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Wilsdruffer Tageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tugrdiatt« «gchrint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— BW .-u «aus, dei Poswestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Apjg. Alle Postanstalten, Post- jSei^r Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend L"» Sewall, Krieg oder sonstiger De- rnedsitörungen besteht Lern An,pruct> aus Lieferung der Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: di« 8ge,palten« Siaumzeil.ro Bpsg., di« «geipvltrnk Z«Uc d-r °wllich«n Bekanntmachung^ pfrnnige, die 3g«ipaltene Steklamezeile im tepllichrn Teile 1 AMK. Siachwestungsgeduhr 20 ri«>ch»plennig«. S»»» Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 annahmedisuorm.lvUhr. 7 durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Radaiianipruü er Uschi, wenn der Betrag vurty Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Nr. 74 — 91. Jahrgang Telegr.-Abr.: .Amtsblatt" Wilsdruss-Dresden Postscheck: Dresden 8640 Mittwoch, den 3V. März 1932 Fangball hinter -en Kulissen. Eigentlich liegen die Dinge außerordentlich einfach: Die ganz unhaltbar gewordene Wirtschaftslage in den Staaten längs der Donau soll endlich praktisch, in der Hauptsache durch Handels- und zollpolitische Maßnahmen aus der Erstarrung und Vereisung aufgetaut werden, in der sie sich seit den drei, vier Jahren ausgesprochenster Agrarkrise befindet. Es kommt also daraus an, die Er zeugung und den Export dieser Länder wieder aufzulockern und letzterem einen wirtschaftlich vernünftigenAusweg nach Westen in die Länder des agrarischen Zuschußbeüarfs zu öffnen, und zwar in gemeinsamem Vorgehen. Damit wer den dann diese Donaustaaten endlich auch wieder auf nahmefähiger für den Export der westlichen Industrie staaten. Man kann sogar hoffen, daß die dortige Bevölke rung — zum mindesten die der ehemaligen „Balkan staaten" — aus ihrer bisherigen Bedürfnislosigkeit her- ausgesührt und dadurch dort unten auch eine relative Stärkung der industriellen Absatzmöglichkeiten erzielt wird. Denn man kann den Südosten Europas noch in großem Umfange als „industriellen Kolonialboden" bezeichnen. Darüber ist nun seit drei, vier Jahren auf den inter nationalsten Konferenzen hin und her geredet worden.Auch über die kreditpolitische Organisierung der wirtschaftlich notwendigen Auflockerungsmaßnahmen. Geschehen ist nichts. Oder vielmehr: Es geschah sehr viel. Alles näm lich, uni die zoll- und handelspolitischen Hemmnisse zwischen den Donaustaaten zu erhöhen und zu verbreitern. Die jetzt bis westlich Wien reichende „Balkanisie rung" Europas gewann wirtschaftlich ein immer tolleres Aussehen, — was zur natürlichen Folge hatte, daß die sich, erbittert Bekämpfenden nur noch lauter „röchelten", die Krise bergeshoch anstieg und damit auch die Absatzmöglichkeiten für die westliche — und natürlich auch die einheimische — Industrie zu einem Minimum ein schrumpfen ließ. Was von deren Erzeugnissen mit Heller Freude entgegengenommen wurde, waren nur — die deut schen Sachlicferungen. Die kosteten nichts. Und die fran zösischen Kredite. Die kosteten viel, aber es wurde auch viel daran verdient! Wenn also Macdonald als erster sich diesem Fragen knäuel an der Donau zuwandte, dann trieben ihn nur wirtschaftliche Gründe: Industrielle Absatzwünsche. Da aber hat sich auch noch von Paris aus die Politik hinein gemischt, und wenn erst die Diplomatie ihre Hände irgend wo hincinsteekt, dann wird selbst das Einfachste rasch über aus kompliziert. Ein paar Akte dieser politisch-diplo matischen Komödie, deren Regisseur Herr Tardieu war und ist, liegen schon hinter uns und „das Unbeschreibliche, hier ist's getan", — die Einfachheit des wirtschaftlichen Gedankens scheint sich doch durchzusetzen, das poli tische Spiel der französischen Diplomatie mit