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Mer Tageblatt ««- für Hus»arttg, -le Postanstalt,, «n«,,,,n. — «rfch.Int »,,kt«,llch. »«rnspr.ch-finschlug Nr. -r. Anzeiger Dr -as Erzgebirge IWWZ '7'7°-'-- ir, „Sonnabenä, ven 5. März IS27 22. l-ihraana t 7/A?n7r7Lw°S ! m 5 -°°L.'-7UL'nr7°^7M: ge- der daß dtplo- Sym- das er- sich Interesse, die Beziehungen aufrechtzuerhalten. Das selbe liege auch im britischen Interesse. Ter Konservative Locker-Lampson gab seiner Ant- täuschung darüber Ausdruck, daß, die Note nicht zu einem Bruch mit den Bolschewisten geführt habe. Er fragte, ob man einen Frieden wolle, der das britische Reich zu einem Fußball mache. Der Arbeiterführer Snowden erklärte, die Lage könne nicht so bleiben wie sie gegenwärtig sei, da sie bereits auf einen Abbruch der Beziehungen hinaus- lause. Er appellierte an Chamberlain, den englisch. russischen Beziehungen neue Wege zu weisen, beide No« ten auszulöschen und die Russen etnzuladen, von neuem die offenstehcnden Fragen zu erörtern. Ein Mißtrauensantrag Ser Liberalen abgelehnt. Am Schluß der Unterhaussttzung wurde ein libe raler Abänderungsantrag, das Gehalt Chamberlain» zum Ausdruck des Mißtrauens um 100 Pfund zu kürzen, mit 271 gegen 146 Stimmen abgelehn.. Vie vebatte im Oberhaus. London, 8. März. Auch im Oberhaus fand heute eine Debatte über Rußland statt, die von dem Konser vativen Lord Newton etngelettet wurde, der di« Feindseligkeit der Sowjetregterung gegenüber Großbri tannien betonte. Der Liberale Lord Reading sagte, die Regierung habe alle» getan, was man von ihr ver langen könne. Lord Salisbury, der für die Re gierung antwortete, sagte, die Regierung sei zweifellos berechtigt, eine energische Aktion zu ergreifen. Seine Ausführungen bewegten sich in derselben Richtung wie die Chamberlains. Die Sowjetregterung könne der bri tischen Regierung fluchen und britische Staatsmänner lächerlich machen, wa» tue die» zur Sache? Worauf e» jedoch ankomme, sei, daß sie nicht die britischen Inter essen und die britische Autorität in allen Teilen der Welt schädige. Was die Frage betreffe, ob irgendwelche weiteren Schritte die Gestalt einer Annullierung de» Handelsabkommens oder eine andere Gestalt annehmen sollten so sei dies eine Angelegenheit, die erwogen werden müsse, wenn die Zett dafür gekommen sei. Lord Parmour (Arbeiterpartei) erklärte, Rußland habe ebensoviel Recht auf seine innere Unabhängigkeit und darauf, über seine Regierungsmethoden zu entschei den wie England. Er trete für Geduld und Versöh nung ein. Lord Grey (liberal) erklärte, er sei der Ansicht, daß dem britischen Prestige und dem britischen Ruf besser gedient wäre, wenn man, da man doch nicht bereit sei, etwas zu tun, nichts gesagt hätte, anstatt eine Note zu senden und im Anschluß daran nicht zu han deln. Wenn man im gegenwärtigen Zeitpunkt die di plomatischen Beziehungen mit Rußland lösen würde, so würde dies eine beruhigende Wirkung, insbesondere in Zentraleuropa, haben. Deutschland oder irgendeine der Parteien, die den Londoner Vertrag unterzeichnet haben, würden wahrscheinlich der Ansicht sein, England vollkommen berechtigt ist, wenn e» die matischen Beziehungen zu Moskau abbrtcht, ihre pathie könne mit England sein. Stalin zum englisch-russischen konsiikt. Moskau, 2. März. In einer Etsenbahnarbetter- versammlung zur Besprechung der Wahlen -um Mos kauer Sowjet erklärte Stalin in Beantwortung von Anfragen, obwohl im allgemeinen