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der Dampfer zog; der Hang zur Linken, aus dessen Grund -ein Kreischen und Jauchzen erklang, und fern die Pappelstämme, die wie reckenhafte Wächter über die Landschafft dräuten — sie alve, die Wiesemveiten und der Rhein und der grüne Hang und die dunklen Pappeln, sie lockten und lachten ihn in «iwe Zett hinein, die er fkrn, ach, so fern geglaubt hatte, und die von Stunde zu Stunde lebendiger«in ihm ward : die Zeit, die leine ersten Geh versuche gesehen seine ersten Schulgänge begleitet hatte, die Zeit, da er Mit den Dorffungen hinter .den Heckenzäunen Räuber und Schanditz gespielt und in den Tagen der Reife in den Bir nen- und Aepfelbäumen gesessen hatte. Und so sprach er aus seinem Sinnen und Sehnen, als er die Thronika des Lehrers unterbrach: Unser Land ist trotz- und alle dem schön, Heinrich, ob sie da drunten auch ein tieferes Himmels blau und eine berauschendere Farbenglut kennen, ob die Mu- men im welschen Bezirk auch voller duften, und die Zitronen und Apfelsinen und Feigen an den Wegen wachsen,—* unsere Heimat, Heinrich, t« nu doch mal unsere Heimat; unser Herz. — Dat will ich meinen, Jupp, entgegnete der andere und sein« Augen leuchteten, und Weiht du noch? und Denkst du noch dar atz. wsbe und al, ging es in fröhlich-lautem Hin und Her. Und idft Bauern, di« am Wegrand hielten und ehrfurchtsvoll vor ddm geistlichen Herrn die alten Mützen zogen, staunten, dah ihnen beinahe der Pfetfenstummel au» dem Mund« fiel, und,Un» Herr Kuratu» t» ,«n netten Mann rief «» da« «in« und ander« Mal über die Straße, und wohlfällig fächelte jedesmal da» Gegenüber freundliche Zustimmung. Sin schwer beladener Heuwagen bog au» einem Feldweg in di« Chaussee rin und kreuzte ihren Gang. Hühott, hühott, klang es vom Kutscherbock, und der Knall der Peitsche schnitt durch die Luft. Dann nahmen st» ihr« Wanderung wieder auf uttd hiel ten sich hinter dem wagen. Ist da» ein Geruch, sagt« der Kap lan, für den geh' ich di, süßesten Düst« der Hyazinthen und Gly. -inen. Wieder mußten st» «inen AugenLltck rasten; der Wagen verließ di« Chaussee, und donnernd rollte» sei« HM« in di» Einfahrt «ine» weit ausgedehnten Bauernhofes, besten Baulich, leiten gleich neben der Landstraße begannen. Der Kaplan sah suchend auf. Der Metzgersgrund, konstatierte der Lehrer. Der Metzgersgrund? fragte der andere, der Metzgersgrund? und pochte an sein Gedächtnis. Nun schritten sie an dem Torbogen vorüber, der sich Mischen dem Wohnhaus und den Ställen in «einem hohen Segment wölbte. Der Kaplan stützte einen Se- kunben'chlag lang; dann wanderte er wieder fürbaß. . . . Ein seltsame» Paar, meinte er nach einer Weile und lächelte, das war doch zweifellos die Bäuerin, die bei dem Glase Milch vor der Tür saß? Der LHrer nickt«. Und der Mann, mit dem sie plauschte? — Ist der Silvio Strchzt, der Orgelbreher, der jeden Freitag morgen unser Dors abklappert. — Unsere Landsleute sind doch sonst nicht so — so herablastend, meinst du? Da hast du rechts Aber mit dem Silvio Stroztzi und dkr Bäuerin vom Metzgersgrund hat's eine eigene Bewandtnis. Nein, nein, du brauchst nicht ernst zu blicken, Fopp, es geht in allen Ehren — das Leid hat sie zusammengetan — di« zwei ungleichen Käuze. — Das Leid —? Der Lehrer ging ein paar Minuten weiter, ohne zu ant- Worten. Dann begann er: Ich kann'» kurz machen. Di« vom Metzgersgrund hatten «in Mädel, ein strohblonde» Ding; war immer zu einer Dummheit aufgelegt; lacht« am Morgen, wenn e» zum Brunnen, und am Ab«nd, wenn es -um Spinnen schritt. Du kennst sie sicher auch, Fopp. Wir haben ja selber mit ihr gespielt. Die RäuLerbraUt nannten wir st«. Besinn dlchl — Di« MuberbrautI? — Ja ja — Frtch>a Marten«. Denk' mal nach —Frieda — Di« — Frieda — Marten«? Plötzlich ward e« hell in dem Kaplan; «in Schleier «ar g«rtsten, der «in» Er innerung verhüllt hatte. Natürlich sagt« er, die ha- ich -- ab«, natürlich — und? — Du kamst damasp au, und ««ißt nicht mehr, at, di« Lag« liefen. Da, jung« Ding wurde mit «in« kopfhängerisch, ging nicht m«hr Arm in Arm mit d«n ander«», wenn st« dem Nain htumetw uud hinauf samgen, und mied Spinnst»-« «ck Tantzsaal. Moutag, 1L. August 1SLL ttttr 4000 »Witt Itznmt» Nr. 187. Sechster Jahrgang Ku er Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. Diese Nu»»rr »letzt io tritt» Der Großherzog von Mecklenburg-Ttrel tz 1 der eine ent- Mutmaßliche Witterung am Dienstag: Rordwestwind, Bewölkungszunahme, kühler, Gewitterneigung, zeiweite Riegen. des Ministers de» Auswärtigen Grafe« Lehrvnthal ge sprochen wird. Als Nachfolger werden bereit« die Botschafter in Paris und Petersburg genannt. Die Agence D'Extreme Orient veröffentlicht den Wortlatu eines japanischen G e hei m d o kum e nt e» da» die Gründung einer Genossenschaft für Spionage enthält. Das Kanon en boot Panther ist, von Marokko kommend, am Sonnabend nach neunjähriger Abwesenheit in WilhelmShafen eingetroffen. .Eine für die Reorganisation der türkischen Staats- schiffahrtsdirektion bestimmte bprozentige An leihe von bOOOOO Pfund wurde abgerufen. Die Truppen des Exschah in Persien -rlitten eine Niederlage. Mohammed Alt befindet sich 100 Meilen von Teheran. Trotz der offiziellen Friedensschlusses dauert in London die Streikbewegung fort; man befürchtet weitere Ausstände. * MinifterkrifiS in Oesterreich-Ungarn. Die Krisis im Reichskriegsministerium der österreichisch ungarischen Monarchie ist akut geworden. Wie e» heiht, soll FreiherrvonSchönaich von dem Urlaub, -auf dem er sich augenblicklich befindet, nicht mehr auf seinen Posten zurückkeh ren. Wenig Glauben verdient die Nachricht, daß das hohe Alter des Ministers, der binnen kurzem sein kvjähriges Dienstjubiläsim feiert, sowie «in Eichtleiden die Ursache des Rücktritts seien. Druck und vertag üow vnrclt- o. Ytelege-Seeelleckukk in. b. H. in Ku« i. Lrzgeb. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittag» von 9—s Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt Aueerzgeo.cgr Fernsprecher ». Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. ««wvrilichel Reoatte «i seit, Urnkoicl. ,ur ou- Inserate verantwortlich: «tatter ltr»u». Ueioe n A»e > Eizgeb. Denn aus der Umgebung Schönaichs wird versichert, daß er sich noch nie so gesund gefühlt habe wie jetzt, daß ihn sein Alter — er zählt 68 Jahre — nicht im minderen drücke, und dah ler weder eine Demission «iügereicht, noch eine Aufforderung dazu erhalten habe. Auch erfreue sich der Kriegsminister nach wie vor des vollen kaiserlichen Vertrauens. Die Verbreiter der RUck- trittsgerüchte erklären demgegenüber, dah die parlamentarischen Schwierigkeiten, denen die Erledigung der Wehrreform in Un garn begegnete und die bekannten Gegensätze zwischen dem Thron folger und dem Kriegsminister dessen Stellung unhaltbar machen. Das neue Wahlgesetz, als Vesten Schöpfer Baron Schönaich betrachtet werden muh, liegt den 'Parlamenten der beiden Reichstetle vor. In Ungarn kämpft Vie vereinigte Oppo sition mit allen Mitteln gegen diesen Gesetzentwurf und in Oesterreich, wo die Wshvvorlage -erst tm Herbst vor das Parla ment kommt, bildet die Sicherung der für ihre Durchdringung erforderlichen Zweüirittelmajorität das Ziel aller politischen Maßnahmen des Ministeriums Gautsch. Auffallend ist, daß die Gerüchte von dem bevorstehenden Rücktritt Schönaichs stets in jenen Zeitungen aufftauchen, di« dem Erzherzog Franz Werd