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Amis- M AzeigMt Ubonnement viertelj. 1 M. 50 Pf. «inschließl. vtS .IÜustr. UnterhaltungSbl.' n. der Humor. Beilage ,Seifen« »lasen* in der Expedition, bei unseren Bolen sowie bei allen Reichspostanstalten. trlrgr.-LLrrsse. Amtsblatt. für de« Sezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. «-erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol« genden Tag. Jnserlionsp reiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 216 ^1» LSI» 57. Jahrgang. Dienstag, den 18. Januar Das «onkursverfahren über das Vermögen hierdurch aufgehoben, t Eibenstock, den 14. Januar 1910. des Gasthofsbesitzers »vllola« HFKIuu« Orün«i- in Schönheiderhammer wird nach Abhalrung des Schlußtermins Königliches Amtsgericht. Des deutschen Reichs Geburtstag. Der Gedenktag der Wiederaufrichtung des deut schen, Reichs soll nimmer vergessen, werden. Als an jenem «denkwürdigen 18. Januar 1871 der erlauchte Herrscher aus dem Huhengollern Haufe im Spiegel saale des Köuigsschlosses zu Versailles zum deutschen Kaiser ausgerufen und das neue deurs-che Reich« an einer Stätte errichtet wurde, die trübe Erinnerungen an eine Zeit tiefer Erniedrigung Deutschlands birgt, an das Zeitalter des französischen Königs Ludwig XIV. und an die von ihm gebrochenen Burgen am Rhein, da war's wie eine Erlösung, wie eine endliche Erfüllung längst gehegter deutscher Einheitswünsche. Nicht schwärmerische Reden und aliarlei Festbegeisterung, sondern Blut und Eisen hatten die deutschen Stämme im Schlachtendonner zusammengefchmiedet. Es er scheint wie ein Akt der rächenden Nemesis, daß gerade in dem stolzen fraüzöWchen Königsschlosse das deut sche Kaiserreich erstanden und im Gefolge der Er eignisse, die dem neuen Reiche eine gegen den« west lichen Nachbar gesicherte Grenze schufen, das Wort vom Rhein als Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze zur Wahrheit geworden ist. Dies allles zu erreichen,, war dem herrlichen Hel hengreise Willhelm I. beschiedey, und wenn wir an des deutschen Reichs Geburtstag, wie es ,ich geziemt, dankbar seiner denken, da taucht auch dis Gestalt des unvergeßlichen Mannes vor der Sedle auf, der in so wunderbarer Weise einen höchsten deutschen Idealis mus mit einem ruhigen realpolitischen Blicke verband: Otto von Bismarck. Er hat einmal in seiner schlichten Weise geäußert: „Es war stets ein Fehler ser Deut schen, alles ert'eächen zu wollen oder nichts und sich eigensinnig auf eine bestimmte Methode zu steifen. Ich war dagegen stets erfreut, wenn ich der Einheit Deutschlandis, auf welchem Wege immer, auch nur auf drei Schritte näher kam. Ich hätte, jede Lösung mit Freuden ergriffen, welche uns ohne Krieg der Vergrößerung Preußens und der Einheit Deutschlands zuführte. Viele Wege führten zu ein.am Ziele; ich müßte der Reihe nach einen nach dem andern einschla gen, den gefährlichsten zuletzt". Fast vier Jahrzehnte sind seit der Wiederaufrich tung des deutschen Reichs vergangen. Eine neue Generation ist herpngewachsen, die neue Aufgaben zu bewältigen hat. Treffend hat den heutigen Stand der Dinge der bekannte Berliner Historiker Professor Dietrich Schäfer in den Schlußbatrachtungen seiner in haltsreichen „-Neuen Weltgeschichte" mit folgenden Wor ten gezeichnet: „Deutschlands Friedensliebe kann ehr licherweise nicht bezweifelt werden. Die Geschichte ei nes Menschenalters hat es erwiesen, haß Deutschland ein Moment her Ruhs, nicht der Unruhe ist. Es wird das auch bleiben, kann das nur bleiben, solange Deutsch land stark ist. Der Deutsche ist nun- einmal in die Mitte Europas gestellt und hat dieser Lage Vorzüge zu danken, muß aber auch ihre Gefahren auf sich