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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnemcntSpreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Ps Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden LagcS des Erscheinens erbeten and die CorpuSspaltenzeile mit m Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Ps. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. .-HF' 87. Sonnabend, den 16. August 1884. 9. Jabra. Bekanntmachung. Auf Antrag der Erben weil, des Tischlermeisters Ernst Gustav Schlcmmbach in Zwönitz soll das zum Nachlasse desselben ge hörige Hausgrundstück, Nr. 90 des Brandcatasters, Nr. 139a.., I39d. des Flurbuchs, Fol. 85 des Grund- und Hypothekenbuchs für Zwönitz, den 18. August 1884 Vormittags IL Uhr durch das unterzeichnete Königliche Amtsgericht im Nachlasthause öffentlich und unter den im Termine bekannt zu machenden Be dingungen an den Meistbietenden versteigert werden, was hiermit bekannt gemacht wird. Stollberg, am 22. Juli 1884. Königliches Amtsgericht. Zumpe. Masky. England nnd Deutschland. So lange das deutsche Reich den englischen Anmaßungen nie mals entgegentrat und es wegen der früheren inneren und äußeren Ohnmacht Deutschlands ja auch gar nicht im Stande war, gab man sich in London immer den Anschein, als ob die Deutschen die Vettern und guten Freunde der Engländer wären. Jetzt ist dies aber an- ders geworden und zwar lediglich deshalb, weil Deutschland den Brodneid Englands durch den Besitz der kleinen Colonie Angra Pe- guena in Südafrika angestachelt hat und auf der egyplischen Con- ferenz die anmaßenden Zumuthungen Englands zurückwies. Aus einem solchen Gebühren begreift der untergeordnetste deutsche Bürger, was die englische Freundschaft für Deutschland werlh war und die wahre, nur dem Hochmuths, der Selbstsucht und der Heu chelei entsproßene Haltung Englands wird in Deutschland Jeder mann klar. Es ist die Zeit gekommen, wo Deutschland in England ganz zweifellos einen Neider und Widersacher erblicken muß und Deutsch lands leidender Staatsmann wird diese Thatsache nie aus den Augen laßen, dafür bürgt dem deutschen Volke schon der Name: Fürst Bismarck, auch wenn England demnächst über seine Gegner schaft ein heuchlerisches Mäntelchen hängen sollte. Wie weit übrigens die englischen Anmaßungen und Albern heiten gehen, beweist der Umstand, daß die englische Capkolonie auf j die Nachricht hin, daß Deutschland in Angra Pequena festen Fuß gefaßt habe, das ganze Hinterland, die sogenannte Walsischbay, an- nectirt hat, aber natürlich nur dadurch, daß die englische Colonial regierung in den Zeitungen und Straßenplakaten angezeigt hat, daß sie von der Walsischbay Besitz ergriffen habe, irgend eine englische Colonie befindet sich in der Walsischbay nicht und ist auch nicht da hin abgegangen, da die Colonialregierung jetzt dazu weder Geld, noch Menschen besitzt. Den Gipfel der Albernheiten gegen Deutschland hat die eng lische Zeitung „Standard" aber dadurch erstiegen, daß sie mit plumpen, anmaßenden Pathos verkündet hat, es werde künftig von England abhängen, ob Deutschland Elsaß - Lothringen behalten könne!!!??? ,— Mit einer solchen frechen Prahlerei verfehlen die Engländer bei dem deutschen Nationalgefühle jede Wirkung und Kaiser Wilhelm nebst seinen Staatsmännern und Generälen werden über diese Drohung Englands erst recht lächelnd zur Tagesordnung übergehen. Im Uebrigen weiß auch jeder, der die englischen Ver hältnisse kennt, daß England nicht 30000 Mann nach Frankreich senden kann, um den Franzosen gegen Deutschland zu helfen, und was 30000 Mann in einem Niesenkampfe, in dem sich diesml 1>/z Millionen deutscher Streiter auf dem Plane finden würden, aus richten würden, kann man sich nach dem Kriege 1880/71 recht gut vorstellen, aber wie schon