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MlsdmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Naumzcile 20 Goldpfennig, die -1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Nedlamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Ncchweisungsgeeühr 20 Goldpsennig. Dor- gcschriebeneTrscheinungs- k-i- taae und Platjvorschriften werden nach Möglicher Fernsprecher: Amt WNSdruA Nr. b cerücksichtigt. Anzeigen-- annahme bis vorm.10Uhr — - — Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Nabat ranspruch rrlischt, wenn der Betrag durch Klagecingezogenwerdenmub oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ »Wilsdruffer Tageblatt^ erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den gen» Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in drrGeschäftssteUe und den Ausgabestellen 2 Mb. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mk., bei Postbestellung 7^^' Abtrag- , gebühr. Einzelnummern IS Pfg. AllePostanstalten Wochenblatt sirr Wilsdruff Lt. Umgegend Postboten und unsere Aus- ^«ger und Geschäftsstellen - ! — - — nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung oer Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr 178 85 ZshrMNg Tekgr.-Sdr.: .Amtsblatt- WiLsdrUff-Drssde« Postscht-t: Drcsp-N 2640 MsnLsg den 2. August 1826 Das Russengeschäst. "" Viel ist bei den Vereinbarungen zwischen der deutschen und der russischen Regierung über den deutschen 300-Mil- lionen-Kredit an Rußland praktisch noch nicht herausge kommen; wie nämlich die Berliner russische Handelsver tretung soeben mitteccte, sind bis jetzt erst Abschlüsse in Höhe von rund 40 Millionen zustande gekommen. Die Russen klagen, ffe klagen sogar sehr heftig über die deutschen Firmen, die mit Rußland Geschäfte machen wollen. Dis deutschen Firmen stellen angeblich sür die selbe Ware die allerverschiedenstsn Preise, die Kalkula tionen der verschiedenen Firmen gehen ganz außerordent lich weit auseinander und die Russen glauben, daß hieran nur die Angst vor dem Risiko — weil ja das ganze Ge schäft aus einem teilweise überaus langfristigem Kredit basiert — schuld sei, trotzdem diese Firmen auf die rus sischen Vorstellungen hin sich denn doch auf sehr beträcht liche Preisnachlässe verstehen. Die Handelsvertretung glaubt auch, daß sich allerhand dunkle Elemente dazwischenschieben, die verdienen wollen; übrigens nicht ganz mit Unrecht, wie die Veröffentlichung über einen diesbezüglichen, beinahe geglückten Versuch Iwan Kutis- kers bewiesen hat. Die deutsche Industrie müßte sich aber doch auf den Standpunkt stellen, daß dies ganze Geschäft mit Rußland weniger Gelegenheit zum Verdienen eo xros ist als der Weg unsere Handelsbeziehungen zu Ruß - l a n'd zustärken. Sie sind nämlich nicht sehr rege, was ja vor allem an der ganzen russischen Wirtschaftsorganisa tion, der geringen, künstlich noch gedrosselten Aufnahme fähigkeit des unter staatlicher Kontrolle stehenden russischen Marktes liegt, sondern auch deshalb noch längst, längst nicht die guten Verhältnisse der Vorkriegszeit, weil die englische und die nordamerikanische Konkurrenz uns im letzten Jahre sehr erheblich überflügelt hat. 1924 noch standen wir im Warenaustausch mit Rußland dort au erster Stelle; wir sind jetzt auf die dritte herabge sunken, außerdem ist die russische Warenausfuhr nach Deutschland weit größer geworden als unser Warenabsatz in Rußland. Das rasche Aufsteigen der englischen Wareneinfuhr nach Rußland erklärt die überaus große Nachsicht, mit der man allen russischen politischen Eingriffen in das innerpolitische Leben Englands be gegnet; man denkt — trotz großer Worte — dort gar nicht daran, über reine Wortgefechte und papierne Proteste hin