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uer Tageblatt E» mtt -er wöchentlichen Unterhaltnnssbeklaser Muer Sonntagsbla«. «pwchsimw» S»r «e-akUon mit Mwnahaw »er Sonntag» nachmittag» 4—S Uhr. — «dttgramm-st-mss», Logiblatt Mr»nzg,birg^ -vmPmchw SS» iW,„a -ii» «nomlangl »t«g*fa«»w Manustrtpt» kann dnvüh» «ich« grlristrt w»rS»a. WW Anzeiger Mr -as Erzgebirge Nr. 13S. Montag, IS. Juni 1S14. S. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Kardinal von Hartmann ist in Potsdam bom 'Kaiser empfangen worden und hat sich ihm La seiner neyen Kardinalswürde vorgestellt. V Der Unfall deS Mtkitärluftkreu-ers Z. 1 ist so schwer, daß eine weitere Verwendung des LSchiffeS nicht möglich ist?) Di« Fortschrittliche Bolkspartei Sachsen hielt gestern in Dresden ihren Parteitag ab.*) » Das Kabinett Viviant hat sich gebildet. Es wird sich Anfang der nächsten Woche der Kammer Vvrstellen. In einem Artikel des russischen Krtegsmtnistcriums f o i. Lert Rußland von Frankreich auf Grund d>?. Llbmachungerr, daß die dreijährige Dienst, -eit aufrecht erhalten bleibt, werden sollten. In der russischen Duma sind der Etat des KrtegSmint- stectunrs und der Etat de» Martnemintstcrtums an genommen worden. In der in Konstantinopel überreichten Note lehnt Griechenland die Verantwortung für die Folgert ab, kvenn die Forderungen nicht erfüllt -) klsthen« stet« rm aad«r»r «lelli. Mutmaßlich« Witterung am 18. Juni: Ostwind, vorwiegend heiter, sehr «arm, Gewitterneigung, trocken. Splitter unä Balken. Die Griechen gebärden sich wieder einmal furchtbar aufgeregt. Seit den Friedensschlüssen von London und Bukarest hat sich der während der Balkankriege begon- neue Prozeß einer Bölkerverschiebung in den das Aegäische Meer umrahmenden Ländern fortgesetzt. Die Muhammedaner verlassen die Gebiete, die unter grie chische, serbische oder bulgarische Herrschaft geraten sind. Halb aus eigenem Widerwillen gegen eine neue Ord nung, in der christliches Glockengeläut« den Gebetsruf der Muezzin überschallt. Aber mehr doch noch, weil Geivaltsamkeiten und Bedrückungen der neuen Herrscher völker ihnen die Geburtsiheimat verleiden. Das muham- me-danische Gesetz setzt auf die Vergewaltigung, ja die Verführung der Frauen den Tod. Wo leben di« grte- chischen, serbischen und bulgarischen Richter, von denen auch nur ein Schuldspruch gegen christliche Verbrecher an türkischer Famtlienehr« zu erhoffen wäre? Ueber den Wert christlicher Zeugeneide haben die Bekenner der Propheten von alterSher ihre Erfahrungen gesammelt. Rächt aber der Moslem sein gestörtes Familienglück oder die beleidigte Eyre seiner Tochter mtt eigener Hand, wie es ihm sein Landrecht erlaubte, so ist er für die Gerichts höfe der Raja-Staaten der Verbrecher, und zwar ohne mildernde Umstände. Wo aber trotz solcher Verfolgungen die alten Bewohner noch ausharren oder wo sie gar in abgesonderten Gemeinden angesiedelt sind, da werden schärfste Mittel angewandt. Da schleichen sich nächtlicher weile die Banden — Kvmitatschis sagt man in Bulgarien — heran, umzingeln das Dorf oder die Weiler, legen Feuer an und sorgen dafür, daß keiner durch die Flucht Rettung findet. So sind denn seit Jahresfrist Zehntausend« Verscheuchter und Vertriebener aus Neugriechenland, Neubulgarien usw. in die dem osmanischen Reiche ver bliebenen Gebiete übergesiedelt. Aber wo dort mit den Unglücklichen bleiben, wo ihnen ein Feld zur Bestellung oder Arbeitsverdienst