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Dienstag» äen 10. September 1929 24. Jahrgang «»«»« »I« un» fü« »I, pnstanftnUi» ,nt,«-«». — ««rktä-Uch. ;,rnfpr«ch. tznfihluß vr. SS. /luer Tageblatt öüS EkMtötkA^ n«««v <«hall«a» »k amtlich,» »,ka»»tmach»»,,a »<« Not.« Ser «a», u°S »,« ^mtrgerichl» fl»,. Nr. 211 Der Krieg ist ein Geschäft -imerlkas Rüsiungsiuöusirle soll öurch bezahlte Agenten -le Abrüstung zu verhiabem suchen Mit einer rücksichtslosen Entschiedenheit, die seit den Tagen Wilsons kein Präsident gezeigt hat, hat Präsident Hoover in der Pressekonferenz am Freitag die Beschuldigung aufgegrtffen, daß, die amerikanische Schwerindustrie ihre Hand im Spiel habe, um die Ab rüstungsverhandlungen zum Scheitern zu bringen. Grund zu diesem Verdacht gab ein Prozeß, den der Zivilingenieur William G. Shearer gegen die „Bethelem Steel Corp.", die „American Brown Bo- verie" und die „Newport newS Shipuilding and Trh- dock Co." angestrengt hatte. Shearer erklärt, er habe für seine Tätigkeit während der Genfer Konferenz und anderwärts von den Beklagten 51230 Dollar erhal ten, und er prozessiert um Auszahlung weiterer 257 000 Dollar für geleistete Dienste. Sofort nach der Einreichung der Prozeßakten nahm Senator Borah die Angelegenheit auf und stellte eine Untersuchung durch den Außenausschuß des Senats in Aussicht, wenn nicht der MartneauSschuß des Senat- cs Vorzüge, selbst eine Untersuchung durchzuführen. Nach nicht 24 Stunden, nachdem Borah die my steriöse Klage in- Licht der Oessentlichkeit gezogen hatte, nahm Präsident Hoover die Gelegenheit wahr, in einer schriftlichen Erklärung an die Presse Shearer als einen Propagandisten übelster Sorte zu brand marken und die drei in die Sache verwickelten Schiffs werften aufforderte, sich zur Beschuldigung zu äußern. Ter Präsident teilte ferner mit, daß er den Justiz minister aufgefordert habe, die geeigneten Schritte zu ergreifen. Shearer ist ein bekannter Lobbyist in Washington, ste.it mit der „American Legion" und mit „Bignavy"- Männern des Kongresses zusammen und hat großen Einfluß. Seine öffentliche Propaganda hat viel dazu betgetragen, daß die Kriegsbereitschaft Amerikas we sentlich erhöht wurde. Lvß dieser Mann die drei grüß ten amerikanischen Stahlindustrien öffentlich als seine Brotgeber aufdockt, ist ein Skandal, der wie eine Bombe in Washington eingeschlagen hat. Niemand war geneigt, der Klage ShearerS zu nächst große Bedeutung zuzumessen, da Prozesse die ser Art in Amerika an der Tagesordnung stehen. Nach dem aber Hoover die Initiative ergriffen hatte, die dunklen Beziehungen ShearerS zur Stahlindustrie auf zudecken, gewinnt die Klage ein sensationelle- Inter esse. Shearer erklärte, daß er bereit sei, zu einer vom Kongreß zu veranstaltenden Untersuchung zu erscheinen und sämtliche Fragen zu beantworten, die an ihn ge stellt werden würden. Tie „Newport newS Shipuilding Co." hat durch ihren Präsidenten Ferguson die Erklärung abgeben lassen, daß sie niemals Shearer beauftragt habe, der Abrüstung zu opponieren. Sie gibt jedoch zu, oaß sie Shearer bis vor einigen Monaten „beschäftigt" hatte. Tie „Neuhork Shipuilding Co.", eine Schwestergesell schaft der „Brown Bovery", stellt eine sofortige Aeuße- rung zur Angelegenheit in Aussicht, stellt aber bereit- jetzt fest, daß „die Klage ShearerS durch