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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark SO Pf. pr-miumuranäo. AlyciM Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Cvrpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit SO Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. ILO. Sonnabend, den 20. September 1879. 4. Jahrg. Bekanntmachung. Vergangener Mittwoch ist ein Stubenschlüssel ans hiesigem Albertplatz gefunden worden und kann vom rechtmäßigen Eigen- thinner auf hiesiger Rathsexpedition in Empfang genommen werden. Zwönitz, am 18. September 1879. Schönherr, Bürgermeister. Tagesgeschichtr. Deutschland. Berlin, 18. Sept. Prinz Carl ist in Folge einer leichten Erkaltung gestern Abend nicht mit dem Kaiser nach Straßburg abgereist, wird indessen voraussichtlich morgen nachfolgen können. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist heute früh von Ludwigslust eingetroffen und reiste 8V2 Uhr Morgens nach Straßburg weiter. General Skobeleff ist gestern Abend 10 Uhr zur. Beiwohnung der Manöver nach Straßburg abgereist. Die französischen Offiziere, welche den Manöver» bei Danzig und Stettin beigewohnt haben, sind gestern Abend nach Dresden abgereist und gehen von dort heute Abend nach Wien, um den Manöver» dort beizumohne». Gmeralfeldmarschall von Manteuffel ist heute früh nach Topper ab gereist und geht dem Vernehmen nach Ende September nach Straß burg. Prinz Ludwig von Orleans, Gemahl der Kronprinzessin von Brasilien, nach brasilianischer Erbfolge, somit zukünftiger Kaiser, ist gestern früh im strengste» J»cognito aus Paris hier emgetroffe» und Abends nach Breslau abgereist. Prinz Peter von Oldenburg ist gestern Abend aus Eiitin hier eingetroffen und reist Nachmittags nach Wie» weiter. Darmstadt, 18. Sept. Se. Mas. der Kaiser ist heute früh ü Uhr mittelst Extrazuges hier eingetrosfe'.i u»d hat ohne jede» Aufeist- halt die Reise »ach Straßburg fortgesetzt. Straßburg, 18. Sept. Kurz nach 3 Uhr kam der Kaiser hier an. Auf dem Bahnhofe wurde derselbe von der Genernlität und de» Spitzen der Behörde» empfangen. Se. Maj. der Kaiser besichtigte die aus bayerische», württembergischen, sächsische» und braunschwei- gische» Truppen gemischte Ehreneompagnie in Begleitung der Kaiserin, ' des Kronprinzen und andere» Fürstlichkeiten und Generale. Gegen- ! über dem Bahnhof war der hiesige Kriegervcrein aufgestellt; das i Kaiserpaar fuhr nach dessen Begrüßung durch die Blauwolkengasse, ! den Broglieplatz und durch die Brandgasse, die alle reich geschmückt und von einer sichelnden Menschenmenge dicht besetzt waren, nach der I Präfektur, wo die zweite Compagnie des 25. Infanterieregiments als Ehrenwache ausgestellt war. Auf Ihren Majestäten folgte der Kron prinz mit dein Kronprinz von Schweden, dem Großherzog von Baden mit Gemahlin, sowie Prinz Wilhelm und andere Herrschaften. -Oesterreich. Wien, 17. Sept. Tie Presse meldet: Fürst Bismarck wird Freitag Morgens hier erwartet und an demselben Tage vom Kaiser empfangen werden. Aus Jnzing in Tirol wird über ein schreckliches Elementar unglück berichtet, welches dieses an der Ausmündnng des Hunter- thales in's obere Innthal gelegene Dorf in der Nacht zum 1. d. heimgesncht hat. Das Oertchen wurde durch einen in Folge eines Hochgewitters eingetreteiien Muhrbrnch in grauenerregender Weise überschwemmt und devastirt. Der Muhrbruch »ahm am „Roßkogel" und „Goliathsgrab" seinen Ursprung und wälzte sich unter entsetz lichem Gepolter und Getöse durch die enge Thalschlucht des von den Eimvvhnern in üblem Andenken stehende» Himterbaches thalaufwürts. Die wilde Fluth brachte in ungeheuer» Massen Schutt, Gerölle, Holzstöße, Steine, unglaublich große Felstrümmer und entwurzelte Tannen angeschwemmt und tauchte Häuser und Felder von Jnzing gleichsam