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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Dar «Ichrin« «n «I« WoktSHen nachmittoa» s Uhr. Dezugspreir: DN Abholung in dn S«tchD>»K<rik x»d »«n A»»gab«fteS«o 2 SiM. im Monat, bei Zuftellun, b»kch Boten r^o RM., bei Postbrslellnng 2glich Adern,, . — . . . gebLhr. Einzelnummern i»»r>i^«LP»*<n.smuen Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend P°stb°.,„unduni°,.Aus. teiger Med BeichLi«»itellen —- > " nehmen zu jeder >;eit Be- I«Falle höherer Dem»», Krieg »der sonstiger Betrieb-Körungen defteht kein Anspruch aus Lieferung brr KeiMueg Kürpm, das Beznggpreise». — Rücksendung eingesandirr EchrtMicke «rsolgt nur, wenn Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: di« »gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 1 gespaltene geile der amtlichen Bekanntmachungen «o Relchs- psenuig, die s gespaltene Reklamezrtle im textlichen Teil« I Reichsmark. Rachweisungseebühr 2V Sleichspsennige. Do> werden nach Möglichkeit ftze rn sp re ch er: Amt Wilsdruff Nr. 6 anixihmebiL°vrm.t0Uhr. 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Immer wieder strengt sich die Politik nach Kräften an, sich vor der Welt interessant zu machen, und doch gelingt es den gewöhnlichen Tagesereignissen ganz von selbst, ihr den Rang abzulaufen, ohne daß sie sich im geringsten darum anzustrengen brauchen. Um nur einiges von den Geschehnissen der letzten Tage rasch zu berühren: In Breslau stürzt sich eine siebenjährige Schülerin kurz entschlossen in die Oder, nachdem ihr Vater auf der Polizei, die ihm sein der Schule ferngebliebenes Kind zugeführt hatte, ein Wort Von der Fürsorgeerziehung hatte fallen lassen, der er das Mädchen anvertrauen wollte. Früher hieß es: Lieber tot als Sklav'! Heute gehen Kinder, Kinder im ein fachsten Sinne des Wortes, lieber ins Wasser, als daß sie sich einer bestimmten Ordnung fügen, die für sie der In begriff alles Entsetzlichen zu sein scheint. Wir schauderten schon zusammen, als die Vierzehn-, die Fünfzehnjährigen am Leben zu verzweifeln begannen; was sollen wir erst dazu sagen, wenn nun schon gar die sieben- und achtjäh rigen Kinder den Richter zn spielen anfangen über Eltern und Schule, über Leben und Tod? Oder ein moderner Krösus, dessen Name an allen großen internationalen Börsen gewichtigen Klang hat, gleitet aus seinem eigenen Flugzeug, das ihn von London nach Brüssel tragen sollte, lautlos in die offene See und wird nun, wenn das Glück gut ist, vielleicht in acht oder vierzehn Tagen irgendwo an den Gestaden der Nordsee als Leiche geborgen werden. Dort ein armes kleines Wesen, das, von dunklen Mächten getrieben, sich dem Tod in den Fluten in die Arme wirft, weil das bißchen Kinderfreiheit ihm beschränkt werden sollte — hier ein durch alle Genüsse des Lebens gesättigter Fünfziger, der mit an der Spitze der Hochfinanz marschierte und deren hochragendste Persönlichkeiten er in zügellosem Weltlauf desto ungestümer zu überrennen suchte, je näher ihm die Furcht vor einem jähen Versagen seines Unter nehmungsgeistes zn rücken begann. Fetzt hat ihn über Nacht das Meer verschlungen und die Börsen in Newyork und in London, in Brüssel und in Paris werden an der unliebsamen Überraschung, die dieser Unfall oder dieser Freitod für sie bedeutet, lange genug zu tragen haben. Die Vergänglichkeit alles Irdischen, aller Macht und allen Reichtums kann der Welt gar nicht eindringlicher zum Be wußtsein gebracht werden als durch diese Tragödie eines Mannes, der sich vermaß, über die Kontinente hinweg KineGeldmacht über ungezählte Unternehmungen mitTan- senden und aber Tausenden von fleißigen Arbeitern auf- zurichten, und