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für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Gievenlehu und die Umgegenden. Amtsblatt fK» die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath za Wilsdruff. Die,«* Blatt erscheint wöchentlich zwei mal, Dienstags u. Freitags und kostet Pro Quartal 1 Mark.— Jnseratenann«hme bis Most«- rcsp. Do»»erstag Mittag? 6. Freitag, den 19. Januar 18H. l... ' W»«- '» Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die Bestimmung in Z 45, 7b. der Ersatz-Ordnung (Gesetzblatt vom Jahre 1876, Seite 43) werden die Herren Standesbeamte» des hiesigen amtshauptmannschaftlichen Bezirks anfgefordert, bis spätestens zum 31. dieses Monats einen Auszug aus dem Sterberegister des Jahres 1876, enthaltend die Eintragungen von Todesfällen männlicher Personen, welche das 25. Lebensjahr noch nicht erfüllt haben, anher einzureichen. Aus diesem Auszuge muß insbesondere Vor- und Zuname, Geburtstag und Ort, sowie Sterbetag und Ort ersichtlich sein. MeiAen, am 11. Januar 1877. Die Königliche Amtshau^tmannschaft. Schmiedel. Verfügung an die Ortsgerichte des Gerichtsamtsbezirks Wilsdruff, die Auzeigeerstattung über Todesfälle betr. Zur Zeit haben die Ortsrichter den Gerichten nur solche Todesfälle anzuzeigen, in denen sich eine gerichtliche Erbtheilung wegen des Vorhandenseins bevormundeter oder zu bevormundender Erben erforderlich macht. Wenn nun aber in Verfolg des Gesetzes über die Erbschaftssteuer vom 13. November 1876 den Gerichten künftighin auch noch diejenigen Todesfälle anzuzeigen sind, bei denen, auch wenn vormundschaftliche Rücksichten ein Einschreiten des Gerichtes nicht erforderlich machen würden, ein Nachlaß im Werthe von mehr al* 150 Mark in Frage kommt, so werden bei dessen Eröffnung die Ortsgerichte des hiesigen Gerichtsamtsbezirks hiermit angewiesen, der gedachten Vorschrift von nun an gehörig nachzukommen. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 16. Januar 1877. —Rlr. Gangloff. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 18. Januar 1877. Gestern hielt die hiesige Bürgerschützengesellschaft im reich und geschmackvoll geschmückten Schießhaussaale ihren Königsball ab; derselbe war außergewöhnlich stark besucht und namentlich zierte ein reizender Damenflor in ausgewählter Toilette die Festtafeln. In feurigen Worten eröffnete das Ehrenmitglied der Gesellschaft, Herr Bürgermeister Ficker, die Reihe der Toaste durch ein Hoch auf Se. Maj. den König Albert und sein ganzes königliches Haus; der zweite Toast, gebracht von dem hochgeachteten Vorstand der Schützcngescll- schaft, Herrn Kaufmann Ritthausen, galt dem derzeitige« Bürger schützenkönig, Herrn Kürschnermeister Springsklee, und wurde derselbe nicht nur in seiner Eigenschaft als König, sondern auch als einer der hochgeachtetsten Bürger, Freund und Glied der Gesellschaft gefeiert, hieran schloffen sich Trinksprüche zunächst von Seiten des Letzteren auf die Schützengesellschaft, auf die königl. u. städt. Behörde, das Offiziercorps, die Gäste, die Frauen u. s. w.; drei sinnige Tafellieder trugen zur weiteren Unterhaltung der Tafel bei. Die Tafel selbst währte gegen 3^ Stunde. Die Speisen und Weine des neuen Schieß- Hausbesitzers wurden durchgängig für gut anerkannt, nur dürfte für die Folge Herr Müller für eine mehrfache und schnellere Bedienung bei Tafel