Sorgen. Eben hat man ausgerechnet, daß von den europäischen Mächten im Jahre 1914 für M i l i t ä r i s ch e R ü st u n g e n im ganzen 12,8 Milliarden ausgegeben wurden und daß davon auf England 17 Prozent entfielen, während dieser britische Anteil heute auf 25 Prozent gestiegen ist — und das angesichts der von Llohd George kürzlich mit großem Nachdruck festgestellten Tatsache, daß heute den 200000 Soldaten der im Weltkrieg unterlegenen Mächte eine Gesamtarmee von nicht weniger Bessere MsbeslellniW ms dm Lande Mdernisierung der kandpostbekellung. Die finanzielle Lage der Deutschen Reichspost. In der Arbeitsausschutzsitzung des Verwaltungsrates der Deutschen Reichspost gab der Reichspoftminister einen überblick über die gegenwärtige Lage der Postfinanzen. Danach hat die Erhöhung der Postgebühren in den Mo naten August, September und Oktober genau die Mehr et n n a h m e gebracht, die von der Reichspostverwaltung berechnet war. Ein ungünstiger Einfluß der Tarif erhöhung der Reichspost auf die allgemeine Preisbildung ist nach der Entwicklung der Wirtschaftsziffern erfreulicher weise nicht gegeben. Die Mehreinnahme, die sich aus der seit 1. August durchgeführten Gebührenerhöhung und äus der Verkehrssteigerung ergibt, ist für das laufende Rech nungsjahr auf Grund der bisherigen tatsächlichen Ergeb nisse mit etwa 186 Millionen zu veranschlagen. Diesel Mehreinnahme steht im Verhältnis zum ordentlichen Vor anschlag ein Mehraufwand gegenüber, der veran laßt ist durch die bevorstehende Besoldungs erhöhung, durch die seit 1. April bereits laufenden Erhöhungen der Wohnungsgelder der Beamten und rer Tariflöhne der Arbeiter, durch die vorgesehenen Betriebs- Verbesserungen und durch laufende Ausgaben, die ihrer Natur nach nicht auf Anleihe genommen werden können. Dieser Mehraufwand beträgt 302 Millionen. Die veran schlagten Zahlen stimmen im wesentlichen mit denjenigen überein, die von dem Reichspostministerium bei den Ver handlungen über die Tariferhöhung zugrunde gelegt worden sind. Das Gleichgeivicht zwischen Einnahmen und Ausgaben wird in der Weise hergestellt werden, daß Ein richtungen, die für das laufende Jahr vorgesehen waren, soweit als möglich auf später zurückgestellt und die Be triebskosten auf das geringstmögliche Maß beschränkt »verden. Die im Gange befindlichen Reformen des Verkehrs, vor allem im Zustell-, Schalter- und Fern- sprechdienst, werden hierdurch nicht beeinträchtigt werden. Sie werden gleichmäßig für das ganze Reichspostgebiet ohne Bevorzugung einzelner Teile nach Maßgabe der Verkehrsbedürfnisse durchgeführt. Daneben ist vorgesehen, daß 174 Millionen Anlageausgaben ans Anleihen be stritten werden. Die Frage, wie die Aufnahme der An leihe bewirkt werden wird, ist bei der gegenwärtigen Lage des Kapitalmarktes noch nicht entschieden. Weiter beschäftigte sich der Berwaltungsrat mit dem schon seit längerem erwogenen Plan der Moderni sierung des ländlichen Bestelldienstes. Bisher ist allgemein die einmalige Zustellung auf dem Lande üblich, wobei die Post in dis kleinen und kleinsten Orte durch Briefträger gebracht und durch Agenturen bestellt wird. Diese Agenturen, meist geleitet von einem seßhaften Gewerbetreibenden, haben ihre eigene Kasse und rechnen Monatlich ab. Künftig soll das ganze Reich durch rund 3000 Kraftfahrlinien versorgt werden. Als Gefährt ist ein vierräderiges kleines Auto in Aussicht genommen, von dem man eine Tagesleistung von 100 bis 140 Kilometern verlang«? wird. Auch für den Pakctdienst, der augenblicklich sehr im argen liegt, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Heute ist es oft so, daß der Briefträger die Menge der Pakete mit einem Male nicht fortschaffen kann und sie dann bis zum näch sten Tage liegen läßt. Die Landbevölkerung steht deshalb vielfach dem ganzen Paketdienst mit Mißtrauen gegen über und benutzt ihn möglichst wenig. Durch die Ein führung dcr Autos soll künftig eine prompte Zu stellung aller Pakete erfolgen und man hofft zu versichtlich, daß dadurch auch der Paketvrrkehr vom Lande in die Stadt einen außerordentlichen Aufschwung neh men wird. Zunächst will man in sechzig über das ganze Reich verstreuten Ämtern solche Landpostautos probe weise einsetzen. Im übrigen will man Vorsorge treffen, daß noch eine zweite Postauslieferung auf dem Lande möglich wird. Wo keine Bestellung erfolgen kann, sollen die Postsachen wenigstens von den Landbewohnern abgeholt »verden können. Sind sie bis zürn nächsten Bestellgang nicht in die Hände der Adressaten gelaugt, so werden sie vom Briefträger mitgenommen. als zehn Millionen auf der Gegenseite, das heißt afto im Lager der Siegerstaaten, gegenübersteht. Und da man sich allenthalben ja Wohl darüber einig ist, daß von Ab- rüstungen in den nächsten Jahren gewiß unentwegt weiter geredet werden, ohne daß aber das Deutschland gegebene feierliche Versprechen von Versailles praktisch seiner Erfüllung näher kommen