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st * ; Ubr. gehalten m recht ein. wkw 6F6N bisher ch auch meister, lin rwuchs Mark Cvnst ße 35. franko. t. Mai 03. stegotteS- k. 6W. isstvnde) msäori. dcS hei- ^"st. S Abend- -MD"EE öa Illi Illi Die „Vttcn-orfcr Zeitung" erscheint Dienstag, Denners- tag un- ^snnaben- a!>en-s. Bezugspreis riertcljadiii.h z Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung sm die Ortschafteii Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme »an Inseraten bi, »ormitta- so Uhr. Inserate werden mit <0 Pf. für die Spaltzrile berechnet. Tabellarischer Satz nach be- sendrrem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Nr. 62. 2. Jahrgang. Sonnlag, den 24. Mai 1903. Oerlliches und Sächsisches. Ottendors-Nkcüia, 2Z. Mai 1*903. — Wie aus dem Inseratenteile der heutigen Nummer ersichtlich, findet am morgenden Sonn tag im Gasihof zum schwarzen Noß Schau turnen des Turnvereins „Jahn" Ottendorf- Moritzdorf statt und seien die geehrten Leser auch hierdurch zum zahlreichen Besuche freund lichst kingtladen. — Interessant ist die in der heutigen Nummer unserer Zeitung sich befindende Glücksanzeige von Samuel Heckscher senr. in Hamburg. Dieses Haus hat sich durch seine prompte und ver schwiegene Auszahlung der hier und in der Umgegend gewonnenen Beträge einen dermaßen guten Nus erworben, daß wir jeden auf dessen heutiges Inserat schon an dieser Stelle auf merksam machen. /V Da» am HimmelfahrtStagc abgehaltene Konzert des Gesang - Vereins „August Waither" Moritzdorf, erfreute sich eines sehr zahlreichen Besuches. Die gesanglichen und humoristischen Darbietungen ernteten reichen Bestall und ein flotter Ball hielt die Konzert besucher noch lange fröhlich versammelt. — Es soll auf ein gutes Obstjahr zu rechnen sein. Wie verschiedentlich berichtet wird, sind die Obsibäume fast frei von allem Schäd lichen, das Ungeziefer kann sich infolge der nassen Witterung nicht entwickeln. Die Städter Würden eine gute Obsternte immerhin als eine Entschädigung für die Unbill des Wetters be trachten. — Eine reiche Waldbeerernte wird nach dem gegenwärtigen Stande der Heidel- und Walderdbeere dieses Jahr erwartet, wenn nicht - wnMr Erng-nfse der Bcerenblütc Schaden zufüg-N. Im Vognande haben sich lus jetzt die Blüten der Heid-lbeersträucher in üppigster Weise entwickelt und gleiches wird auch aus dem beerenreichen Fichlelgebirge berichtet. — Die von der sächsischen Regierung zur Elforschung der Wurmkr nkheit der Bergleute nach Westfalen rc. abgeordncten Mcdizinal- bcamtcn der Krcishauplmannschaftcn und Be zirksärzte sind Anfang dieser Woche nach Sachsen zurückgekehrt. — Die für d-n Bereich der sächsischen Staalöbast cn bi stehenden zehntägigen Ruud- reisckarten, die am 28. und 29. Mai d. I. gelöst werden, gelten bis zum 8. Juni, die Giltigkeit erlischt um Mitternacht les letzten GeltungStageö. Dieselbe Geltungsdauer tritt für die außcrdeutschen Strecken im Verkehr auf Rückfahrkarten zwischen sächsischen Stationen und solchen der Böhmstchen Nordbahn u-d der Lokalbahn Fneoland i. B-—Hermsdorf r B. ein. Die Rückfahrkarten nach der Schweiz be halten für die außcrdeutschen Strecken ihre tarifmäßige Benutzungsfrist, werden also von der GiltigkeitSverlängerung zu Pfingsten nicht berührt. — Im Dienste des nationalen Ge dankens. Daß die Tagung deö Deutschen Flottenvercins in München in mehrfacher Be ziehung erfreuliche Ergebnisse gebracht hat und zwar nicht nur in der eigenen Sache des Ver eins, sondern auch in der Richtung, daß die unerfreulichen Erscheinungen mancher in der letzten Zeit stark betonter Gegensätze in den Hintergrund gedrängt und die Blicke auf eine gemeinsame, hohe, nationale Aufgabe gelenkt wurden, erkennt man so recht, wenn man jetzt das soeben erschienene Maiheft der „Flotte", Monatöblati des Deutschen Flottenvereins, zur Hand