Volltext Seite (XML)
«scheint wöchentlich titek «al und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich t Mark Sv Pf/ prEnuwvranän. Anstiger Inserate werden bi»' späteste«- Mittags deS vorhergehenden TageS deS Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. ^4? 8«. Sonnabend, den 26. Zuli I87S. 4. Jahrg. Tagesgeschichlc. Deutschland. Berlin, 24. Juli. Das soeben erschienene „Neichsgesetzblatt" publizirt das Gesetz, betreffend den Zolltarif und die Tabakssteuer. Die neue Zollerhebung tritt sofort ein für Eisen, Hopfen, Instrumente, Lichte, Materialwaaren (mit Ausnahme der ! Mühlenfabrikate), Fette, Petroleum, Thiere und thierische Produkte, sowie für Bich; anfangs Oktober für Getreide und Holz; am 1. Juli 1880 für Flachs und Spinnstoffe (mit Ausnahme von Baum wolle); zum Neujahr 1880 für alle übrigen Tarifgegenstände, ein schließlich der Mühlenfabrikate. Dortmund, 24. Juli. Die „Westfäl. Ztg." meldet, daß gestern Nachmittag 6 Uhr auf der Zeche Neu-Iserlohn bei Marten durch schlagende Wetter I Arbeiter getödtet, sowie 8 Arbeiter und 1 Be amter theils schwer, theils leicht verwundet worden sind. Würzburg, 21. Juli. In der Militärbezirksgerichtssitzung vom 15. d. M. wurde Unteroffizier Philipp Schmitt des kgl. 9. Infanterie regiments wegen militärischen Verbrechens des Mißbrauchs der Dienst gemalt durch körperliche Mißhandlung eines Untergebenen zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Oesterreich. Bad Gastein, 24. Juli. Der deutsche Kaiser ist von seiner ersten Ausfahrt ins Kötschathal im besten Wohlsein heimgekehrt, hat heute wiederum gebadet und lange Zeit promenirt. Es herrscht jetzt bessere Witterung. Schweiz. St. Gallen. Auf Antrag der Gesundheitskom mission ließ der Gemeinderath 680 Liter zu stark gegipste Weine konfisziren. Frankreich. Paris, 23. Juli. Nach einer wenig glaub würdigen Mittheilung des „Goulis" hätte die Regierung dem Marschall Mac Mahon das Militürgouvernement von Paris ange boten. England. London, 22. Juli. Die Kaiserin Eugenie be suchte am Sonnabend das Grab ihres Sohnes in der Marienkirche zu Chislehurst und verweilte daselbst etwa eine halbe Stunde in stillem Gebet. Der Vorschlag, dem Prinzen Louis Napoleon ein Monument in der Westminsterabtei zu errichten, fängt an auf große Opposition zu stoßen. Ein „Eingesandt" in der „Pall Mall Gazette" führt mit vieler Schärfe aus, daß, obwohl das eigentümliche Schicksal des Prinzen Mitleid und Trauer verdiene, doch keine Ursache vorhanden sei, ihn auf dieselbe Stufe mit englischen Helden und Weisen zu stellen. Italien. Am 16. Juli Abends verbreitete sich in Alessand ria (Piemont) die Nachricht, daß der Generallieutenant Graf Franzini, Großoffizier des Militärordens, von Savoyen, erschossen worden sei. Als Mörder stellte sich ein gewisser Deroda heraus, welcher früher Lieutenant im 74. italienischen Infanterieregiment in Alessandria war und seit Kurzem zum Hauptmann im 11. Regiment avancirte und zur Zeit beurlaubt war. Zum Schrecken der überraschten Bürgerschaft erfuhr man folgenden Vorgang: General Franzini fuhr von hier nach seiner in S. Salvatore gelegenen Villa in einem Eilwagen, in welchem auch Kapitän Deroda und im Ganzen sechs Passagiere eingestiegen waren. An der Steigung bei Bastelletto angekommen, stiegen einige Passagiere aus; der General war in zwischen eingeschlafen. Während der Wagen sich langsam fortbe wegte, sah der Kutscher den Hauptmann mit einem Revolver ver sehen sich dem Wagen nähern, wo der General saß, und einen Schuß in denselben abgeben, worauf er eiligst die Flucht ergriff. „Teufel! man hat mich verwundet!" rief ruhig der General aus, und indem er sich aufrichtete, sagte er: „Ich habe eine Kugel im Unterleibe." Dann suchte er mit wunderbarer Gemüthsruhe und ohne einen Klageton die Mitreisenden, welche sich in unbeschreiblicher Erreg ung und in äußerstem Schrecken befanden, zu beruhigen. Zufällig war ein Arzt darunter, welcher