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Donnerstag, Sen 10. Februar l-2i. IS. Jahrgang. Nr. S4 I. ki >1 i> D weiblich zusammen 2 482 758 4 806 661 2 495 233 4 663 298 Dr. Heinze über die deutsche Stellung zum Verbandsdiktat. Vizekanzler Dr. Heinde Mies in. Stettin in einer Versammlung der Deutschem Volkshartei mit Nachdruck darauf .hin. daß es dem Außenminister Dr. Simons bisher gelungen sei, im neutralen Auslände und auch in Amerika weitgehendes Vertrauen zu erwerben. Wenn ein solcher Malin erklärt : Hier ist «in« Grenze, weiter können wir nicht!, so kann da» seinen Eindruck wicht verfehlen,. Er sei der Ueberzeugung,. datz «s auf dem «ingeschlagenen Wege gelingen werde, die unerhörten neuen Forderungen der Enterbte abzmoehren. Eine ErklSrung de» Prinzen Ma« von Baden. In einer Unterredung mit dem Berliner Bericht, «rstatter der Daily New» erklärte Prirkz Max hon KSa- den, di« Staatsmänner der Alliierten wüßten Wohl, .daß! di« in Paris ausgestellten Forderungen unerfüllbar seien. Unmögliche Bedingungen würden Deutschland auferlegt, damit di« angebrachten Sanktionen zur Durch slihrung gebracht werden können. Diese Sanktionen sollten da» Ziel der Franzosen, den Zerfall Deutschland», bewir ken. Durch die Ausführung der Sanktionen solle der Ruin Deutschland» vollendet werden. Prinz Max sagte., di« Regierung Fehrenbach-Simon» wird nicht unterschreiben. Wir stad eher bereit, un» in die Katastrophe, .die der Einmarsch französischer Trup pen und di« Besetzung de» Ruhrgebiet» nach sich Liehen wird, .zu schicken,, al» mit eigener Hand unseren Ktn-I d«rn und Enkeln Ketten ünzülegen, di« uns setzt fesseln. Hindenburg über die politische Lage. Dis Weser Stadtzettung veröffentlicht «in« Unter» reduntz Mt Gene ralfeld marschall v. Hindenburg. Hin- denburtz betonte, daß ein militärischer Führer Frank- reich» di« Angst vor Teuts.chland nicht los dver- den könne, und daran sei vor allem die sinkend« Bedvlkerungszifser schuld. La» Verlangender Franzosen qach dem Ruhrrevier hält der Feldherr Är «ine durchaus ernst zu nehmende Gefahr. Dadurch dürfe die Regierung! sich aber nicht «1n- schücht«rn lassen, sondern must fest bleiben. Nach seiner K«nntnt» habe sich bei den Amerikanern, die g«g«n, un» gefochten, «in UMschwung ver Gtim-> mung vollzogen. Der Abstimmung in Ober sch le« sien sieht Hindenburg mit vertrauen entgegen. Di» Vorgänge in Oberschlesien müßten abschreckend gegew über Holen wirken. Dazu käme der Valutaverlust bei einem Uebergang« Oberschlesien» an Polen. Außerdem Bayrische Einigung mit äem Reich? Ein bayrischer Staatsrat bei Simons. Ter Beschluß, den das bayrisch« Kabinett am Diens tag gefaßt hat, ist der Reicksregierung durch den be sonders abgesandten Staatsrat MeinsI mitgeteilt wvi2 den, der dem Reichsminister Dr. Simons gestern vor mittag einen längeren Besuch ubgeftattet hat. Eine offizielle Mitteilung.an die Oeffentlichkett ist bisher nicht erfolgt. EL liegt Grund zu der Annahme vor, datz dw bayrische Regierung, vor die Frage gestellt: N«ichsged-ank« oder Einwohnerwehr, sich im Sinne des Reichs gedenkens entschieden und dabei dis Zustimmung aller Parteien de» bayrischen Landtages gefunden hat. Offiziös wird bemerkt: Die Reichsregierung hat nun mehr für die Londoner Konferenz bie Bahn vollkommen frei und weih » ll < Länder und all« Parteien in einer g e - schlossen«« Front hinter sich, wenn sie in London un ter Beiseitelrgung der Entwassnungssrage ausschliehlich über die Reparationsfrage verhandelt und den Kampf um Deutschlands Daseinvmöglichkeit führt. Demnach hätte die bayrisch« Negierung also einge willigt, daß die Ablehnung sich nicht auf beide, Fragen komplexe des Ententediktates bezieht. Tie bisherigen Meldungen aus München lassen es