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W Mzeiger für das Erzgebirge MHZ mit -er wöchentliche« Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. n.» Opeechchm-e -er Ne-attie« mit Husnahm, -rr Sonntag« nachmittag» 4—s Uhr. — relegramm-ff-nsst, lagrdtatt ffueerzgttlrge. fmmsprrch«, -r. "»»'1!"" für uaverlaagt »t«g»saa-t» Manuskripte kam» Versähe nicht gelttfitt wer»««. Nr» 302. Mittwoch» 31. Dezember 1913. Dies« Nummer umfaßt 12 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. DieKöniginwitweBiktoriaSofievonSchwe den ist im Altor von 77 Jahren in S ockholm g e starben.*) Der lleberfall in Neumecklonburg aus d c ftrst: wittschastltche Ezpeditton Deininger-Kempf wird jetzt amtlich bestätigt. Diese beden sink, abo: unverletzt geblieben, während f il > feinge borene Soldaten und vier Träger g- f?.l l e n find. » -Da» französische Parlament hat das Budget Provisorium erledigt und sich bis Mitte Jnu.^. vertagit. Da» serbische Kabinett hat dem König Peter seine Demission angetragen. Es verlautet daß der Präsident do: Skupschtina mit der Neubildung eines Ministeriums betraut ist. * Mexikanische Bund« »truppen.find aus ameri kanisches Gebiet übergegangen, wo fie ent waffnet und -zur Rückkehr gezwungen wu den. * In Montreal (Danada) entstand ein Großleuer, das einen Schaden von etwa 4 Millionen Mark an gerichtet hat.*) *t Nähere« steh« an anderer Stelle. Die Doäekanesos. Die Antwort Italiens auf den englischen Bor schlag, die Jnselfrage dwrch eine Mickgabe der südlichen In selgruppe an der NeinosMischen Mste, der sogenannten Dodekanesos, an die Pforte und eine Neutralisierung der von den Griechen besetztem, Inseln zu lösen, ist nach länge rem Zögern endlich erfolgt. Sie gründet sich ganz zweifel los auf eine Verständigu-Ng Italiens mtt seinen Dreibundgenosson. Daß es nicht ganz leicht wurde diese Verständigung herbeitz-ufühxen, ergibt sich daraus, daß Italien nicht weniger al» 12 Tage gebraucht hat, um die Antwort zu geben., Wo diese Schwierigkeiten lagen, das weiß man bis jetzt noch nicht, wird es wahrscheinlich auch erst in geraumer Zeit erfahren. Nur aus Vermutungen, die sich aus Vorgänge in der Vergangenheit begründen, kann man daher annehmen, daß das Schicksal der von den Griechin be setzten Inseln zu Meinungsverschiedenheiten Anlaß gab. Die deutsche Diplomatie hat sich bisher, wie namentlich die Kawa la frage bewies, den griechischen Wünschen weit entgegenkommender gezeigt, als die österreichische und italienische. Es wäre gar nicht so unmöglich, daß sie auch diesmal die hellenischen Besitzansprüche auf Mytilene und Chios wohlwollender beurteilt hätte, als es in den Ka binetten ihrer beiden Verbündeten «geschah. Wenn trotzdem der italienische.Gegenvorschlag auf eine glatte Abweisung der griechischen Ansprüche hinauSläuft, so bedeutete das «ine Nachgiebigkeit Berlin» gegen Rom In der Tat haben ja auch unsere Offiziösen vor einigen Hägen schon versichert Deutschland und Oesterreich richteten sich nach den Wünschen, Italien». Daß dies« Wünsche diesmal auch die Interessen des Dreibunde» ventralen, ist sicher. Denn es bedeutet« tatsäch lich ein« fortgesetzt« Bedrohung der asiatischen Türkei, wenn die Griechen vor ihrem Haupthandelsp^atz Smyrna lägen. Selbst wenn di« Inseln nicht befestigt würden, bil de en sie zweifelsohne unter griechisch«' Herrschaft «in«n Herd 7, oßgriechischer Propaganda, die alle» versuchen würde, auch unter den Griechen in den anato iscl-en Küstenstädteu die Un-u riedenhrit mit der Osmanenherrschaft