gewähren, da Angebot und Nach frage alles so hübsch geregelt war, ehe die selbst bemit leideten und auch als bekenntnistreue Glaubensgenossen verehrten, ober doch die eigenen Erwerbsverhältnisse störenden Zuzügler in» Land kamen? Da gab es kein andere» Mittel, al» ihnen dadurch Platz zu verschaffen, daß andere Leute den ihren räumen mußten. Und was lag Häher, al» diesen notwendigen Prozeß mit einer gerecht scheinenden nationalen Vergeltung zu verknüpfen, nun türkischerseits sich der griechischen Be völkerung zu entledigen, die auch noch in den gegenwär tigen osmanischen Provinzen, stellenweise sogar in dich ter Masse, ansässig sind? Sind doch diese thraztschen und anabolischen Hellenen nicht bloß die ärgsten Schmarotzer am Körper der türkischen Volkswirtschaft, sondern steht doch auch von ihnen zu erwarten, daß sw e» fetzt treiben werden, wie «S ihre mazedonischen ustü. StannneSgenos- sen früher getrieben hatten: nämlich durch Auffässi^ett, Empörungen, Kundschafteret, die Vorbereitungen für künftige, wettere Eroberungskriege des griechischen Kö nigreichs zu schaffen! Und über diese Griechenaus treibungen aus Thrazien und Kleinasien erhitzt sich jetzt die öffentlich« Ateinung in Athen. Schon hat der Ministerpräsident in der Kammer mit drohenden Worten gesprochen, schon soll ein Ultimatum in Konstantinopel gestellt sein. Freilich: wenn man in Athen -um Kriege entschlossen ist, dann dürfte es sich empfehlen, lieber heute als morgen ihn zu eröffnen. Denn -um August er wartet die türkisch« Flotte ein« bedeutende Verstärkung durch die in Brasilien angekausten Großkampffchiffe. Solange Griechenland aber der unbedingte Beherrscher de» Asgäischen Meeres bleibt, kann ihm kein türkisches Landhoer etwas anhaben, da ja in Thrazien sich jetzt ein schmaler bulgarischer Küstenstretfen zwischen das üir- ktsche und das griechische Gebiet geschoben hat. Die Ge fahr besteht freilich, daß eben Bulgarien, das gleichfalls mtt Griechenland auf den Tod verfeindet ist, mit der Türkei gemeinsame Sache macht. Aber das werden ja Wohl König Karl ,von Rumänien und Väterchen ver hindern, die jetzt -u Köstendsche sich ein GtÄldichetn gaben. Cin Nachwort äer „Norää. Allg. Atg." zum Raiserhoch. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt in ihren Rückblicken: Als mir vor drei Wochen hier, die Hoffnung auesprachen, daß die bürgerlichen Parteien das Erforderlich« ttln wer den, um dem Kaiser im Reichstage die ihm gebüh, rende Achtung zu sichern, sprach man in einigen Mattern von Kompetenzüberschreitung-und offiziösen Keckheiten. Auch in linksliberalen Kreisen wird seitdem die Erkenntnis ge wachsen sein, daß man im Lande allgemein Maßnahmen der bürgerlichen Parteien erwartet. Man wünscht, den Kaiser nicht einer Wiederholung der sozialdemokratischen Demonstration ausgesetzt zu sehen. In diesem Sinne hat sich u. a. eine parlamentarische «Zuschrift geäußert, die letzthin in der Post veröffentlicht wurde. Mit sehr entschie denen Worten wendet sich auch die Rationalliberale Korre spondenz gegen die verhetzende demoralisierende Tätigest der Sozialdemokratie. Die Nordd. Allg. Ztg. zitiert darauf einen längeren Passus und fährt dann fort: Man weiß jetzt aus der sozialdemokratischen Presse, daß für die Sitzungs demonstration nur «me knappe Majorität der sozialdemo kratischen Fraktion gestimmt hat. Wenn alle Gegner dieser Kundgebung Set. der Fraktionssitzung zugegen gewesen wären, so wären sie