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Nr. s Sonnabenä, äen S. Januar 1427 22. Jahrgang La,Ma« Enthalten- öle amtlichen Bekanntmachungen -es Nates öer Gtaöt unö -es Amtsgerichts Nue. p.M.^a»n>.> Smi L,i,z.g Nk.ia«> Außenpolitische Aussprache in Paris. Briand k, hrt zurück. . Paris, 6. Jan. Lite Erklärungen, die Briand dem „Mattn" abgegeben hat, und in denen er die Not» Wendigkeit einer Aussprache über die auswärtige Poli tik sofort nach dem Wtederzusammentrttt der Kammer betonte, haben heute im Mtntsterrat ihr erste- osfi» »ielle» Echo gefunden, al- e- sich! darum handelte, die Tagesordnung der Kammer für die zu eröffnende Kam» mer ess vn .festzusetzen. Tie Minister beschlossen, eine Entscheidung darüber, wann die Interpellation über die au«värtlge Politik zur Debatte komme, vorläufig »u verschieben und die Rückkehr Briand» abzuwarten. E» liegt auf der Hand, daß mit der Hinausschiebung der Entscheidung über die Dringlichkeit und die Oppor tunität der Interpellationen über die quSivärttge Po litik auch die Entscheidung über den KoiifNkt Briand Polnearä nur verschoben ist und daß derselbe nach der Rückkehr Briand» Wiederaufleben wird. In der Zwischenzeit wer den auch die Senatswahlen ein gewisse» Bild der polt, tischen Neuorientierung Frankreich» gegeben haben, und da sie, wie allgemein erwartet wird, eine Verstärkung der Linken bringen werden, würde dadurch die Stel- lung Briand» und seiner Politik eine wesentliche Kräs- ttgung erfahren. Bet den heutigen Ausführungen de» von Poineare stark inspirierten „Scho de Parts", nach denen aller.Voraussicht nach! kein Minister den Mut haben wird, entgegen dem ausdrücklichen Wunsch Potn- care» eine Aussprache über die auswärtige Politik zu provozieren, dürfte wohl der Wunsch der Vater des Ge- dankens sein. Denn abgesehen davon, daß bereit« meh- rere derartige Interpellationsanträge vorliegen, wird die französische Linke, wie die Sprache des , Quottdien" und der ,.Ere Nouvelle" in den letzten Tagen beweist, im Parlament aller Voraussicht nach eine Debatte über die auswärtige Politik zu erzwingen wissen, um so mehr, wenn der Ausfall der Senatswahlen ein« wettere Linksorientierung der französischen öffentlichen Mei nung zutagetreten läßt. Parts, 6. Jan. Wie HavaS au- Tanne» berich tet, wird Minister de- Aeußeren Briand setne Erho lungsreise abbrechen und in zwei oder drei Tagen wie der in Parts zurück sein. Zranzöflfche Nationalisten für «alter» Nheinlanäbefetzung. Part», 6. Ian. „Scho de Parts" veröffentlicht heute die Antwort Mtlltrand» und de» früheren Ministerpräsidenten und rechtsstehenden Senator» Fran cois Mars al zur Frage einer früheren Nhetnlandräu- mung. Mtllerand erklärt, die deutsch-französische An näherung müsse sich in den allgemeinen Rahmen der französischen Außenpolitik etngltedern, sie dürfe jedoch die französische Außenpolitik nicht beherrschen. Deutsch land habe bisher keine solchen Beweise für seine mo ralische Abrüstung erbracht, daß man vom Standpunkt Frankreich» oder von dem seiner Alliierten da» Rocht habe, sich in eine Erörterung über eine frühere Rhein- landräumung etnzulassen. Sr habe die» dem franzö sischen Außenminister erklärt und habe die Versicherung erhalten, daß keine Verhandlungen dieser Art ausge nommen worden seien oder auch nur hypothetisch in- Auge gefaßt würden. Francois Marsal erklärte, solange Frankreich am Rhein stehe, würde kein Sturm mehr aufsteigen, wie man ihn selbst erlebt habe. Line Ueberwachung müsse ausgeübt werden. Wenn man den Rhein nicht bewache, wie könne man dann sicher sein, daß er nicht überschrit ten werde? Wir wollen im Vertrauen, so schließt Mar- sal, mit unserem Nachbarn verhandeln, aber bleiben wir am Rhein! Differenzen zwilchen Reicks« regierung uncl Reicksral. Bon den Blättern wird al» Kuriosum de» Reichs etats für 1927 die Tatsache bezeichnet, daß Retchsregte- rung unk RetchSrat in der Bemessung einzelner Etat positionen nicht zu einer Einigung gelangt sind, was schon in der äußeren Form de» im Druck vorliegenden HauShaltplaneS zum Ausdruck komme. Ten Voran schlägen verschiedene« Ressort» find einige Blätter vor. geheftet worden, auf denen