nimmt. Als starker Faden zieht durch alle Veranstaltungen, an denen sich sämtliche Schichten der Bevölkerung ohne Rücksicht au Parteizugehörigkeit beteiligten und durch alle Reden, "die auf den Münchener Flottentagen von so hervorragenden Männern gesprochen sind, das Bewußtsein, daß die im Flottenverein verkörperten Wünsche und Bestrebungen des deutschen Volkes eine selten einigende Kraft zwischen Süd und Nord besitzen und auS dem Parteienhader herauühebcn. Es lohnt sich wirk- ich der Mühe, die Mainummer der „Flotte" elbst zur Hand zu nehmen und sich von dieser zöchst erfreulichen Tatsache persönlich zu über zeugen, zumal die Lektüre der z Reden von Zrof. v. Heigel, General v. Sauer, Frhrn. v. Vürzburg usw. einen wahren geistigen Genuß ^reitet. Langebrück. Dienstag abend stellte sich der Kandidat der vereinigten Ordnungsparteien des 4. Reichstagswahlkreises, Herr Amtsrichter Dr. Wagner, den Wählern von Langebrück, Schönborn, Grünberg, Lotzdorf, Liegau, Scifers- dorf, Ottendorf, Lausa, Friedersdorf, Gommlitz, Hermsdorf, Diensdorf im Saale des Kurhauses hiersclbst vor. Die Versammlung wurde von Herrn Bürgermeister Bauer-Radeberg geleitet. In fast zweistündiger, fesselnder Rede entwickelte Herr Dr. Wagner sein Programm, vielfach von ZustimmunaSäußerungen begleitet und mit großem Beifall zum Schluß. Ein Herr aus Ottendorf wünschte Auskunft darüber, ob sich der Herr Kandidat im Falle seiner Wahl auf den Boden des Programms des Bundes der Landwirte stellen würde. Dr. Wagner antwortete, daß er, wenn gewählt, mit ungebundenen Händen in den Reichstag gehen werde; er erkenne imperative Mandate nicht an. Im übrigen werde die Landwirtschaft, wie auch aus seinem Programm zu entnehmen, in ihm stets einen warmen Freund besitzen. Herr Bürgermeister Bauer ls Versammlungsleiter forderte zu eifriger Vahlthätigkeit auf und wies darauf hin, daß der Kreis wohl wieder zurückerobert werden könne, wenn alle bürgerlichen Wähler ihre Stimme abgäben. Die Versammlung war von etwa 350 Personen besucht. Dresden. Donnerstag früh gegen «/16 Uhr wurde die Feuerwehr zu einem Brande nach dem Grundstück Ammon-Straße 34 ge rufen. Der in dem Kontor eines Agentur geschäfts durch böswillige Brandstiftung veran laßte Brand hatte in kurzer Zeit den ganzen Raum ergriffen und beträchtlichen Schaden ver ursacht. Die Feuerwehr brachte sogleich zipei Schlauchleitungen vom Straßenfeuerhahn in Betrieb, mit deren Hilfe sie die Gefahr bald beseitigen und das Feuer auf einen Raum be schränken konnte. Noch während die Mann schaften mit dem Ablöschen beschäftigt waren, trat aus einem angrenzenden Raume ein Mann, der angab, Prokurist des Geschäfts zu sein und das Feuer aus Verzweiflung über begangene Unregelmäßigkeiten angelegt zu haben Zuvor zatte er einen Selbstmordversuch unternommen, indem er sich in dem Kontor an eine Tiersäule aufhängte, war aber, da der Strick durchbrannte, wieder frei gekommen. Mit schweren Brand wunden an Kopf und an beiden Händen be- bedeckt, war er dann in den Nebenraum ge flüchtet und als das Feuer in der Hauptsache gelöscht war, zum Vorschein gekommen. Die Samariter der Feuerwehr nahmen sich des Ver letzten sogleich au und veranlaßten dann seine Überführung mittels des Unfallwagens nach dem Friedrichstadter Krankenhause. Mit dem Freilegen dec brennenden Gebäudeteile — Fuß boden, Decke usw. — und den Abräumungs- cubeiten war die Feuerwehr über eine Stunde beschäftigt. — Aufsehen erregt hier der Selbstmord des Juweliers Schlechtleitner in der Annenstraße Derselbe hat sich am Mittwoch früh durch einen Schuß in den Kopf getötet. Der 65 Jahre alte Mann war namentlich als Münzenkenner in numismatischen Kreisen eine geschätzte Per sönlichkeit. Bekannt wurde derselbe auch da durch, daß vor etwa 15 Jahren sein Lehrling das Dienstmädchen, welches ihn beim Diebstah überraschte, auf