sogar in der Majorität gewesen. Das sind aber Interna des sozialdemokratischen Fraktions- und Partetgetri-be». Für die Oeffentlichkeft und für die wei. tere Behandlung der Sache kommt nur in Betracht, daß die Linke in der sozialdemokratischen Fraktion ihren Willen gegen di« Opportunitätsgründe der rechten Redner durch gesetzt hat. Die Versagung der Achtung vor der Person des Kaisers und die damit vmbundeirs Verletzung der Würde des Reichstages selbst ist als beschlossene Fraktionskundgebung zum Ausdruck gekommen. Damit haben die bürgerlichen Parteien und die Regierung zu rech nen. Um zu zeigen, daß es sich bet dem Beschluß der Sozial- demokraten um eine von länger Hand vorbereitete Aktion handelt, bringt die Nordd. Allg. Ztg. einen Auszug aus den Drenzboten, die in ihrer letzten Nummer aus dem Pro tokoll des letzten sozialdemokratischen Parteitages den Be weis dafür erbringen. Jubiläumstagung ckes H-msabuncles. Aus Anlaß des fünfjährigen Bestehen» de« Hansa- bundes hatte das Präsidium für Sonnabend «Ine Sitz ung des Gesamtausschusses nach Köln einberufen, zu des sich die führenden Kreis« Von Deutschlands Industrie, Handel und Gewerbe, einschließlich der Angestellten, ein« gefunden hatten. Konsul Streffer-Köln begrüßte den Ausschuß im Namen der Ortsgruppe Köln, worauf der Die Pantherkatze. Ein Jagdcrlebnis von Paul Louis Garnier. Nachdruck vrrdolm. Im Schatten der Riesenzeder, auf den Stufen, die zu unserm Wachthäuschen hinauWhrtew, saß Maomed zUsam- nieiigckaurrt, gleich einem Pilger, vor der Pforte der Moschee. So tief war er in die Betrachtung der hell schim mernden Perlen seiner Gebetsketto, die er los« durch die Fin ger gleiten ließ, gesunken, daß er mein Kommen erst bemerkte, als ich beinahe vor ihm stand. Al» er mich erblickte, sprang er mit einem Satze auf, packte meinen Avm mit seinen bren nend heißen Händen und zerrte msch gegen den Sumpf, dessen Rand giftige, üppig wuchevnde Lianen und halb verfaulte Bananenstauden heckenartig umsäumten. Siehe her, da — und dort — du glaubst ja sonst Maomeds Versicherungen nichr aber hier siehst du deutlich die Spuren — «tue, noch eine und dort wieder eine . . . Seine heißen Hände umklammerten zitternd meinen Arm, während er abgerissen hervorstich: In vergangener Nacht war sie wieder da — und dann >— dann verschwand sie wieder — siehe da — und dort . . Auf dem glatten Moorboden unterschied ich deutlich scharf aibg«zeichnet Tritte, Vie sogar fünf gekrümmte Krallen erkennen ließen. Weißt du auch, Herr, es ist die- selbe, die den kleinen Malt aus dem Dorf ifortgrschleppt hat — und dann den Truthahn; — ganz gewiß . . . Don der Pantherkatze sprach er. Und seine Stimme zitterte vor Furcht, als er mir erzählte, wie er sie habe heranschlelchen sehen, unhörbar, gleich einem bösen Geist«; wie si« da» Hau» umkreist habe und wie ihre Augen, grellem Picht gleich, gefunkelt hätten ... Na, dich hat sie doch wenigsten» noch nicht aufgefressen, versuchte ich ihn auszulachen. Doch Peine verzweifelte Gebärde ließ mich mitleidig verstummen. Was ihn in schier sinnlose Aiigst versetzte, d'^rs nächtlich- Um- herschletchen der gestreiften Pantherkatze und Les schweig samen Leoparden, war uns allen, die der Dienst in dem weltvergessenen Neste Tonkings fesselt«, etwas Bekanntes, durch Eervohnheit gleichgültig Gewordenes. Gegen derlei Erlebnisse waren wir in den langen Monaten -unseres Auf enthaltes in diesem verlorenen E-denwinkel