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22. Jahrgang Köhlers Finanzrede Verteilung der Fahrgäste aus die einzelnen finlelhepolitik. unter den Geretteten befinden, konnte! noch nicht «v» mittelt werden. N o in, 26. Ott. Nach den letzten hier eingegange- nen Meldungen hat sich die Zahl der Geretteten de» Dampfers „Mafalda" aus etwa 1200 erhöht. Im gan- zen waren auf dem Schiff 968 Passagiere und 240 Mann Besatzung. Die Zahl der Opser ist also wesent« lich geringer als man zunächst fürchtete. Man hofft, daß sie sich noch Wetter verringern wird. Mussolini hat an den Botschafter in Rio de I» neiro telegraphiert und ihm die weitgehenden Boll« machten erteilt, um allen Ueberlebenden die notwendige Hilfe angedethen zu lassen, die Lage der Passagier« und der Besatzung zu lindern, den Geretteten die gort« setzung der Meise sicherzustellen oder ihnen die Rückreise in die Heimat zu ermöglichen. Nach den letzten Meldungen sollen bei dem Unter« gang der „Prtnctpessa Mafalda" 63 Fahrgäste» umgo- lomrnen sein, doch bestehen noch Hoffnungen, datzi rost» tere Ueberlebende von Frachtdampfern gerettet Zoordeu sind. für die Allgemeinheit notwendigen Verkehrsmitteln ist in grösstem Ausmaße in Deutschland Praktisch den Ge meinden in die Hand gelegt. GS bedarf keines Bewei ses, daß Anleihen, die dieser Versorgung dienen, in weitestem Umfange produktiv sein können, .soweit nur durch sie die Privatwirtschaft in der Gemeinde zu neuer fruchtbarer Arbeit geführt werden kann. Soweit die Gemeinden im Mahmen des gekennzeichneten Ausschnitts der Privatwirtschaft ^Ltig werden, kann allerdings die grundsätzliche Ablehnung der Anleihen nicht im Sinn verständiger Anleihepolitik liegen. Aber im Gesamten muh auch hier eine Einschränkung der öffentlichen Aus« gaoen ernsthaft erstrebt werden. Wenn wir da» tun, dann folgen wir dabet nicht äußerem Zwang, sondern der Erkenntnis innerer Notwendigkeit, denn die Gesamt» Verschuldung Deutschlands gibt zu größter ZurückhaV« tung wirklich Anlaß. Die Reichsregierung steht auf dem Standpunkt äußerster Sparsamkeit und strengster Prüfung aller Ausgaben, weil sie nur dadurch in den Stand gesetzt wird, die deutsche Wirtschaft zn fördern und dadurch zur Erfüllung der übernommenen Verpflichtungen zu befähigen. Die MetchSregierung erfüllt die Übernom» menen Verpflichtungen in vollem Umfangs. Sie hat di« Jahresleistungen erfüllt und ist nach wie vor auch V? müht, nach besten Kräften die Arbeit de» Transfer» Komitees im Rahmen verständiger Finanz- und, Wtrt- schastspoltttk zu unterstützen. Deutschland hat mehrfach die Zusicherung seines aufrichtigen Willen» zur Erfül lung der »von ihm übernommenen Pflichten gegeben. LS hat seine ganze Finanz« und Wirtschaftspolitik die sem Ziele untergeordnet. Die Sicherung der jährlichen Haushaltsausprüche durch verpfändete Einnahmen be- trägt zurzeit über 100 v. H. der wirklichen .Forde rungen. Deutschlands »Finanzpolitik stand und steht unter dem Zeichen wachsender NeparationSlasten. Der entscheidende Teil der Ausgaben diente in den letzte« Jahren dem Aufbau der Wirtschaft, einer Wirtschaft, die die Dawcslasten tragen soll. Er diente Welter der Wiederherstellung eines angemessenen Lebensstandard», den auch der DaweSplan dem deutschen Volke zugesteht. Tie Gesamtpolitik des Reiche» ist in dem Bewußtsä« geführt worden, daß es gilt, kHS Londoner Abkomme« mit allen Kräften loyal, auch unter Opfern, zu ev» füllen, das Londoner Abkommen, da» Hort den Sach» verständigen, die es schufen, als Versuch einer praktischen Lösung der »Reparationsfrage unter wirtschaftlichen Ge sichtspunkten gedacht ist und dessen Turchslchrung, wie wir hoffen, stets unter wirtschaftlichen Gesichtspunkte« stehen wird. Eisenbahnunglück bei Zerajevo. Seratewo, 27. Oktober. Die