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8MW sii WMH Marandt, Wossen, Siebenteln und die Amgegenden. Amtsblatt Pr die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruffs sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bet Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wtldberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfg. pro viergespalteue Corpuszeile. No 122. D'uck und Verlud von Marlin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Marlin Berger daselbn. Sonnabend, den 18. Oktober 1962. 61. Jahrg. Zum 24. Sonntage nach Trinitatis. Offenb. Joh. 3, 11: Halte, was du hast, daß Niemand deine Krone nehme. Was für eine Krone ist das, von der der Apostel Hier redet? Es ist nicht die Krone gemeint, welche das Zeichen der königlichen Macht und Herrschaft ist, sondern jener Kranz, mit dem man die Schläfe der Sieger in den Wettkämpfen umwand, den man dem siegreichen Feldherrn «ufs Haupt setzte, mit dem man die Braut hochzeitlich schmückte: Das Zeichen des Sieges, des Triumphes, der Freude, der Feier. Das ist die Krone, von der Jesus Hier redet, das Sinnbild eines vollendeten Laufes, eines ausgekämpften Kampfes, die Krone, welche die Schrift in ihrem Worte und in ihrer Lieblichkeit immer anders «ennt, bald eine Krone des Lebens, bald eine Krone der Gerechtigkeit, bald eine Krone der Ehre und Herrlichkeit. Sie ist der Lohn der Gerechten, der bis in den Tod Ge treuen; sie besteht aus Leben, so reichem, vollkommenem, seligem Leben, daß das Menschenherz hier in der Zeit nicht fähig ist, die Fülle dieses Lebens zu begreifen; sie besteht aus einer Herrlichkeit, die so wunderbar leuchtend ist, daß nur das verklärte Auge sie anzuschauen und zu er tragen vermag. Sie ist eine ewige Krone. Wer sie auf. gesetzt bekommen hat, der wird sie nie wieder verlieren, sondern sie in Ewigkeit behalten. Sie wird empfangen in der Ewigkeit, nach der Zeit. Wer sagen kann: Ich weiß, an wen ihn glaube, der kann auch sagen: Ich bin gewiß! Die Krone ist mir gewiß! Aber eben weil sie dem Glauben zugesagt wird in der Zeit, so hat sie auch alle Stürme und Anfechtungen Lieser Zeit auszuhalten. Das ist ja der große Kampf des Christenlebens, daß rS mitten unter Menschen und Verhältnisse hineingestellt ist, die alle darauf aus sind, «s um die ewige Krone der Gerechtigkeit zu bringen. Wenn wir uns dessen auf Schritt und Tritt bewußt bleiben wollten, wie würde da so mancher gleißenden Versuchung die Maske vom Angesichte fallen, daß wir sie in ihrer wahren Teufelsgestalt erkennen könnten. Wer ist denn unter uns, der nicht je und dann zu den Wankenden ge hörte, der nicht, nachdem er die Kraft der Gnade an seinem Herzen verspürt, es oft, oft wieder der Welt und der Sünde öffnete und gar manches Mal den heiligen Geist betrübte, damit er sollte versiegelt sein auf den Tag Jesu Christi? Wer ist immer gleich stark im Glauben und in der Treue, in der Liebe und im Dienen, in der Hoffnung und im himmlischem Wandel? Wie not thut auch denen, die die Verheißung der Krone und also die Krone selber schon im Glauben haben, die Mahnung: Halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme. Deine Hand, deine Glaubenshand kann wohl einmal schlaff werden; bleibt sie aber länger in dem Zustande, so wird sie gar bald eine leere Hand werden. Halte fest! sagt Jesus. Lasse dir die schwach gewordene Hand eilig stärken durch die Kraft aus der Höhe, daß du mit starkem, muthigem Griffe halten kannst, was du ergriffen hast, Golt und Jesum, seinen Sohn, seine Wahrheit und seine Gnade. Wende viel, ja allen Fleiß daran, dein wankelmüthiges Herz und deinen schwan kenden Willen fest und treu auf die brennende Jesusliebe gerichtet zu halten und seinem Liebeswillen zu gehorchen. Denkst du an das Heilandsmort kurz zuvor: Du hast eine kleine Kraft? Sprichst du bei dir selber: Wie soll ichs mit meiner kleinen Kraft hinausführen? Auch