Volltext Seite (XML)
Ute »VNen-orfcr Zeitung* erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abend». Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen l,S0 Mark. Ottendorfer Zeitung. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Wil wöchentlich ertcheinenöer Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt*, sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und 5port" und „Deutsche Mode. Avnahmr »SN Inserat» bt, »»»mittag ia Uhr. Inserat» wirdrn mit ,o p siir di» Spaltzril« t»»«chn«, rabellarischer Satz nach d»s»n»»r«m Tarts a e<ter- irr lr». ck«r 1f»n, Wt! Ir kN SM SN angel" ale legend itränke, splitt nst ei" izendel r * he« ZS1 uslv"^ lliaN s Druck und Verlag von ^ermann Rühl, w Krotz-Gkrilla. Mr die Redaktion verantwortlichhermann Rühle in Sroß-Okrilla No. 72. Sonntag, den 16. Juni 1907. 6. Jahrgang. Heute ist der 2. Termin Gemeinde-Anlagen fällig und di» längsten» den 6. Juli dieses Jahres an die Gemeindckaffe (Gemeindeamt) abzuführen. Nach Ablauf der gestellten Fnst wird da» mit Kosten verbundene BeitreibungSversahren »ingeleitet werden. SNt»dochM«nhd»rs, am 15. Juni 1907. Der Grmeindevorstand. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, den iz. Juni >407. s^j Auf dem Vorplätze de» Gasthofes zum schwarzen Roß, Ottendorf, hat Herr Theater- besttzer Otto Stopp sein geräumiges Theater zelt aufgebaut, um darin eine Reihe von Vor stellungen zu geben. Da» Theater verfügt über schöne Dekorationen und Kostüme und er freut stch allerorts des besten Besuches. Da hierselbst noch nicht derartiges geboten wurde, so möchten die Voistellungen auch von unserm Publikum genügend unterstützt werden, zumal da auch die Eintrittspreise sehr niedrig gestellt sind. Die Eröffnungsvorstellung ist heute Sonnabend und finden die Leser alles nähere im Inseratenteil. —* Ein Rückgang der sehr hohen G-1reide- preise ist eingetreten und hält vorläufig noch an. Die Ursache liegt in der fruchtbaren Witterung und den dadurch wesentlich ge besserten Ernteauvfichten in Deutschland und im Auslande. Den Getreidepreisen folgen hoffentlich bald die Brotpreise. —* Die Berufs- und Betriebszählung ist zum Teil mit großen Schmierigkeiten verknüpft gewesen. In Berlin mußte die Polizei eine große nächtliche Streife vornehmen, um die Kaschemmenbrüder, Vagabunden Vagabundinen usw. zu zählen. Mehr als 350 lichtscheue Männer und Weiber wurden in Kellerlokalen, im Tiergarten, in Parka, Schobern usw. auf- g'stöbert- Der Fang war so gut, daß etwa 100 PersoMn, die noch Strafen abzubüßen haben, in Gewahrsam blieben. Auch einige Liebcopärchen wurden aufgegrjffen. Königsbrück. Auf dem Gefechtsschießplatz bei Königsbrück hält das König!. Inf-Reg. Nr. 102 in der Zeit vom 2o. bis 25. Juni täglich von halb 7 Uhr Vormittag» bis 3 Uhr Nachmittag» Schießen in größeren Abteilungen ab. — Dir Aussichten für die baldige Ver wirklichung der Nordostbahn (Riesa—Großen hain — Radeburg — Königsbrück — Kamenz — Radibor) stehen günstig. Wie die Königliche AwtÜhauptmannschaft Kamenz bekannt gibt, beabsichtigt das Königliie Finanzministerium, sür eine normalspurige VMahn von Königs brück in der Richtung nach der Eisenbahnlinie Leipzig—Dresden allgemeine Vorarbeiten an- fertigen zu lassen. Hiervon werden die Fluren Königsbrück (Stadt). Laußnitz, Stenz, fiskalische« Forstrevier Laußnitz und die selb ständigen Gutsbezirke Schießplatz Königsbrück Und Rittergut Glauschnitz betroffen. Auf An trag ist da» Königliche Finanzministerium vom Königlichen Ministerium des Innern auf Grund von Z 14 des Enteignungsgesetzes vom 24. Juni 1902 zur Vornahme dieser Vor arbeiten auf fremden Grundstücken für die Dauer von 6 Monaten, vom 15- Juni 1907 