nehmen und ihnen Stand Halles, wenn er überhaupt bestehen will. Ob diese Erkenntnis zum Gemeingut unseres Bokkes, aller zu politischem Handel berufenen Männer wiyd, das ist die Frage, von deren Entscheidung Sie Zukunft Deutschlands avhängt". Das ist gewiß ein ernstes Wort, das uns zu den ken gibt und die Frage nahelegt, ob wir nicht älleü Anlay yaven, endlich dem Hader und der Entzweiung unrer c>en oürgerltchgn Parteien ein Ende zu wachen und uns i'nshr aus Das zu oeInnen, was uns ernt, als was uns trennt, und« die Sammlung und den Zu sammenschluß aller auf nationalem und staatserhalten- Lem Boden stehenden Elemente herbeizuführen zum Kampfe gegen alle Innern und» äußern Feinde. Was aber könnte uns schönen und wirksamer einen als die Liebe zum großen deutschen Vaterland? Die Freude am Reiche darf uns durch Nörgler und Schwarzseher nicht getrübt werden, sondern muh uns etwas Großes bedeuten. Und daß unser im Donner der Schlachten geeintes deutsches Vaterland allezeit einen ersten Platz im Rate dev Völker sinnehmen möge, daß sich sein Ruhm immer von neuem hebe und« mehre, das muß gerade am 18 Januar, der innigste Herzenswunsch jedes guten Deutschen sein. Tagesgeschichte. Deutschland. — Der Kaiser besuchte Sonnabend« den Staats sekretär des Auswärtigen Amts, Freiherrn von Schön. Abenjds wohnte der Kaiser in der Villa des Staatsi sekretärs Dernburg einem Vortrag bei, den der be kannte englische SWPcharforscher Shackleton über seine Expedition.hielt. — Die Besichtigung der Diamanten re gte des deutsch-südwestafrikanischen Schutzgebietes ver sammelte die Mitglieder der Budgetkommission des Reichstags mit dem Staatssekretär Dernburg, andern Reichstagsabgeordneten und einigen Vertretern des Handels in dem Geschäftspalast der Diamanten Ge- sellschaft in der Behrenstraße zu Berlin. Die Herren von der Budgetkommission, die unter einstimmiger An errennung der Geschäftsleitung des Herrn Dernburg soviel von Diamanten gesprochen hatten, durften sich jetzt an deren Glanze weiden. Proben, wie beim Ka kao, Kaffee, Tabak usw-, konnten den- Kommissionsmit- gLkedern freilich nicht verabfolgt werden. Aber die Be trachtung der Kostbarkeiten und das Bewußtsein, daß dieser ganze Reichtum auf deutschem Grund und Bo den gewonnen ist, hatten, auch etwas Erhebendes. Und es war ein stattliches Lager vorzüglichster Diamanten, das sich da vor unfern Volksvertretern auftat. Es war gerade wieder durch eine vor wenigen Tagen ein getroffene Sendung im Werte von l'ft Millionen Mark angefüllt worden. Große Vorräte lassen sich wohl nicht aufspeichern, denn Pie Nachfrage der deutschen Indu striellen, die froh sind> von dem Londoner Monopol be freit zu sein, ist so stark, daß jede Sendung schon bei ihrem Eintreffen so gut wie verkauft ist. Der Arbeitskammer-Gesetzentwurf wird dem Reichsrag demnächst in etwas veränderter Gestalt wieder zugehen. Die Abänderungen entspre chen den Vorschlägen der Reichstagskommission, wel cher der Entwurf in der vergangenen Session vorge legen hat. Die Aufgaben der Arbeiterkammern wur den erweitert. Sie sollen auf Wunsch der Beteiligten bei der Aufstellung von Tarifverträgen Mitwirken kön neu, selbständig Umfragen halten und an der Verbrei tung von paritätischen Arbeitsnachweisen Anteil neh men dürfen. Andern Abänderungsvorschlägen versagte der Bundesrat dagegen seine Zustimmung, so uament lich der Ausdehnung der Wählbarkeit in die Kammern auf solche Personen, die früher zeitweilig den betref fenden Gewerbezweigen angehörten. Eine bessere Vertretung der Indu strie in den Parlamenten strebt der Zentral verband deutscher Industrieller an. Zur Erreichung dieses Zieles wurde eine KommWpn gebildet und zu deren