bereits ab- gestunipft; die Fiebermiasmen, die aus dem ragendurch tränkten Sumpfboden aufftiagen, 'hatten unsere Sinne um nebelt, unsere psyischen Bewegungen verflacht. So saßen wir an einem regenschweren Abend stumpf sinnig in unserer Wachtstube um deu Zedernholgtisch. Aus dem Küchenraum drangen hie und da abgerissene Töne, di« der Koch seiner BamLuslyra entlockte. Im Garten spazierte unser stolzer Pfau, den einer der Unseren aus der Heimat mitgebracht hatte, auf und ab. — Schweigend lauschten wir, in Ermangelung anderer Unterhaltung, den Erzählungen Maomeds, den das Gelschick in unsere Mitte verschlagen hatte. Mit gekrouzten Bsinen saß er nach muselmanischer Art auf dem Boden und erzählte unter leb haften Gesten von seiner Pilgerfahrt nach Mekka, nach dem Grabe de» Propheten, von dem Gebet au der heiligen Kaaba — doch er verschwieg, daß selbst in der heiligsten Ekstase des Gebet» die Furcht vor der Pantherkatze und dem Leoparden ihn nie verlassen hatte. Am einem der folgenden Abende waren wir wieder zum Nachttrunk versammelt; wir warteten auf einen der Unseren, den Jäger Sorg, der erst zur späten Nachtstunde von seinem Streifzug'- au» dem Walde zurückkvhren konnte. Es war bereit» zu vorgerückter Stunde, und Mr begannen unruhig zu werden. So lange war Sorg sonst nicht der Wachtstatton ftrngeblieben. — Uns ward unbehaglich zu mute, teitl» au, Langeweile, da Maomed uns heute nicht mtt seinen Erlebnissen -erstrout», teils au, Besorgnis um unseren Grnoss.'n. Al» wir gerade beratschlagten, üb vir Sorg jemanden entgegensenden sollten, kam Maomed Her ein. Seine verstörte Miene verriet nichts Gute». Herr, wandte er sich an mich, weißt du nicht, daß der Pfau — Herrn Sorgs Wau verschwunden ist? — Und du, Herr, du wolltest den Räuber nicht töten. Nun habe ich es Herrn Sorg selbst gesagt. Der wird ihn erschießen, der hat keim Furcht.... Ohne meine Antwort abzuwarten, ver schwand er. — Kurz darauf ertönte der Gong vor der Haustür und gleich darauf erschien Sorgs kleline, schmächtige Gestalt in unserer Mitte. Nun, wetz' Blut färbt heute abend Eure Hände, neckte ich ihn. Er aber Wen heute nicht zum Scherzen aufgelegt, denn er,schnitt eine GriNwssq, di« ihm das Aussehen eines chinesischen Götzen verlieh. Ist es wahr, fragte er statt einer Anwort, daß mein Wau Verschwunden ist? Beim Barte des Propheten, er ist tot, schwor Maomed, der Sorg wieder aus dem Fuße gefolgt war. Run, denn morgen früh um fünf Uhr . . . Wir versuchten Sorg von seinem Vorhaben abzubringen: Lassen- St« doch das, der Pfau Mrd sich schon wieder einsinden. Damit die Bestie unsern Hühnerhof bis auf di« -letzte Henne ausvaubt, wie es drüben geschehen . . ., widersprach Sorg. Und er bltÄ bei seinem unerschütterlichen Vorsatz, hie Pantherkatze zu erlegen. Am anderen Morgen gegen Sonnenaufgang war er zur Jagd bereit; die Kartuschen im Gürtel, die Flint« über der Schulter; brach er auf. An der Haustür auf de, Matte schlief Maomed. Wach «ufl herrschte Sorg ihn an, und zeig mir die Spur. Et« gingen Hinaus, und Maomed wies auf die frischen Fußstapfen de» Raubtiers, die sich im weichen Boden deutlich abzeichneten. Der Araber wagt« nicht, weiter vorzudringen; er kehrt« -am Waldrand« um, und Sorg nahm, sein« zuverlässige Hündin zur Tritt, dtt Spur des-Raubtiere» aus, Gr war ganz dar Mann, der sein Ziel nicht au» den Tagen läßt, btt er es erreicht hat. So pirschte er durch die dicht verschlungenen Liänenranken,