an gerechnet, ermächtigt worden. Die Besitzer der betroffenen Grundstücke sind verpflichtet, die Vorarbeiten zu dulden und die vom Unter nehmer aus diesem Anlässe ang.brachien festen Merkzeichen bi» zum Beginn der Ausführung be» Unternehmers, jedoch nicht länger als zwei Jahre, stehen zu lasten Es ist Mit der Wahrscheinlichkeit zu rechnen, daß dcm nächsten Landtage bereits eine Vorlage, den Bau der Bahn betreffend, zugeht. Dresden. Der Rat hat dem Vernehmen noch die L-Hrer der höheren städtischen Schul anstalten veranlaßt, sich über die Art und den Umfang ihrer außerdienstlichen Arbeiten zu äußern, die Ursache zu dieser Anordnung soll sein, daß die Nebenbeschäftigung mancher dieser Lehrer einen Umfang angenommen hat, der den Schuldienst in Mitleidenschaft zieht. Tat sächlich sind Fälle bekannt geworden, daß Lehrer selbst diese Nebenbeschäftigung als ihren zweiten Beruf bezeichneten. — Zur Königsreise in« Erzgebirge wird mitgeleilt, daß Se. Majestät der König bereits am 25. d. M. nachmittags in Aue eintrifft und dort bis zum nächsten Tage verbleibt. Die Reise wird vom 25.- 27. Juni dauern und die Ankunft auf dem Fichtelberg am 26. nachmittags erfolgen. Hier wird der Herrscher in einem nach Südosten zu gelegenen einsenstrigen Zimmer (Ausblick nach dem Keil- >er-') übernachten. Die Einrichtung des Zimmers wird auf Wunsch des Königs einfach ein und u a. aus Reformbett, Sosa, Tisch, Stühlen rc- bestehen. Im großen Gastzimmer wird Se. Majetzät speisen. Im ganzen dürfen ca. 14 Zimmer für den König und das Ge- olge bestellt werden. Se. Majestät und Be gleitung werden voraussichtlich in vier Automobilen reisen. Am 27. früh erfolgt der Abstieg vom Fichtelberg nach Crottendorf, wo gegen 9 Uhr üe Begrüßung durch Gemeinde, Schulen, Vereine usw. stattfindet. Die Ansprache wird Herr Pfarrer Merz halten. Das Frühstück wird dem Vernehmen nach in der „Glashütte" eingenommen werden Von Crottendorf begibt ich Se. Majestät Über Scheibenberg, Schlettau, Hermannsdors. Dörfel, Tannenberg, Geyer, Ehrenfriedersdorf, Thum. Gelenau bi» Station Wilischial, von wo abends die Rückfahrt nach Dresden angetreten wird. An den genannten Orten wird Se. Majestät die Huldigung der Behörden, Vereine und der Bürgerschaft ent gegen nehmen. In Geyer wird voraussichtlich das Mittagsmahl eingenommen werden. Kl«inzschachwitz. Nächsten Sonntag wird im hiesigen Betsaale der bisherige Kandidat Paul Kühnel vom Predigerkollegium in Leipzig durch Superintendent von Seydewitz-Pirna ordiniert und in sein Amt als Hilssgeistlicher eingewiesen. Der bisherige Hilfsgeistliche Dr. Richter hatte bekanntlich erklärt, nicht eher wieder Gottesdienst obhalten zu wollen, als bis er fest angestellt und im Gehalt erhöht wäre. Radebeul. Mittwoch Vormittag verlor ein Radfahrer auf der Durchfahrt von Dresden nach Meißen aus der Leipziger Straße einen Scheck in Höhe von 179000 Mark und außer dem 1000 Mark in neun Etnhundertmark- scheinen und zwei Fünszigmarkscheinen. Meißen. Ein aufregender Vorfall er eignete sich auf der Elbe bet Fischergaste. Von dem dortigen Freibade aus kamen zwei Knaben, namens Hosmann und Kießling aus Obermeisa, geschwommen, die nahe daran waren, zu ertrinken. Zwei daselbst beschäftigte Wasterbauarbeiter eilten zur Hilfe und es ge lang ihnen, mit Unierstützung mehrerer Schiffer eines in -der Nähe liegenden Kahnes, unter Benutzung eines Stakenö und durch gegen seitiges Händereichen, die beiden Knaben vom Tode des Ertrinkens zu retten. Der eine hatte bereits die Besinnung verloren, konnte aber bald wieder in» Leben zurückgerufen werden. Einer der Retter kam bei der Hilfe leistung selbst in Gefahr, da er in eine tiefe Stelle getrieben