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WLßsLUWßWOU MMM^W/ZK ^/«VvtuII^U ^MM»T,VMLr Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ^-.E' 'ÄM°^.°u?n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend W°u«Ln^ nr°eiundLttckLsi-st»llcn —777 7- nehmen zu jeder yeit Dr- »ellnnaeii enlaeaen. Im Halle höherer G-waN, Krieg oder jonstiger D-iried-ftSrungen destchl kein Anspruch aus Li-scrung der Zeilung oder Kürzung de» Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Lchristsiücke ersolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: diebgespalteneRaumzeileLOGoidpfenuig, die 4gespalteneZeile der amtlicheuVehanntmachungcn 4VGold- p,enn>g, die S gespaltene Redlamezeile im textlichen Teil« 100 Goldpfcnnig. Rcchweisungsgebühr 20 tSoldpsennig. Vor» geschriebene Ersch-inungs- , 'age und Platzoorschristen werden nach Mügltchdeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. annahmeb,svorm.10 Uhr — — - — > Für die Dichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder NabaHan,pruch »rl^cht, wenn der Betrog durch Klage eingezogen werd en mutz oderder Auftraggeberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Weihen, des Amtsgerichts u»d Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Rr. 16 — 86. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Donnerstag den 20 Januar 1927 Kemaleddin Pascha über Deutschland Unterhaltung mit dem türkischen Botschafter in Berlin. Vor einigen T^agen ist in Angora der Ende Oktober des vorigen wahres paraphierte deutsch-türkische Handels- und Niederlassungsvertrax unterzeichnet worden. Während der Handelsvertrag aus dem Grundsatz der Meistbegünstigung und der Gleich berechtigung mit den eigenen Staatsangehörigen aufge baut ist, geht der Niederlassungsvertrag von dem Grund- satz der Gegenseitigkeit aus und behandelt im üblichen Nahmen die Niederlassung, die Berufsausübung, den Erwerb von beweglichem und unbeweglichem Eigentum, die Anerkennung und die Zulassung von Gesellschaften. Außerdem enthält er besondere Bestimmungen über die Besteuerung und den freien Zutritt zu den Gerichten. Die Vertragsdauer ist auf' zwei bzw. drei Jahre bemessen. Nach Ablauf dieser Fristen gelten die Verträge, falls keine Abänderung beschlossen wird, für eine unbestimmte Zeit weiter. Die Kündigungsfrist ist eine halbjährliche. Schon seit der Eroberung von Konstantinopel und seit der Besitzergreifung in Europa, d. h. seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, stand die Türkei in mannigfachen Beziehungen zu den Nationen des Westens. Nur mit Deutschland sind die Beziehungen und Anknüpfungen, besonders auf wirtschaftlichem Gebiet, erst jüngeren Datums. Das liegt daran, daß die einzelnen deutschen Territorialwirtschaften erst nach der Zollunion und nach der Reichsgründung, also nach dem 18. Januar 1871, den Zusammenschluß zur einheitlichen deutschen Volkswirt schaft fanden. Der hiermit Hand in Hand gehende be schleunigte Prozeß der Industrialisierung gab Deutschland nicht nur die Möglichkeit, sondern zwang es geradezu zur weltwirtschaftlichen Betätigung. Das Auge des deutschen Einkäufers und Exporteurs richtete sich sehr bald auf Kleinasien und das an Rohstoffen reiche, für den deutschen Absatz außerordentlich günstige Türkische Reich. Das freundschaftliche Verhältnis zwischen dem deutschen und dem türkischen Volke wurde durch die ge meinsame Stellung im Weltkriege und die schicksalsschwere Nachkriegsepoche noch vertieft. Darum können wir den mit Beginn dieses Jahres zustande gekommenen Freund schaftsvertrag, um den sich die Regierungen beider Länder über zwei Jahre hindurch bemüht haben, mit Freude be grüßen. Der türkische Botschafter in Berlin, Exzellenz Kemal- eddin Sami Pascha, empfing unseren Berliner Mitarbeiter mit aufrichtiger Genugtuung über das Zustandekommen der paraphierten Vereinbarungen und sagte dabei ungefähr folgendes: „Der deutsch-türkische