sogleich die erste mögliche Hülfe leistete, aber leider vergeblich; denn die Wunde war tödtlich und eine halbe Stunde darauf, als man in Salvatore angekommen war und mit aller Vorsicht den General in das Spital gebracht hatte, starb derselbe. Der Mörder, welchen bei der Ueberraschung niemand zu verfolgen gesucht hatte, streifte stundenlang in den benachbarten Feldern herum, als ob er von dem Schatten des Mannes, den er so feige ermordete, verfolgt wäre. Gegen Abend nahte er sich einem Landhause, verlangte dort ein Ei und ein Glas Wein, brach dann wieder auf, und nachdem er ein Stück Weges gegangen war, zog er denselben Revolver und schoß sich in das Gehirn, daß er auf der Stelle als Leiche blieb. Zahlreiche Gerüchte verbreiteten sich über dieses Verbrechen, der Eine glaubt an Geistesstörung des Verbrechers, während die Meisten behaupten, daß er die Tochter des Generals, welche er ohne Gegenliebe verehrte, zur Frau verlangt und vom Ge neral eine abschlägige Antwort erhalten hatte. Franzini war ein tapferer Soldat und durchlief alle militärischen Grade bis zu seiner gegenwärtigen ehrenvollen Stellung. Die Stadt war aufs Höchste bestürzt und bereitete sich vor, dem allgemein beliebten und ausge zeichneten Generale ein glänzendes Leichenbegüngniß zu veranstalten. Russland. Petersburg, 23. Juli. In Nischni-Nowgorod hat vorigen Sonnabend eine große Feuersbrunst gewüthet. Der Bazar, eine große Anzahl Häuser und Läden sind niedergebrannt. Durch das Feuer wurde eine Explosion herbeigeführt, wodurch 17 Menschen ihr Leben verloren. — Ueber einen neuen Getreidefeind in Rußland berichtet der „Golos" aus Poltawa: Dort hat sich in großen Mengen die sogenannte „hessische Fliege" gezeigt. Dieselbe ist ein kleines Insekt, welches Aehnlichkeit mit der gewöhnlichen Mücke hat, nur eine dunklere Färbung besitzt. Die Fliege legt eine Unzahl Eier, aus denen sich winzig kleine weiße Engerlinge ent wickeln, die sofort nach ihrer Entpuppung sich an das Benagen des Getreides, hart an der Wurzel, machen. Dem Anschein nach ist nichts zu bemerken; das Getreide wächst und gedeiht — und der Wurm gleichfalls Kommt nun ein scharfer Wind, so bricht der an genagte Halm, der die Last der Aehre nicht länger aushalten kann, kraftlos zusammen und sinkt zu Boden, so daß das ganze Feld wie vom Hagel niedergeschmettert oder von einer Walze glattgefahren aussieht. Amerika. New-Aork, 23. Juli. Fälle von Erkrankungen am gelben Fieber sind jetzt auch an anderen Punkten der Vereinigten Staaten eingetreten. 2 Fälle sind in Louisville, ein anderer in Hoboken bei aus Memphis geflüchteten Personen vorgekommen. In Prooklyn ist eine Person, welche von Havana dorthin gekommen mar, am gelben Fieber erkrankt. Außerdem befinden sich mehrere am gelben Fieber erkrankte Personen auf Schiffen, welche aus den Antillen hier angekommen sind. Diese Schiffe müssen sich gegenwärtig den unge ordneten Quarantänemaßregeln unterwerfen. Lokales und Züchffsches. Zwönitz, 25. Juli. Die hiesige Gewerbe- und Industrie-Aus stellung ist anläßlich der zeitherigen ungünstigen Witterung und aus sonstigen Gründen um 8 Tage verlängert worden und endet somit am 3. August a. o. (s. Inserat). Die Vcrloosung findet am 7. Aug. im Ausstellungssaale statt und sind verschiedene angekaufte Gegen stände schon jetzt in den Ausstellungsräumlichkeiten sichtbar. Wir fordern hierdurch nochmals alle Bewohner von Zwönitz und der Um gegend auf, die Ausstellung zu besuchen, da ihnen nicht bald ein gleiches Arrangement geboten werden dürfte. — Die 2. Classe der 96. Königl. Sächs. Landes-Lotterie wird den 4. und 5. August gezogen. Der geschäftsführende Ausschuß der Kunstgewerbe-Ausstellung in Leipzig hat bezüglich des Eintrittsgeldes eine wichtige Aenderung getroffen, wonach an fünf Tagen der Woche — Sonntag, Dienstag, Mittwoch, Freitag und Sonnabend — nur 50 Pfg. zu entrichten sind, während an zwei Tagen — Montag und Donnerstag — der