tnand nalhestehen. Die Eile, mit der der Ministerwechsel noch vor den Kaisermanövern vollzogen werden soll, ist der beste Beweis dafür, dah ein per sönlicher Konflikt vorliegt, zu dem die Teilnahme des Thronfolgers an den Manövern den Anstoß gab. Bekanntlich ist der Thronfolger seit einiger Zeit zur Disposition des kaiser lichen Oberbefehls gestellt und dadurch der Mitregent des Kaisers auf militärischem Gebiet geworden. Es existiert infolge dessen außer einer Mtlitärkanzlet de» Kaiser» noch «ine solche des Thronfolger», und mit dieser steht der Kriegsminister schon lange auf dem Kriegsfüße, während er da» Vertrauen de» Man- archen nach wie vor genießt. Die persönlichen Beziehungen de» Barons Schönaich zur Milttärkanzlei des Thronfolgers Haven sich in der letzten Zeit in dem Maße verschlechtert, dah man per sönliche Berührungen zwischen Schönaich und dem Erzherzog Franz Ferdinand zu vermeiden suchte. Da Kaiser Franz Joses den Manövern fern bleibt, weigert sich der Kriegsminister an geblich, die Leitung der Kaisermanöver zu übernehmen, weil er mit dem Thronfolger nicht zusammenkommen will. Das ist na türlich ein unhaltbarer Zustand und darum soll auch der Rück tritt Schönaichs in allernächster Zeit erfolgen. In der Um gebung des Thronfolger» wird allerdings versichert, daß die Frage noch nicht endgültig entschieden sei. Denn möglicherweise werde Erzherzog Franz Ferdinand garnicht an den großen Kaisermanövern teilnehmen, sodaß also Baton Schön aich ohne weiteres die Leitung übernehmen könne. Damit wäre die Krise bis zum Herbst vertagt, denn länger ist das jetzige Verhältnis keineswegs haltbar. Bemerkenswert ist, daß neuerdings auch wieder einmal von dem bevorstehenden Rücktritt Das Wichtigste vom Lage. In Anwesenheit des Kaisers wurde am Sonnabend in englischen Kirche zu Homburg v. d. Höhe Gcdächtnistafel für König Eduard VII. hüllt. Auer Parkfeft. rn Wenn wir daheim einmal etwa» vorhaben, dann wev> den wir uns nach Aue richten. Wenn die Auer eine Festlichkeit haben, dann ist das schönst« Wetter, da» man sich decken kann, und La ist es nur zum eigenen besten, wenn di« Umgebung, wenn andere Städte ihre Festivitäten mit den Auer Vergnügun gen zu'ammenlegen. — Das war da» Endresultat einer lebhaften Debatte, die gestern nachmittag an einem Tische auswärtiger Parkfestbesucher im Hauptzelte durch mehrere «Konzertpausen hin durch fortgesponnen wurde. Der'» verkündete, fand mit dieser rationellen Methode die Zustimmung seiner Kameraden, er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Und es ist nicht allein «in Fünkchen, sondern ein ganzer Feuerbrand von Wahrheit in die sen Worten zu finden. Ist schon jemals ein Auer Partfest ver regnet? Nein! Haben wir Lei anderen Festlichkeiten — gleich wie sie hießen — in den letzten Jähren über mißgünstige Witte rung zu klagen gehabt? Nein! Allo hatte der Mann recht, und wir Auer wollen uns dessen freuen; es liegt in dem Ber- trauen, das man unserem Festwetterglück entgegenbringt, «in guter Ausblick für die Zukunft. Heber diesen darf aber die Gegenwart nicht vergessen werden und die liegt uns augenblick lich näher, aft alles andere, zumal der heutige Montag des Park festes zweiter Tag ist. Und dem bisherigen Verlauft de» Heu- rigen Heimat,feste» sollen dies« Zeilen gelten Während diese» in früheren Jahren «rst mit dem Sonntag seinen Anfang nahm, wurde es diesmal schon am Sonnabend abend mit einem zwanglosen Kammer, i» Hauptfestzelt« eröffnet. Das geschah zu einer Zeit, al» da» Strahenleben in Aue einen großstädtischen Kulminationspunkt erreicht hatte. Die im Schmucke der Margaretenblumen-Dekorationen prangenden Schaufenster hatten es dem Publikum angetan. Di« an und