Handelsvertrag ist nach der natio nalen Befreiung der Türkei das erste Abkommen, welches die Türkische Republik mit einer Großmacht aus der Grund lage völliger Gleichberechtigung und Gegenseitigkeit abge schlossen hat. Sie wissen, mit welchen herzlichen Gefühlen der Freundschaft das türkische dem deutschen Volke gegen- übersteht. Beide Nationen haben heroisch für ihre nationale Freiheit gekämpft. Sie sind schließlich nach mehrjährigem heißen Ringen einer allzu großen feindlichen Übermacht unterlegen. Durch die Friedensverträge sind schließlich beide Völker ungerecht behandelt und durch ungeheure Lasten be drückt. Was für eine schöne Genugtuung können wir gerade darum bei dem Zustandekommen desdeu 1 s ch-t ürklschen Gegenseitigkeitsvertrages empfinden. Er ge währt Deutschland sämtliche Vorteile, die teils aus eigenem Recht, teils aus Grund der Meistbegünstigung anderer Nationen gewährt werden. Auf Grund des Artikels 10 des Internationalen Abkommens zur Vereinfachung von Zoll- darüber hinaus dem Deutschen Reiche von träumt Wiederausfuhr von Mustern ein- Auf die Frage, welche Weiterungen der türkische Bot schafter über die Regelung der deutsch-türkischen Wirt schaftsbeziehungen hinaus durch den Vertrag in der Folge der künftigen Beziehungen sieht, gibt Kemaleddin Sami Pascha der Hoffnung Ausdruck, daß nun auch die Kavital beteiligung deutscher Firmen in der Türkei gefördert wird. Die aufstrebende türkische Volkswirtschaft brauche für vollkommenen Ausnutzung der ihr zugrunde liegenden Landesschütze Kapital. England, Amerika oder Frankreich geben dasselbe nur gegen politische Konzessionen. Die Aufrechterhaltung und Sicherung der erkämpften natio nalen Freiheit ist aber das größte und höchste Ziel der Türkischen Republik. Dieses Ziel werde die Türkei nie mals aufgeben. Der Botschafter fuhr fort: „Der Grund dafür, daß wir mit dem Deutschen Reiche als erster Großmachi nach Wiedererlangung unserer Sou veränität zum Abschluß eines Gegenseitigkeitsvertrages kamen, ist nicht zuletzt darin zu suchen, daß Deutschland nur reiu wirtschaftlich an der Türkei interessiert ist und für seine Kapitalinvestitionen keine politischen Pfänder fordert. Außer der Geltendmachung ihres hervorragenden Orgam- sationstalentes und ihrer kaufmännischen Begabung haben es die Deutschen verstanden, das Land in friedlicher Arbeit mit dem Vertrauen aus ihre ehrlichen Absichten zu durch dringen." Der internationale Handel der Türkei liegt zurzeit "och in sehr hohem Maße in den Händen fremdländischer Aufkäufer und die türkischen Erzeugnisse finden ihren Weg «ach Deutschland darum erst über den fremden Zwischen- Gerwe Wer eine WWM MiMsmMW Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 19. Januar. Die Gerüchte von Unstimmigkeiten innerhalb des Kabinetts erhalten neue Nahrung durch die von dem. Pensionsminister Marin nach dem gestrigen M misterrat ge machte Feststellung, daß er an der Aussprache über die auswärtige Polstik nicht teilgenommen habe. Marin wollte offenbar mit dieser Erklärung betonen, daß er mit Briands Außenpolitik und den Beschlüssen des Ministerrates hinsichtlich der parlamenta rischen Behandlung der außenpolitischen Fragen nicht einver- standen sei. In parlamentarischen Kreisen, besonders bei den linksstehsichen Abgeordneten, ruft diese Haltung Marins starkes Befremden hervor. Mehrere Abgeordnete haben ihre Absicht mit geteilt, bei der ersten besten Gelegenheit eine Aussprache über die widerspruchsvolle Haltung des Pensivnsministers Marin herbei- zusühren. Ein Mitglied der Gruppe Marin des Republikanischen Verbandes hat sogar erklärt, daß es bei erster sich bietender Ge legenheit mit seinen Freunden sich von Marin lossagen würde. Das Bestreben dieser Abgeordneten geht dahin, eine Debatte in der Kammer hervorzurufen, bevor dieAussprache imSenat erfolgt. Nach den Angaben der Pariser Blätter wird die Senatsdebatte nicht vor dein- 27. Januar vor sich