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TharM Uchen, Mmlehn und die Umgegenden. ImtsölM Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Dienst tags. Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels, ( Nlk. 30 j)f., durch die Post bezogen j Nk. 55 Pf. Einzelne Nummern (0 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Eorpuszeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H A. Berger daselbst. No. 11«. Dienstag, den 17. September 18SS. Holzversteig-runs auf Spechtshaufener Staatsforstrevier. Im Gasthofe zu Specht-Hausen sollen Montag, den 23. September 18Y5 von vormittags 9 Uhr an nachstehende Nutz- und Brennhölzer als: 8 harte und 1819 weiche Stamme, 69 weiche Klötzer, 6,85 Hdt. weiche Derbstangen, 775 kieferne Stangenklötzer, 8,90 Hdt. fichtene Neisstangen, 4,50 Hdt. Weinpfähle, 40,8 Nm. weiche Nutzscheite, 4 Nm. harte und 118 Nm. weiche Lrennfcheite, 3 Nm. harte und 841 Nm. weiche Nrennknüppel, 1,8 Nm. harte nnd 0,4 Nm. weiche Zacken, 188 Nm. weiche Aeste, 87,8 WUHdt. weiches Nrennreifig und 83,5 Nm. weiche Stockfcheite versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstätten der umliegenden Orte aushängenden Plakate. Königliche IorstrevierverwEung Spechtshaujen und Königliches Iorstrenlamt MarandL, am 11. September 1895. Flemming. Wolfframm. Aus Deutschlands großer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rahden. (Nachdruck verboten ) 21. Die September-Wochen m. (Fortsetzung.) Bismarck unternahm es, am I. Oktober die Thatsachen in einem Cirkular an die Mächte richtig zu stellen. Er wies auf die von Frankreich stets skrupellos verlangten Landab tretungen hin; im vorliegenden Falle liege nichts Ehrenrühriges darin, daß Deutschland sich für die Zukunft durch Landab- tr-tungen zu sichern suche vor französischen Einfällen in deutsches Gebiet, wie denn die Ehre Frankreichs nicht von anderer Be schaffenheit sei, als die Ehre anderer Nationen. Die Ver minderung des französischen Gebietes um Elsoß-Lothrmgen ent spreche der Verminderung der BevölkerungSzahl um dreiviertel Millionen, mithin es eine leere Redensart sei, von der Herab setzung Frankreichs zu einer Macht zweiten Ranges zu sprechen. Der Krieg nahm somit unwiderruflich seinen Fortgang. 22. Der Krieg um Paris I. (Die Cernirung.) Paris liegt in einem von Höhen umgebenen Kreidebecken, das die Seine in mehreren Schlangenwindungen durchströmt. Die Stadt selbst bis zu den Barrieren hat eine Ausdehnung von 10 Kilometern in der Richtung von Osten nach Westen, von 5,7 Kilometern in der von Süden nach Norden. Um die Barrieren zieht sich ein breiter Gürtel von Vorstädten, von denen Montmartre und Belleville ansteigende Höhen bedecken, die die Stadt überragen. Um Stadt und Vorstädte zieht sich die Stadtumwallung in birnenförmiger Gestalt, in der Länge von Osten nach Westen 1 '/r Meilen, in der Breite von Süden nach Norden 1'/4 Meilen. Sie ist mit 94 Bastionen und trockenen Gräben von 30 Fuß Tiefe und einem Glacis ver sehen. In der Entfernung von 1 Vs—4'/r Kilometern vor der Umwallung liegen die Forts, damals 18 an der Zahl, bastionirte Vier- oder Fünfecke von beträchtlichem Umfange, mehrere davon auf Bodenerhöhungen gelegen. Besonders stark und sich fast selbstständige Festungen präjentirend, waren die Forts von Et. Denis im Norden und der Mont Valerien im Westen; letzterer hatte, 161 Meter hoch, staffelförmig übereinander liegende Festungswerke; er war für eine Besatzung von 7000 Mann bestimmt und besaß 80 der schwersten Geschütze, darunter die "" 24 Centimeter - Hinterlader von Gußeisen, 4/2 Meter lang und 285 Centner schwer, der seine zuckerhut- formigen Geschosse über eine deutsche Meile weit bis in die ersten Häuser von Versailles schleuderte. General Trochu, schwach als Politiker, zeigte sich seiner Aufgabe, die Vertheidigung von Paris zu organisiren, gewachsen, wennschon er diese Vertheidigung als eine nothwendige „heroische Narrheit" bezeichnet haben soll. Seit Anfang September wurde unermüdlich daran gearbeitet, die Befestigungen durch Schanzen und Batteriestände zu verstärken. Die den Forts zunächst liegenden Höhen wurden befestigt, sehr starke