immer mehr zu steig« n. Alle die Mächte, die es wirklich mit der Pforte e'tt.'ch meinen, müssen daher in dem italienischen Vorschlag eine brauchbar Grundlage für die Lösung der Jnselfrage echen. Wir vermuten daher auch, daß die deu sche Äp'omatie bei dem tzewiß berechtigten Stroben, Mit der aufstetgenden Hellenenmacht sich gut zu stellen, nicht das vergißt, was fün Deutschland zurzeit das vornehmste Interesse im nahen Orient ist, die Erhaltung und Kräftigung des Osmanenrei- ches. Man wi.'d hoffentlich nicht wieder eine Mittelstellung einzunehmon',versuchen, die schließlich zu dem sehr unbeque mem Sitz zwischen zwei Stühlen werden könnte. Daß von den Freunden Griechenlands Mittelweg« versucht wer den, um zu retten, was noch zu retten i st, da» kann als sicher gel ten. Aber es ist doch zu hoffen, daß des englischen Vorschlags bedenklichsten Sitzen. ein für allemal unschädlich gemacht worden find und daß auch die griechische Jnselfrage, die lange genug die Klärung der Msachtvethiiltnisse im Orienr v«-hinderte, in einer wenigstem» einigermaßen dauerhaften Weise gelöst wird. Die übrigen Bedingungen Italiens, die Erfüllung des Friedens-Vertrages von Ouchy durch die Pforte, das heißt die gänzliche Räumung von Tripolis durch die Os- manen und di« im Orient üblichen Kompensationenssarde- rungen auf wirtschaftlichem -Gebiet, werden sich um so leichter erfüllen lassem, je günstiger di« Jnselfrage für di« Italiener gelöst wird. Don Staät unä Lanä. * Gedenktag« am 31. Dezember: 1747 Gottfr. Aug. Bürger, Dichter, * Molmerswende bei Harzg'.rode. 1S13 Blücher beginnt den Rheinüberyang. 1848 EEfv. Her mann, epochemachender Phtlolog, f Leipzig. — Mm,1. Ja- nuar: 1484 Ulrich Zwingli, schweizer. Reformator, * im Toggenburgischen. 1658 .Christian Thomafius, Rechtslehrer, * Leipzig. 1806 Bayern und Württemberg zu Königreichen erhoben. 1814 Bacher? Rhein-Übergang bei Taub. 1900 Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches. Au«, 31. Dezember. (N-chäruck unserer 0okalnoU>en, die durch «In Korrelponbenzzeichen kenntlich gemacht lind, ist - auch tm vuHuge — nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) Neujadrrgabe üer Auer Tageblamr M seine verleim. Zu einem altem, lieben Brauche ist es schon seit langen, langen Jahren geworden, daß beim Jahreswechsel die Zei- Nosen unä Deilchen. Silvesterhu morerSe vom M. Trat. (>tachd"lia i" bo'en.) Wenn es eben gar nicht ander» geht, dann mache ich di« Bude zu. Hätte ich mich nur nicht von Euch dazu ver leiten lassem, auch noch den Saal amzubauem, jetzt hat man nur Kosten davon, aber keinem Verdienst. Aerger'ich lief Heinrich Klose im Zimmer umher. Da habe ich, fuh! er fort, nun schon großes Wurstessen, Gänseausschieben, Gesinde bälle und Tanzkränzchen amgokündigt, und was hab« ich g«- habt? Kosten habe ich gehabt. Leer ist es gewesem. Dieser verflixte Saalanbau machst mich noch bankerott. Na, na meinte begütigend sein junger Schwager, du mußt eben mal was Besondere» veranstalten - Ach was, Besonderes, poltert« Klose, hat sich was Besondette». Du bist ja sonst immer so klug, nun sag mir mal «in Mittel, wodurch ich «in« große Ginn-ahm« bekomm«. Der Angeredrte, «in ver gnügt dreinschauender Mann, von hübschem Leußeren, 'ächette pfiffig vor sich hin: Willst du noch «tnmal 80 Mär- kerchen dranoücken? — Nicht «inen Pfennig, — Ja, dann kann ich dir auch «nicht Helsen. Aber wenn du — na — sagen wir 25 Mark hergkbst, dann verspreche ich dtt in Kürze ein« Einnahme von vielen hundert Mark. Ungläubig