gehen, da die Kommission noch nmgcdildct werden soll. — Der „Figaro" verzeichnet Gerüchte, ! wonach gewisse Persönlichkeiten die Bildung eines Kabinetts i Briand erwägen, das unter Ausschluß Marins zustande kommen ! soll. Princare würde den Posten als Finanzminister behalten. Diese Gerüchte finden jedoch keinen Glauben. Das Blatt ist der ' Ansicht, daß bei der gesamten Lage die Fortdauer des „Kabinetts der nationalen Einigung" noch die beste Lösung darstelle. Sr. Marx beim Reichspräsidenten. Vor der Entscheidung. Reichspräsident von Hindenburg hat am Mittwoch den geschäftsführenden Reichskanzler Dr.Marx empfangen, der ihm einen überblick über den jetzigen Stand der von ihm geführten Verhandlungen zur Bildung einer neuen Reichsregierung gab. Vor Beginn der Reichstagssitzung sind fast sämtliche Fraktionen des Reichstages zusammengetreten, um zur Lage Stellung zu nehmen. In den Fraktionssitzungen der Sozialdemokraten und der Deutschen Volkspartei er statteten die Vorsitzenden, die Abgeordneten Müller- Franken von den Sozialdemokraten und Dr. Scholz von der Deutschen Volkspariei, ausführlich Bericht. Die sozial demokratische Reichstagsfraktion faßte nach längerer Be ratung folgenden Beschluß: Die sozialdemokratische Neichstagsfraktion hat keine grundsätzlichen Bedenken, eine Negierung der Mitte zu unterstützen. Die endgültige Entscheidung der Fraktion kann aber erst erfolgen, wenn das Programm und die Zusammensetzung der Negierung bekannt sein werden. In der Sitzung der Zentrumssraktion wurden Be schlüsse nicht gefaßt. Dagegen hat der Vorstand der Zentrumspartei eine Mitteilung veröffentlichen lassen, die besagt, daß das Zentrum mit besonderem Nachdruck die bisherigen Bemühungen um das Zustandekommen einer Regierung der Mitte fortsetzt. Alle gegenteiligen Aus streuungen seien durchsichtige Tendenzmeldungcn. ! l Händler. Die türkische Regierung weiß, daß eine große j Erleichterung und Belebung des Handels durch Beseiti gung des Zwischenhandels herbeigeführt würde, die die dem türkischen Volke unliebsamen Elemente vom Güter austausch mit dem Auslände ausschließt. Darum haben es sich die führenden Männer der Türkischen Republik zum vornehmsten Ziel der nationalen Wirtschaftspolitik gemacht, den Hande! rein türkischen Händen zu über tragen. Der Erreichung dieses Zieles diente u. a. auch die im Sommer vorigen Jahres alle bedeutenden euro päischen Häfen besuchende „Schwimmende Messe". Es ist zu erwarten, daß der deutsch-türkische Handelsvertrag an seinem Teil ebenfalls zur Verwirklichung dieses Zieles beiträgt; denn die deutsche Volkswirtschaft kann natürlich kein Interesse daran haben, mit dem zu erwartenden er höhten wirtschaftlichen Austausch von Rohprodukten und Jndustrieerzeugnissen fremde Zwischenhändler zu be reichern. Der deutsch-türkische Gegenseitigkeitsvertrag bedarf noch der Zustimmung der gesetzgebenden Körperschaften und tritt einen Monat nach Austausch der Ratifikations urkunden, der in Berlin stattfinden wird, in Kraft. S. N. Fr. Deutscher Reichstag. (254. Sitzung.) 68. Berlin, 19. Januar. Präsident Löbe gedachte zu Beginn der ersten Sitzung nach den Ferien des Ablebens des Abg. Znbeil (Soz.), der dem Reichstage 33 Jahre angehörte. Sein Nachfolger ist der Abg. Heinig (Soz.) Vor Eintritt in die Tagesordnung erhob Abg. Stöcker (Komm.) Einspruch gegen die Verschleppung der Regie rungskrise. Man solle dem Spiel ein Ende machen und diesen Reichstag auslösen. Der Redner legte einen Antrag vor, wo nach der Reichstag keine Auflösung verlangt. Ob die Negierung der Mitte zustande kommen wird, wird also nunmehr von den Beschlüssen der Deutschen Volkspartei abhängen. Wie es heißt, hat Dr. Scholz für feine Person dem Reichskanzler gegenüber nochmals seine Bedenken wiederholt, die er gegen die Bildung einer Regierung der Mitte bereits srüher geäußert hat. In parlamentarischen Kreisen wird davon gesprochen, daß, falls Dr. Marx