ihrer antideutschen Einstellung doch zu scheitern. Macdonald Hal unmittelbar vor Ostern zu einer Vicr- mächtekonferenz über die zu planenden Maßnahmen ein geladen. Nach London für Anfang April. Tardieu hatte bei den ersten Londoner Andeutungen von diesem Vorhaben Macdonalds schnell eine englisch-fran zösische Sonderbesprechung daraus machen und die Konfe renz der vier Mächte auf die Wiedereröffnung des Ab rüstungskongresses in Genf verschieben wollen. Daran hält er auch jetzt noch fest, will zwar selbst nach London gehen, aber die italienischen und deutschen Vertreter sollen zu Haus bleibe; mit ihnen will er sich dann erst am 11. in Genf treffen. Dieses Intrigenspiel Tardieus reiht sich würdig den früheren Akten an. Sein Plan ist gerade umgekehrt: Erst sollen die Donaustaaten unter französischer Patronanz sich verständigen und dann die drei anderen Mächte ihre Zustimmung zu dem im Donan becken Geplanten geben; am liebsten wäre Herrn Tardieu natürlich dabei die Beschränkung auf England und die Ausschaltung des als Nachbar viel unmittelbarer inter essierten Deutschlands. Und nun hatte man von Paris aus offen durchblicken lassen, daß nicht ein gleichzeitiger Abmarsch der vier Mächte erfolgen, sondern erst einmal eine Sonde rkonferenz des französischen Minister präsidenten nebst seinem Kollegen von der Finanz in London stattfinden würde. Dazwischen fuhr nun die Gesamteinladung durch Macdonald. Man hofft nun in Paris bloß, daß man die Engländer doch noch Herum kriegen oder daß Dr. Brüning und der italienische Außen minister irgendwie verhindert sind, zum nächsten Wochen ende nach London zu kommen. Daß der Deutsche Reichskanzler mit dem Wahlkampf ws zum 10. April eine eifrige Werbetätigkeit angekündigt bat und beabsichtigt, ist ja bekannt. Aber er wird jetzt nun lehr genau überlegen müssen — unter Berücksichtigung der allernächsten Entwicklung dieses diplomatischen Spiels —, vb nicht die persönliche Behandlung jener außenpolitischen Aufgabe dringlicher ist als die des innenpolitischen Wahl- lampfes. Er ist ja auch deutscher Außenminister. Aller- wngs ist das politische Gespinst um diesen ganzen Plan wirtschaftlichen und finanziellen Wiederherstellung der -onaustaaten so verwickelt und verworren, daß die von en Diplomaten „gelenkten" Völker einzelnes kaum noch kennen. Es bleibt ihnen allerdings unbenommen, mit Recht die Köpfe zu schütteln. Und ernsthaft zu die Politiker wieder einmal aus Wirt- - A" Nöten ein Fangballspiel hinter den "krsi en machen. MrMlhte-KonsMliz nWe WMe? Vier Mächte oder vier Augen? Deutschlands und Frankreichs Donau pläne. Die deutsche Regierung hat die englische Aufforde- rung, an einer Viermächtclonferenz zur Besprechung der Donaubundfrage teilzunchmcn, grundsätzlich angenom men. Nach der Einladung Macdonalds soll die Konferenz in der Zeit vom 4. bis 9 April stattfinden. Der Vorschlag der englischen Regierung anDeu 1 sch- land, Frankreich und Italien, zu einer Konfe renz über die Angelegenheit der D o n a u st a a t e n zu sammenzutreten, wird in Berliner politischen Kreisen warm begrüßt. Aufgabe und Sinn der Konferenz, so wird erklärt, werde sein, die Vorschläge der vier Mächte zu untersuchen und die Gegensätze zu beseitigen, um sest- zustellen, auf welchem Wege den Donaustaaten am besten wirtschaftlich zu helfen sei. * Die Einladung Englands bezweckt wohl vor allem, dem Donaubundplan Tardieus den politischen Stachel zu nehmen, den Frankreich diesem Projekt, das nur von rein wirtschaftlichem Standpunkt aus betrachtet und erledigt werden darf, gegeben hat. Diese Art der Behandlung ohne Deutschland wäre ein wirtschaftlicher Unsinn, aber Frankreich hat seine politischen Absichten so wenig zu verschleiern gewußt, daß es zunächst die Initiative Deutschlands zu einem Zusammengehen der mitteleuropäischen Länder in zollpolitischer Hinsicht mit dem Beginn