eine Kriegsgefahr bestehe, werde es in diesem Jahre keinen Krieg geben, weil die Feinde der Sowjetunion nicht darauf vorbe reitet seien und die Ergebnisse eines Kriege» fürchteten, ferner weil die Arbeiter Westeuropa» nicht mit der Sowjetunion Krieg führen wollten und weil die Sow jetregierung fest und unerschütterlich «ine Friedens politik verfolge. Ueber die engltsch-sow-etrusstschen B»> ztehungen führte Stalin au», er halte einen Abbruch der Beziehungen feiten» England» nicht für au»geschlos- sen. Dieser sei jedoch von geringerer Wahrscheinlichkeit, weil sich daraus nur Nachteile ergeben könnten. fiirch -le Nor-ossensive -er /Inknotschou erfolglos. L 0 nd 0 n, 8. März. Reuter meldet aus Schanghai: Die letzten Nachrichten aus dem Norden besagen, daß die Stellung der Kantontruppen bei Hankau nicht ernstlich bedroht ist. Fn Hunan sind die mandschurischen Streitkräfte nicht über N ab fang hinaus vorgerückt. Tschengtschau wird noch immer durch mehrere Divisionen Wupeifu» gehalten. Peking, 3. März. Der chinesische Marinemtnister ist zurückgetreten mit der Begründung, daß er al» Marinem intster für die kürzliche Beschießung von Schanghat durch die chinesi schen Kanonenboote verantwortlich sei. Dieser Rücktritt wird als ein« Art amtliche Entschuldigung für den Zwisch«nsall angesehen. . g März. Meldungen au» China zufolge sind bi« belgischen Missionen in China in einer sehr bedrängten > Lage. Die englisch-russische Spannung Debatte im Unter- und Oberhaus. _ London, 3. März. ^ssen Sitzung der deutsche Bot- l?itet beiwohnte, wurde die Debatte einge ¬ leitet durch eine Anfrage KennworthhS über die Be- Rußland wonach Lord Birkenhead in seiner Rede am Sonnabend die russische Regierung ein« „Verbindung aufgeschwollener Frösche" genannt habe. Von beiden Seiten des Hauses erfola- Zwischenrufe. Premierminister Baldwin der Angelegenheit nichts zu wissen. Die Politik der Regierung in einer bestimmten Frage könne allgemein aus den Reden von Ministern entnommen werden. Es sei jedoch nicht üblich und auch nicht mög lich, daß einzelne Minister das Kabinett über den Wort- laut besonderer Reden zu Nate ziehen. Die Politik und die Ansichten der Negierung in der russischen Frage seien in der Chamberlain-Note an die.Sowjetregierung eingehend dargelegt worden. KennwortW fragte hier auf, ob Birkenhead in seiner Rede nicht dieselben Ver stöße begangen habe, wie sie England der Sowjetregie rung vorwerfe. Hier griff der Sprecher ein, indem er erklärte, dies könne jetzt nicht erörtert werden. Die Debatte über die Beziehungen zu Rußland wurde von dem Liberalen Sinclair etngelettet. Er erklärte, die britischen Interessen in Rußland wie in China seien Frieden und Handel. In den letzten zwei Jahren sei der britische Gesamthandel mit ytußland größer gewesen als mit China. Tie bolschewistische Re- gterung werde niemals die Propaganda für die Welt revolution etnstellen. Aber als England das Handels abkommen mit ihr abschloß, habe es dies für die Wie derherstellung des britischen Handels getan. In Ruß land seien gemäßigte Einflüsse augenblicklich im Wachsen begriffen; und gerade in diesem Augenblick wollten einige konservative Mitglieder, wie Horne, daß Groß- britannien das Handelsabkommen kündige und als ein zige unter den Nationen Europas die Beziehungen zu Rußland löse. Dies würde England nur noch inehr russischer Propaganda aussetzen. Alle stimmten darin überein, daß die Angelegenheit nicht da ruhen