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Auerchal -Mtun Allgemeiner Anzeiger für -ie Stadt Ane u. Umge-nng Mittwoch, den 1. Februar 1899 Nr. 14 IS. Jahrgang ersten! st arme, n der Leitha wird eben nach Taaffeschem Rezept „forigewurstelt" so gut nnd so schlecht es eben gehen mag. Wie'S enden wird, weiß nur der Himmel. vrvä. ^Verantwortlicher Redakteur: Emil Hegemeister, Aue (Erzgebirge.) Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstraße. Aus dem Auerthal und Umgebung. — (Theatergesellschasr Karichs.) Am Sonntag ging vor überfülltem Haus das interessante Schauspiel „Drey- fuß" von Werzner zum 4. Mal in Scene. Gestern war es der allbekannte „Trompeter von Söllingen", der vor vollem Hause über die Bretter ging. Die Aufführung war wieder eine vorzügliche; vor allem die Titelrolle, „Jung Werner", den Hr. Otto Voigt, hier vollständig in seinem Genre, in vortrefflicher Weise wiedergab. Auch als guter Sänger konnte sich Hr. Voigt in den melodien reichen Liedern seiner dankbaren Rolle auSweisen. Eine ebenso schöne Leistung war die „Margarethe" der Frau Voigt-Karichs, mit vieler Hingebung spielte sie die Rolle der demüthig liebenden Jungfrau. Hr. Hoff mann wußte im Freiherr v. Schönau den deutschen Edel mann des Mittelalters in seiner ruhigen vornehmen Würde recht gut wiederzugeben. Auch die übrigen Rollen waren in den besten Händen, und das Zusammenspiel ein vorzügliches, sodaß das Publikum mit seinem Beifall nicht geizte. Zu bemerken ist noch, daß die Künstler in prachtvollen durchaus historischen Costümen auftraten, wie man sie an großen Bühnen nicht schöner zu sehen bekommt. Heute Abend kommt zum 5. Male das „weiße Röss'l", Donnerstag zum Benefiz für Hrn. Otto Voigt die epo chemachende Novität „Renaissance" von Franz v. Schön- than u. Koppel-Ellfeld zur Aufführung. DaS Stück ist an den größten Bühnen mit riesigem Erfolg unzählige Male gegeben worden, sodaß uns wieder ein sehr interes santer Abend in Aussicht steht. Narr l — Esterhazy ist nach Paris gekommen, nachdem ihm freies Geleit zugesichert worden war. Welche Geständnisse würde er vielleicht machen können, wenn er nicht der Geführte Henrys und Paly du Clams wäre? Lian sieht es immer mehr ein: selbst ein Skandal wie die ganze Drcyfus-Ange- legenheit fängt an, einfach „langweilig" für das Volk zu werden; es regt sich nicht mehr ans! Die Leute, die auf den Straßen für oder gegen Drcyfus, für oder gegen den Gcneralstab demonstrieren, müssen bezahlt werden, sonst thun sie nichts. Die „Volksseele" liegt im schlummernden Dusel. Da sind die Amerikaner ganz andere Kerle I Sie sind er wacht und fühlen sich; sie werden der alten, morschen Welt zeigen, was eine Harke ist und einer ihrer Deputierten in Washington hat ja schon darauf hingewiesen, daß „wir" (die Aaiikees) den „Nordeutschen" ebenso den Buckel voll hauen »Nüssen, wie „wir" es mit den Spaniern gemacht haben. Den „germanischen Brüdern" jenseit, des Ozeans ist drin- gend anzuraten, dies Vorhaben wenigstens so lange zu ver schiebet:, bis die Abrüstungskonferenz ihre Schuldigkeit ge- than hat. Sonst könnte die Sache am Ende schief gehen. Daß ihnen die Zeit bis dahin nicht lang wird und sie sich, noch einige kleine Fertigkeiten im Kriegführen aneignen kön nen, dafür werden die wackeren Brüder Filipinos sorgen, die sich ihre Befreiung vom „spanischen Joch" durch Onkel Sam ganz gern gefallen ließen, aber nun durchaus nicht gesonnen sind, das Dollar-Joch der Nordamerikaner aus sich zu nehmen. So leichte Arbeit, wie bei den Spaniern, wer den die Träger des Sternenbanners der den Fikspinos nicht finden. Und die Spanier weigern sich auch — und mit Recht I — ihren Besiegern gegen die aufständischen Tagalen beizustehen. Das Schlimmste für den armen Mac Kinley aber ist, daß sich