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ünscrale oerden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbete und die Corpusspalten zeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit "" Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. .D' 27.Dienstag, den 6. März 1883. 8. Inbra. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt vierteljährlich l Marl so Ps prsnumsrsuan. Bekanntmachung. Der erste diesjährige Viehmarkt findet Freitag den S. März a. e. statt. Stättegeld wird nicht erhoben. Zwönitz, am 3. März 1883. Der S t a d t. g e m e i n d r a t h. Adam, Bürgermeister. Die Berufswahl. Die Zeit um Ostern ist alljährlich diejenige Zeitperiode, während welcher in Folge der Beendigung der Schulcurse an Tausend und aber Tausend heranreifender Jünglinge die Nothwendigkeit heranlritt, sich für einen Lebensberuf zu entscheiden, ihren Eltern und Vormün dern zu erklären, was sie werden wollen. Es ist dies ein kritischer Zeitpunkt, ein wahrer Scheideweg im menschlichen Leben, denn die den Kinderschuhen entwachsenen jungen Leute müssen eine Wahl treffen, von welcher in der Regel das Wohl oder Wehe ihres ganzen ferneren Lebens abhängt. In vielen Kreisen ist man hinsichtlich der Berufswahl allerdings nicht besonders ängstlich und versorglich, denkt, daß ein Jeder, der sich Mühe giebt, schon sein Unterkommen finden werde, und mir wollen auch gegen die Berechtigung dieser Anschau ung nicht gerade streiten, immerhin bleibt es aber doch von großer Wichtigkeit, daß Eltern und Vormünder mit ihren Kindern und Schutzbefohlenen sehr ernstlich die Bedingungen von dem künftigen Berufe in Erwägungen ziehen, denn in allen den Fällen, wo die eine oder andere Bedingung für die Fortschritte und die Ausdauer in dem betreffenden Berufe fehlen, sind schwere Enttäuschungen unausbleib lich und wenn dann der betreffende junge Mann sich unter verhält- nißmäßig günstigen Umständen nicht einem anderen passenderen Be rufe widmen kann, so wird aus ihm einer jener Unglücklichen, die i» ihrem Leben nie ein rechtes Fortkommen finden und sich in die ganz erbärmlichen Stellungen durch das Leben schlagen müssen oder gar das Heer der Vagabunden und Taugenichtse vermehren. Wir glauben daher dazu beitragen zu müssen, es in den weitesten Kreisen bekannt zu machen, daß es vorwiegend vier Punkte sind, welche bei der Berufswahl als entscheidend in Erwägung gezogen werden müssen. Zunächst haben Eltern und Vormünder darauf zu achten, daß sich bei ihren Pfleglingen eine möglichst klare und feste Neigung zu einem Berufe ausbilde und den Heranwachsenden Knaben ernstlich das Verkehrte vorhalten müssen, was in stets wechselnden Neigungen liegt. Ist nun aber eine feste Neigung zu einer» Bernfe in dem Knaben oder Jünglinge entstanden, so haben Eltern und Vor münder gewissenhaft zu prüfen, ob der jugendliche Aspirant die nöthige geistige und körperliche Befähigung zu dem gewählten Berufe besitzt und ob auch die genügenden finanziellen Mittel vorhanden sind, um nicht nur die erste Ausbildung, sondern auch das fernere Fort kommen dem jungen Manne zu ermöglichen. Kommt man bei den einzelnen Prüfungen dieser Frage nicht mit sich selbst zu einem rechten Resultate, so ziehe man Lehrer, Aerzte oder erfahrene Leute aus dem jenigen Berufe, dem der junge Mann sich widmen will, zu Rathe, denn ein Lehrer wird in der Regel eine gute Auskunft über die geistige Anlage des Jünglings geben, ein Arzt wird sicher seine kör perliche Befähigung beurtheilen und ein im Berufe erfahrener Mann wird die finanzielle Seite der Ausbildung begutachten können. Gerude den beiden letzten Punkten sollte man bei der Berufswahl eine größere Beachtung schenken als es bisher üblich war, denn was soll ein sonst talentvoller Knabe in einem Berufe erreichen, wenn demselben die Kräfte seiner Augen oder feiner Lunge nicht dauernd ausreichen? Und hier kann nur ein Arzt zuverlässig Auskunft geben. Oder was soll mit einem begabten jungen Manne werden, dem die Eltern für den betreffenden Beruf wohl die Mittel der ersten Ausbildung ge währen, aber zur