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MsdmfferÄMM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ für Äürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter Zer ReiWnzler Wett die Mmilg Taakdlatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis: ^^i Abhltiung in L? »KKN- NN» den Ausgabestellen L RM. im Manat, bei Anstellung durch die Baten 2,3° RM, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend N°.eu^ n/nnnam-utgeg-m Idl^aUc HSHcrer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht dein Anspruch aus Lielerung d«"sätm!«" der Kürzung des Bezugspreises. - «ücksendung eingesandtcr Echrtststück« ersolgt nur, wenn Porto beiliegt. darauf hmgewiefcn, daß auch keine Sorge um die besetzten Ge biete uns veranlaßt, die Räumungsfordermig zu erheben. Die Reicheregierung wird aus den besetzten Gebiete» mit Kundge bungen förmlich bestürmt, in denen sie dringend ersucht wird, ja keine neuen Lasten zu übernehmen für die Befreiung. Die Be völkerung der besetzten Gebiete will ausharren, wenn das notwen dig sein sollte. Nicht aus Gründen der inneren Politik, sondern aus denen der äußeren Politik fordern wir die Räumung. Die Grenzen im Westen sind durch die Locarnoverträge garantiert. Auch daraus muß als Konsequenz gezogen werden, daß «Mich Rhein und Saar befreit werden. Die Saorbevölkerung ist kern deutsch. Als Sohn eines Saarländers bin ich dafür, ein lebendi ger Zeuge. Wenn wir die Befreiung dieser Gebiete von der Fremd herrsch ast fordern, so nicht zuletzt deshalb, weil damit auch die Zwischenfälle ausgeschaltet werden, die immer wieder dazu beitragen, daß alte Wunden aufgerissen werden. — Dann kam der Reichskanzler auf die Anschlußstage zu sprechen, die Mr Zeit weder von deutscher noch von österreichischer Seite aus die Tages ordnung gesetzt worden sei. Trotzdem sei das Wort ,.Anschluß" schon in fremde Sprache Lbergegangen. Wir können uns die Vor aussetzungen nicht nehmen lassen, die selbst nach dem Vertrag von Versailles für den Anschluß gegeben sind. Mit dem Selbstbe- stimmungsrecht der Völker steht -er Anschluß Oesterreichs an Deutschland in keiner Weise in Widerspruch. Es gibt kein öster reichisches Volk. Es gibt nur deutsche Stämme in Oesterreich. Wie die Bretonen Franzosen sind, so sind die Oesterreicher Deutsch-. Wir sind eine Nation. Auch in der Anschlußfrage ist das ganze deutsche Volk einig. Berlin, 12. Dezember. Während des Empfangs, den -er Verein Berliner Presse am Mittwoch abend zu Ehren der Reichs regierung und der preußischen Staatsregierung veranstaltete, nehm Reichskanzler Hermann Möller das Wort zu einer bemer kenswerten politischen Rede. Nach einem kurzen Rückblick auf die Ereignisse der letzten 13 Monate führte er u. a. ans: Wir den ken in dieser Stunde auch an den Reichsaußenminister, der sich in Lugano dafür einsetzt, daß Deutschland von fremder Besatzung frei werde. Das ist ihm nicht nur deutsches Ziel, sondern Ziel der internationalen Politik. Für die Befriedung Europas hat er in den letzten 5 Jahren seine ganze Arbeitskraft eingesetzt. Es wird Zeit, -aß diese Arbeit bessere Früchte trägt. So uneinig das deut sche Volk sonst in seinen politischen Auffassungen ist, so einig ist es in dem einen Punkt der Forderung der Räumung -er besetzten Gebiete. Der Ausgangspunkt für diese Forderung ist und bleibt der Rechtsstandpunkt. Die Forderung -er Räumung ist aber gleich zeitig ein Politikum allerersten Ranges. Wir sind dem. Völker bund beigetreten. Mit der Idee -er Gleichberechtigung verträgt sich aber die Fortdauer -er Besatzung nicht. Die Besetzung- die nach dem Versailler Vertrag zeitlich begrenzt ist, ist kein Sicher heitspfand. Außerdem ist die Entwaffnung Deutschlands aner kannt. Die Besetzung ist auch kein Leistungspfand. Nach dem Ver sailler Vertrag wird sie im Jahre 1S35 auch für die dritte Zone enden. Im übrigen hat -er Dawesplan bisher funktioniert. Der