die Bildung einer Negierung der Mitte nicht gelingen sollte, ein Kabinett der Per- sönlichkeiten oder der Fach Minister gebildet werden soll. Desgleichen wird lebhaft über eine Auf lösung des Reichstages debattiert. Reichswehrminister Dr. Geßlersoll aus den Reihen der Demokratischen Partei und des Zentrums zahl reiche Zuschriften erhalten haben, die ihn dazu be wegen möchten, auf eine nochmalige Kandidatur als Neichswehrminister zu verzichten. Man will damit dem Kabinett der Mitte die Unterstützung der Sozialdemokraten sichern, die auf keinen Fall Dr. Geßler länger an der Spitze des Reichswehrministeriums sehen wollen. Welche Siellung Dr. Geßler zu diesen Vorschlägen einnimmt, ist bisher unbekannt. Polnische EimMiM io die Wiser BerhaodloWN. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 19. Januar. Der polnische Botschafter in Paris Chlakowski hat der Botschafterkonferenz ein Memorandum seiner Regierung zu der Frage der Befestigungsanlagen an der ost preußischen Grenze überreicht. Das Kommunique über die Sitzung der Reichstagsfraktwn der Deutsche» Dolks- partei Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 19. Januar. Ueder die Sitzung der Reichstags fraktion der Deutschen Volkspartei wird folgendes Kommunique ausgegeben: „Die Reichstagsfraktion der Deutschen Bolkspartei nahm in ihrer heutigen Sitzung die Berichte ihrer Abgeordneten Scholz und Dr. Curtius über den bisherigen Gang der Regie rungsbildung entgegen. Die Fraktion sprach dem Abgeordneten Dr. Curtius den Dank für seine Führung der Verhandlungen aus und erklärte sich einmütig mit der Art dieser aussichtsreich geführten Verhandlungen einverstanden. Die Fraktion stellte fest, -aß in folge des Abbruches dieser Verhandlungen durch- die Zentrums- srakticn die Frage nicht endgültig gestört ist, ob die sachlichen Vor aussetzungen für ein Zusammenwirken mit der deutschnationalen Fraktion auf innen- und außenpolitischem Gebiete gegeben sind. Die Fraktion betraut ihren Vorsitzenden mit der Weiterführung -er Verhandlungen und wir- diese auf der Grundlage ihrer bis herigen Beschlüsse führen. ASg. Leicht (Bayer. Vp.) widersprach der sofortigen Be handlung und damit war der Antrag für heute erledigt. Der Gesetzentwurf über die Regelung des Arbeitcrver- kehrs an der deutsch-saarländischen Grenze wurde ohne Aus sprache in allen drei Lesungen angenommen. Geaen die so fortige Behandlung der kommunistischen Amräge zur Erwcrbs- loscnfragc wurde vom Abg. Andre (Ztr.) Widerspruch erhoben. Es folgte dann die erste Beratung des Gesetzentwurfes über die Reichswohnungszählung im Jahre 1927 und die Feststellung der Zahl der Wohnungsuchenden. Die Wohnungszählung soll in allen Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern erfolgen. Die Landesbchörden können be stimmen, daß die Zählung auch auf kleinere Gemeinden er streckt Wird oder daß sie in Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern unterbleibt. Abg. Dr. Frick (Völk.) fordert eine Statistik über die ost jüdische Einwanderung seit 1914, die zur Wohnungsnot er heblich beigetragen habe. Auf Antrag des Abg. Dr. Steiniger (Dtn.) wurde die Vorlage dem Wohnungsausschuß überwiesen. Es folgte die erste Beratung des Gesetzentwurfs zur Ände rung der Gewerbeordnung über die Zulassung zum Heb amme n b crus. Danach können u a. die Länder insbeson dere die Niederlassungsfreiheit der Hebammen cinschränken. Abg. Frau Arcnofee lKomm.) befürchtete, daß darunter die ausreichende Acr^orgnug von Stadt und Land mit Hebammen gefährdet wird. Aus Antrag des Abg. Esser (Ztr.) wurde die Vorlage dem Sozialpolitschen Ausschuß ist-erw estn. Damit war die Tagesordnung erschöpft und der Reichs tag vertagte sich auf Donnerstag. Oie europäische Grippeepidemie. Bericht des Völkerbundes. Der Bericht des Völkerbundes über die Ausdehnung der Grippeepidemie umfaßt die Zeit von Ende Dezember bis zum 15. Januar. Von Deutschland licat eine