Nachricht von einem schweren Eisenbahnunglück bei Serasewo bestätigt sich. Eine Eiscnbahnbrücke stürzte in dem Augenblick zusammen, al» der Zua Serajewo—Mostar über sie Hinwegsuw. Der Zug stürzte in eine SO Meter tiefe Schlucht. Man nimmt an, das, 200 Ver-' '"nen getötet worden sind. Der Lokomotivführer wurde schwer verletzt. Der Materialschaden ist sehr grast. ES scheint, daß die Meldung Über da» Eisenbahnunglück auf der Linie Serasewo—Mostar, die wie e» sich h«rau»gestellt hat, zuerst vom „Desti Hirlap" verbreitet wurde, stark über« triÄen ist. W. T. B. meldete soeben .aus Budapest: Nach einer Privatmeldung au« Szabadka stürzt« ein« Drück, aus de, Eisenbahnlinie Mostar-Serasewo ante, einem Güterzug zusammen, wobei der Lokomotivführer, der Heizer und ein Bremse, d«n Lod fanden. Einzelheiten sehlen noch. Wien, L?. Oktober. Wie eine an dk UnalücktftLtt« ent sandte UntersuchunaSkommWon berichtet, ist die Brücke unter der Last de» Güterwge» zulsammengebrochen, da st« schon seit längerer Zeit schadhaft war. Die nötigen Reparaturen kann« ten noch nicht mangel» passender Gerüste vorgenommen werden. fltmmung seiner Regierung zu der Vorlage. Besonders «freut zeigte «« sich darüber, daß die bestehende Be kenntnisschule ohne weiteres anerkannt werde. Aller dings hat Württemberg gewisse Bedenken gegen die Art, wt« der Entwurf den StcUgivnsunterrichc regelt. Die entstehenden Mehrkosten müßte das Reich tragen. Der Vertreter Thüringens wünschte verschiedene Menderungen der »Vorlage. Die thüringische Regierung ist der Auffassung, daß die .Gemeinschaftsschule, in dec Mr brachten bereits gestern einen Teil der Rede* deS ReichSfinanzministers über die allgemeine Finanz^ lag«. Der weiteren Rede entnehmen wir folgende zwei wichtige Gebiete, die Herr Dr. Köhler noch be rührte. (Die Red.» Die Kosten -es Schulgesetzes. Wenn ich noch mit einem Wort auf das Schulgesetz etngehen darf, so liegt hier die Ausführung eines Ge- setzeSbesehlS vor, der durch die Rcichsverfassung ge geben ist? eS handelt sich also ebenfalls um eine un abweisbare Aufgabe. Inwieweit durch das vorliegende Reichsschulgesetz bestehende Lasten erweitert werden, läßt sich! noch nicht übersehen. EH wird unser aller Be streben sein müssen, die sich aus» der Erfüllung des Reichsschulgesetzes ergebende Regelung so vorznnehmen, daß die Mehrbelastung der in Betracht kommenden öf fentlichen Verbände sich in möglichst engen Grenzen hält, jedenfalls aber tritt eins Mehrbelastung erst in drei Jahren ein. Für den laufenden Etat und die nächsten Rechnungsjahre kommt also die Fraga über haupt nicht in Betracht. Aber dabei darf ich ein Wort zu den übertreiben den Mchrschätzungen sagen, die die Oesfeutltchkeit in den letzten Tagen beunruhigt Haben, wobei man von 600 und mehr Millionen sprach. Man kann nun ja die Frage auswerfen, weshalb dieses Gesetz! gerade im laufenden Jahre kommt, weshalb das laufende Jahr 1927 mit dem Veamtenbcsoldungsgcsetz, dem Liquida- ttonsschädengesetz. und dem Schulgesetz belastet wird, weshalb der Finanzausgleich 'zu Anfang dieses »Rech nungsjahres stattftnden mußte, weshalb ein Reichs rahmengesetz erlassen werden soll und weshalb» man ein Arbettslosenversicherungsgefetz gemacht hat, alles Ge setze, die die Öffentlichkeit mehr oder, weniger beun ruhigen und den »Etat stark belasten. Dem Reichsfinanzmtntster wäre es wesentlich an genehmer gewesen, wenn er nicht diese Fülle von Ar beiten gerade im laufenden Rechnungsjahr hätte auf nehmen müssen, wenn auch hier eine Lastenverteilung stattgesunden hätte. Sie hat aber nicht stattgefunden. Aus der anderen Seite befinden wir uns im letzten Jahre der sogenannten Erholung, des UebergangeS. in Hinsicht auf unsere Dawes-Belastung. Die Netchsregie- rung war der Auffassung, daß