die Tatsachen nicht unterstützt" werde. Tie „Bethlehem Steel Co." endlich erklärt durch ihren Präsidenten Grace die Klage als völlig unbe rechtigt. Daß dem Präsidenten Hoover und dem Kongreß diese mehr oder weniger lendenlahmen Erklärungen genügen werden, ist nicht anzunehmen. »rolvMchen Verhältnisse für weide der neue Zeppelintyp ein« größere Steuerfähigkeit aus seien. Der europäische weisen, die ein ruhigeres Fahren auch bei böigem Wetter ermög- Dr. Eckener über die zukünftigen Zeppelinpläne innen einbauen. Di« Schiss«, die mit acht Motoren versehen sein würden, müßten eine Geschwindigkeit von etwa 110 Klm. erreichen, sodaß der Flug von Osten nach Westen etwa 45, der von Westen nach Osten >etwa 60 dis 70 Stunden in Anspruch nehme. Die Tragfähigkeit werd« man so bemessen, daß außer 24 Passagieren im Winter noch etwa 15 Tonnen Fracht mit Ein schluß der Post, im Sommer 10 dis 12 Tonnen untgeführt weiden können. Der Fahrpreisje Passagiersei mitetwa 1000 Dollar anzusetzen. Die Aufnahme des Betriebes werde kaum vor dem Jahre 1933/34 möglich sein, da das erste deutsche Luftschiff erst Ende 1931 vollendet werden könne. 1932 könne ein weiteres deutsches Luftschiff fertiggestellt sein. Da die Goodyear Zeppelin Com pany zurzeit zwei Luftschiffe für die amerikanische Marine in Auftrag habe, könne in Akron vor 1931 wohl kaum ein Luftschiff für den Transatlantik-Dienst gebaut werden. Die Luft- ' st sts " _ > 'in odm betragen werde, würden in Z"ukunft mit Sertta—Marseille fn sieben Gtun-e« Ein um 2 llhr 35 Mn. am Sonnabend mit einem Fahr gast in Berlin aufgeistiegenes deutsches Verkehrsflugzeug, das vom Flugzeugführer Albrecht gesteuert wurde, ist um 9 Uhr 45 ohne lichen werde. Angesichts dieser Derdesserungsmöglichkeiten könne man den „Gras Zeppelin" nicht als bas Ideal-Luftschiff be zeichnen. < Günstige Lage des Flughafens und Mechanisierung des Län- dungsprozesseg vorausgesetzt, werbe man in Zukunft eine Boden- manNschaft von nur 60 bis 80 Personen benötigen. E s s e iun wahrscheinlich, daß der ,^Graf Zeppelin" je wieder nach Lakehurft fliege. Er sei zwar dort mit glänzender Gastlichkeit ausgenommen worden, aber man dürfe Lakchurst nicht zu sehr beanspruchen. Der „Graf Zeppelin" habe seine Schuldigkeit getan. Er werde nicht in den Transatlantik- Dienst gestellt, sondern künftig nur der Ausbildung neuer Mann schaften und ähnlichen Zwecken dienen. Schließlich stellte Dr. Eckener noch fest, daß der Goodyear Zeppelin To. ausgezeichnetes deutsches und amerikanisches Personal zur Verfügung stche. Dr. Eckener, der im Laufe des Sonnabend-Nachmittags mit dem Hapag-Dampfer „Neuyork" die Heimreise antrat, empfing im Hotel die Vertreter der Preße, denen er auf ihre Fragen nach seinen künftigen Plänen eingehend Auskunft gab. Dr. Eckener betonte, er habe in Amerika nur allgemeine Besprechungen mit Vertretern aller großen Bankgruppen gehabt. DadasLuft - schiff ein internationales Verkehrsmittel sei, müsse bi« Entwicklung auf internationaler Basiserfolgen. Endgültige Verhandlungen seien erst mög lich nach weiteren Besprechungen mit der deutschen Interessenten gruppe, der die Hapag und Großbanken, wie die Darm städter- und Nationalbank und die Discontegesellschast angehörten. Diese Besprechungen, an denen auch Vertreter der amerikanischen /Interessenten teilneymen, würden