jedoch »roch fraglich erscheinen, .ob die Einigung zwischen. Bayern und dem Reich schon so weit gediehen ist.. Di« ReichSrecfierung Hat ja bereits einmal gleich nach der Konferenz der Mini sterpräsidenten di« völlig« Einigkeit hervorgehoben, ob wohl sich dann recht erhebliche, Differenzen herauöge- stellt haben. Man wird darum gut tun, näher« Nach richten aus München abzuwarten. -155 836 4-12 475 -143 »63 Daß die männlichen Bewohner um rund ISS 000 Köpfe abgenommen haben, kann bei den Krieg-Verlusten hierbei nicht verwundern, Wohl aber, datz die Zahl der, weiblichen Personen in dem langen Zeitraum von S Jahren sich nur um rund 12500 vermehrte. Um da zu würdigen, mutz darauf hingewiesen werden, datz in den .10 Jahren von 1900 bi» 1910 die Zahl der weib lichen Personen sich in Sachsen um 823 690'vermehrte; und jetzt, in S Jahren, nur ein« Zunahme von 12 475! Ta» läßt aus eine außerordentlich^ stark« Abwande rung schließen (denn die Frauen sind doch nicht in den Krieg gezogen), wie denn überhaupt'der ganze Gevöl-» ksrungsverlust nur durch Abwanderuns «ingetreren ist. In der Zett von 1911 bi» Oktober 1919 betrug näm lich in Sa!ch.sen die Zahl der Lsbendgeborenen etwa 790 000, .die der Gestorbenen, einschl. der Kriegsverlustq von 120 000 Mann, ungefähr 755 000, so datz sich! im mer noch .ein Uebsr schütz von 85000 Gefangene«! ergibt. Sonach mützte die Einwohnerzahl eigentlich ge stiegen fein, während sie' in Wirklichkeit «in« Abnahme' von 143 000 Seelen erfahren hat. Ta» ist per sicherste Beweis für ein» erhebliche Abwanderung, die stattge- strndsn hchbeu muß, und zwar bei beiden Geschlechtern! Tie Ursache diesen Abwanderung ist zweifellos dar auf zurückzuführen, datz Sachsen sehr stark von Reich»« au »ländern bewohnt wurde, von denen ein großer Teil nach -em Krieg« nicht wieder -urAckgekehrt sein ! mag. Während sich im Deutschen Reiche Vie Zahl de« j Retchsau-länder auf 1,94 Prozent der Bevölkerung be zifferte .betrug sie, iw Sachsen 3,92 Prozent, also reich lich da» Doppelt«. Im Ganzen wurden 1910 in Wach» sen 188469 Reich-ausländer gezählt, davon über 162000 au» OesterretchrUngarn ferner mehr als 11000 j krgebnlffe cler OolkrrWung in Zachfen. Eihebliche Abwanderung. Es liegen nunmehr die endgültigen Ergebnisse der Volkszählung vom 9. Oktober 1919 vor. Im ganzen zeigen sie für das Deutsche Reich ein erfreuliches Bild, denn trotz, der enormen Kriegsverluste ist infolge der Hohen Geburtenüberschüsse in den Jahren 1911 bis 1915 eine Zunahme der Bevölkerung in .fast allen, deut schen Ländern zu verzeichnen. Nur Sachsxn macht, hiervon eine Ausnahme; e» zeigt ein« nicht unerheblich gesunkene BevölkerUngSZiffer. Während im Jahre 1910 4 806 661 Einwvbner gezählt wurden, wa ren eS 1919 nur 4663298, chlsv 143363 weniger. Getrennt nach dem Geschlecht war das Ergebnis beider Zählungen folgende»: männlich 1910: 2 323 903 1919: 2168065 s«hr schön« Sache, so glaubt Brignd, ave« es wäre doch auch ganz gut, wenn als Nebenprodukt «im Stimmungs erfolg Mr die Polen in Oberschleswn dckbet abfiele. Dia polnisch« Presse in Kongreßp0l«n, di» auf sedem. Deut schen lvi« aus einem Teufel herumrettet, und die pol nisch« Abstimmung-Press« in Oberschle'sten hat natürlich nicht lang« gezaudert, sich der neuen willkommenen Ar gument« zu bedien««. Kork.anty preist den Artikel 254 de» FriedonSvertrage- an, der besagt, daß Ober- schlesien im Falle sein«» Uebergang» an Polen nur den Teil der Staatsschulden von 1914 zu tragen hat, der aus diese» Gebiet entfällt. Nun mutz für» erste fest gestellt werden, datz Deutschland ja die fetzt genannten Summen weder zählen kann noch zahlen wird, .und wenn die Oberschlesische Grenz.Zettung berechnet, datz ini Jahr« 1932 ein Familienvater mit Iran, und