für sich schon herrlichen Dekorationen, unter denen sich wahrhafte kleine Kunstwerke befinden, wurden zur Abendstulü>e noch ge hoben durch eine fast verschwenderische Lichtfülle und damit bot sich dem Auge eine wirkliche Pracht dar. Das Publikum, da« nach Tausenden zählte, promenierte von Schaufenster zu Schau fenster, spendete Lob und Anerkennung für unsere Herren Ge schäftsinhaber in Hüll« und Fülle und begann sich erst langsam zu zerstreuen, als die Lampen in den Schaufenstern erlöschen. Während es dann still und stiller wurde in den Straßen, wurde es im Hauptzelte auf'luftiger Höhe üm so lebhafter. Hier kon zertierte vom Z Uhr an die Sättlersche Kapelle und unter ihren Klängen füllte sich Las große Zelt, während das Bierbüfttt einen Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins kraus monatlich so Pfg. Bei der Geschäftsstelle abgebolt monatlich 40 pfg. und wöchentlich wpfg. — Lei der Post bestellt und selbst abgeffolt vierteljährlich t.so lNk., monatlich so Pfg. — Durch den Briefträger frei ins Haus vierteljährlich 1.92 INk., monatlich «4 Pfg. — Einzelne Nummer to pfg. — Deutscher Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Insertionspreis: Vie siebengesvaltene Rorpuszeile oder deren Raum für Inserate aus Aue und den «Ortschaften dei Amtshauptmannschaft Schwarzenberg «0 pfg., sonst «8 Pfg. Reklamepetitzeile r» Pfg. Bei größeren Abschlüssen ent sprechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bis spätestens 9'/, Uhr vormittags. Für Ausnahme von «räßeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt^perden, wenn sie am Tage vorher bei un» eingehen. ö ha« den Vertretern der Ritterschaft, die eine Nesotution in Sachen der Reform der Landesverfassung überbrachten, eine Absage erteilt. Fern im Süd . . Eine Skizze vom Niederrhein von Josef Buchhorn. (Nachdruck verboten.) Und unermüdlich gingen die Erklärungen des Lehrers: Da war eine neue Straße angelegt und dort eine neue Anpflanzung zu ein 'r verheißungsvollen Entwicklung gebracht worden; die freiwillige Feuerwehr hatte eine moderne Spritze erhalten, mit der man verschiedentlich schon, namentlich während der Ernte zeit, dankenswert« Erfolge erzielt hatte; der alte Schulze war gestorben, und an seine Stelle wpr, da sich der Dcmetnderat auf einen Nachfolger nicht hatte einigen können, ein jüngerer Be- amler aus Düsseldorf getreten, «in netter liebenswürdiger Mensch; ja, und der Dorfschäftr sei auch inzwischen verstorben, und — Der Kaplan nickte zu allem Ja und Amen, indes feine Sinne mehr die Landschaft und ihre herbe Eigenart, al» die gut. gemeinten, aber langschweiffigen Auseinandersetzungen de» Leh rers in sich aufnahmen. Da» also war seine Heimat? Durch die seine Jugend gegangen war? In der er Kinderspiel« gespielt und KinderNcder gesungen hatte? Lang«, lang« «ar «r ihr ftry geblieben. Di« Studien hatten ihn in« welsch« Land gezogen, und die heilige Roma war seine andere Heimat geworden. Nun hatte ihn ein Gebot sein«» Oberen plötzlich, ihm selber un«r- wartet, hierhin gewiesen, wo «kaum noch di« Träume seiner Nächt« gingen, denn sein« Eltern waren nicht mehr, Geschwister hatte er keine gehabt, Menschen also zwangen ihn nicht auf diesen Grund; aber «in Gefühl Mard, je länger «r auf diesem Boden wanderte, um «io mächtiger in ihm — «in Gefühl, Mr da« er k«t- nen prägnanten Auidruck fand. E, war «in« Art F«ud«, dann wieder rin« Art Stolz, und Freud« und Stotz vrrLand «in h«tm- ltch anschwellendr» Glllck»«mpfind«n; di« Wtchenmritea zur Rech ten, mit ihren fetten Ntnd«r-«rd,n und d«m kargen Blumen schmuck, der glänz«nd-h<ll« jStr«if«n, dir st« säumt«, Ver sonnst», glast» RL«tn. üb«r d«i t» ftin««. arauo, Ulrichen d«, Quast»