au» diesen Gründen heraus diese Angelegenheiten jetzt und im laufenden Rechnungsjahre zu behandeln sind. ' Wenn ich nun zur Deckungsfrage übergehe, so möchte ich betonen, daß die Deckung der BesoldungSneu- regelung sowohl für 1927 wie für 1928 im Reiche ohne steuerliche Erhöhung möglich ist, lediglich durch» Erspar nisse auf der Ausgabenseite und durch.da» Mehrauf kommen, da» die Steuern, selbstverständlich ohne Er höhung der Sätze, abwerfen. Ich möchte zunächst! auf die Entwicklung der Finanzlage im Jahre 1927 ein- gchen. «»» > v»ich»me>rk, amtlich« gilt, M pf»anlg«. Postschrck-Konto: flmt Leipzig Nr.1««» Herzzerreißende Szenen beim Untergang der Principessa Mafalda. scha't. Außerdem wird Ausbau der Schutzbestimmun gen für die Simultanländer verlangt,, auch für Thü ringen selbst. Abg. Jörrissen (WirtschastSp.) stimmt der Fest legung der Bekenntnisschule tu dem Entwurf ausdrück lich zu. Abg. Nvnneburg (Dem.) wünscht das Urteil einer neutralen »Stelle über die Verfassungsmäßigkeit des Entwurfes. Rio de Janeiro, 27. Okt. Noch kurze Zett, be vor das Unglück geschah, war die Mehrzahl der Fahr gäste, namentlich, die Auswanderer, nachdem sie ihr Abendessen eingenommen hatten, mit Vorbereitungen für die am nächsten Tage erfolgende Landung beschäftigt. Viele nähmen auch an einer Feier aus Anlaß des bin nen kurzem zu erwartenden Eintreffens in Argentinien teil. Als ,has Schiff Plötzlich heftig erschüttert und zum Halten gebracht wurde, al» ob es auf Grund ge fahren seß hörte das frohe Treiben auf; -er Tanz wurüe jäh abgebrochen und Rufe de» Schrecken» wurden laut. Die Ruhe des Kapitäns und die.Gewandtheit, mit der die Mann schaft die »Fahrgäste in die Boote und auf Flöße brachte, verhinderten den »Ausbruch, einer ernstlichen Panik. Immerhin spielten sich »herzzerreißende Szenen ab, als bei der »Verteilung der Fahrgäste aus die einzelnen Boote Homilien auselnan-eegerissen wurden. Viele »Fahrgäste konnten auch nur mit Mühe davon abgehalten werden, ihre Habseligkeiten zu retten. Die Schisssingenieure suchten mittlerweile die Ursache des Sinkens festzustellen. Auf die dann ausgesandten SOS-Rufe folgten bange Minuten, bi» dis „Athena Mosella" und „Empire Star" antworteten und schließ lich in Sicht kamen. Kurz nach ihrer Ankunft erfolgte die Explosion auf der „Principessa Mafalda". Ter „Formose" gelang es, trotz der Dunkelheit, sich an dem sinkenden Schiff anzulegen, wodurch die Rettung seyr beschleunigt wurde, da sie direkt von Deck zu Deck mög lich war. vier Deutsch» an Vor-. Ter Verwaltungsdirektor de» Zirkus Hagenbeck in Hamburg, Vollrath, »befindet sich nach, einer; Mitteilung der Blätter unter den Geretteten auf. dem holländischen Er hat bereits an seine Mutter Nack dVn" MttteUung^ Stuttgarter Zweig- Der MMuIMeMmI im MiMWusM . 27. Okt. Die Reichstagsausschüsse setz-I Verfassung klar und deutlich verankert sei. Weiter Vormittag chre Beratungen fort. Im Bi» wird die Wiedereinführung der geistlichen Schulaufsicht vungSauSschuß, der den Schulze?etzentwurf behandelt, abgelehnt und zwar auf Grund oer Stellungnahme der Erte zunächst Ver Vertreter Württembergs die Zu-, evangelischen Landeskirche Thüringens unk der Lehrer- Ml,- st-ben auf dem Standpunkt, daß die Aufnahme Dampfer „Elhena , von Anlechen der Länder und Gem ^»^unkch^ Stuttgarter Zweig- aus büros der italienischen Schiffahrtsgesellschaft befanden Gründen der gebotenen Nachen Zurückhaltung auch. l?r den Uu«I<wdim-A »'? w Ilch der Uuewand-r-e «lug-n Lchnelderou» «chramb-rg. »altun, «?»»»,«. sich ob» dl° »An >>-° und ein, Vrounlchw-I. ;uL"°b d.e d«. D-u.,«-n ,.ch Auer Tageblatt LTZM Anzeiger sür -US Erzgebirge DUWD M.»,,.«.,. «nch-I..u» »I- -mMch-n 0-k-n°,m-ch«ng«n de- Note- »er «-», un» ».- flue. 2S3 Freitag, äen 28. Vkiober 1S27