der plötzlich, zwischen Abend und Morgen, in der unendlichen Weite des Meeres völlig unbemerkt ver sank, als wäre er nie gewesen. Herr Löwen st ein wird bei seinen Lebzeiten um die Selbstherrlichkeit seines Da seins, um die Unermeßlichkeit seines Einflusses von vielen Menschen, denen es in der Hauptsache um die äußeren Dinge dieser Welt zu tun ist, beneidet worden sein; jetzt wird ihnen die Wahrheit des alten Mahnwortes aufge- gangen sein, daß niemand vor seinem Tode glücklich zu Preisen sei. Aber um nun doch auf die hohe Politik zurückzu kommen: das Kabinett Hermann Müller hat feine erste Retchstagsschlacht hinter sich und kann nun ernstlich an die Arbeit gehen. Etwas viel hat es sich ja, nach der Antrittserklärung des Reichskanzlers zu urteilen, vor genommen. Daß die neuen Männer nicht etwa vom Übermut ge plagt werden, wenn sie auf den Eindruck blicken, den ihre Amtsübernahme und ihr Programm namentlich im Aus land gemacht hat,' dafür wußten die Franzosen aus reichend zu sorgen. Einige ihrer Organe höhnten über die „Gratisränmung" des Rheinlandes, die der deutsche Kanzler offenbar von ihnen erwarte. Nein, Herr Poin- earä, der ja die Währungssorgen jetzt glücklich abgeschüttelt hat, sieht hier wieder ein großes, ein ganz großes Ge schäft vor sich auftauchen, gewinnreich genug, um die be rühmte nationale Einheitsfront noch für weitere zwei bis drei Jahre mit allen Mitteln künstlich aufrechtzuerhalten, damit nur ja die Geschlossenheit der französischen Nation allen Druckversuchen gegenübergestellt werden könne, von welcher Seite sie auch kommen möchten. Nun, in dieser Lebensfrage wird er aber auch das deutsche Volk wirklich „in seinen Stämmen geeinigt" und in allen Parteien eines Sinnes finden. In anderthalb Jahren ist ja ohnedies der Augenblick für die vertrags mäßige Räumung der zweiten Zone gekommen; wenn nicht anders, wird eben auch die dritte Zone warten müssen, bis den Franzosen alle Ausreden genommen sind und so gar der polnische Außenminister vor dem Buchstaben des „heiligen" Vertrages von Versailles die Waffen strecken Muß. Bis dahin — wer weiß, was inzwischen überhaupt aus Polen geworden sein wird. Ein Land, dessen Volksvertretung sich von dem mächtigsten Mann in seiner Dtitte öffentlich nachsagen lassen mutz, daß es eine V e r - sammlung von Straßendtrnen sei, wird wohl Wcht allzuviel moralisches Ansehen bei den großen inter- wrttoualen Entscheidungen der Zukunft mit aufzubringen «Sen. WlkudM will ««scheinend im Herbst zu einem Jie Zeiltslhe« in MW straft; Das Urteil im Donezprozeß. Elf Todesurteile. Im Moskauer Prozeß über die Vorkommnisse aus den Schachtygrnben im Donezprozeß wurde das Urteil verkündet. Die deutschen Angeklagten Meyer und Otto wurden sreigesprochen, der deutsche Angeklagte Bad- stieber wurde unter Zubilligung von Bewährungsfrist zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Der Freispruch Meyers und Ottos erfolgte, da das Gericht die gegen sie erhobenen Beschuldigungen nicht für erwiesen erachtet. Badstieber wurde von der Anklage der Zugehörigkeit zu der gegenrevolutionären Organisation sreigesprochen, da gegen der Bestechung für schuldig befunden. Von den übrigen Angeklagten wurden elf zum Tode verurteilt, nämlich: Gorletzki, Bojarinow, Krschischa- Die drei in Moskau angeklagt gewesenen Deutschen. nowski, Jussewitsch, Budny, Matow, Bratanowski, Bere sowski, Bojarschinow, Kasarinow, Schadlun. Das Gericht beschloß jedoch in bezug aus die sechs Letztgenannten, an gesichts ihrer Reue und ihrer hohen technischen Fähigkeiten beim Zentralexekutivkomitee der Sowjetunion um Mil derung der Strafe nachzusuchen. 