Pier Kin dern jährlich .19 274,40 Mark zahlen mützte, so ist da» ja «in« sehr schöne mathematische Spielerei, di« alle Oberschlesier zum Gruseln bringen soll, di« aber dennoch ihren Zweck verfehlt, .denn man wird bald einsehen, datz eS nicht 'mehr ist al» eine Spielerei. Die! Frage ist die, ob Oberschlesien sich besser steht, wenn «S sich <m einer Wiedergutmachung beteiligt, .die Deutschland tatsächlich leisten kann, oder ob «S ohne Teilnahme an der Wie dergutmachung sein wirtschaftliches Heil im polnischen Staats finden würde. Dieses Rechenexemhel wird aber zugunsten Deutschland» gelöst...denn eine Wiedergutma chung — ^o, wie sie allein möglich ist — wird gleich mäßig auf alle Wirtschaftsbezirke verteilt werden Wür de aber Oberschlesien den Polen ausgeliefert, so wäre es in diesem Staat das einzige Wirtschaftsgebiet, aus dem sich noch etwas herausholen ließe, denn die Polen machen ja gar kein Geheimnis daraus, Paß. Oberschlesien dazu^ausersehen ist, hauptsächlich die finanziellen Lasten des polnischen Staate» zu tragen. Eg braucht in diesem Zusammenhang ja nur an das Wort des FinanzmtnisterS Grabski erinnert zui werden, der sagte, datz Oberschlesien ein« Lebensnotwendttzkert für Polen sei. Wenn die Entente aber versuchen sollte, di« jetzt genannten Milliarden au» un» herauszuholen, so würden — und da geben wir der Oberschlesikchen Grenz- Zeitung recht — Handel und Industrie vernichtet werden. Ter. deutschen Vernichtung aber ginge noch «ine ander« Vernichtung voraus. Können wir keine Waren mehr nach Polen auSführen, .so ist P olen Verloren. Kann Polen seine Waren nicht auf dem deutschen Markt un terbringen, so ist Polen verloren. Bevor also Deutsch land vernichtet wäre, würde immer noch vorher Pölen völlig ruiniert sein. MllcdWen un<l üeMeckttgMachung Rv.- E» ist schon mehrfach und Wohl mit Recht die Vermutung au-gesprochen worden, daß bei der Gest- sotzung der Milliardsnsum ms Briand von der Absicht geleitet wor-dn ist, den Polen «inen Trumpf jzu- zustecken. Die Milliarden waren ja für Frankreich ein« dcks allgsmrin« kulturell« Herabsinken und nicht yul«tzt die Vu»stcht für die Ob«rschl-si«r. in dck» polnische H««r^zum droh«nd»n Kampf gegen Rußland eingestellt zu werden.' Di« Städter in Ostpreußen wol- len von d«m Kommunismus nicht» mehr wissen, wi« ihm V. Batocki vor einigen Tagen mitgeteilt habe. Dl« deutschen Vertreter für London.. Aie deutsche Regierung wird sich äuf der Londoner Konferenz durch den Reichsminister de» Aeutzern Dr. Simon» und' den Reick,Sfinanzmtnister Dr. Wirth vertret«« lassen. The Minister werden von einem Stabe politischer, hauptsächlicher aber finanzieller und volks wirtschaftlicher Sachverständiger begleitet werden. vir mlpversisnarne fiuNMsbgabe. Italienisch« Aeutzerungen stellen da» Wesen der zwölfprvzentigen Aussuhrabgabe anders dar, als e- bisher — nicht bloß bei un», .sondern auch in den Ententeländern — aufgefaßt wurde. Ter Commenda- tor« Giannini, der den Plan dafür aus belgische An regung hin ausgearbeitet haben soll, ertlärte eignem Mtt-> arbetter des Londoner Telegraph, datz es sich nicht um einen Ausfuhrzoll handle, sondern um eine Prozen tuale Erhebung von allen Zahlungen für die ausgeführten Güter. Von allen Fakturen ür deutsche Ausfuhrwaren solle der ausländische Käu fer 12 Prozent an die Wiedergutmachungskommission und 88 Prozent an den deutschen Verkäufer abMreu. Ter deutsche Exporteur solle aber diese 12 Prozent nicht verlieren; sie sollten ihm vielmehr in Papiermark von der deutschen Regierung erstattet werden der «S dann natürlich freistehe, di^e betreffenden Sum men in einer ihr zweckmäßig erscheinenden Form steuer lich aufzubringen/ Tie Bedingungen der deutschen Aus fuhr würden also in keiner Weise