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Können wohl selbst die geübtesten, geschicktesten Schallspielkünstler, Dichter, Schriftsteller, Red ner und Lehrer aller Art eine gründliche Theorie der Declamation ganz entbehren? , (Fort s e y u n g.) ^^ei jedem fortdauernden Gefühle breiten sich nun diese ersten Natuuöne unserer Stimme weiter aus und wer den B. wiederholtes Acebzen Und Winseln, oder Jauch zen der Freude, wozu siel) alle liebkosenden Tone bitten der und schmeichelnder Kinder gesellen, indcß noch an dere Töne das Gefühl des Verstandes und der verschie denen Launen deutlicher ausdlücken, B. i) im zufrie denen Bejahen und Billigen lebhafter Personen (durch ihr „ Ja! Ja! — "), 2) bei dem Auffinden einer sol chen Verstellung, welche eine vorher unbegreifliche Sache erklärt (durch den Ausruf: „ha! ha! nun seh' ich's wohl!"), 3) bei Erfüllung einer vorhergesehencn und verkündigten Begebenheit (durch ihr „Ja, ja! das konnte nicht anders seyn, nicht anders kommen; ich habe eS wohl gedacht und gesagt, im voraus gesehen! — "), 4) bei der überlegenden Verwunderung über eine wider Vermuthen anders ausgefallene Sache (durch: „hm! das halt' ich nicht gedacht, geglaubt! — "), 5) in ge wissen Verneinungen (durch: „Id, das hat nichts auf sich., nichts zu sagen, zu bedeuten! — 6) bei dem leichten Verweise und ironischen Spotte: „Ih, sieh' ein mal! das ist doch artig, schön, vortrefflich, herrlich, prächtig, ganz göttlich, allerliebst, erwünscht! — " Da nun in diesen und ähnlichen Worten eine An kündigung deS Folgenden liegt, welches nun in dieser einmal angegebenen Tonart sortklingt und sich daher mit den auf sie folgenden Worten obiger Art vermählt; so dienen alle möglichen Tonarten r) entweder zur vollkom men richtigen AuSdrückung der Ideen, oder 2) der Lau ncn und deren Anwendungen, oder z) der Empfindun gen und Gefühle, Rührungen, Gemüthsbewegungen und Leidenschaften jeder Art, so daß wir in unserer Kehle und Stimme selbst für alle abwechselnden Bewegungen der Gedanken und für die feinsten Nüanzen der Gemüths- stimmungen, der Empfindungen und der Gefühle eine Menge schattirender Farbentöne besitzen, deren verän derliche Natur lheilS r) von dem Körper herrührt, (in dem z. B. die Entkräftung einen schwachen, absterben den Ton, hingegen die lange und heftige Anstrengung einen Heisern, die schnelle und hastige Bewegung aber, gleich dem Laufen und Rennen, einen kurzen Ton und Atem hat, während Weinen und Schluchzen die Stim me verdunkeln,) theils 2) von der Seele abhängt, deren Einfluß auf die Stimmmuskeln nach der unwillkührli- chen Aehnlichkeit und Theilnahme des Körpers an dem jedesmaligen GemüthSzustande so erfolgt, daß z- B. er habene Gedanken und deren Gegenstände auch unsepe Stimme erheben, indeß Sanftmutb, Zärtlichkeit un- Vitten auch sanfte Töne führen, der Zorn hingegen ab gekürzte und starke Töne hat, die Zufriedenheit aber ru hige , während die Freude in ihren rosenfarbigen Ideen mit leichtem Fuße nach daktylischen PulSschlägen da hin hüpft. Da nun jede Abwechselung der Ideen und der Em pfindungen oft selbst unter dem Einflüsse dunkler Idem und Gefühle den Ton der Stimme abändern kann, weil die Seele bald mehr leidend, alS selbsttätig, bald mehr