einer deutsch-österreichischen Zollunion zerschlagen Hai, um sein politisches Projekt unter Ausschaltung Deutschlands an seine Stelle zu setzen. Die Einladung Englands zieht nun Deutschland sehr vernünftigerweise wieder in den Kreis der Be ratung, aber sehr gegen den Willen Frankreichs. Tardieu versucht anscheinend noch vor der Zusammenkunft der vier Mächte in einer Besprechung unter vier Augen Macdonald für seine Pläne gefügig zu machen. Aber solche politischen Besprechungen zu zweien haben noch nie glückliche Ergebnisse gezeitigt. Erinnert sich Herr Tardieu nicht an die Reisen seines Vorgängers im Amt Laval nach London, Washington und Berlin, bei deren „vertraulichen" Besprechungen und „persönlichen" Füh lungnahmen herzlich wenig herausgekommen ist? Was Tardieu Macdonald über seinen Donaubund zu sagen hat, kann er, wenn es nicht das Licht des Tages zu scheuen braucht, ihm auch in der großen Konferenz mit teilen. Solche Geheimniskrämereien vergiften nur von vornherein die Atmosphäre der Konferenz und säen Miß trauen, wo volles gegenseitiges Vertrauen nötig ist, soll überhaupt ein wirtschaftlich brauchbares Resultat zustande kommen. Also: Vier-Mächte-Konferenz ohne Vier-Augen-Get usch el! * Brermächiekonferenz gefährdet. London versucht Pariser Widerstand vorher.zu beseitigen. Die englische Regierung hat dem französischen Ministerpräsidenten Tardieu eine amtliche persönliche Einladung übersandt, zu einer Besprechung mit Mac donald und anderen englischen Ministern nach London zu kommen. In der Einladung wird als Zweck der Be sprechungen die Erörterung wirtschaftlicher Fragen der Donauländer angegeben. Englischerseits ist der kommende Montag als Tag der Zusammenkunft angeregt worden. Aus der Fassung der englischen Einladung geht her vor, daß Macdonald lediglich die Donaufrage auf das Programm gesetzt hat. Sollte Tardieu den Wunsch haben, auch andere, beide Länder interessierende Verhandlungs gegenstände zur Erörterung zu stellen, so soll ihm die Initiative hierzu überlassen bleiben. Die Zusammenkunft der Vertreter der vier an der Donaufrage interessierten Mächte scheint durch den Be such Tardieus eine Verschiebung zu erfahren. London legt Wert darauf, daß die Zusammenkunft baldmöglichst nach der Aussprache Tardieu — Macdonald in London stattfindet. Eine Zusammenkunft in Genf, wie sie von Paris gewünscht wird, wird in London nicht für wünschenswert gehalten, da dort die Gefahr bestehe, daß auf französische Initiative hin die Donaumächte vor zeitig zu den Verhandlungen hinzugezo gen werden könnten. Das sei nach englischer Auffassung untunlich. Es ist die Ansicht Englands, daß außer dem Tardieu-Plan auch andere Donaupläne erörtert werden müßten. Das Schicksal der Zusammen kunft der Vertreter der vier Großmächte wird wesentlich von dem Ergebnis der Ausspache zwischen Tardieu und Macdonald abhängen. In politischen Kreisen werden be reits Zweifel geäußert, ob es Macdonald gelingen werde, gegenüber dem Widerstand Tardieus die Viermächte- konfercnz zustande zu bringen. Die^Stellnng Deutschlands zur Londoner Einladung. Berlin, 29. März. Wie in politischen Kreisen Berlins Miautet, sind die Besprechungen über das Zustandekommen einer Piermächtskonferenz über die Donaufrage in London «och im Gange. Es hat jedoch den Anschein, daß diep Konferenz MMe nächster Woche zustande kommen wird. Reichskanzler Brüning war, wie vertäutet, bereit, unter Zurückstellung anderer dringender Ausgaben zum nächsten Wo chenende nach Lendo«: zu fahren, um durch seine persönliche An wesenheit dos große Interesse Deutschlands an der Losung die ser Frac«e zu bekunden. Es scheint jedoch, daß das Zustandekom men einer Vicrmächteko^serenz während des kommenden Wochen endes an der Unabkömmlichkeit des italienischen Außenministers Grandi gescheitert ist. Die aus London kommende Nachricht über eine nunmihr