verändert oder be einflußt (?). Tie Entente erhalte ihre Tribute in Gold oder in leicht verwertbaren, nichideutschen Devisen, und Deutschland tzahl« sie in Papiermark, in denen es ja auch feine Steuern einnehme. Tie Technik des Verfah rens Mache keine besonderen Schwierigkeiten. Tie ita lienische Regierung zum Beispiel habe gegenwärtig das Recht, die ausländischen Gsldsorten, in denen die Aus- fuhrkaufleute Italiens bezahlt würden, einzukassieren und die letzteren in Live zu entschädigen. Ganz ähnlich sprach sich im italienischen Senat Graf Sforza aus. Als man von einer Ausfuhrsteuer sprach, erzählte er, Habs die italienische Delegation Widerspruch erhoben, denn ein« Steuer würde die deutsche Ausfuhr beein trächtigen und den wirtschaftlichen WiederaufbauTeulfch- lands verzögern, den wir besckleunigen wollen Es han dele sich tu Wirklichkeit um die teilweise Abtretung der Auslandsguthaben, die den deutschen Ausfuhrkaufleuten gehören, die von ihrer Regierung entschädigt werden sollen. Wie der Plan der. Ausfuhrabgabe auch in Frankreich, England und Amerika mehr als eine Woche lang so vollständig Mißverstanden werden konnte, ist einigerma ßen rätselhaft. Sollte die Pariser Konferenz sich über Inhalt, und Tragweite ihrer Beschlüsse selbst nicht ganz im klaren gewesen sein? Oder sollte die Giannini- Sforzäsche Auslegung erst nachträglich entstanden sein, als der Gedanke des Ausfuhrzolles ntchr nur in Deutschland auf Zweifel und Widerspruch stieß? Mit der letzteren Annahme wäre der Wortlaut der Erklä rung -es Grckjen Sforza freilich.schwer zu vereinbaren Auf den ersten Augenblick möchte es scheinen, als ob sich über einen Vorschlag, wie ihn die italienisch« Darstel lung kennzeichnet, im Prinzip viel eher reden ließe als über den gleich,nätzigen 12prozentigen Ausfuhrzoll. Da!» Entscheidende ist aber nicht die Methode, .sondern immer wieder die Frage des Wieviel. Ter Gedanke, datz unsere Zahlungen sich steigern, wenn unsere Aus fuhr wächst, ist grundsätzlich annehmbar. Aber wir müs sen auf.all« Fälle so viel fremde Zahlungsmittel be halten, .um alles Notwendige einführen zu können, und die auf Grund der TMsenabtretungen zu zahlende Pa- pivrmarkentschädigung darf unsere steuerliche Leistungs fähigkeit nicht überschreiten und unser Budget nicht zerrütten. Wenn diese beiden Voraussetzungen nickt« erfüllt sind, ist der Plan in der Giannini-Sforzaschen Auslegung ebenso vernichtend wie in der, an die bis gestern alle Welt glaubte. Endlich bleibt auf jeden Fäll der Einwand gegen die Ausfuhrabgabe bestehen, datz sie «in« nicht als Gesamtsumme feststehende, son dern ein« veränderliche Leistung darstellt, zu der Deutschland nach dem Versailler Vertrag nicht verpflich tet ist. Wir haben al» Besiegte die Kriegsschäden zu er setzen und können von den Gegnern verlangen, duffste un» bi» zum 1. Mai diese» Jahres genau angeben, wie hoch sich dies« Schäden belaufen aber man darf.von uns nicht fordern, .daß wir, wi« die Fronarbeit«! auf dem feudalen Gutshof, unaemes.sene Leistungen an die Sieger ab fü hren. Das Wichtigste vom rage. !ZMr«tch« ausländisch« Kaufleut« hab«» ihr« «»pallungan i« Dauts.chland annulliert, w«u sie befürchten, datz sk die Ausfuhravgab« »«zahlen müll«», die der Vprschlag d«r Vartstp Konferenz Vorsicht. * , , >. Dvi» deutsche AbstlmwüngtzkomMilsariat in Oberschlesten hat zur Bekämpfung der pol nischen Mordvanden einen Betrag Von einer Million Mckrk ausgesetzt. W Nach einer Berliner Meldung beschloß da» Reichs- ätrdeitSminNtertum. die Erwerbslosenun terstützung vpn 10 Mark auf 12 Mark täglich zu erhöhen. * Auch Belgien hat nunmehr nach England» Bei spiel auf da» Recht, da» Eigentum der deutschen Staatsangehörigen zu beschlagnahmen verzichtet. -wer Tageblatt 7.WLL