Werke wurden bei Cachan vor dem Fort Montrouge, bei Cretail im Marnewinkel (wo sich die Marne in die Seine ergießt), am Tunnel von Ivry, am Steinbruch von Jffy und am Viadukt von Point du jour errichtet. In ähnlicher Weise wurden an allen anderen Punkten ringS um die Stadt Befestigungen neu errichtet oder die vorhandenen verstärkt. Torpedos, Wolfsgruben, Fuchseisen, spanische Reiter, Fallen, Pallisaden, elektrische Batterien zur Entzündung von Minen wurden in großer Zahl angebracht; die Zugänge zur Stadt wurden durch Zugbrücken, Mauer- und Erdwerke, Pfähle und Drahtgitter geschützt. Alle Arbeiten wurden sehr sauber und fest angefertigt. Selbst die Stadt wurde an einzelnen Stellen unter Leitung Rocheforts mit Barri kaden versehen. Um die Cernirungsarbeiten der Deutschen auch bei Nacht stören zu können, errichtete man Leuchtthürme mit dem damals noch neuen elektrischen Licht, das einen Kilometer weit wir Tageshelle wirkte. An Geschützen war kein Mangel. Am 19. September waren 2627 Festungs- und Belagerungsgeschütze, für die Stadt 805, für die Forts 1389 vorhanden; dazu 100 schwere Ge schütze mit 460 Gesponnen. An Streitkräften erachtete man 167.000 Mann für nöthig, es kamen aber über 500,000 Mann zusammen. Jndeß war die Zahl der verläßlichen, wirklich kriegstüchtigen Truppen nur auf 35,000 Mann zu schätzen. Außerdem waren im Nothfalle noch brauchbar 40,000 Mann Nationalgarde. Die übrigen Truppen Nationalgarde, Mobil garde, Freikorps waren zwar auch Soldaten, schlugen sich auch unter Umständen recht gut, waren jedoch leicht zu Meutereien geneigt. Um auch nach der Einschließung mit dem Lande in Verbindung zu bleiben, wurden Luftballons angefertigt; 64 der selben verließen im Laufe der Zeit Paris und beförderten drei Millionen Briefe und 91 Personen, aber kein Ballon gelangte in die Stadt. Viele der Ballons wurden von den Deutschen, zum Theil sogar in Deutschland abgefangen. Tauben wurden als Boten verwendet, auch Fleischerhundc, Botschaften in Stroh- und Heubündeln zu vermitteln gesucht, aber Alles hatte keinen rechten Erfolg, ebensowenig als schwimmende Holzkugeln, Kork- propfen, Taucherboote auf der Seine. Zweimal blieb Paris während der Belagerung auf je drei Wochen ohne alle Nach richt von außen. Erstaunenswerth war die Verproviantirung der Riesenstadt. Man glaubte, daß für 45 Tage Mundvorrath vorhanden sei, in Wirklichkeit war Proviant für mehr als 115 Tage da; eine Unzahl Ochsen, Schweine und Hammel waren m die Stadt gebracht worden, später mußte man freilich zu Pferdefleisch, zuletzt zu Ratten, Katzen und Hunden seine Zuflucht nehmen. Bewundernswerth war auch der Opfermuth der Bevölkerung; standhaft ertrug sie, heldenmüthig, alle Ent behrungen. Der erste Zusammenstoß der deutschen Belagerungsarmee, die im rastlosen Vormarsch begriffen war, mit der Pariser Armee erfolgte am 17. September. An diesem Tage gingen das 2. bayerische, das 5. und das 6. Korps über die Seine. Am selben Tage unternahm General Vinoy eine Rekognoszirung nach dem Marnewinkel zu, im Südosten von Paris. Es kam zu einem kleinen aber hartnäckigen Gefecht, das von den wieder holt zurückgeschlagenen Franzosen immer wieder erneuert wurde, bis Nachmittags 4 Uhr die 58er (Neutomischel - Kosten) die Feinde über Cretail hinaus bis unter die Kanonen des Forts Charenton trieben. Die deutschen Angreifer waren so voll Be geisterung, daß die Offiziere alle Mühe hatten, die Leute, die da meinten, noch am selben Tage nach Paris hineinzukommen, vom weiteren Vorgehen abzuhalten. Die Deutschen verloren in diesem Gefecht 4 Offiziere und 58 Mann, die Franzosen wollen nur 45 Mann verloren haben. Zu einem ernsthafteren Gefecht kam es am 19. September, dem Tage der vollständigen Einschließung von Paris, östlich von Versailles, bei Pelit, BicStreS und Chatillon. General Ducrot, der, obschon bei Sedan kriegsgefangen, entflohen war und es mit seiner militärischen Ehre für vereinbar gehalten hatte, wieder ein Kommando zu übernehmen, hatte beschlossen, auf der Höhe zwischen Chatillon und Plessis dem Vormarsch der Deutschen in die Flanke zu fallen. Die Franzosen waren zuerst im Vortheil und die 49er