blickte Klose seinen Schwager an. Wie willst du da» machrn? knurrte er. Ja, da» ist mein Geheimnt», entgegnete der Schwager, aber ich garantier« dir für den Erfolg. Ueber- l«ge nicht lange, rücke 2V Mark heran» und du wirft sehen, ich habe dir nicht zu viess versprochen. Aber Klos« war noch nicht überzeugt. So besinne dich doch nicht lange, .meint« Han» Story, Silvester stecht vor der Äsr, «v veranstalten «inen großen Maskenball, und du sollst sehen, d«r Saal kann di« Menschmmass«n nicht sttssen. Vlüdfinn, fuhr Mos« kei nen Schwager au, beim letzt»» Maskenball waren SS Per- sonen. Guit, meint« Story, >fo will ich bas Risiko au- meiiw Kappe nehmen, ich sage dir nur, sorge dafür, daß du meh- ro-e hundert Flaschen Champagn«r vorrätig hast, und ich hoffe, du wirst dich mir gegenüber erkenntlich zeigen. Also abgemacht, am Silvester findet im Restaurant Rostdenz- scksößchen «in Maskenball statt, und du sollst am selben Abend mtt den Goldstücken nur so klappern. Story ließ seinen Schwager nicht weiter zu Worte kommen, verabschiedet« sich und ließ den verblüfft Zurückbleibenden stehen. Mit fieberhaft«: Unruhe hatte Klüse den Silvesterabend erwartet. Würde es seinem Schwager wirklich gelingen, Hunderte in sein 'Lokal zu locken? Und doch schien es, al« sollt« Han» Story recht behalten. -Es war noch nicht 9 Uhr, und schon befanden sich etwa hundert Personen in dem Saal. Aber merkwürdig war es doch, daß die meisten Lv anwesen, den Dam«n al» Zigeunerinnen verkleidet waren und jede von ihnen «in« prächtig« rote Rose an der Brust trug. Immer zahlreicher kamen die Gäste, immer mehr Zigeuno innen-, jede mtt einer roten Ros«. Kopfschüttelnd betrachtet Klos« da» Bällchen, und noch immer mehr stieg seine verwunde- runa, al» fast jede Dame sich «in« ylasche Champagner b«. stellte. Champagner! und da» «ine Dame allein, ohne B«. akitung eine» männlichen Wesen». Und die anwesenden Herren? Da» waren wiederum fast lauter Tiroler, und ieder hatte auf dem -ul neben dem GemSbart einen großen Veil- chenstrvuß. Merkwürdig, sehr merkwürdig. Und auch die Tirol« tranken Chamechgner — mutterseelenallein Man tanzte nicht, man saß stumm -an den Tischen, und eine all« gemeine Lwstiimnung schien sich der Gäste zu bemächtigen Stärker und immer stärker wurde der Andrang Zlgeune- rinnen, Tirol«», nicht» weiter. Kssos« «Urd« e» unheimlich zumute. was hatte Han» da wohl wieder «macht? D» grübelt« und grübelt«, ab«» di« Lösung de, Rätsel» fand e nicht. Der Saal war überfüllt, kein Lisch, kein Stuhl war s. Jahrgang. tungen ihren Brtztehern Kalender überreichen, und da» Auer Tageblatt hat diesem Brauche von seinem Bestehen an regel mäßig ge*m und freudig gehuldigt. So ist es auch -euer dio- ser Gepflogenheit ergeben geblieben, mtt dieser Nummsr — der letzten tm Jahre 1918 —gessangt «in Wandkalender n die Hände unserer verehrten Bezieher: wir vertnüpfen damit den Wunsch, daß er ihnen im neuem Jahre nur gluck- .che, zufrieden« und gute Tage verkünden möge. Bet dem Kalendarium allein ist«» aber nicht verblieben; der Kalen der hat vielmehr «inen leicht ab- und zevtrennbamn An hang, der für unsere werten Bezieher und ihre Kinder «iw» kleine Neuj-cchrsgabe enthält. Mr die- Kinder bestecht dies« Gabe in vtt, Berschluß-lSirgel-jMatten, die heimatliche, also erzgebirgislke Naturaufnahmen in bunter Ausführung zeigen, di« zugleich die vier Jahres ei en versinnbildlichen. Der Sammelsport, dem unser« Kinderwelt von jeher mtt vielem Fl«iße und großer Au« xnier huldigte, erstreckt