Reparationsagent bestätigt -as von Bericht zu Bericht öffentlich. Was fehlt, ist die En-lösung. Sie darf nur gefunden werden, nachdem die Leistungsfähigkeit Deutschlands ernstlich und genau nachgeprüst ist. Ich habe in Genf bereits in den Verhandlungen «omven, emer meremgen Bombe und ferner einer Meng, von Dynamit, Revolvern, automatischen Pistolen nur Munition geführt. Die Polizei gibt an, sie hätte bei oieser Haussuchung ferner einen ausgearbeiteten Plan der Eisenbahnlinie» gefunden und glaube, die Verschwöre: hätten geplant, unmittelbar vor der Ankunft Hoovers, die rm Donnerstag nachmittag zn erwarten ist, Bomben ani den Schienenweg zu legen. - Es muß zugegeben werden, daß in den lateinischen staaten Amerikas die Verbitterung gegen den großen Bruder im Norden sehr groß ist. Die zahlreichen radika len Elemente hassen ihn bis aufs Blut seit der Hinrich tung von Sacco und Vanzetti und die übrigen Bürger betrachten ihn mit äußerstem Mißtrauen, weil sie fürchten ' in absehbarer Zeit von ihm verschluckt zu werden. Sein Vorgehen in Nikaragua ist in keiner Weise dazu an getan gewesen, dieses Mißtrauen zu besänftigen. --- . * Das bolivikmtsche Kabinett zurückgetreten Neuyork, 12. Dezember. Nach einer Meldung der Bri tish - United - Preß, ist das bolivianische Kabinett zurückgetreten. Man erwartet, -atz eine neue Regierung gebildet wird, in -er sämliche politische Parteien vertreten sein werden. K-r»spr°ch°r: «m, Wtt-drE Nr. « ASN'SAL übermUtellenAnzeigcn übernehmen wir Leine Garantie. Jeder Aabatiansprpch erliich? wenn nngezooen werdennmbade-derAuftraggedcrinKmibnr-gerüt.Anzeig-nn.hm^ Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptrnannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rill zu drei iu Lym. Besprechung Stresemann—Chamberlain—Briand. Für Mittwoch nachmittag war eine Besprechung zwischen den drei Außenministern Chamberlain, Briand und Stresemann angesagt. Gerüchte von einer neuerlichen Erkrankung des deutschen Reichsaußenministers sind völlig hinfällig. Der Minister war zwar Dienstag etwas ab gespannt, es liegt aber keinerlei Anlaß zu Besorgnissen vor. Die Beschleunigung der Besprechung soll mit der infolge der Krankheit des englischen Königs zu erwarten den Möglichkeit der Abreise Chamberlains Zusammen hängen. Dienstag abend konferierte Stresemann mit dem italienischen Vertreter Grandi. Die Unterredung dauerte über eine Stunde. Von italienischer Seite wird erklärt, daß Grandi in seiner Unterredung mit Dr. Stresemann eingehend den Bolivien und Paraguay. Fieberhafte Stimmun g. In den beiden wegen Grenzstreitigkeiten aneinander geratenen Staaten herrscht fieberhafte Stimmung. Frei willige melden sich massenhaft bei den Truppenkörpern, es werden Massenversammlungen abgehalten und vorläufig stellt inan sich taub gegen das von der augenblick lich in Washington tagenden panamerikanische» Konferenz vorgeschlagene Schiedsgericht. In Washington lief eine Mitteilung der bolivianischen Regierung ein daß sie gezwungen sei, „unerläßliche Vorsichtsmaßregeln' zu ergreifen. In Washington besteht die Befürchtung diese 'Maßregeln könnten über kurz oder lang zu weiterer Zusammenstößen führen, namentlich, da bekannte Politikei Boliviens, wie Expräsident Villazon, offen in Reden zun KamU auffordern. ... . _ - Standpunkt der italienischen Negierung in den Repara tionsfragen auseinandergesetzt habe. Ebenso sei auch in den Unterredungen Grandis mit Chamberlain und Briand die Neparationsfrage eingehend erörtert worden. Die italienische Regierung stimme hinsichtlich der rechtlichen Auslegung des Artikels 431, auf den der deutsche Rüu mungsanspruch aufgebaut ist, mit dem Standpunkt der englischen und der französischen Regierung überein. pariser Ergänzungen. Frankreich, England, Italien und die übrigen Be- teiligten sollen sich außer Deutschland aber in folgenden Punkten einig sein: „Die Sachverständigen sollen unab hängig sein. Die