gräßliche Weise ums Leben brachte. Wie verlautet, soll der junge Mann in den nächsten Tagen der Freiheit zurück gegeben werden. — Am vergangenen Mittwoch hat während eines unbewachten Augenblicks ein von einem hiesigen Geschäft erst tags zuvor eingestellter Volontär, August Lübbert, aus einer Geldkassette zirka 2200 M. in bar (meist Papiergeld), so wie ferner drei Wechsel über je 343, 200 und 150 M. gestohlen und ist seit genanntem Tage mittags gegen 12 Uhr ohne Kopfbedeckung tüchtig. Er ist von großer Figur, zirka 176 Zentimeter, 21 Jahre alt, und war zuletzt mit modernem, schwarz- und graumeliertem Jackett- anzuge bekleitet, trug hohen Stehkragen, weißen, mit roten Streifen versehenen Plastron, hat längliches, bartloses Gesicht von gesunder Farbe, graublaue Augen und kurzgeschorene, hellblonde Haare. Radeburg. Am Freitag vormittag gegen r/rH Uhr ist in Nieder-Rödern beim Haus besitzer August Robert Günther der an das Wohnhaus angebaute größere Holzschuppen durch Feuer zum Teil vernichtet worden- Der 6 Jahre alte Sohn des Besitzers hatte in diesem Schuppen sich ein Feuer machen wollen, wobei das darin lagernde Stroh und Holz in Zrand geraten war. Mügeln. Von einem plötzlichen Tode über rascht wurde am Mittwoch unser Gemeinde vorstand Gräf, der erst seit zwei Jahren sein Nesiges Amt bekleidet. Während einer Sitzung der Gemeindevorstände mit dem Herrn Amts hauptmann in Pirna betreffs der Reichstagk- wahlen traf ihn plötzlich ein Schlaganfall, an dessen Folgen er, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, in seiner Wohnung hier, wohin man ihn sofort gebracht hatte, am Abend verschied. Mühlau. Aufsehen erregte hier am Mon tag die Verhaftung des hiesigen Gemeinde vorstandes Ender, der erst seit Mitte vorigen Monats hier angestellt ist. Ender war vorher als Registrator bei dem Stadtrate zu Crimmitschau beschäftigt und seine Verhaftung soll wegen dort begangener Unregelmäßigkeiten erfolgt sein. Leipzig. Der Verband der Bauarbeitgeber von hier und Umgegend nahm in einer am Dienstag im Saale des Vereins für Volkswohl abgehaltenen Versammlung unter anderem auch Stellung zum Dresdner Streik. Wie bekannt gegeben wurde, sind die Verbandsmitglieder nach den Verbandssatzungen verpflichtet, Arbeiter aus Streikorten nicht einzustellen, beziehentlich bereits eingestellte wieder zu entlasten. Der Vorstand hat auf Ersuchen des Vorstandes des Deutschen BauarbeitgeberbundeS ein entsprechen des, auf den Dresdner Streik bezügliche» Rund- chreiben beschlosten und an die Mitglieder ver endet. Mit dem Inhalte dieses Rundschreiben- erklärte sich die zahlreich besuchte Versammlung einstimmig einverstanden. Meerane. Das Medium Frenzel, die Frau sowohl wie deren Ehemann, die, wie ge meldet, am Montag zur Vernehmung vor das Zwickauer Landgericht geladen waren, wurden nach dem Verhör sofort in Haft genommen. Das Ehepaar war schon bei der Aufdeckung des Schwindels inhaftiert, aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Eingesandt. Obgleich der Unterzeichnete den in den letzten Nummern dieser Zeitung über da« „Für" und „Wider" einer Vereinigung der Gemeinde Großokrilla mit der hiesigen gepflogenen Er örterungen gänzlich fernsteht, so sieht er sich doch mit Rücksicht auf die persönlichen Angriffe im letzten „Eingesandt", welches den Weg der Sachlichkeit verläßt, zu folgenden Richtig stellungen bewogen: 1.) Großokrilla liegt mit seiner bebauten Fläche zum größten Teil inmitten der Ge meinde Ottendorf-Moritzdorf. Der Nachtschutz mann der letzteren muß infolgedessen auf seiner Runde schon jetzt Großokrilla mit abgehen un müßte den nach Ansicht des Einsenders noch anzustellenden zwei Nachtwächtern lediglich die Bewachung gewisser Nachtbetriebe übertragen werden. Ferner ist die Verwaltung der hiesigen Gemeinde so organisiert, daß die Zunahme von 500 Einwohnern auf den regelmäßigen Ge schäftSgang vollständig ohne Einfluß bleib Infolgedessen würde auch, selbst wenn den Ottendorfer Gemeindebeamten eine unver- zoffte Zulage zu Teil werden würde, immer noch eine verhältnismäßig bedeutende Summe von dem Verwaltungsaufwand Groß- okrilla« erspart werden. 