die abweichenden Beschlüsse de» Reichsrate- und die Einwände der ReichSregterung dagegen verzeichnet sind. Der RetchSrat hat sich al bte Vertretung der Länder zugunsten dieser al» sehr gebefreudig erwiesen. Um 128,1 Millionen Mark hat er die Ausgabensette erhöht. Davon entfallen 112 Millionen auf die Ueberwetsung an die Länder au» der Einkommensteuer, der Körperschaftssteuer und der Um satzsteuer. dk» -iusstchten Curtlv» geschmälert. Der „Lokalanzetger" kommt heute auf die Erklä rung der „Germania" zurück, wonach da» Zentrum bei einer neuen Mitteregterung den Kanzler für sich in An spruch nehme und behauptet, e» besteh« Anlaß zu der Vermutung, daß diese Erklärung.unmittelbar von Tr. Martz stamm«. Auf di« Deutsch« Volk-Partei hab« ft« daher erheblichen Eindruck gemacht. Nachdem auch von deutschnattonaler Seit«, so bemerkt da» genannt« Blatt, wieder betont worden ist, daß die Deutschnattonalen ein, Mitteregterung nur dann eventuell unterstützen wttr- den, wenn da» Zentrum durch «inen Kanzler au- sei nen Rethen fest an di« Koalition gebunden sei, hält man di« Möglichkeit einer Kandidatur Surtiu- für außer ordentlich geschmälert. Offenbar, so Heißt e» in dem Blatt wL'ter, Hat die Z«ntrum»erNärung eM« n«u« Sachlage geschaffen. Der „vorwärt-" beschäftigt stch Heut« mit der Frag« der außenpolitischen Regierung»- fähigkett der Deutschnationalen und verlangt anknüp- send an ein« Reih, von deutschnattonalen Zitaten, wo nach diese Locarno al» für st« nicht recht»btnd«ndaner- kennen, daß,dl» Deutschnattonalen dies,» Standpunkt kategorisch widerrufen müpen, wenn st» «egterungifä-ig Das unrukige Italien. Zwischenfälle in Ragusa. Rom, S. Januar. Wie die Presse aus Trient meldet, wurde in Ragusa der Orjuna-Führer Lr. Bartolowte über fallen und durch Revolverschüsse getötet, während einer seiner Freunde schwer verletzt wurde. Dieses Attentat wird mit der Ermordung des Orjuna-Führers Zie in Verbindung ge bracht. Man befürchtet Repressalien seitens der Orjuna und Unruhen beim Leichenbegängnis Zie». Anarchlftenverhastung bei Tomo. Rom, 6. Januar. Wie au» Como berichtet wirb, hat in der Nähe des Ortes «ine Karabtniertpatroutlle drei Leute fest, genommen, die ohne alle AuSweispaptere waren, dagegen verschiedene italienische und ausländische Geldbeträge, sowie anarchistische Propagandaschriften bet sich hatten. Sie waren aus der Schweiz in der vorhergehenden Nacht heimlich über den Monte Generoso nach Italien gekommen und hatten in einer Garage vergeblich versucht, ein Auto zu bekommen. Die Behörden bewahren über den Fall strnegstes Stillschweigen. Sine Erklärung Sor Nuntiatur ln Part» zur elsästlschen siutonomlstenbewegung. Pari-, 8. !gan. Di« Nuntiatur in Part- ver öffentlicht «ine Erklärung, in der sie die Blätterm-l- düngen al» falsch bezeichnet, daß die Autonomtstenbe- wegung im Elsaß direkt oder indirekt ketten» de- Heili gen Stuhle» ermutigt werd«. Falsch ist der Mitteilung zufolge ferner, daß der Heilig« Stuhl sich für die yor- deruno d«» Anschlüsse» Oesterreich» an Deutschland «in- aefetzt hab,. Di« Erklärung schließt mit der Feststel lung! Der Heilige Stuhl wird seine moralisch« Unter stützung jeder Aktion verleihen, die di« Festigung de» Frieden» unter den Völkern »um Ziele hat. Au -»» Zusammenstößen In Srealau. wie der „vorwätt»" berichtet, veröffentlicht der Bre»lauer Polizeipräsident zu den Zusammenstößen in der Nacht vom 8. zum Januar eine Erklärung, in der e» Heißt» Di» vt-hertgen polizeilichen Ermittlun gen haben ergeben, daß «» sich nicht um gegenseitig, Rempeleien gehandelt hat, sondern um «inen etnsetttaen Ueberfall von Mitgliedern d,» völkisch,» Bunde» „To- Dr. Aülz auf äer »Dreikömgstagung«. Stuttgart, 6. Januar. Wie alljährlich am Tretkönigstage, so entbot auch in diesem Jahre die Deutsche Demokratische Partei in Württemberg und Hohenzollern ihre Anlhänger zu einer großen Heerschau nach, Stuttgart. Nachdem bereit- ge stern ein stark besuchter Bertretertag stattgefunden hatte, wurde heute vormittag im Festsaal der Ltederhalle ein« öffentliche Landesversammlung abgehalten. RetchSmtnt, ster Dr. Külz wurde bet seinem Erscheinen mit Hände klatschen