Kommission wird sich ausschließlich aus führenden Finanzfachleuten zusammensetzen. Die alliierten Sachverständigen werden von den Regierungen bezeichne! und von der Reparationskommission ernannt. Die deutsche Regierung ernennt ihre Sachverständigen selbst, sei es direkt oder durch Vermittlung der Kriegslastenkommission. Die Vereinigten Staaten werden zur Teilnahme singe laden, und zwar durch die Reparationskommission. Die amerikanischen Sachverständigen werden jedoch kein off« zielles Mandat haben. Die Kommission tritt in Paris zusammen und bestimmt hier den endgültigen Sitz der Konferenz, der voraussichtlich Paris sein wird. Es soll ihr freigestellt bleiben, ihren Sitz vorübergehend nach Berlin zu verlegen." Jie Unterredung Stresemnnn-Vrinnd. Lugano, 12. Dezember. Die heutige Meile Besprechung zwischen Dr. Stresemann un- Briau- im Pakare-Hokel -auerte IP, Stunden. An ihr nahmen lediglich der Dolmetscher -er deut schen Abordnung, Dr. Schmidt und Professor Hesnord von der französischen Botschaft in Berlin teil. Anschließend an die Unter redung begab sich Briand zu Chamberlain, mit dem er nur eine kurze Unterredung von 11/, Stunden Dauer führte. Die ursprüng lich vorgesehene und auch vereinbarte Besprechung der drei Mi nister hat infolge Zeitmangels nicht stattgefunden, da die Bespre chung zwischen Stresemann un- Briand sich zu lange hinzog und Briand durch andere Verpflichtungen verhindert war, -re Be sprechung noch weiter auszu-ehnen. üebcr den Verlauf der Unterredung werden naturgemäß kei ne Mitteilungen gemacht. Es wurde nur erklärt, dchi die Bespre chungen fortgesetzt würden. Die Unterredung hat ausschließlich den gegenwärtigen deutsch-französischen Beziehungen und -er Fort führung der Locarnopolink gegolten. Die Abrustungsfrage, sowie das englisch-französische Flottenabkommen sind m der Unterred^ nicht berührt worden. Man nimmt daher an, daß im Mittelpunkt der Aussprache die Bildung des Sachverftändigenausschusses für die Regelung der Reparationsfrage und die Auslegung des Art. 431 des Versailler Vertrages gestanden hat, auf die sich der deut sche Räumungsanfpruch gründet. Abschließende Ergebnisse sind jedenfalls nicht erzielt worden. Eine Fünf-Mächte-Besprechung ist vorläufig nicht vorgesehen. Der allgemeine Eindruck, -er sich aus den zunächst nur außergewöhnlich zurückhaltenden Mitteilun gen ergibt, zeigt, daß jetzt tatsächlich fachliche Besprechungen in der Reparation-- und Räumrmgsfrage ausgenommen worden sind. Die Mitteilung, -atz in den Besprechungen ausschließlich die deutsch-französischen'Beziehungen und keine anderen Fragen be handelt worden sind, zeigt, daß man bestrebt ist, nach den ersten sehr allgemein gehaltenen und vagen Unterhaltungen letzt die wei teren Besprechungen aus die für das deutsche und französische Iu- Nr 2SV. — 87 Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wiisdrvff-DresdeN Postscheck Dresden 264e Donnerstag, den 13. Dezember 1828 Dunkle Mächte. Zu den Seltenheiten in der Geschichte der neueren Zeit gehören Revolutionen und Kriege in Mittel- und Südamerika gerade nicht und die übrige Welt pflegte sich mr allgemeinen nicht sehr darüber aufzuregen, wenn es dort drunten irgendwo brannte. Diese Aufregung ist auch beute, da sich der Konflikt zwischen Bolivien nnd dem kleinen Paraguay sehr scharf zugespitzt bat, die Gewehre schon losgegangen sein sollen, nicht gerade größer geworden, Liber — da betrachtet es der Völkerbund, ungern genug, als seine Pflicht, mit dem Feuereimer herbeizueilen, um zu löschen, denn beide ' Staaten, die sich einander kriegerisch gegenüberstehen, sind ja Mitglieder des Völkerbundes. Man macht's allerdings recht vorsichtig, „zweifelt nicht" daran, daß die beiden Staaten, die ja allen Schieds gerichtsbestimmungen des Völkerbundes zugestimE haben, nun auch demgemäß handeln und auf friedlichem Wege die Lösung der zwischen ihnen entstandenen Streit fragen