erfogte persönliche Einladung an den fran zösischen Ministerpräsidenten zu einer Wochenendhrsprechung mit MccDonald wäre somit genau das, was Tardieu zweifellos ur sprünglich beabsichtigt hatte, nämlich eine rein englisch-französische Fühlungnahme, wozMn bekanntlich MacDvnald ehte Vier- mächtekonMenz vorgeschlagen hatte. Unter diesen Umständen glaubt man, daß die Besprechung Tardieu-Mac Donald eher formal im Sinne eines Höflichkeitsaktes zu werten sei, zu mindestens aber nicht dir Bedeutung haben werde, die einer sich dann anschließenden Londoner Viermächtekonferenz in der Mitte der Woche zukäme. Wenn, wie zu »ermüden ist, der französische Ministerpräsident zusammen mit dem Finanzminister Flandin nach London fahren, und aus der Vdrrmächtekonserenz der Mi nister Flandin Frankreich allein vertreten würde, während Tar dieu wieder nach Paris zuriicktehren würde, so käme dann auch eine Vertretung Deuschlands in London durch den Reichskanz ler persönlich nicht mehr in Frage. Man nimmt für diesen Fall an, daß dann Staatssekretär von Bülow Deutschland in London vertreten wird. * Die bevorstehenden Verhandlungen des österreichischen Vizekanzlers in Berlin. Wien, 29. März. Vizekanzler Winkler reist am Mitt woch in Begleitung des Landbumdabgeordneten im Nationalrat Dewaty nach Berlin ab. Die Reise gilt der Teilnahme an eine» gemeinsamen Tagung des Reichslandbundes, des österreichischen Landbundes und her deutschen Agrarier in der Tschechoslowa kei. Wie es heißt, dürfte Vizekanzler Winkler auch Angelegen heiten der Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse, vor allem der Schnittholzausfuhr in Berlin besprechen. In diesem Zusam menhang ist nicht uninteressant, daß für die nächste Zeit die Un terzeichnung von Ergänzungen zum österreichsch - italienischen Handelsvertrag bevorstehen, die u. a. ein Kontingent von 12 000 Waggons Bau- und Schnittholz und 800 Waggons Blochholz zum Vorzugszoll von 70 Centesimi für 100 Kilo gramm vereinbaren und ein Schnitthvlzkonti«gent von 30 000 Waggons festsetzen. — Die Behauptung, daß Landwirtschafts minister Dr. Dollfuß miß dem Vizekanzler nach Berlin kommen wird, ist unrichtig. Gememdelarise sollen gesenkt werden. Eine Aufforderung des Prcislommissars. Nach eingehenden Verhandlungen mit dett kommu nalen Spitzenverbänden hat der R e i ch s k o m m i s s a r für Preisüberwachung die Gemeinden und Gemeindeverbände aufgefordert, die Möglichkeit einer Senkung der bisher erhobenen kommunalen Ge bühren, Beiträge und privatrechtlichen Leistungsentgelte zu prüfen. Die Nachprüfung wird sich im wesentlichen erstrecken aus die Gebühren für Müllbeseitigung, Kanalisation und S1 r a ß e n r e i n i g u n g, Markthallen, öffentliche Märkte, Vieh- und Schl acht Höfe sowie Fleischbeschau und Tri chinenschau, Friedhöfe und Krematorien, Badean stalten, Krankenhäuser, Heil- und Pflegeanstalten, Krüppel- und Siechenheime und sonstige Anstalten auf dem Gebiet des Gesundheitswesens, ferner auch auf das Gebiet der privairechtlichen Leistungsentgelte, insbesondere auf die Nachprüfung der Gebühren des Reklame- und Anschlagwesens sowie auf die Entgelte für Tankstellen. Zur Senkung der Entgelte sollen grundsätzlich alle Ersparnisse verwandt werden, die den Gemeinden und Gemeindeverbänden aus der Vierten Notverordnung vom 8. Dezember 1931 durch die Ver minderung der Selbstkosten, deren Berechnung durch die Grusidsätze im einzelnen genau geregelt ist, entstehen. Da es bei den ständig steigenden Wohlfahrtslasten und den rückgängigen Steuereingüngen vollkommen aus geschlossen erscheint, daß in einer Gemeinde sämtliche für eine Nachprüfung in Betracht kommenden Anstalten ihre Gebühren und sonstigen Entgelte senken können, lassen die Grundsätze es zu, die Ersparnisse innerhalb der Ver waltung zusammenzuziehen und zu besonders kräftiger Senkung an einzelnen Stellen, je