könne, wo sie nach der britischen Note gelassen wurde. Sin clair lenkte die besondere Aufmerksamkeit aus die Schlußsätze der Sowjetnote, die, wie er sagte, sehr be merkenswert seien, da sie in Erwiderung auf eine Note kamen, die, obgleich sie nicht ein bißchen zu scharf war, der Sowjetregierung beleidigend erscheinen mußte. Sei ner Ansicht nach könnten Chamberlain diese letzten Worte der Sowjetnote mit Bezug auf bessere Beziehun gen eine Gelegenheit geben, um die englisch-russischen Beziehungen zu bessern und die Grundlagen des Welt friedens zu legen, indem der britische Handel vermehrt wird, die Elemente des Wiederaufbaues in Rußland stärkt werden und den Elementen des Hasses und Zerstörung Einhalt geboten wird. Nach Sinclair ergriff Sir Robert Horne Wort. Bezugnehmend auf das Handelsabkommen klärte er, vieles, was er davon erhofft habe, habe nicht verwirklicht, aber, obgleich seine Bemühungen fehl- geschlagen seien, bedauere er nicht, daß er sie unternom men habe. Ter Handel, den England erhofft habe, sei nicht gekommen. Während Amerika Rußland als einen Paria behandele, unternehme es doch mehr Handel mit Rußland als England dies tue und erhalte weit mehr Konzessionen als England, das von der Sowjetregterung allein zu einem Angriff ausgewählt worden sei. Horne sagt bez r. lan e, bisher habe er sich dem Abbruch der Handels« ehungcn widersetzt, aber wtelange noch solle Eng land Geduld zeigen? Seiner Ansicht nach habe Eng- land die Grenze der Geduld im Zusammenhang mit der ruf tschen Agitation in China erreicht. Die von Rutz- land an China gelieferte Krtegsmunttton sei nicht für die Förderung eine» besseren China» bestimmt, sondern für die Zerstörung der dortigen Stellung Großbritan nien». Wenn England, da» Rußland besser behandel habe als irgendeine andere Nation, weiterhin mit solch unversöhnlichem Haß behände« werde,^ sei dann nicht ter, England werde durch irgendeinen Bruh^ntt Nuß,« land in seinem Handel gar nicht leiden. E» gäbe viel leicht Erwägungen, die bet Chamberlain ins Gewicht fallen könnten bezüglich der Wirkung eine» solchen Bru che» auf die europäische Politik. Aber da» Foretgn Office mühte die» alles erwogen haben, bevor e» die Note absandte. Jedermann wisse, daß Rußland sein Beste» getan habe, um Deutschland au» dem Völkerbund zu halten. England könne unmöglich von seiner Note ohne Presttgeverlust in der gesamten Welt abaehen. wa» würd» da» «rgedni» sein, wenn Rußland dabei be- harre, dieselben Dinge jetzt zu tun, die es vor der Note ' getan habe, und die britische Regierung nichts tue? Rußland würde sich vor China, Indien und Aegypten die Sowjetregterung mächtiger sei als Großbritannien und daß das Wort Englands nichts zähle. Horne führte die französischen Pressekommen- russischen Note an, die als „unverschämt" be zeichnet werde und sagte, er hoffe, die Regierung sei be reit, zu tun, was ihr obliege. ihm ergriff Chamberlain das Wort und führte u. a. folgendes aus: Wie lange werden wir di plomatische Beziehungen mit einem Lande unterhalten, das sie mißbraucht? Dies sei die einzige Frage, die er zu beantworten habe. Die Politik der britischen Ne gierung sei etngcgeben von dem Wunsche, den Frieden der Welt zu sichern. Wenn er nur die innere englische Lage und den Wert des Handelsabkommens oder der artiger diplomatischer Beziehungen mit der Sowjet« regierung zu erwägen gehabt hätte, würde er nicht so lange gewartet haben, um die Aktion