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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rofsem, Siebenlehn und die Umgegenden. Äml 8 6 tatt für das Königl. Gerichtsantt Wilsdruff und den Sta-trath daselbst. Donnerstag, den 14. Decemöer 1865. ZO Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vterteljahrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal v or auSzub ezah l en. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl «in der Redaction), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag BormittagS 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. NedacUm, Umschau. König Leopold von Belgien ist am IO. d.M. kurz vor Mittags 12 Uhr, 75 Jahr alt, verschieden. Häufige Gaben von Morphin harren eine Diarrböe hecbeigeführt, die von den Aerzten nicht bewältigt werden konnte. Belgien verliert in ihm eine., Mon archen, der das Staatsschiff seit 34 Jahren mit großer Weisheit lenkte, der nie seine Meinung höher stellte, als den Ausspruch des Volkes und der sich immer als das betrachtete, was ein Fürst sein soll: der Schützer und Wächter der V rfassung und des Gesetzes. Seine Untcrthanen hingen mit der größten Liebe an ihm, das zeigte sich am Deutlichsten, als seine 25jährige Thronbesteigung gefeiert wurde. Jetzt ist die Trauer um ihn allgemein. Auch bei andern Fürsten stand der Verewigte in großer Achtung; sein Rath wurde oft in wichtigen Angelegenheiten begehrt. Er war ein Prinz aus dem Hause Sachsen- Coburg und wurde durch das belgische Volk, das sich 1830 von Holland frei gemacht hatte, auf den Thron gerufen. — Berliner Blätter verrathen von den Feierlich keiten bei der Vermählung der Prinzessin Alexandrine mit dem Herzog von Mecklenburg u. a. Folgende. Nach der Trauung setzt sich das junge Paar mit den Majestäten an den Spieltisch und hört nebenbei das Concert der Hofcapclle. Beim Festmahl nehmen an der Ceremonientafel nur das Brautpaar, das Königspaar, die Prinzen und Prin zessinnen und die fürstlichen Gäste Platz; die Auf wartung geschieht durch Würdenträger der Krone, deren Leibpagen die Speisen und Getränke zutragen; als Speisevorleger fungiren zwei dazu ernannte Generallieutenants, die gut tranchiren können. Die übrige Gesellschaft speist an 5 Tafeln in den Neben zimmern. Nach aufgehobener Tafel folgt dec Fackel tanz; derselbe wird durch 12 alte und junge Staats minister mit Wachsfackeln ausg^sihrt; das Braut paar hat mit jedem Mitglied deFköniglichen Familie einmal zu tanzen. Dann bewcht sich der Fackelzug nach den Brautgemächcrn; das Strumpfband wird , in der Gallerie Friedrich l. ausgetheilt. Die Slaatsbürgerzeitung in Berlin fand diese alten Gebräuche lächerlich und nahm besonders Anstoß an dem Fackcltanz der Minister, weil dieser gar zu sehr an die alten Rittcrzeiten erinnerte. Die Zeitung wurde dafür consiscirt. Andere Leute finden noch manches Andere in Preußen veraltet. — Das große Haus in der Wasserthorstraße in Berlin, dessen Einsturz so viele Menschenleben be graben hat, war auf Accord gebaut, aber auf welchen! Der Architekt, der sich wenig um den Bau gekümmert, hatte dem Maurermeister den vierten Theil seines Verdienstes versprochen; bei der Abrechnung waren bei dem ganzen Bau 32 Thaler verdient, so daß der Maurermeister 8 Thlr. erhielt. Der Anschlag war so gering, daß an Holz, Steinen, Kalk u. s. w. unverantwortlich ge- spart werden mußte. Die Erbauer mochten selbst nichts Gutes geahnt haben; denn als der Neubau Risse bekam und man zu dem Architekten schickte, kam dieser nicht selbst, sondern beauftragte den Maurermeister mit der Revision und dieser schickte einen blutjungen Mann, der die Gefahr nicht er kannte. — Die Accorde sind gut, aber strengste Aufsicht noch besser. — Alle Welt weiß, daß die preußische Landwehr im Jahre 1813 tapfer gekämpft hat und daß ihr die Befreiung Deutschlands vom französischen Joche mit zu verdanken ist. Ein Bataillon Ostpreußen unter Major FricciuS war es, das zuerst in Leipzig