begrüßt. Der große Saal, der schwarz-rot- goldenen ylaggenschmuck trug, war bi» auf den letzten Platz besetzt. Die Versammlung, die mit Orgelsptel elngSleitet wurde, wurde von tnm Vorsitzenden der Demokratischen Partei, Geheimen Hosrat Bruckmann- Heilbronn eröffnet, der die Erschienenen, besonder» den Senior der Partei. Vizekanzler a. D. v. Payer, be grüßte und betonte, daß die Deutsche Demokratische Par tei in Treue zu Vaterland und Republik stehe, ohne auf Dank zu rechnen. Nachdem Abg. HeS die Grüß« der badischen Parteifreunde und der badischen Landtag«- sraktion überbracht hatte, hielt Reich,Minister de« In- nern Dr. Külz eine politische Rede, in der er sämt liche außen, und innenpolitischen Probleme der Gegen wart berührte. Von der auch heute noch vorhandenen starken außenpolitischen Bedingtheit unserer Entwicklung ausgehend, begrüßte er es, daß mit der Kontrollkommis sion einer der peinlichsten Zeugen der früher gegen un» getriebenen Gewaltpolitik au» Deutschland verschwun den sei. Wenn darüber hinaus der Gedanke einer Räu mung des Rheinlands- in manchen offiziellen Kreisen Frankreichs nur langsam an Boden gewinne, weil man glaube, immer noch „Sicherheiten" gegen Deutschland in der Hand haben zu müssen, so würden di« Staats männer Frankreichs demgegenüber doch! nicht im Zwei fel darüber sein können, daß die beste Sicherheit für da» friedliche Nebenetnanderleven der beiden großen Nationen die restlose Beseitigung aller Konflikt-Mög lichkeiten sei, unter denen die sortdauernde Besatzung sich al» besonders gefährlich erwiesen habe und natur gemäß weiter erweisen müsse. Di« Freiheit de» Rhein« sei un, «ln« L«d«n»- und Lhrenfrag«. Germersheim sei im übrigen nicht nur für Deutschland, sondern auch für Frankreich eine unerträgliche Episode, die sich im Interesse beider Völker nicht wiederholen dürfe. Der ehrliche Wille de» übergroßen Teile» de» deutschen Volke», mit Frankreich in einem mit den Ge boten der nationalen Würde vereinbaren Einvernehmen zu leben, sei über allen Zweifel erhaben. Wenn di deutsche Politik jetzt auch mit Italien, wie früher mit Rußland zu einem vertraglich geordneten Stnvernehmen gekommen sei, so habe da» keine Spitze gegen irgendeine andere Macht, sondern liege in der selbstverständlichen Linie der allgemeinen deutschen Friedenspolitik. Im inneren Leben Deutschland» gelte e», an der wetteren Festigung .FeS Staate» mit aller Kraft zu arbeiten. Wenn Vie jetzige Regierungskrise eine Kon solidierung unserer Partetkonstellattonen im Reichstag bringen sollte, so habe sie wenigsten» ein Gute- er wirkt. An sich sei sie ein Ausfluß der Jugend unsere» parlamentarischen Svstem». Am Moment eine» starken außenpolitischen Erfolge» sei die Reichsregierung! ge stürzt, weil die beiden ylügelparteten de» Retch-tage» es für zweckmäßig hielten, gerade in diesem Augenblick und gerade vor einer fünfwöchigen Parlament-Paus« die taktische Frage der Mehrhett-btldung durch «in« Ne» gterung-krise anstatt durch ruhige und leidenschaft-los« Verhandlungen über di« politische Problematik zu klä ren. Bet der sozialen, wirtschaftlichen und kulturell«« Struktur de» deutschen Volke» sei «in« Konsolidierung de» staatlichen Leben» nur durch! «ine Politik der mitt leren Linie zu erreichen. Auf einer solchen Linie müsf» da» Parlament die Negierung aber auch wirklich arbei ten lassen. Ein bekannter britischer Staat»mann Habe den auch für un» sehr beachtlichen Satz gesprochen! die Stärke unsere» System» liegt darin, daß da» Parlament ntemat» regieren wollte. Für un» gilt e», «inen Zu stand zu erreichen, bet dem die Negierung auch wtrtttch regieren kann und nicht dauernd ^m Kampf der Par teien zerrieben wird. Die Konsolidierung unserer staatlichen Verhältnisse verlang« ein verbundensein auch der breiten Mass« de» Volke» mit dem Staat«. Drewegen würden Parolen wie» niemal» mit der Sozialdemokratie, oder» immer gegen di« Sozialdemokratie überau» verhängnisvoll wirken müssen. Die gleichberechtigte und gleichverpfltcht-nd« Eingliederung der arbeitenden Massen in den staatlichen und sozial«, vrgani-mu» ist «in Grund-tek all«, Politik, und in dm Drang der unteren Schichten, emparznWW