vorzuschlagen, die unternommen worden sei. Die britische Regierung sei der Ansicht gewesen, daß ein Bruch mit Sowjetrußland seine Reaktion auf andere Länder haben müsse. Die Verantwortlichkeit würde auf den Schultern der Leute liegen „die den Haupttetl ihrer Anstrengungen darauf richteten, Revolution in anderen Ländern anzusttsten und di^e Einrichtungen anderer Länder anzugretfen. Wenn man handeln würde, bevor man dem Beweis material .Zeit gegeben habe, sich zu klären, so würde dies eine sehr störende Wirkung aus die europäische Lage haben und würde die Schwierigkeiten und Gefahren per Welt vergrößern. Chamberlain erklärte, es sei auch nicht der Schatten einer Begründung für den Argwohn der Sowjetregterung vorhanden, daß England die Randstaaten und die großen Nationen in ein gegen Rußland gerichtetes Kom plott zusammenfassen wolle. Dieser Argwohn aber habe seine Rückwirkung aus die Beziehungen der Sowjetregterung zu den Randstaaten und zu anderen Staaten „weiter von Rußland entfernt". Er habe vor einigen Tagen ein deutsches Blatt gesehen mit dem Artikel eines Berichterstatters, worin es ge heißen habe, daß es klar sei, daß Besprechungen zwischen Warschau und London stattgefunden hätten, und daß die polnische Negierung Verpflichtungen nicht nur politischen, sondern auch militärischen Charak ters gegenüber Großbritannien übernommen habe. Es bestehe nicht die geringste Grundlage dafür, ebenso wie nicht die geringste Grundlage für die Gerüchte, auf die er angespielt habe, bestanden habe, aber diese Gerüchte seien gefährlich. Sowjetrußland habe sein Bestes getan, um zu verhindern, daß der Vertrag von Locarno unter zeichnet wurde, und die Deutschen zu überreden, nicht dem Völkerbunde bctzutreten. Man könne nicht einen plötzlichen Bruch zwischen England und Rußland zu lassen, ohne daß er seine Rückwirkungen auf die ge samte europäische Lage habe. Aber, wenn er auch im mer Geduld und Nachsicht anempfohlen habe, so habe er stets empfunden und stets gewußt, daß cs Grenzen gibt, über die hinaus diese Geduld nicht ertragen wer- den könne. Was England verlange, sei nicht, daß die Sowjetregierung ihre inneren Einrichtungen ändere, sondern daß sie in Zukunft von der Bemühung absehe, Weltrevolution zu fördern, sowie von jeder Einmischung in die inneren Angelegenheiten Englands. Chamber lain schloß, England müsse in Zukunft auf die Hand lungen blicken, um zu sehen, ob irgendeine Abhilfe für diese lange Reihe von Verbrechen besteht. Die britt- sche Regierung behält sich das Rocht vor, sowohl die Zweckmäßigkeit irgendeine» Schrittes, der beabsichtigt werden könnte, zu beurteilen, al» auch wann er getan werdeNlsoll^ ^^^rge, der nach Chamberlain das Wort ergriff, sagte, er billige vollauf die allgemeinen Li nien, die Chamberlain in den Schlußsätzen seiner Rede angegeben habe. Lloyd George nahm hierauf aufdie ! misten Bezug und' sagte, es handle sich'dabei nicht um die Frage, ob die Tatsachen zutressen, sondern darum, ob man die Bolschewisten, wenn man diplomatische Be ziehungen mit ihnen habe, in dieser Weise angretsen dürfe. Lloyd George fragte, ob von Frankreich, Deutsch- land Italien oder irgendeiner anderen Großmacht auch nur ein einziger Satz au» den Reden ihrer Minister an geführt werden könne, der die Sowietregterung angreife. Auf di« russische Antwortnote Bezug nehmend, erklärte Lloyd George, «» sei vollkommen klar, daß die Bolsche wisten den Bruch nicht wünschten. E» liege in ihrem