sofort nach der Ankunft In Hamburg beginnen. Er habe bei dm amerikanischen Bankgruppen zum ersten Male ein wirkliches und ernsthaftes Interesse gefunden. . . Ein greifbares Ergebnis der Besprechungen in Amerika sei schiffe, deren Gass assung so «rmögen 145000 die völlige Verständigung mit dem Leiter der Goodyear Zeppelin obm betragen wer d e, würden i n Z u k u n f t m i t Company, Litchfield, über ein« enge Zusammenarbeit der ameri- Helium gefülIt, sodaß sie ein völlig sicheres konischen Gesellschaft mit der Zeppelin Luftschiffbau-Gesellschaft Verkehrsmittel barstellen. sür die Einrichtung eines Z eppelin - Dienstes Europa- Der Südamerikadienst werde über Pemambucv gehen. Für Amerika und Europ a - Südamerika. Zunächst s«i nur diese Linie steht in Sevilla ein Flughafen zur Verfügung. Gegen- eine Linie Europa-Amerika geplant. Der amerikanische Endpunkt über dem „Graf Zeppelin", dessen Ausmaße durch die Derhält- werde wahrscheinlich irgendwo südlich der Linie Baltimore— ! nisse der kleinen Friedrichshafener Halle bedingt gewesen seien, Washington liegen, da dort die meleoroloMchen Verhältnisse für Abflug und LaNduna am günstigsten st Endpunkt werde sich gleichfalls aus Rücksicht uuf die Wetterverhältniss« etwa in der Mitte Frankreichs mit guten Verbindungen nach Deutschland befinden. Bel Frankreich sei in dieser An gelegenheit nur leicht vorgefühlt worben. Die Sache sei zuerst nach der Notlandung in Tuers-Pierrefeu besprochen worden. Dies sei ein gutes Ergebnis der damaligen Notlandung gewesen. Dr. Eckener erklärte, er habe sämÜiche Verhandlungen bis nach dem Weltfluge verschoben, um bi« letzten Zweifler von der Durchführbarkeit seiner Projekte zu überzeugen. Weiter erklärte Dr. Eckener lächelnd, ehe die Transatlantic Luftschiff-DieNst-Ge- lelischaft gegründet werde, sei natürlich noch umfangreiche Klein arbeit zu leisten, besonders wenn die Anwälte eingriffen. Die Flotte sür den Amerika—Europa-Dienst müsse minde stens vier Zeppeline umfassen. Di« Einrichtung eines solchen Dienstes einschließlich einer Doppelhalle an beiden End- j punkten erfordere «inKapitalvonetwa 15 Millionen Dollar. Alle vier Lis fünf Tage müsse sowohl von Europa wie < von Amerika die Abfahrt eines Schiffes erfolgen. Natürlich wecke man bemüht sein, für die LuftschUlinie Verträge über Postbeförderung zu erhalten. Beim Dau der neuen Luftschiffe würden die bisherigen Er- s fahrungen ausgewertet werden. Der Schiffskörper würde aero-! _ . . dynamisch verbessert werden und kürzer und dicker sein. Die troffen. Nach Venz! Passagier-Kabinen werbe man zur Erhöhung der Bequemlichkeit wieder gestartet, um Bombenpolttik Zwölf Bombenattental« fest November 1928 — Ed» dmerer Zusammenhang? — Serien von Höllenmaschinen — Die starke Hand Mit gewaltigem Knall und großer Sprengwir kung explodierte in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag neben dem Haupteingang zum Regierung», gebäude in Lüneburg eine Bombe. Am Frei tag selbst wurde auf dem Postamt 27 in Berlin er- neut eine Bombe aufgefunden, die in einer Büchse mit Holzkohle 25 Revolverpatronen enthielt. Bet ihr fehlte freilich der Zünder, doch hätte da» Papier und die Holzkohle nur angesteckt zu werden brauchen, um Unheil anzurichten. Der Berliner Postbeamtenschaft bemächtigte sich begreiflicherweise eine große Unruhe, ! »umal in diesen Tagen bet mehreren Postämtern .de» ! Berliner Zeitung-Viertel» Drohungen einliefen, daß die Aemter in die Luft gesprengt werden sollten. Damit haben wir seit dem 26. November 1928 nicht weniger al» zwölf Anschläge und Attentate zu verzeichnen. Hier ist die traurige Liste: 1. In der Nacht vom 26. zum 27. November 1928 das Attentat auf da» Hau» de» Amt»- und Gemeinde- Vorstehers in Hollenstädt, Kreis Schleswig. 