hatten zuerst einen schweren Stand. Mit Ankunft des 2. bayrischen Korps entwickelte sich ein ernsthafter Kampf. Wieder waren eS die deutschen Ge schütze, welche den Feind zuerst zum Wanken brachten. General Ducrot wollte einen allgemeinen Vorstoß in's Werk setzen, doch gelang derselbe nicht; denn seine jungen Truppen wichen dem heftigen Feuer der Deutschen aus und auch die vorgeführten Zuaven eilten in wilder Flucht nach Paris zu. Zur Deckung des Rückzuges hielten die Franzosen Trivaur, Pav^ Blano und Plessis besetzt. Die Bayern stürmten PavS Blano und die preußischen Truppen nahmen gleichzeitig Trivaux. In PlessiS- Piguet hatten sich die Franzosen eingenistet und von hier aus, wie von Fontenay aus eröffneten sie ein wirksames Feuer gegen die Bayern. So kam es zu einem harten Ringen um Plessis- Piguet; trotz des heftigen Feuers der französischen Infanterie aus dem Dorfe und des flankirenden Artillerie-, Mitrailleusen- und Gewehrfeuers aus der Schanze von Chatillon nahmen die Bayern das Dorf. Damit war ein weiteres Halten der Hochfläche für die Franzosen unmöglich. General Ducrot ordnete ein all mähliches Abrücken der Truppen an, welche« von der Artillerie der genannten Schanze gedeckt wurde. Hauptmann v. Jenhoff mit vier bayrischen Kompagnien erstürmte die Schanze, fand dieselbe jedoch bereits geräumt; acht schwere und ein Feldgeschütz wurden erbeutet. Die Deutschen verloren 19 Offiziere und 424 Mann, die Franzosen außer 300 Gefangenen 32 Offiziere und 650 Mann. Am Abend des 19. September war trotz aller Hindernisse die 3. Armee doch in ihren Stellungen angekommen. Die 3. Armee zog sich um Paris von Westen nach Osten, so daß eine vom äußersten linken bis zum äußersten rechten Flügel gezogene Linie mitten durch Paris gegangen wäre. Das 5. Korps stand am meisten nördlich, von Bougival bis Versailles, rechts davon im Süden bis Bisvre standen die Bayern, von da bis an die Marne, also auf beiden Ufern der Seine stand das 4 Korps und daran schloffen sich wieder nach Norden auf dem rechten Flügel, die Württemberger bis Neuilly. Die 4. (Maas-)Armee schloß sich hier weiter im Norden über St. Denis an, weiter dann nach Südwesten sich ziehend und der 3. Armee die Hand reichend. Am Abend des 19. September war die Einschließung von Paris beendet, der Ring um die Stadt vollständig geschloffen. Tagesgeschichte. Der „Hamburgische Korrespondent" schreibt: Sc. Majestät der Kaiser richtete an den Grafen Waldersee folgendes Kabinets- schreiben: Bei den soeben beendigten Herbstübungen habe Ich sämmtlichc Truppcntheile des 9. Armeekorps in musterhaftem Zustande der Ausbildung und Haltung gefunden, was Meinen Erwartungen in hohem Grade entsprochen hat. Mit freudiger Genugthuung spreche Ich daher allen Generalen, Regiments kommandeuren und Offizieren, wie den Truppen Meine vollste Zufriedenheit mit dem von jedem Einzelnen an den Tag ge legten Eifer aus, der allein zu solchen Zielen führen konnte. Ihnen aber will Ich in besonderer Anerkennung der Erfolge, wie der in anderweitigen Stellungen erworbenen großen Ver dienste Meinen königlichen Dank dadurch zu erkennen geben, daß Ich Sie hierdurch zum Generalobersten der Kavallerie mit dem Range eines Generalfeldmarschalls ernenne. Ich scheide von dem Corps mit der Zuversicht, daß dasselbe unter Ihrer be währten Führung und Einwirkung den gegenwärtigen hohen Stand der Ausbildung festhalten und sich stets des Ruhme« würdig zeigen wird, welchen es in den heißen Schlachten deS letzten Krieges erkämpfte. Stettin, 12. September 1895. Wilhelm. — An Meinen Generaladjutanten General der Kavallerie Grafen Waldersee, kommandirenden General des 9. Armeekorps. Der Oberbürgermeister von Stettin, Geheimer RegierungS- rath Haken, hat folgende Bekanntmachung veröffentlicht: »Seine Majestät der Kaiser hat allergnädigst wiederholt seine Freude über die sichtbare glückliche Entwickelung Stettins ausgesprochen und mich beauftragt, der Bürgerschaft Stettins für den herz lichen Empfang und die überaus geschmackvolle Ausschmückung der Stadt, sowie die in jeder Beziehung gelungene prächtige Festfahrt auf der Oder den allerhöchsten Dank auszusprechen.