34 Angeklagte erhielten Gefängnisstrafen von einem bis zu zehn Jahren, darunter Rabinowitsch sechs und Kusma drei Jahre, vier Ange klagte wurden unter Zubilligung von Bewährungsfrist verurteilt und vier Angeklagte freigesprochen. Freilassung der Deutschen. Die beiden freigesprochenen Deutschen wurden sofort nach der Urteilsfällung auf freien Fuß gesetzt und^on ihren Freunoen uns Beraumen yerznch vegruyr. ncan glaubt uicht, daß sie ausgewiesen werden; trotzdem wollen Otto und Meyer so schnell wie möglich das Gebiet der Sowjetunion verlassen. Auch der bedingungsweise ver urteilte Badstreber wurde freigelassen. Die Urteilsverkün- digung ging unter ungeheurer Anteilnahme des Publikums vonstatten, das schon seit den frühen Morgenstunden vor sen Toren des Gerichtsgebäudes gewartet hatte, um dem Schlußakt dieses Riesenprvzefses beizuwohnen. Die Ver lesung des Urteils und der Urteilsbegründung nahm über stins Stunden in Anspruch. Die Auffassung in Deutschland. Der Freispruch der deutschen Angeklagten Otto und Meyer im Donezprozeß hat in Berliner diplomatischen Kreisen den Erwartungen entsprochen, die man von jeher über den Ausgang des Prozesses gehabt hat. Das Urteil ist in deutschen politischen Kreisen insofern mit Genugtuung ausgenommen worden, als das russische Gericht sich trotz der eigenartigen Prozetzführung und trotz oer seltsamen Stellungnahme des Staatsanwalts dazu entschlossen hat, die deutschen Ingenieure freizusprechen. Daß Line Verurteilung Badstiebers erfolgt ist, war nach seinem Geständnis kaum anders zu erwarten. Rußland sollte aber nicht vergessen, daß die deutsch-russischen Be stehungen, die bis zur Schachtyaffäre freundlich gewesen sind, schwere Erschütterungen erfahren haben. Das Urteil bestätigt, wie ungerechtfertigt das Vorgehen der russischen Behörden gegen die deutschen Ingenieure gewesen ist. Die Urteilsbegründung. Der Oberste Gerichtshof, heißt es in der Begründung, habe es als erwiesen angesehen, daß eine weitverzweigte gegen revolutionäre Schädigungsorganisation im Donezbecken be stand, die ihre Zentralen in Charkow und Moskau hatte und mit ehemaligen Grubenbesitzern im Auslande sowie mit einigen ausländischen offiziellen Institutionen in Beziehungen stand. Es wird seiner hervorgehoben, die Schädigungsorgantsation sei auf der einen Seite von den Vereinigungen ehemaliger Grubenbesitzer sowie gewissen kapitalistischen Kreisen und andererseits von gewissen Institutionen ewiger Auslands staaten finanziert worden. In den letzten drei Jahren habe diese Organisation mehrere 100 000 Rubel empfangen, wobei die Gelder entweder persönlich von den Mitgliedern der Organi sation bei ihrer Rückkehr von dienstlichen Auslandsreisen oder durch Unterstützung gewisser ausländischer Institutionen über mittelt worden seien. Eine der Finanzquellen seien auch die prozentualen Beiträge von den Bestellungen gewesen, die durch die Mitglieder der Organisation an deutsche Firmen vergeben wurden, wobei der Empfang der Geldmittel aus diesen Quellen in einzelnen Fällen dadurch, erleichtert wurde, daß in einigen dieser Firmen leitende Posten mit russischen Emigran ten besetzt waren, die bereit waren, der Schädigungsorgani sation allseitige Unterstützung angedeihen zu lassen. !L A neuen Schlage gegen die bestehende Verfassung seiner Republik ausholen und hält es zu diesem Zweck für rat sam, die Parteiführer rechtzeitig vor dem ganzen Voll zu stäupen. Es gibt aber sicher auch Kreise in Polen, die sich nicht widerstandslos beiseiteschieben lassen werden und die jetzt schon in Anbetracht der Dinge, die sich vorbereiten, zur Gegenwehr rüsten. Die Polen haben der Mensch heit schon wiederholt Stoff zum Nachdenken über die