2. Am 28. November 1928 Bombenfund in Bei. denfleth vor dem Hause de» Amt-Vorsteher». 3. Am 28. November 1928 Tynamitattentat auf da» Auto de» Amtsvorstehers in Lunden, Kreis Norderdithmarschen. 4. Am 5. bi» 6. April 1929 Anschlag mit Hand granaten in Wesselburen. 5 In der Nacht vom 22. bi» 23. Mai 1929 Explosion im Landrat-amt von Itzehoe. 6. Vom 29. bis 30. Mai 1929 Pulverexplosion in der Garage de» Schulrats von Hohenwestedt. 7. Am 9. Juni 1929 Attentat auf da» Hart» de» Landrats in Niebüll, Schleswig. 8. In der Nacht zum 1. August 1929 Attentat in Lüneburg auf die Billa des Rechtsanwalt» Dr. Strauß. 9. In der Nacht zum 29. August 1929 Bomben anschlag auf da» Wohnhaus de» Regierungspräsiden ten Grimpe in Schleswig. 10. Am 1. September 1929 Bombenattentat auß den Reichstag in Berlin. « 11. Attentat auf da» RegierungSgebäude iw Lüneburg in der Nacht vom 5. zum 6. September 1929. 12. Entdeckung von 25 Revolverpatrone» mit Holz kohle im Schalterraum de» Postamt» 27 in Berlin am 6. September 1929. Bei fast allen großen Bombenanschlägen in Schle». l wig, Berlin und Lüneburg wurden die gleichen Höllenmaschinen verwendet.. Bi» in die Gin- ! zelheiten hinein stimmen die Bomben miteinander I überein. Me Sachverständigen des Geheimdienstes ver. muten, daß zwei geheime FabrikattonSbetriebe vor handen sind, die die Höllenmaschinen gleich serien weise Herstellen. Trotz aller Bemühungen ist «S aber noch nicht gelungen, diese Fabrikation-Herde ausfindig zu machen. Ebenso auffallend ist, daß bei all diesen Anschlä gen glücklicherweise Menschenleben nicht zu Schaden kamen. Darum ist die Annahme begründet, daß die Sprengstoffattentäter e» weniger darauf ab gesehen hatten, Menschen zu verletzen, hl» öffent liche Unruhe zu erzeugen und zu demonstrieren. Bomben al» Demonstration-Mittel find demgemäß die neueste Errungenschaft in unserem Politischen Leben! Politischer Terror Pflegt nach Ausweis der ganzen Kulturgeschichte in größerem Umfange nur in außergewöhnlichen und aufgeregten Zetten in die Er scheinung zu treten. Gr steht im stäiSsten Widerspruch zu allen Errungenschaften menschlicher Zivilisation und Kultur. Schon aus rein menschlichen Gründen ist er auf» strengste zu verurteilen. AIS politische» Kampf mittel muß er abgelehnt und im Interesse d:r Staats- raison Mit allen Machtmitteln des Staates bekämpft werden. 1 Ein tnnererZusammentzang sämtlicher An- > schläge ist nicht von der Hand -U weifen. Die meisten i von ihnen erfolgten in Gegenden, in Schleswig und , Lüneburg, in denen wette Kreise der Bauernschaft über ! unser Steuerwefen äußerst erbittert sind und in denen sich namentlich in der Zungbauernschaft ein geradezu erschreckender RadikaliSmu» bemerkbar macht. Um nach keiner Seite hin ungerecht zu werden, halten wir mit unserem Urteil über die Urheber der Attentate zurück, , bi» «» der Polizei gelungen ist, wenigsten» einige