wird, so sind die englischen Sorgen um die weitere Entwicklung der Finan zen ohne Zweifel durchaus ernst zu nehmen. Auch drüben, jenseits des Kanals, wird Schmalhans mehr und mehr zum Küchenmeister aufrücken müssen, wenn man nicht vorn Regen langsam, aber sicher unter die Traufe kommen will. Dr. Sy. Kem Parlament in ZMen mehr? Ein Rat der Vierhundert. Der Großrat der Faschistischen Partei entschied sich im Verlaus einer längeren Sitzung dahin, daß in Italien das parlamentarische System und die Volksvertretung in der jetzigen Form vollständig abgeschafft werden sollen. Nach den Vorschlägen des Großrats soll an die Stelle des Abgeordnetenhauses eiu „Rat der Vierhundert" treten. Dieser Rat der Vierhundert darf nur aus der Faschistischen Partei hervorgehen, nur sür sie darf eine Einheitsliste aufgestellt werden, nach der gewählt wird. Das ganze Land soll einen einzigen Wahlkreis bilden. Wählen kann nur das produktive Volk, wie es in dem Beschluß heißt. Die 13 Wirtschaftsorganisationen Ita liens, die sämtliche Arbeitgeber und Arbeitnehmer um fassen, schlagen dem Großrat die Kandidaten vor, der jeden einzelnen auf seine unbedingte faschistische Über zeugung prüft. Die Liste wird dann vervollständigt durch Vertrauensmänner der Partei. Die Ausgaben des Rats der Vierhundert sollen noch genau formuliert werden. Der Senat bleibt in seiner bisherigen Zusammensetzung bestehen, doch wird seine Arbeitsweise umgeändert. Die Bewährungsfrist. Die deutsch-österreichische Rechtsangleichung. Der Strafrechtsausschuß des Reichstages nahm die Bewährungsfrist für Strafen bis zu sechs Monaten an. Genehmigt wurde auch die weitere Bestimmung des Ent wurfs, daß bedingter Straferlaß nur bewilligt wird, wenn die Persönlichkeit des Verurteilten, sein Vorleben und sein Verhalten nach der Tat die Erwartung begründen, daß er künftig ein gesetzmäßiges und geordnetes Leben führen werde. Bedingter Straferlaß soll nicht bewilligt werden, wenn das öffentliche Interesse oder die Rücksicht auf den Verletzten die alsbaldige Vollstreckung der Strafe erfordert. Die Probezeit für den bedingten Straferlaß ist nach dem Entwurf je nach dem Strafmaß auf zwei bis fünf Jahre zu bemessen. Der Entwurf gibt ferner den Ge richten die Möglichkeit, dem bedingt Verurteilten noch besondere Pflichten aufzuerlegen, z. B. Enthalt samkeit von geistigen Getränken, Aufenthaltsanzeige, ge ordnete Arbeit, Geldbußen an die Staatskasse, Schadens ersatz und Schutzaufsicht. Hierzu wurde nach Ablehnung einer Reihe anderer Anträge eine deutschnationale Ent schließung angenommen, die Reichsregierung möge aus die Länder einwirken, daß Gelobußeu vorwiegend zur Gefangenen- und Entlassenenfürsorge verwendet werden. Der Wortlaut der Vorlage blieb bestehen. Die Bestim mung über den endgültigen Straferlaß wurde unver ändert angenommen. Beim Abschnitt „Nebensirasen und Nebenfolgen" wurde die Beratung abgebrochen. Am Montag wird sich eine Delegation von zehn Mit gliedern des Strafrechtsausschusses des Reichstags nach Wien begeben, um dort mit einem Unterausschuß des österreichischen Strafrechtsausschusses die schon seit langem geplanten Verhandlungen über die deutsch-österreichische Rechtsangleichung zu beginnen. Wie man leicht MMoM wird. Die internationalen Wertpapierschwindeleien. Nur langsam kommt etwas Licht in die dunkle Affäre des Bankiers Blumenstein, eines gebürtigen Ungarn, der in der ganzen Welt ungestempelte ungarische Rentenbricse auskauste, die fast wertlos waren, sie dann durch Bestechung von Beamten stempeln ließ und zu einem guten Kurse verkaufte. Auf diese Weise ist Blumenstein Vielsacher Millionär geworden, während der Ungarische Staat an diesen Manipulationen ebensoviel Geld verlor wie B. verdiente. Die Einzelheiten über die Ab stempelung und die geschickte Unterbringung der ungarischen Rentenbriefe an den internationalen Finanzplätzen bleibt so lange unklar, bis man nicht die Helfershelfer des Blumenstein vernehmen kann. Man Hal in Wien, in Berlin uns in anderen Städten zahlreiche Verhaftungen vorgenommen und ist dabei auch auf einen gewissen Holzmann gestoßen, der in dem Kutisker-Prozeß eine zweifelhafte Rolle gespielt hat. Ein Hauptkomplice Blumensteins ist ein gewisser Tov- bini, durch den Holzmann 10 Millionen Frank verloren haben will. Die Blumensteinsche Bank war in der Inflationszeit in Wien gegründet worden und unterhielt in Prag eine Filiale. Das Schwergewicht des Geschäfts lag in Paris. Dort 'st ein Beamter der Caisse-Tommune festgestellt worden, der die Abstempelung der ungarischen Rentenbriese zusammen mit e'iem ungarischen Beamten namens Gesztesi vornahm. Auch andere als ungarische Papiere hat Blumenstein auf dem Luftwege nach Paris eingeschmuggelt. Blumenstein hat in Berlin in der Inflationszeit nicht weniger als 20 Häuser erworben. Bei einer Großbank unterhielt er ein Depot. Den größten Teil.seiner vorübergehend, in Berlin deponierten. Gelder hat