auszugehen, etwa diplomatische Konsequen zen zu ziehen. Man verdient an Rußland viel zu viel. Und Amerika? Dort hat man die Sowjetregieruug über haupt noch nicht einmal anerkannt, aus „moralischen" Gründen nämlich — was aber keineswegs daran hindert, unter der Hand in Rußland sehr gute Geschäfte zu machen. So sieht sich Rußland — trotz gegenwärtiger Wirt schaftskrise — in der Stellung eines vondreiSeiten Umworbenen und versteht recht gut, daraus Nutzen zu ziehen. Die deutschen Firmen, die sich am Russenge- fchaft beteiligen wollen, müssen dieser Situation aber ll^Rfalls Rechnung tragen. Es nützt nichts: wenn eine mächtige Konkurrenz auf dem Markt vorhanden ist, muß MüU eben wirklich äußerst kalkulieren; außerdem sind die russischen Handelsvertreter viel zu gerissen, um sich so leicht Übervorteilen zu lassen. Auch sie nützen — was niemand ihnen übernehmen kann — zudem noch die Konkurrenz der deutschen Firmen untereinander aus. Das Neichswirt- schaftsnnnlsterium seinerseits klagt nun aber auch darüber, daß die Russen ihre Preise viel zu niedrig stellen, so daß wir nicht einmal auf die Gestehungskosten kommen. Aus beiden Seiten ist dann erklärt worden, daß die Hauptsache bei diesem ganzen Geschäst das gegenseitige Ver - t r a u e n a l s G r u n dlage sein müsse - was sich zwar theoretisch recht schon anhort, Praktisch aber doch wohl über einen frommen Wunsch nicht hinausgeht, übrigens wird die dentiche Industrie sich gegen eine Verallgemeine rung der russischen Vorwurfe mit Erfolg wehren können Milo weist den päpstlichen ÄMtius aus. Eine Erklärung des Präsidenten Calles. Nachdem die mexikanische Negierung schon zahlreiche katholische Geistliche, die nicht Mexikaner sind, des Landes verwiesen hatte, hat sie jetzt beschlossen, auch dem Ge- schäftsführer des päpstlichen Stuhls, Monsignore Gresei, mitzuteilen, daß er binnen 24 Stunden das Land zu ver lassen habe. zzn einer ANjpracye an eine Abordnung der Gewerk schaften führte Präsident Calles aus, daß die Regierung vollauf mit der Lösung von schwerwiegenden natioualen- Aufgaben, wie der Aufstellung des Budgets, der Verbrei terung des öffentlichen Unterrichts und der Entfaltung der industriellen und landwirtschaftlichen Kräfte des Lan des beschäftigt war. Calles fuhr fort: „In diese Auf gaben vertieft, hat die Regierung das katholische Element mst vergessen, als gerade im schwersten Augenblick meiner zj""szeit die katholische Priesterschaft in ihrem Haß einen ceak?^- Legen die Negierung verübte, indem sie in der der Ä"^en Presse erklärte, daß sie dis neue Verfassung Slnbä» nicht anerkenne, und indem sie allen ihren sie z» E/" befahl, der Verfassung nicht zu gehorchen und 'amvken. Die Pricstersckmst erklärte, daß die roll- WeM MWMW «WUM. SerirMenMiuM sür pomcare. Mit 380 gegen 150 Stimmen. Bei der Generaldebatte über die neuen Finanzvor lagen in der Französischen Kammer ergriff Ministerprä sident Poincarö das Wort zu einer großen Rede, während der er von den Kommunisten wieder mehrere Male heftig unterbrochen wird. „Die Zusammensetzung des Kabinetts," so meint er, „ist das bestimmte Zeugnis für das allgemeine Ge fühl, von dem wir uns bei allen unseren Handlungen inspirieren lassen wollen. Wir dürfen jetzt nicht an die Vergangenheit denken. Wir befinden uns in einer Krise, welche die Kommunisten nur verschärfen, alle anderen Parteien aber beilegen möchten. Seit der Vor lage des Sachverständigengutachtens hat noch nichts getan werden können. Die Sachverständigen hatten erklärt, daß wir früher oder später die Währungsstabilisierung er reichen müssen; dazu seien vorübergehende Maßnahmen notwendig, von denen die beiden wenigsten der Ausgleich des Budgets und eine Erleichterung der Lage