erwähnt, England ist aus zehnfachen Grün den gar nicht in der Lage, Frankreich ein 30,000 Mann starkes HilfscorpS zu schicken. Auch braucht man nur daran zu denken, daß Frankreich der größte Nebenbuhler Englands im Orient und Hinter asien ist und eine englische Hülfe für Frankreich gleichbedeutend mit einer Ohrfeige wäre, die sich England selbst gäbe. Großbrittannien ! vermag in Wirklichkeit Deutschland nichts anzuhaben, Deutschland l kann aber dem brittischen Reiche sehr gefährlich werden, uämlich 1 durch eine Allianz der Großmächte gegen Englands Anmaßungen in allen überseeischen Ländern. Die egyptische Conferenz hat davon den Engländern schon eine kleine Probe geliefert. politische Wochenschau. Deutschland. Der Kaiser erholt sich jetzt in seiner Sommer residenz Babelsberg von den Anstrengungen seiner diesjährigen Bade reisen. Erfreulicherweise haben die mit denselben verbunden gewesenen Strapazen das Allgemeinbefinden des greisen Monarchen nicht im Geringsten alterirt und ist deshalb die gegründetste Hoffnung vor handen, daß der oberste Kriegsherr auch den kommenden großen Herbstmanövern am Rhein in voller Rüstigkeit wird beiwohnen können. Am Mittwoch besuchte der Kaiser nach längerer Abwwesenheit wieder zum ersten Male die Hauptstadt Berlin, vornehmlich, um sich von den Renovirungsarbeiten zu überzeugen, welche während seiner Abreise im königlichen Palais vorgenommen worden waren. Das am Bahnhof versammelte zahlreiche Publikum begrüßte den allgeliebten Monarchen mit brausenden Hochrufen, welche derselbe durch freundliche Grüße nach allen Seiten erwiederte. Die Taufe des jüngsten Sohnes des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm von Prenßen soll den neuesten Bestimmungen gemäß am 31. August stattfinden. I Das hochpolitische Ereigniß der Woche ist der Besuch des öster reichischen Ministers des Auswärtigen, Grafen Kalnoky, beim Reichs kanzler in Varzin, wo der erstere im Laufe des Freitag eingetroffeu sein dürfte. Die Zusammenkunft beider Staatsmänner stellt eine neue markante Besiegelung des deutsch-österreichischen Freundschafts bündnisses dar und erscheint um so bedeutungsvoller, als ihr erst in voriger Woche auf österreichischem Boden die Begegnung zwischen Kaiser Franz Josef vorausgegangen ist. Vielleicht handelt es sich bei dem Besuche Kalnoky's in Varzin auch um eine Domonstration besonderer Art; selbstverständlich wird man aber erst näheres über den Zweck der Unterredung abwarten müssen. Jedenfalls wird dieses Ereigniß die öffentliche Discussion für die nächste Zeit in hervor ragender Weise beschäftigen. Im Uebrigen waren die Erörterungen der Presse in dieser Woche meist der Mission des Herrn von Schlözer im Vatican sowie dem „Fall Rickert" gewidmet. In ersterer Angelegenheit kann man immer noch nicht recht klarsehen, da es noch immer ungewiß ist, ob der preußische Gesandte beim Vatican wirklich jene bekannten Aeußer- ungen über die päpstliche Curie und ihre zweideutige Politik gethan hat, welche den Zorn der ultramontanen Preße dieseits wie jenseits der Alpen erregt haben. Diese Aeußerungen sollen zwar inzwischen durch den Grafen Mont, den intermistischen Geschäftsträger Preußens bei der Curie, dementirt worden sein; die Nachricht hiervon ist aber nur in dem „Ossenvatore Romano", einem der ofsiciösen Organe des heiligen Stuhles, enthalten, während der „Deutsche Reichs- und Preußische Staatsanzeiger" des Demeti's mit keiner Sylbe erwähnt. Einstweilen sind daher nähere Mittheilungen in der Affaire Schlözer abzuwarten. Was den angeblichen Briefwechsel des deutschfreisinnigen Reichstags-Abgeordneten Rickert anbelangt, so hat sich derselbe als eine plumpe Fälschung herausgestellt, die den Zweck hatte, den politischen und persönlichen Chäracter des Herrn Rickert zu verdächtigen. Die