versuchen werden usw. Hoffentlich tun dies die Streitenden, — aber eigentlich kennen sie die entsprechen acn Bestimmungen schon seit langem, sind trotzdem zuni Abbruch der gegenseitigen Beziehungen geschritten und rüsten eifrig zum Krieg. Was mau, altem guten «rauch gemäß, uatürlich uur als „unerläßliche Vorsichts maßregeln" bezeichnet. Und dies alles in einem Zeit punkt, da der künftige Präsident der Vereinigten Staaten ruf seiner füdamerikanischeu Reise auch Bolivien be sucht hat. Da sich neben dem Völkerbund auch noch einige andere Staaten eifrigst um eine Vermittlung bemühen, dürfte der Krieg wohl als — unvermeidlich zu betrachten sein, da er fahrungsgemäß gerade iu solchen Dingen allzuviel Köche ven Brei zu verderben pflegen. Als letzte Hoffnung bleibt nur noch das Bemühen übrig, den Kriegsbrand zn lokalisieren. Theoretisch und praktisch kompliziert sich für den Völkerbund die ganze Sache yoch dadurch, daß an irgendein Eingreifen außenamerikanischer Mächte zwecks Exekution eines etwaigen Völkerbundspruches gar nicht zn denken ist — wegen der Monroedoktrin nämlich, deren Vater und aufmerksam-eifersüchtiger Behüter gerade die Vereinigten Staaten sind. Und die wieder sind nicht Mit glied des Völkerbundes! Die Genfer Versammlung oder» wie jetzt, der Völkerbundrat in Lugano, hat ihnen gar nichts zu sagen, vielmehr dürfte jedes Eingreifen des Völkerbundes in diesen Streit der beiden südamerika nischen Staaten — auch wenn es bei jenem Mahnungs telegramm bleibt — in Washington eine recht erheblich« Verstimmung hervorrnfen. Das weiß man in Lugano. Nicht aber weiß mau, wie weit bei diesem ganzen Streit um das Gran-Chaco-Gebiet gewisse dunklc Mächte im Spiel sind, die schon manches Feuer in Mittel- und Südamerika angezündet haben. Angeblia sollen dort nämlich sehr erhebliche Petroleumvorkommc« sestgestellt sein oder zum mindesten vermutet werden nist das wäre für die amerikanischen Petrolenmkönige Grünt genug, entsprechende Züge zn tun, auch wenn es darot zum Kriege kommt. Mit Riesenschritten dringt ja das nordamerikanische Trnstkapital auf dem südlichen Teil des Kontinents vor und gerade das Petroleum spielt hierbc die Hauptrolle. Außerdem drängt Bolivien, das ringsum von nicht gerade befreundeten Staaten umschlossen ist energisch zum Meer. Nach Westen ist ihm der Zugang durch Chile und Peru anscheinend endgültig versperrt, aber im Osten gibt es in dem kleinen Paraguay einen Punkt geringeren Widerstandes. Erwähnt mag übrigens noch sein, daß das bolivianische Heer schon vor dem Kriege, aber auch hernach durch deutsche Instruk - tionsoffiziere ausgebildet wurde und daß bis vor einigen Jahren bolivianischer Kriegsminister niemand anders war als -er — letzte Kommandeur des preußischer« Kaiser-Alexander-Gardegrenadierregiments. s Kriegsgefahr un- Verschwimmgs- gerüchis. Hoovers Zug bedroht. bewaffneten Konflikt zwischen den lÜdamertkanlschen Bolivien nnd Paraguar ist em neues Mv der Beunruhigung getreten. Ans der argenttnlschen Hauptstadt Buenos Aires wird ge meldet, dw argenttmsche Polizei habe ein weitverzweigtes Komplott gegen Hoover, der weben von Chile nach Buenos Arres abgererst rst, aufgedeckt. Im Zusammen Hang mit den zu ergrerfenden Gegenmaßnahmen hat sich der Chef der argentlulfchen Pottzei, Graneros, mit de, argentinischen Regierung m Verbindung gesetzt. Um un nötige Aufregungen zu vermeide», hat man bislang davor Abstand genommen, Einzelheiten über das beabsichtigt« Komplott zu veröffentlichen. Zahlreiche Verdächtig« wurden verhaftet. Die Regierung m Washington wurd« verständigt. 1500 Mann der Garde m Buenos Aires sint abkommandiert, um einen besonderen Dienst zur Sichcrheii Hoovers auszuüben. Der argentinische Präsident Irigoyen veröffentlichst -me Erklärung, in der es heißt, geheime Nachforschungen ver Polizei hätten in einem Haufe in der Estombastraß« zur Auffindung von vier .Handgranaten, zwei zylindrischer