in seinem eigenen Lande die Stimmen mehren, die die Unabhängigkeit der Filipinos fordern, und daß noch keineswegs gewiß ist, daß der Senat den Frie densvertrag mit Spanien genel'migcn wird. In Spanien geht inzwischen alle? ruhig se neu Gang ; Karlistenputsche und sonstige Unruhen, die di Unzufindenbeil mit dem Ausgange des Krieges hervorzu nfen drohten, Pronunciamen- tos der Generale, ja selbst die angekündigte Miuisterkrisis sind ausgeblieben. Auch in O sterreich und Ungarn ist noch zu keiner Entscheidung gekommen; dresseit wie jenseit. MM- Das Bankgeschäft Carl Heintze, Gotha, hat der Gesammtauflage unserer Zeitung jeine Beilage über die lll. Thüringische Mrchenbau-Lotterie, deren 1. Zie hung am 9. Februar 1899 stattfindet, beigelegt, worauf wir unsere Leser hierdurch aufmerksam machen. Inserat« die einspaltige Petitzeile 10 Pfg. amtliche Inserate die Corpus-Zeile SS Pf. Reklamen Pro Zeile SV Pfg. Alle Postanstaltenund LandbrieftrSger nehmen Bestellungen an. Aus der Woche. Am Anfang dieser Woche such fast gleichzeitig zwei Männer gestorben, die einstmals viel genannt wurden und die aus völlig entgegengesetzten Ansichten fußten: Guido Weiß und Rudolf Mayer, der erste ein „Erz"-Demokrat, der andere ein „Erz"-Reaktionär. Keiner hatte sozialistische Neigungen; jetzt aber nach ihrem Tode wird ihnen gemein sam in den ArbeiterblSttern für ih:e ehrlichen Bestrebungen um das Wohlergehen der Arbeite, klaffen volle Anerkennung gezollt. Das in unserer Zeit, in der sich politische Gegen sätze gar zu häufig persönlich zuspitzen, immerhin in hohem Grade beachtenswert. — Auch das Friedenskonferenzpro jekt hat eine gewisse Förderung erfahren durch ein eingehen deres Programm, das Murawiew an die Mächte gesaudt hat und worin diejenigen Punkte bezeichnet werden, mit de nen sich die Delegierten befassen sollen. Professor v. Eis march in Kiel hat schon vor einiger Zeit darauf hingewie- sen, daß durch eine internaiionale Uebereinkunft betreffend die Unzulässigkeit gewisser mörderischer Geschosse für den Kriegsfall die Friedenskonferenz viel Gutes stiften könnte, und in diesem Sinne bewegt sich auch des Zaren Programm. Aber Rußland hat schon an und für sich die stärkste Bevöl- ker» ngSziffer unter allen zivilisierten Staaten (und dazu will es doch auch gerechnet sein), es Hut das stärkste stehende Heer, die stärkste Kavallerie und legt sich jetzt vollständig neue Feldgeschütze zu. Das numerisch stärkste Reich, das zugleich von keiner Seite bedroht wird, sollte mit der Ab rüstung praktisch vorangehen; aber daran denkt man natür- lich in Petersburg uicht. Man mochte nur die „andern" weniger gut gerüstet wissen! — Die Dreyfusaffäre schleu dert lhren Gang weiter nnd die Versicherung, daß „demnächst" die Verhandlungen beendet werden, klingen nicht ger, .e ver trauenerweckend. Man spricht noch von allerhand Ueberra- schungen, die die nächsten Tage bringen werden, aber der Pariser ist skeptisch geworden — se>l dem Rastermesserschnitt Henrys imponiert ihm so leicbt nichts mehr. Wer zur Sen timentalität veranlagt ist, den wird es rühren, daß Drey- fuS sich in seiner Antwort aus die Frage des Kassationhofes bei General Boisdeffre bedankt, dem er offenbar die < Schritte zur Revision seines Prozesses zuschceibt. Der Mittwochs, ArÄa-s u M-nntags Mit 3 Aamikienölättern, IroHstnli, Oute Geister, Aeitfpieget. AdonnementSpret» inkl. der» werthvolle»Beilage» vierteljährlich mit Brittgerloh» 1 Mk. durch die Post 1 Mk. »V «-A'HsZ/v/'- Sa/'ckwHsK. Ä 2. - - i /lnrüge in Lnglisvk-I-Sllvr, kssinsit, Iwirn, ksilot, I.vinen u. vi sll .. ' in allen Farben und in jeder Preislage. KWff- I"»«i8« »I»»« in Leinen l,75 Mk., in Pilot von 2 Mk. an bis zn den stärksten Qualitäten, Neuheit! 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