wurde. Pirna. In der Angelegenheit der Er baung einer elektrischen Bahn Pillnitz-Pirna hat man in einer dieser Tage im benachbarten Graupe abgehaltenen Versammlung beschlosten, zur Verwirklichung genannter Bahnlinie einen Gemeindeverband zu bilden und diesen Verband auch dann ins Leben zu rufen, wenn die Stadt Pirna in dieser Angelegenheit noch weiter eine ablehnende Haltung einnehmen ollte. Man glaubt jedoch sicher, daß die Stadtvertretung PirnaS sich dem Unternehmen in Zukunft freundlicher gegenüberstellen wird. Großenhain. Der Verband der sächsischen Gloserinnungen hielt am Sonntag seinen 26 Verbandötag hier ab. Vertreten waren die Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz, Anna berg, Plauen i. V., Kamenz, Freiberg, Zittau, Zwickau, Oschatz und Meißen. Nach dem vor getragenen Jahresbericht zählt der sächsische Glaserverband zurzeit 495 Jnnungömitglieder und außerdem 30 Einzelmitglieder, welche in 23 verschiedenen Städten und Ortschaften ihren Sitz hoben. Nossen. Unverhofften Erfolg mit einer Bitte an den König hatte eine biedere Maid au« der hiesigen Umgegend. Ein Bruder des Mädchens diente bei der Infanterie und hatte Urlaub deshalb nicht erhalten, weil er bisher „unter aller Kanone geschaffen!" Um der Mutter aber doch die Freude bereiten zu können, auch den zweiten dienenden Sohn auf Urlaub nach Hause zu bekommen, schrieb das Mädchen ganz beimlich ein einfaches Briefchen „an Se. Majestät den König Friedrich August!" m dem sie schilderte, daß der Bruder beim L-Regiment diene, seiner schwachen Augen wegen, also ohne seine Schuld, schlecht schieße und deshalb keinen Urlaub bekomme. Sie beschreibt weiter, wie sich die gute Mutter UM Zen Sohn sorge und welche Freude diese haben würde, könnte ihr Bruder auch einmal Urlaub bekommen. Als nach einigen Tagen der Brief nn Jmstanzwege aus dem Kabinett des König» an das Regiment gelangte, wurde der Soldat wiederholt auf seine Augen untersucht und nachdem der Bericht darüber an maßgebender Stelle vorgelegen, seine Entlastung in Vie Heimat verfügt! Wilsdruff. Dem hiesigen Möbelfabrikanten Birkner wurden von einer Fräsmaschine vier Finger schwer verletzt. Freiberg. Auch im weiteren Verlaufe der Zeugenvernehmung zur Siebenlehner Brand- tifter-Affäre taucht gegen verschiedene Zeugen der Verdacht der Mittäterschaft auf, unter ihnen befinde sich auch der frühere Kommandant der Feuerwehr KlauS- Ihre Vereidigung wird deshalb bis auf weiteres ausgesetzt. Wie durch die Zeugenaussagen festgestellt wurde, hat die Feuerwehr in verschiedenen Fällen neben den schon brennenden Häusern noch andere angezündet, um dort ungestört Diebereien verüben zu 'können. Eine Zeugin sagt aus, daß der Bürgermeister Barthel bei einem Feuer eine brennende Lampe in ein Haus ge worfen habe. Bei der Protokollaufnahme über die Brände soll der Bürgermeister schon wieder Versprechungen gegeben haben, welche Häuser nun an die Reihe kommen sollten und welche er schützen wollte. Der Zeuge Buchdruckerei besitzer Müller, Verleger de» „Siebenlehner Wochenblattes", der Schwiegerbater des an geklagten Baumeisters Straube, bekundet, daß man in Siebenlehn Angst hatte, ein paar Tage zu verreisen. Als ihm der Bericht des Bürgermeisters über einen Braud vorgelesen wurde, habe er gemerkt, daß dieser vor Un wahrheiten strotzte. Fremde Spritzen wurden zum Löschen der Brände nicht zugelaffen, einem Schlauchführer der Siebenlehner Feuerwehr hat der Bürgermeister selbst den Schlauch aus der Hand gezogen. Der Zeuge Gemeindevorstand Pietzsch-Bieberstein sagt aus, daß nach seiner Meinnng die Feuerwehr selbst die Mühle in Bieberstein angesteckt habe. Als er dem Bürgermeister Barthel darüber Vorhalte