in einen See. Es folgte Schreckensscene auf SchreckenS- scene. Mit schwerer Mühe rettete sich ein Theil der aufgescheuchte» Bewohner durch eilige Flucht auf »linder gefährliche Stelle» der Bergfeste, und hier mußten sie als ohnmächtige Zeugen ihre Häuser und Felder, ihre Ernte und Habe dem schonungslosen Elemente preisgegeben sehen. Einen noch grauenvollere» Eindruck machte es jedoch, als die mit Vehemenz heranstürmenden Muhrmasscn Diejenigen, welche sich nicht rechtzeitig retten konnten, in den eigenen Häuser» zu Gesaugeue» machten und die Angst der Unglücklichen, denen die Minuten zu Stunden wurden, bis zur Verzweiflung steigerten. Es sind in der That auch Unglücksfälle an Menschen zu beklagen; ebenso gingen viel Rinder und Hausthiere zu Grunde. Der angerichtete Schaden ist sehr bedeutend. Erwühnenswerth ist, daß Jnzing im Jahre 1807 am selben Tage von einem gleichen Muhrbruche devastirt wurde. England. London, 17. Sept. Die von Colombo nach London bestimmte, mit Kaffee beladene Bark „Corinna" wurde am 11. d. vor Dungeness bei schönem, klarem Wetter von dem belgischen Dampfer „Jcelcmd" angerannt und zum Sinke» gebracht. Die Frau des Kapitäns der „Corinna", zwei Kinder und ein Matrose ertranken, die übrigen wurden gerettet. Wie ernst die Situtation in Afghanistan angesehen wird, be weist, das; heute 1200 Mann britischer Truppe» eiligst voll Irland »ach Jndie» eingeschifft wurden. Türkei. In Koilstantinopel waren mn Mittwoch verschie dene Gerüchte verbreitet über ein angebliches Attentat auf den Sultan. Die Veranlassung hierzu war, daß ei» Individuum, welches, wie es scheint, an Geistesstörung leidet, den Eingang in den Garten des Mdiz-Kiosks erzwingen wollte, hierbei 3 Soldaten verwundete und selbst schwer verwundet wurde. Salonichi, 16. Sept. Tie volkreiche Stadt Koritscha ist ei» Opfer der Flamme» geworden. Unter de» abgebrannten Objekten befanden sich sechshundert Gewölbe, zehn Häuser und eine Kirche, lieber tausend Familie» sind obdachlos geworden. Das Elend ist entsetzlich. Gerüchtweise verlautet, Tscherkessen hätte» de» Brand angestiftet. Lokales und Sächsisches. — Die K. Geiieraldirection beabsichtigt, So»»abe»d, den 27. ds., 7.30 Vorm, einen Extrazug von Zwickau »ach Berli» ab- znlassen, dafer» eine entsprechende Betheiligiing zu erwarte» ist. Die Billekspreise betrage»: Ein Billet 3. Elaste von Zwickau nach Berlin 7 Ai., ein Billet 2. Elaste 10 M. bei ^tägiger Gültigkeit. Falls nun auf der Linie Schönheide bis Aue mmdestens 80 Billets ge löst werden, soll ein Extrazug zum Anschluß in Aue an Zug 172 (ab Aue 5.46 Vorm.) eingelegt »'erden. Zu diese»! Behufe werden Tourbillets bis Zwickau ausgegeben, die zu freier Rückfahrt berech tige». Bei der A»meldu»c;, die bis Somstag, de» 21. ds., Abends erfolgen muh, sind vorläufig vier Mark zu erlegen. Bis Montag, den 22. ds., Vorui. wird Seiten der Oberbehörde Bestimmung ge troffen werden, ob die Ertrazüge verkehren. — Die Berufung des sächsische» Landtags ist, wie die „Dr. Nachr." ans bester Quelle vernehmen, aus den 3. Novbr. bestimmt. Die Regierung gedenkt, dem Landtage außer dem Staatshaushalt nicht viele und nicht gerade bedeutimgsvolle Vorlage» zu unter- breste». Der Haushalt selbst wird i» eiuer gegen früher wesentlich veränderten Gestalt aufgestellt werde»; Fmanznnnister von Köimeritz hofft durch rationellere Budgetaufstellung die Klarheit und Durch sichtigkeit der sächsische» Fmanzverwaltuiig zu erhöhen. Auch ein vollständiges Budget des bisher nur in den Hauptsumme!! vorgelegten Staatseisenbahnwescns kommt neu zur Vorlage. Unter solche» Nm- ständeii ist wohl die Hoffnung ausgeschlossen, daß der Landtag de» ihm völlig »eu gegenübertretenden Staatshaushalt bis zum Jahres schluß durchberathe» kann; seine Verhandlungen werden sich bei so