2 .) Die Behauptung, daß die Biersteuer von dem Arbeiterstand getragen würde, ist eine un richtige. Nicht dieser, sondern die Brauereien zahlen diese Abgabe. Die Großokrillaer Ge meindevertretung hat wiederholt versucht, die Ziersteuer einzuführen und würde diese Ein richtung längst haben, wenn sie von der Ober behörde genehmigt worden wäre. Die Abgabe vom Schankgewerbe ist so minimal, daß sie bei den Wirten garnicht ins Gewicht fällt. 3 .) Auf da« Feuerlöschwesen zurückkommend, o ist dem Einsender zu entgegnen, daß er gegen ein besseres Misten eine unrichtige Darstellung ;er tatsächlichen Verhältnisse gegeben hat, denn u der Organisation der Freiwilligen Feuerwehr t durch Erhebung von Gemeindeanlagen nicht in Pfennig aufgewendet worden. Durch die Errichtung diese» gemeinnützigen Institut» er halten die beteiligten Gemeinden statt 1 jetzt 4<>/o zur Feuerlöschkasse. Die Einnahmen über eigen die Ausgaben und mit der Zeit werden ich noch manche Mängel an den Feuerlösch- qeräten usw. durch Anschaffung neuer beseitigen asten, ohne daß die Gemeindekasten brauchen in Anspruch genommen zu werden. Die Frei willige Wehr rückt nach dem ersten Alarm au» md hat nur dann den Gemeindevorstand von )em beabsichtigten Au-rücken in Kenntnis zu etzcn, wenn Schadenfeuer außerhalb der in den Zezirk gehörigen Nachbarortschaften in Frage vmmen. Die im Okrillaer Spritzenhaus unter- cbrachte, in gutem Zustande sich befindliche Reservesprttze wird ihren Zweck mindesten» ebensogut verrichten, wie die ehemalige alte Okrillaer. Ob eine Lösung de» erst seit An- ang dieses Jahre» bestehenden Feuerlösch« verbandeS von Vorteil für Großokrtlla sein würde, möchte sehr dahingestellt bleiben. Jeden- alls würde es Großokrilla oft sehr schwer allen, bei auswärtigen Bränden die erfordere ichen Spritzenbedtenung-mannschaften und Spritzenbespannung immer zur Hand zu haben. 4 .) Die Cteuerfrage ist schon früher erörtert worden und der Bewei» erbracht, daß die bei den Gemeindeanlagen jetzt noch bestehende Differenz bei einer Zusammenlegung der Steuer kräfte ev. ganz wegfällt. 5 .) Wenn der Einsender glaubt, daß seine Gemeinde durch Errichtung eines selbständigen Schulwesen» bester komme, so wird hierauf ent gegnet, daß Großokrilla gegenwärtig 130 Kinder außer den Fortbildungsschülern zur Schule schickte. Zu den gesamten Schulausgaben zahlt Großokrilla 2400 Mark. Im Falle der Trennung würde sich der Ankauf einer Baustelle und die Errichtung eines Schulgebäudes, was kaum unter 30 000 Mark zu bewerk stelligen sein dürfte, erforderlich machen. Ferner machte sich die Anschaffung von Inventar, so wie die Anstellung eine» ständigen und eines Hilfslehrers nötig. Rechnet man hierzu noch den allgemeinen Verwaltungsaufwand, so er- giebt sich für Großokrilla allein eine jährliche Ausgabe von mindestens 5000 Mark. Die Abgaben zur Schule würden mithin jum das Doppelte steigen. Eine derartige rapide Steiger ung kann unter den jetzigen Verhältnisten über haupt nicht eintreten. Berücksichtigt man ferner daß für die Großokrillaer schulpflichtigen Kinder insofern ein großer Nachteil entstehen würde, als sie au» der geglierderten Volksschule aus- scheiden und in eine 4klassige Schule gehen müßten, so ist schwerlich anzunehmen, daß unter solchen Umständen die Großokrillaer Einwohner schaft sich entschließen würde, die angedeutete Selbständigkeit zu erlangen zu suchen. Im Uebrigen ist Unterzeichneter gern jbereit, dem Verfasser des eingangs erwähnten „Einge sandt" Gelegenheit zu einer persönlichen Aus sprache zu geben. Gemeindevorstand Lincke.