machte, sagte dieser: „Herr Kollege, seien Sie doch nicht so hartherzig!" Einem Zeugen wird von einem Angeklagten der Vorwurf gemacht, daß er aus einem brennenden Hause zwei Kinder- anzüge gestohlen habe. Die 13 Angeklagten selbst scheinen ihre Lage nicht allzu schwer zu nehmen. Sie unterhalten sich untereinander, machen sogar Witze und lachen. Ein Ange klagter sagte auf Befragen, ob er wisse, daß die Zeugin sich für 90 Mark falsche Zähne gekauft habe; „Ich habe der Frau doch keinen Kuß gegeben!" Er soll in eine Ordnungsstrafe genommen werden. — Einer neueren Meldung zufolge haben sich zwei von den an der Siebenlehner Brandstifter-Affäre Beteiligten das Leben genommen. Der frühere Feuerwehr hauptmann Claas, der seine Zeugenaulsache machte, aber wegen Verdachts der Mittäterschaft unvereidigt blieb, wurde früh im Zellaer Walde erhängt aufgefunden. Ferner erhängte sich im Untersuchungsgefängnis der Angeklagte Schuhmacher Stein. Burgstädt. Eine große Steigerung weist der regelmäßige Automobilverkehr Mittweida- Burgstädt-Limbach auf. Im Mai diese» Jahres wurden 23424 Fahrkarten verausgabt gegen 19198 im April und 16 780 Stück im März. Mittweida. Hier stürzte ein sieben jähriges Schulmädchen vom flachen Dach de» zehn Meter hohen Hintergebäudes eines HauS- grundstückeö der Rochlitzer Straße. Das Kind wurde bewußtlos aufgehoben, doch ist es ohne schwere Verletzungen davongekommen. Glauchau. Auf unaufgeklärte Weise ist seit vergangenen Sonntag der in Lichtenstein wohnhafte 65 Jahre alte Bergarbeiter Knorr verschwunden. Er hatte am genannten Tage an einem Ausfluge mit Geschirr teilgenommen, war auch auf dem Heimwege im benachbarten Jerisau nochmals mit eingekehrt, von da ab ist er aber spurlo» verschwunden. Es wird vermutet, daß dem Manne ein Unglück zuge stoßen ist. Zwickau. Vom hiesigen Schwurgericht wurde der 36 jährige unbestrafte Tagelöhner Josef Pfannenstiel au» Neudorf wegen ge fährlicher Körperverletzung mit tödlichem Er folge zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängni» ver urteilt. Er hatte in einem Streite dem Ziegeleiarbeiter Hutschenreuter auf dem Hofe des Gutsbesitzers Rehm in Kleinheffen mit einem Schaufelstiele mehrere Schläge über den Kopf und den linken Oberarm versetzt. Hutschen reuter starb im Krankenhause zu Crimmitschau, ohne die Besinnung wiedererlangt zu haben. Breitenbrunn. Tödlich verunglückt ist der 24 jährige Sohn der hiesigen Familie Lorenz. Der junge Mann geriet unter einen umstürzenden Wagen und konnte nur als Leiche geborgen werden. Niedercrinitz Mit einer schweren Schuß wunde wurde im Walde bei Neumark der Bergarbeiter Müller von hier aufgefunden. Plauen. Die sogenannte Weißmühle im Nachbarorte Leubnitz, bestehend aus Schneide- und Knochenmühle, Scheunengebäudt und Stallungen ist durch Blitzschlag vollständig ein geäschert worden. Nur das Wohnhaus konnte erhalten werden. Der Schaden ist groß. — Ein Unglücksfall ereignete sich in Weischlitz. Da» Söhnchen des Gutsbesitzer- Müller stieg auf eine Egge. Das Gerät fiel um und die Spitze eines Zahnes drang dem Knaben in den Kopf. Das Kind starb bald daraus. Plauen. Ein mächtiges Schadenfeuer wüiete am Donnerstag in dem großen Stickerei gebäude an der Hofwiesenstraße. Der Brand zerstörte x viele wertvolle Stickereien, auch wurden zahlreiche Schiffchenstickmaschinen ver nichtet. Als Geschädigte kommen acht Stick maschinenbesitzer in Betracht. Oelsnitz i. V. Ein Raub der Flammen wurde am Mittwoch gegen abend in Poffeck die vom Rittergutsbesitzer Spinnereidirektor Schmidt-Hof neuerrichtete umfangreiche Ring- osenziegelei, deren Inbetriebnahme am 15, Juni erfolgen sollte. Wie der Brand entstand, ist noch nicht ermittelt.