Ver gänglichkeit alles Irdischen geliefert. Damals hatten sie nur über Polen zu herrschen, während die Weisheit von Versailles ihnen heute viele Millionen von Nicht pol e n zur Unterjochung ausgeliefert hat. Sollten sie der Unnatürlichkeit dieser Aufgabe eher gewachsen sein als der ungleich bescheideneren Mission, an der sie früher so oft gescheitert sind? Dr. Sv. Nationalfeiertag am August? Der Wortlaut des Gesetzentwurfes. Dem Reichstage ist der vom Reichsrat bereits be schlossene Entwurf eines Gesetzes über den Nationalfeier tag zugegangen. Er trägt die Unterschrift des neuen Reichsinnenministers Severing und steht auf der Tages ordnung der Dienstagssitzung des Reichstages. Der Ent wurf hat folgenden Wortlaut: „8 1. Nationalfeiertag des deutschen Volkes ist der 11. August als Verfassungstag. Er ist Fest- und allge meiner Feiertag im Sinne reichs- und landesgesetzlichei Vorschriften. 8 3. Am Nationalfeiertage sind alle öffentlichen Ge bäude in den Reichssarben zu beflaggen. In allen Schulen sind für Lehrer und Schüler verbindliche, der Bedeutung des Tages entsprechende Feiern zu veranstalten; fällt de, Nationalfeiertag in die Schulferien, so finden diese Ge denkfeiern bei Schluß oder Wiederbeginn des Unterrichts Die Fraktionen des Reichstages werden sich bis Dienstag, soweit das noch nicht geschehen ist, über ihr« Stellungnahme zum Verfassungstage schlüssig werden müssen. Sozialdemokraten, Demokraten und Zentrum sollen entschlossen sein, sich für die Erklärung des 11. August zum Nationalfeiertag einzusetzen. Wie die „Deutsche All gemeine Zeitung" mtttetlt, hat Sie Deutsche Volks- partei noch keinen Beschluß gefaßt. Sie wird das tun müssen, und da sie durch zwei Minister, Dr. Strese mann und Dr. C u r t i u s , in der neuen Regierung ver treten ist, dürfte der volksparteilichen Entscheidung weit tragende Wichtigkeit beizumessen sein. Die Begründung des Gesetzentwurfes führt aus, der Gedanke einer gesetzlichen Regelung der Frage habe immer mehr an Boden gewonnen. In den letzten sechs Jahren sei der Tag stets von der Reichsregierung unter Be teiligung des Reichspräsidenten und von der Mehrzahl der deutschen Länder durch Beflaggung der Dienstgebäude und Veranstaltung besonderer Feiern festlich begangen worden. Im vergangenen Jahre habe darüber hinaus z. B der Magistrat der Stadt Berlin am Verfassungstage sämtliche städtischen Bureaus und Kassen für den ganzen Tag geschlossen, über die Veranstaltung einer gemeinsamen Abendfeier in Berlin auch in diesem Jahre haben sich das Reich, Preußen und de, Magistrat Berlin bereits in den Grundzügen geeinigt. * Ablehnung durch den Rcichslandbund. Wie der Neichslandbund mitteilt, hat der Gcsamtvor» stand des Reichslandbundes einstimmig den Beschluß ge faßt, die Einsetzung des 11. August als Nationalfeiertag abzulehnen. Es liege kein Grund vor, den Tag der An nahme einer Verfassung, deren starke Reformbedürftigkeit heute in allen Teilen des Volkes anerkannt werde, zu feiern. Wirtschaftlich sei der August als Erntemonat für den Landwirt zur Schaffung überflüssiger Feiertage im höchsten Grade ungeeignet. Leutnant Lunvborg gereitet. Zwei kühne Flüge sind wieder gelungen Der Retter Nobiles, Leutnant Lundborg, galt wochen lang als verloren. Ebenso kühn wie seine Rettung Nobiles war jetzt die Abholung des jungen Schweden von de, Eisscholle. Leutnant Schyberg von der dritten schwedischen Flugexpedition ist mit einem kleinen leichten Moth-Flug- zeug auf der 20 Kilometer von Kap Smith entfernten Eisscholle gelandet, auf der sich die Viglieri-Gruppe be findet, und hat Hauptmann Lundborg ausgenommen und wohlbehalten zur Fluabasis befördert. Man boftt. daß