sich ja gegemwiirtig zum größten Teile, bet den Mädchen sowohl -als auch bei den Knaben, auf Versch'ußmarken, weshalb wir glauben, mit dieser de- 'cheidenen Gabe dem Geschmack« der Müder zu entsprechen und ihre Sammeltätigkeit in willkommener Weise zu unter stützen. Wir bitten also unsere verehrten Bezieher, die vier Verschlutzmairkemi von dein 'Kalenderanhange abzutrennen und sie ihren -Kindern zu geben; es bleibt dann von dem Anhang« unser« Gabe fftv die Erwachsenen übrig, di« sich darstellt als zwei Eintrittskarten für «ine Theatervorstellung. Als wir vor nunmehr einem Jahre zum ersten Male d«n Versuch unternahmen, für die Bezieher des Auer Tageblatte» besondere Theatervorstellungen zu veranstalten, da fand dies« Einrichtung im- einem derartig großen Maßstab« den Beisall des Publikums, daß wir uns entschließen müßten, der ursprünglich vorgesehenen Zahl der Vorstellungen noch wei tere antzu-gltedern. Damit war der Beweis erbracht, daß unsere Absicht, den Beziehern de» Auer Tageblattes gut« und billige Theatervorstellungen zu bieten, vollauf geglückt war und daß diese Absicht vom Publikum nicht allein g«rn hingenommen, sondern nach -Kräften unterstützt wurde. Mtt kurzen Worten: Sie fand «inen so fruchtbaren Boden, daß wir uns entschlossen haben, unseren wetten Beziehern «in« zweite Gabe gleicher Art zukomMen zu lassen, nur in «rwei- »ertem Umfange. Während wir vor einem Jahre jedem un serer Bezieher Mur eine Eintrittskarte Überreichten, sind es in diesem Jahre deren zwei, damit Ehepaare gemein sam eine der vier Vorstellungen besuchen können, die wir zu Anfang des -neuen Jahres auffühiren lassen. Die Eintritts karten gelten nurfür Erwachsene, Kindern kann der Zutritt nicht gewährt werden.; ebenso find di« Karten nur an erwachsene Familienmitglieder übertragbar, nicht aber an Freunde und Bekannte. Die Gutschein« des KcklSnderanhanges find bei den darauf verzeichneten Ge schäften Umzutauschen, für unnumerierte Plätze wird dabei eine Gebühr von 10, für numerierst« von SO Pfg. erhoben. Vorstellungen finden vorläufig statt am 7., 8. und 9-. Januar im Saale des Dürgergartons, eine weitere Vorstellung -wird Lei" Bedarf noch anberaumt werden. Die Eintrittskarten leer, ringsherum standen sie alle und hielten, da sie keinen Platz mehr fanden, ihre Champognerfläsche ängstlich in der Hand. Die lustigen Tanz-weisen ertönten, aber wie es schien, wagten die Anwesenden kaum, sich von den Plätzen zu er heben. Man tanzte -wenig, man spähte -suchend umher, alles wär täte. Aber worauf? Auch Klose blickte suchend umher. Wo blieb sein Schwager, der ihm Aufklärung geben sollt«. Hatte er noch etwas Besonderes versprochen, das er nicht hätten konnte? Gin Geheimnis steckte hier dahinter, wo kämen sonst die vielen roten Rosen Md di« veilchensträuße her. Und woher di« Spannung, die Ms der ganzen Gesell schaft wie ein Mb lastete? Die Zest verrann — Han» Story blieb unsichtbar. Mit ternacht rückte heran, und manch einer fand sich mit dem Gedanken ab, daß er hier nur das Opfer «ine» schlechten Scherze» geworden 'sei, und daß es bess« wär«, statt hinter dem Champagnerglas brütend tzu fitzen, wenigsten» mtt dem Begnügen auf seine -Kosten zu kommen. Er ließ sein« Augen musternd über die vielen Zigeunerinnen gleiten und fand, daß da so manche» hübsche Mädel darunter sei, mtt dem es sich lohne, einen Tanz -u riskieren. Und die Lugen der vosongeschmückten Zigeunerinnen leuchteten auf, a5» «Mich Glückauf im neuenlskr! Verlag und kedalrtlon der ffuer lagedlatter.