da lasse dir das Wort gesagt sein: Halte, was du hast! > Mag das, was du erreicht hast in Christi Nachfolge, noch so klein und gering sein — halte, was du hast! Wirf dein Vertrauen nicht weg, welches eine große Be lohnung hat. Hältst du mit starker treuer Hand fest, was du hast, so wird der Herr Gnade geben zu seligem Wachsen und Gedeihen, und du wirst das Ende davon tragen, das du erwartest nämlich der Seelen Seligkeit, die Krone des Lebens. Es ist gut, ein Christ zu werden, Bester noch, ein Christ zu sein, Doch den besten Ruhm auf Erden Giebt der Herr nur dem allein, Der ein Christ beständig bleibt Und den Kampf zum Siege treibt. Solchen wird mit ew'gen Kronen Christus droben einst belohnen. Mit ihm vereint. Ein Ozean-Erlebniß von Paul Sahnwaldt. (Nachdruck verbüken.) Was für einen Haß die Seeleute auf die Hyäne des Meeres, den Hai haben, läßt sich nicht so leicht beschreiben. Stunden und Stunden lang, ohne sich Ruhe und Rast zu gönnen, kann ein Matrose einen Hai verfolgen, um ihn endlich zu fangen und aus der Welt zu schaffen, denn wer weiß, vielleicht könnte er auch ihm einmal gefährlich werden und wie viele feiner Kameraden mag gerade daS augenblicklich von ihm verfolgte Exemplar schon verschlungen oder zum Krüppel gemacht haben. Auch selbst auf den Schiffen der deutschen Marine sucht man soviel wie mög lich die Haie zu vertilgen. Mit einer Harpune bewaffnet, steht ein geschickter Mann und lauert stundenlang darauf, bis er dem gesichteten Hai die scharfe, mit Widerhaken versehene Waffe in den Körper werfen kann, um ihn dann an Bord zu ziehen und den qualvollsten Tod sterben zu lasten. Manchmal kommt es vor, daß ein schon an Deck liegender, längerer Zeit der tropischen Hitze ausgesetzter Hai mit einem Schlage seiner gewaltigen Schwanzflosse einem sich ihm nähernden Manne die Knochen zerschlägt und ihn zum Krüppel macht. Dicke Rauchwolken entströmen dem Schornsteine eines der Hamburg-Amerika-Linie gehörigen größeren Dampfers, welcher sich auf der Reise nach St. Thomas befindet, ungefähr noch 2 Tagereisen und das Ziel ist erreicht. Eine Masse Auswanderer befinden sich an Deck und sind in fidelster Stimmung, denn der Ozean ist spiegelglatt und da das Ziel so nahe ist, freuen sie sich, daß sie mit der leidigen Seekrankheit wohl nichts mehr zu thun haben werden. An dem um das Promenaden-Deck ge zogenen Geländer steht eine junge Dame. Traurig sucht ihr melancholischer Blick bis auf die Tiefe des Meeres zu dringen. Nicht weit von hier nämlich verlor auch ihr geliebter Mann sein Leben auf dieser selben Fahrt. Viel leicht fuhr ste gerade augenblicklich über dieselbe Stelle. Schauderhaft mußte sein Tod gewesen sein. Wie man aus dem Protokolle des ums Leben gekommenen ersah, war ihr kaum 30jähriger Mann, mit dein sie erst einige Monate verheirathet gewesen, von dem Geschäfte nach Westindien von ihr abgerufen, durch seine eigene Schuld, jedoch nur aus Unachtsamkeit über Bord gefallen. Schnell hatten zwar die Matrosen dem Verunglückten einen soge nannten „Seelenberger" zugeworfen und im Nu war ein Boot zu Wasser gewesen, aber es hatte nichts mehr ge nutzt, die gerade auf diesem Grade sehr zahlreichen Haie hatten ihn bald in kleine Stücke zerrissen und verspeist. Jetzt befand sie sich auf derselben Reise. Recht genau wollte sie die Einzelheiten auf dem ihre Nationalität vertretenden Konsulate erfahren. Ihre Mittel erlaubten ihr es ja. „Herr Steuermann, wie weit sind wir noch von unserm Ziel entfernt?" fragte sie gerade den des Weg's daher kommenden 2. Offizier. „Uebermorgen Abends um diese Zeit liegen wir, wenn alles gut geht, schon in St. Thomas an der Brücke, junge Frau," erwiderte dieser die Frage der in tiefes Schwarz gekleideten noch recht jungen schönen Dame. „Dankeschön, Herr Steuermann!" und wieder wandte sich ihr Blick dem trügerischen Elemente zu. Langsam saltete sie die Hände