besorgt sein. Nach der Tafel folgte ein flotter Ball, welcher die Festtheilnehmer bis gegen Morgen in der heitersten Stimmung zusammenhielt. — Die Gesellschaft „Liedertafel" hat ihren alten guten Ruf am vergangenen Freitag aufs Neue glänzend bewährt. Wenn in der großen Bescheidenheit des Directoriums nur zu einem Conzert- Kränzchen eingeladen worden war, so sagte uns doch der erste Blick auf das Programm etwas Anderes. Wir erwähnen aus dem ersten Theile nur das „Conzert für Violine und Pianosorte," die Solo- Vorträge der Frl. Commichau, sowie das Clavicrstück: „DieLauten- bacherin," welche, mit Gefühl und künstlerischer Meisterschaft vorge tragen, volle Anerkennung fanden. Den Glanzpunkt des Concerts bildete die Dichtung von Carl Gärtner „Jur Walde", für Chor, Solo und Pianofortebegleitung componirt von Julius Otto. Es wäre ein Unrecht, wollten wir aus den 11 Nummern dieser herrlichen Dichtung einzelne bevorzugend hervorheben, denn vorgelragen wurden die theilweise schweren Chöre sowohl wie die Solis in einer Weise, die dem Herrn Liedermeister Cantor Reh und seinen Herren Sängern alle Ehre macht, ganz besonders aber verdient noch die meisterhafte Pianofortebegleitung des Herrn Liedermeisters die vollste Anerkenn ung, welche denn auch nach Schluß des Conzertes durch stürmische» Applaus sich kund gab. Pirna. Vor gefüllten Tribünen wurde am Donnerstag Vor mittag bei hiesigem k. Bezirksgerichte unter Vorsitz des Herrn Bez.-Ger.- Dircctor Petzold die Hauptverhandlung mit Schöffen gegen den Ober förster Schlegel und Förster Eppendorf zu Hinterhermsdorf wegen Zweikampfes, der vor kurzer Zeit zwischen Beiden unfern letzteren Dorfes mittels Schicßwaffen stattgefundcu und wobei Förster Eppen dorf verwundet worden war, abgehalten. Herr Generalstaatsanwalt vr. v. Schwarze wohnte der Verhandlung bei, die um I Uhr Mittags mit Verurtheilung Schlegels zu 2 Jahren, Eppendorfs zu 1 Jahr Festungshaft endigte. Leipzig. Den trüben Zeitverhältnissen angemessen, versprach sich Niemand etwas Gutes von der Neujahrsmcsse, und so müssen wir auch wirklich sagen, daß die Messe als gänzlich schlecht zu bezeichnen ist. Der meiste Umsatz wurde in Tuchen erzielt, die zu sehr gedrückten Preisen, trotzdem die Schafwollpreise etwas angezogen hatten, ver kauft wurden und den Fabrikaten keinen Nutzen ließen. Das zuge- sührte Quantum war bedeutend, da die schlechten Vormessen viel Waare übrig ließen, die Fabrikanten auch, um den Arbeitern wenig stens etwas verdienen lassen zu wollen, die Fabrikation in mäßiger Weise fortsetzen. Fabrikanten baumwollner Rock- u. Hosenstoffe haben fast gar keine Geschäfte erzielt und kamen meist nicht auf die Meß unkosten. — Vom Ledermarkt haben wir zu berichten, daß die Zu fuhren in braunen Kipsen wie überhaupt aller Sorten Oberleder und geringer Sohlenleder weit größer war, als Bedarf vorhanden. Zu dem waren die meisten Sortimente sehr gering, schlecht und infolge dieser argen Uebelstände ging der Verkauf schleppend, und es war diese Neüjahrsledermesse für fast alle Interessenten unbefriedigend. — Für Manufaktur-, Leinen-, wollne und baumwollne Strumpf- waaren fanden sich theilweise einige Abnehmer, und in keinem aller Hauptmeßartikel ließ sich ein lebhaftes Geschäft verspüren, da allge meine Geldknappheit herrscht und die Einkäufe daher auf ein Mini mum beschränkt blieben.