vollständigen Durchbildung und zu dem ferneren Fortkommen nichts Ihun können? Dann darf man keiner blinden Neigung oder dem Ehrgeize folgen und seine Kinder trotzdem etwas werden lassen, wozu die Mittel nicht ausreicheu, sondern mau muß unter solchen Verhältnissen zu einem einfacheren Beruf greifen. Ver werflich ist auch das Verlassen auf das gute Glück, denn die günstigen Umstände, die vielleicht diesen oder jenen armen Knaben einmal aus nahmsweise zu einem großen Manne gemacht haben, darf man bei der Berufswahl für seine Kinder durchaus nicht in Betracht ziehen. Hier kann nur die kühle Erwägung nach den vorerwähnten Grund sätzen richtig sein, zumal eine solche einem besonderen Glücke, welches sich einem jungen Manne vielleicht später darbietet, durchaus keinen Abbruch thun kann. politische Aundschau. Deutschland. Ueber unsere parlamentarische Lage nach Ostern scheinen noch keine definitiven Bestimmungen getroffen zu sein, doch steht schon so viel fest, daß ein abermaliges Zusammentagen des Reichstages und des preußischen Abgeordnetenhauses nicht zu ver meiden ist. Bekanntlich tritt der Reichstag am 3. April wieder zu sammen und auch das Abgeordnetenhaus soll, wie man von officiöser Seite aus Berlin schreibt, nach der Osterpause seine Arbeiten um diese Zeit wieder aufnehmen, da dasselbe bis Ostern kaum den Etat fertig gestellt haben wird. Sollte es gleichwohl bei erneuter Er wägung sich im Interesse der Berathnng der socialpolitischeu Gesetze im Reichstage als wünschenswerth erweisen, die Plenarsitzungen des Abgeordnetenhauses noch einige Zeit länger auszusetzen, so wird ohne Zweifel der Weg förmlicher Vertagung gewählt werden. Die letzten Sitzungen des preußischen Abgeordnetenhauses sind — im Gegensatz zu denen der vorigen Woche — ziemlich ruhig ver laufen, was im Interesse der Förderung der Etatsberathung aller dings wünschenswerth erscheint. Am Donnerstag führte das Haus die Berathnng des Volksschuletats zu Ende; die Debatte bot keinerlei hervorzuhebende Momente dar. An genanntem Tage haben auch die Abendsitzungen begonnen, welche sich zur rascheren Förderung der Etatsberathungen unumgänglich nothwendig erwiesen haben; in der Abendsitzung vom Donnerstag wurde das Capitel „Kunst und Wissen schaft" und theilweise dasjenige des technischen Unterrichtsmesens ohne besonders bedeutsame Zwischenfälle erledigt. Am Freitag setzte das Hans zunächst die Debatte über letzteren Gegenstand fort; eine fast zweistündige Discussion entspann sich über den Antrag des Ab geordneten Dr. Schultz (Bochum), welcher die Vorlegung eines um fassenden Finanz- und Organisationöplanes des nieder» technischen Unterrichtswesens von der Staatsregierung in der nächsten Session verlangt. Der Antrag wurde schließlich einstimmig angenommen. Auch die übrigen auf der Tagesordnung stehenden Positionen des CultusetatS fanden sämmtlich die Genehmigung des Hauses; eine Abendsitzung fand am Freitag ebenfalls statt. Der Urlaub des gegenwärtig in Italien weilenden Staatssecre- tärs des Inner», vo» Bötticher, ist zunächst bis zum I. April ver längert worden. Herr von Bötticher erholt sich nur sehr langsam; es handelt sich darum, die durch große Blutverluste geschwächten Kräfte wieder zu heben. Dagegen ist der Staatssecretär im Neichs- schatzamt, Burchard, vollständig von seinem Unwohlsein hergestellt und hat die Leitung seines Ressorts in vollem Umfange wieder aus genommen. Bei der am 28. Februar stattgehabten Neuwahl eines Vertreters des Wahlkreises Kreuzburg - Rosenberg für das preußische Abgeord netenhaus wurde der Regierungspräsident zu Cöslin, Graf Clairon d' Haussonville, mit 171 gegen 117 Stimmen wiedergewählt. In Traunstein wurde bei der am 1. März stattgefnndenen Er satzwahl zum bayrischen Landtag vr. Rittler, ein hervorragendes Mitglied der sogenannten patriotischen (ultramontcmen) Partei mit 100 von 112 Stimmen wiedergewählt. Oesterreich-Ungarn. Die große Debatte des österreichischen Abgeordnetenhauses über das Budget im Allgemeinen ist am Freitag zu Ende geführt worden und beschloß das Haus mit großer Ma-