des Schatz amtes sind. Die Sachverständigen hatten beschlossen, daß das Schatzamt sofort 214 Milliarden Frank brauche; aber seitdem ist der Unterschied zwischen den Einnahmen und den notwendigen Ausgaben noch größer geworden. Was ist zu tun, um dieser schwierigen Lage abzu helfen? Sicherlich, ein Gesamtsanierungsplan ist not wendig. Das vorliegende Projekt ist nur ein Beginn. Wir müssen schnell handeln. Der Abgeord nete Auriol hat uns Mangel an Einfällen vorgeworfen. Wir haben alle Fingerzeige und Ratschläge berücksichtigt; ober wir müssen noch heute handeln, sonst verliert der Staat täglich 16 Millionen. Dies ist der erste Vorschlag innerhalb der Gesamtheit der durchaus not wendigen Lasten. Im übrigen werden die Bürden der Steuerpflichtigen nicht vergrößert. Diese Einnahme quellen stellen einen billigen Ausgleich des Budgets her. Sie ermöglichen eine Erleichterung der Lage des Schatz amtes und verschaffen einen ersten Betrag für die Til gungskasse. Nach der Rede Poincarös beschloß die Kammer mit 380 gegen 150 Stimmen die Generaldebatte über den Finanzentwurf der Regierung zu beenden und in die Ein zelberatung einzutreten. * psmcares FmanZgssetzs angenommen. Erhöhung der Parlamentarierdiäten. Die Einzelberatung der Steuergesetze in der Fran zösischen Kammer, die nach einer Rede Poinrarss vorge nommen wurde, war rein technischer Art, da nach einem Beschluß der Regierungsparteien Abänderungen unmög lich waren. Der Finanzgesctzentwurf in seiner Gesamt heit wurde mit 295 gegen 188 Stimmen angenommen. Im Verlauf der Beratung wurde auch der vom Fi nanzausschuß eingeführte Artikel zwecks Bewilligung von ziösen Bestimmungen der Verfassung für Mexiko schimpf lich und schändlich seien und daß sie nicht befolgt werden sollten. Angesichts dieser Haltung muß die Regierung entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen mit der zanzen Strenge des Gesetzes das Vorgehen der Mriester- schäft bekämpfen." . - Unruhe«. Nach Meldungen aus Mexiko ist es wieder in ver schiedenen Orten zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizeitruppen und Demonstranten gekommen, wobei cs zahlreiche Verwundete gegeben hat. Die Negierung ist völlig Herr der Lage und geht mit scharfen dikta torischen Maßnahmen vor. Die Haupt- führ er der Kirchenbewegung sind verhaftet worden. Die Negierung hat über die Kirche den Boy kott erklärt. Die Lage wird sich noch weiter verschärfen, wenn in den nächsten Tagen die Riesendemonstrationen der Gewerkschaften und der Kirchenanhänger durchgeführt werden. Man rechnet mit großen Ansammlungen vor und in den Kirchen. Die Lage scheint jedoch nicht so ernst zu sein, wie sie von einem Teil der amerikanischen Presse dargestellt wird, da ein gewisses amerikanisches Interesse daran besteht, die Dinge in Mexiko möglichst schwarz darzustellen. Manche Blättermeldungen erinnern an die sogenannte Grenelpropaganda des Weltkrieges, die von verschiedenen amerikanischen Blättern betrieben wurde. Es ist keine Seltenheit, daß Blätter ausführliche Schilderungen über die Niederschießung oder Verwun dung von Frauen geben, die für ihre Kirche kämpfen. In verschiedenen Fällen haben die Blätter ihre mexika nischen Greuelmeldungen hinterher wieder dementieren müssen. Nach einer Meldung des „Newyork Hcrald" aus Nlirn-t« zur Eryoyung ver ^nvemnuar der Vvriamema- rier von 27 000 Franken auf 45 000 Franken jährlich an- genommen, nachdem auch Justizminister Barthou im Ra inen der Negierung sich für die Anpassung an die Teue rung ausgesprochen hatte. Zum Schluß wurde dann noch ein Antrag des Landwirtschaftsministers angenommen, die Aussetzung der Erhebung der Zölle auf Auslands- gctreide bis zum 20. August zu verlängern. Die Kammer