zum Gebet und leise bewegten sich die frischen rothen Lippen im Gebet. Wieviel Liebe für den Verstorbenen spiegelte sich nicht auf dem verklärten Gesichte der im Gebet versunkenen jungen Wittwe wieder. Ihre Augen füllten sich mit Thränen und langsam lösten sich die schmalen feinen Händchen, um einen am Busen getragenen Strauß frischer Blumen loszunesteln, die sie dann ins Meer warf. — Auf des Gatten Grab! — Mit beiden Ellenbogen auf das Geländer gestützt, das Gesicht in den Händen vergraben, ließ sie noch einmal die wenigen glücklichen Stunden, die sie an ihres Mannes Seite ver leben durfte, an ihrem geistigen Auge vorüberziehen. Ein namenloses Wehe durchzog ihre Brust. — Wäre es nicht besser, jetzt mit dem Gatten droben vereint zu sein? — So allein hier auf der Welt, ohne Eltern und Verwandten. Es waren ihr wohl viel andere Heiraths- anträge gemacht, aber alle hatte sie ausgeschlagen. Sie wollte noch im Tode ihrem Manne die am Altar gelobte Treue halten. „Ein Hai! Nein, eine ganze Menge von diesen Un geheuern!" hörte sie mit einem Male den Ruf unter den Zwtschendeckspassagieren erschallen, worauf alles an die Regeling stürzte, um sich die Hyäne des Meeres aus der größten Nähe betrachten zu können. Auch sie war durch diesen Ruf aus ihren Betrachtungen erwacht. Auf der ganzen Reise hatte sie noch nicht die Gelegenheit gehabt, diese Thiere, die doch an ihrem Leide Schuld waren, zu sehen. Sollte ste jetzt das lebendige Grab ihres ManneS zu sehen bekommen? — — Langsam drehte sie das traurige Geschichtchen mit dem umflorten Blick nach der Richtung, aus welcher die Thiere gesichtet wurden. Nur die sich dem Schiffe rasch nähernden Rückenflossen waren zu erkennen. - Also hier in diesen Leibern schlummert mein geliebter Mann. — — Eine Vision ließ sie ihren Gatten auf dem Meeresspiegel erkennen. Mit weitauf gerissenen Augen schaute sie auf die Fluchen, die den Ge liebten so klar und rein zeigten. Ein magnetisches Band zog sie immer weiter ihren Körper über das Geländer zu bringen, um die geliebten Züge recht genau studiren zu können. Plötzlich verlor sie den Hall und langsam glitt der Körper der jungen Dame vor den Augen der Zuschauer mitten unter die sich jetzt längsseit befindlichen gefräßigen Haie. — — Keiner hatte auf die junge Wittwe geachtet, aller Blicke waren auf die gefährlichen Fische gerichtet, und erst das Aufschlagen des fallenden Körpers auf dem Meeresspiegel ließ die Menge das Unglück erkennen. „Mann über Bord!" ertönte es gleich darauf aus dem Munde vieler Anwesenden, aber hier war nichts mehr zu helfen. Mit gewaltigen Schlägen peitschte die augenblicklich nach dem Rufe auf Rückwärts gestellte Schraube, ihre äußerste Kraft weisend, das Meer. Bald stand das Schiff und die Maschine stoppte. Durch den gewaltigen Speck takel hatten sich zwar die Haie verzogen, doch ehe noch die schnell zu Wasser gelassenen Boote die Unglückliche erreichten, hatte ein riesiger Haifisch auch schon die seltene Beute ge packt und verschwand mit ihr in die grausige Tiefe, einen Blutflecken auf der Oberfläche zurücklassend. Das Ma növer war umsonst gewesen; trotz aller Schnelligkeit war es nicht gelungen, die Verunglückte zu retten. Sie ruhte nun bei ihrem Manne, vielleicht in dem Magen ein und desselben Thieres. Langsam dampfte das Schiff von dieser grausigen Stelle, nachdem es die Flagge halbstock gehißt, weiter. „Eine hübsche Braut hat sich der Hai erkoren!" sagt ein Junge zu einem älteren Matrosen. „Hast recht, nun Jung, aber der Teufel möge diese verdammten Bestien holen. Warte nur, auch Du wirst sie bald hassen lernen, wenn Du beim Seefache bleibst. Schade um die hübsche junge Frau, sie war immer sehr freundlich zu allen, trotz ihrer Verstimmung. Ihr Mann soll auch hier von Haien zerrissen worden seien. Der Zufall Hai sie „mit ihm vereint". Vermischtes. * Folgende Angelegenheit theilen Berliner Blätter