vertagte sich hierauf auf nächsten Mittwoch, VeWH-stmyöMe WHmngsbesprschungen. Vandervelde bei Poincarsund Briand. Die belgischen Minister Vandervelde und Francqui wurden in Paris von Poincarö und Briand empfangen. Es wurde die Möglichkeit einer gemein samen Frank st ützungsaktion erörtert. Van dervelde erklärte nach der Besprechung, er könne nur sagen, daß Frankreich und Belgien in währungspolitischer und finanzieller Hinsicht vielen Schwierigkeiten gegenüber- stündeu, und daß man die Lage geprüft habe. Es sei ganz natürlich, daß zwei neugebildete Negierungen, die einen neuen Geist verträten, Fühlung nähmen, um eine beide interessierende Lage gemeinsam zu besprechen. „Echo de Paris" schreibt, daß der französische und der belgische Frank und auch die italienische Lira das gleiche Schicksal hätten. Deshalb sei eine gemeinsame Verteidi gung des französischen und des belgischen Franken auf dem Geldmärkte nötig. Frankreich, Belgien und Italien würden ein gutes Geschäft machen, wenn sie ihre Wäh rungen nach gleichen Methoden sanierten, so verschieden auch immer ihrs eigenen Probleme seien. 4° Mißglücktes Attentat auf Primo de Rivera. Pari s, 2. August. Nach einer Havasmelbung ist am Sonntag auf Primo de Rivera in Barcelona ein Attentat ver- üdt worden. * Schweres Flugzeugunglück. Fünf Personen tödlich, sieben Personen leichter verletzt. H e i de n h ei m an der Brenz. Wie der Grenzbots be richtet, endete die Mugveranstaitung des Landesverbandes von Württemberg nach kurzen Flugvorführuugen mit einem furcht baren Unglück. Heikel D 722 mit dem Fungflieger Drechsler flog beim Landen zu kurz in den Platz. Das Flugzeug raste dabei an die Bretterwand des Platzes und drängte gegen die Barriere und die dahinter stehenden Zuschauer. Durch den Propeller, die Plan ken und das schleifende Flugzeug wurden fünf Personen tödlich, sieben Personen und der Flieger leichter verletzt. Anwesende Aerzte leisteten dis erste Hilfe. Das Flugzeug, das im Endlauf umlipvte, wurde zertrümmert. Mexiko wurde der Platz vor der Kathedrale durch Militär geräumt, nachdem die Menge der Aufforderung zum Ver laffen des Platzes nicht Folge geleistet hatte. Hierbei wnrden 20 Personen verletzt. Ms kommende Genfer Mkerdmidtagung. Besorgnisse wegen der Haltung Polens. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Tele graph" schreibt, es fänden gegenwärtig zwischen verschie denen Völkerbundstaaten vertrauliche Meinungsaustausche über die bevorstehende bedeutsame Tagung des Nates und der Völkerbundversammlung in Genf statt. Der britischen Regierung liege hauptsächlich daran, daß Deutsch lands Aufnahme in beide Körperschaften ohne Zwischenfälle, wie sie sich im März er eigneten, vor sich gehe. Aus diesem Grunde werde ge fordert, daß Deutschlands Wahl in die Völkerbundver sammlung und den Völkerbundrat am allerersten Tage erfolgen soll, während die Wahl für die nichtständigen Sitze auf acht bis zehn Tage später verschoben werden soll. Warschau sordere jedoch u. a., daß Polen für eine der neu geschaffenen nichtständigen Sitze mit dreijähriger Dauer a m g l e i ch e n T a g e gewählt werde wie Deutsch land für einen ständigen Natsitz. Die Forderung Holens gehe jedoch noch weiter. Polen verlange, daß es durch eine Zweidrittelmehrheit der Versammlung für wiederwkhlbar erklärt werde, und zwar nicht, nachdem es drei Jahre im Nat gewesen sei, sondern im voraus, also schon bei der ersten Wahl. Da durch Hosse es, gleich von Anfang an, ein sechsjähriges Mandat an Stelle eines dreijährigen zu erhalten. Verschie dene Völkerbundmitglieder einschließlich der skandinavi schen Mächte widersetzen sich diesem Verlangen mit Nach druck. Schließlich fordere Polen nock dir Streiüiuna der