Vorsitzenden Rechtsanwalt Meyer Hannover ge wählt. In einer KommMonsjiHung wurde festgestellt, daß jeder Industrielle für die Lösung der Aufgabe Opfer bringen müsse. — Zum Fall Haß veröffentlicht die „Nordd Allg. Ztg." eine nahezu drei Spalten füllende Darlegung, aus der hervorgeht, Paß der gegen das Auswärtig? Amt geschleuderte Vorwurf der gewaltsamen Mundtot machung eines unbequemen Mannes ganz und gar grundlos ist. Der Fall Haß ist von allen, beteiligten Beamten mit einer außerordentlichen Geduld und Vor sicht behandelt worden. Daß er sich so lang hinge schleppt hat, fällt nicht der Behörde zur Last, sondern liegt an der ganzen Materie und« ihrer Behandlung durch Herrn Haß. Das Regierungsorgan hofft, daß durch seine Klarstellung endlich einer Kampagne der Boden entzogen werden wird, die zum Schaden des auswärtigen Dienstes und zum Nachteil unseres An sehens im Auslände gegen das Auswärtige Amt unter nommen wurde. — Ein Gipfelpunkt der Schwäche! Der Bürgermeister von Metz macht folgendes bekannt: Auf Grund des Paragraph 16 der Gemeindeordnung für Elsaß-Lothringen vom 6. Juni 1895 beschließe ich, was folgt: Die jetzige „Reitbahnstraßc" erhält ihren frühe ren Namen „Pilatre des Roziers-Straße" wieder. Vor stehender Beschluß ist durch landesherrliche Verord nung vom 15. Dezember 1909 genehmigt worden. Wird der Reichskanzler dieses Fortgleiten dem Ab sturz zu dulden? — Der Privat streit .zwischen dem Hauptmann a. T. von Hellfeld und dem rus sisch en Fi s ku s, der zu der bekannten Beschlagnahme russischer Staatsguthaben in Berlin geführt hatte, wird wahrscheinlich durch das Haager internationale Schiedsgericht entschieden werden. Was kosten die deutschen Dread noughts? Jedes der neuen 18000 Tonnen Linien schiffe, von denen „Nassau" und. „Westfalen" schon im Dienst sind, während- „Rheinland" und „Posen" der Bauvollendung entgegengehpn, repräsentiert ein Ka pital von 36,76 Millionen Mark. Davon entfallen 22,27 Millionen Mark auf den eigentlichen Bau des Schiffes mit allen Maschinen und Ausrüstungen. Die artilleristische Bewaffnung kostet weiter 13,5 Millio nen Mark und dazu kommt die Torpedoarmierung mit 0,99 Millionen Mark. Da gegenwärtig ein Geschwa der aus acht Linienschiffen besteht, repräsentiert ein solcher Flottenverband ein Kapitel von 294 Millionen Mars, und da die Hochseefslotte 16 Linienschiffe in sich vereinigt, beläuft sich das zum« Bau einer solchen Streitkraft erforderliche Kapital auf 588 Millionen Mark, also mehr denn eine halbe Milliarde Mark. Zu einer Flotte gehpren aber auch Panzerkreuzer und kleine Kreuzer, so daß d>ie Baukosten für die heimische Flotte auf mindestens dreiviertel Milliarden veran schlagt werden können. Dabei, steigen die Größenver- hältnifse unausgesetzt. England ist schon bei 25000 Tonnen angekommen! Rußland. Rußland und di e m an d s ch ur is ch e n Ei senbahnen. Den amerikanischen Mandschureioor schlag bezeichnet die offiziöse „Russische Handels- und Industrie-Zeitung", das Organ des Finanzministers, als unannehmbar. Ueberhaupt bezeichnet das genannt? Blatt die Motive als unklar, die dazu geführt haben, die ostchinesische Bahnfrage anzuschnciiden. Weder die Souveränitätsrechte Chinas noch der Grundsatz der offe nen Tür im dortigen Gebiet seien augenblicklich be droht. Holland. — E im neues F a mi l-ie ne r ei g n is am nie- derländischen Hof wird demnächst erwartet. Königin Wilhelmine weilt in der Haptstadt ihres Landes. England. König Eduard unternijmmt im Frühjahr eine Mittelmeerfahrt, die ihn nach Neapel bringen wird, wo eine Begegnung mit dem König Viktor Ema nuel in Aussicht steht. König Eduard wird auch aus seiner dies jährigen Sommerrei.se nach Biarritz mehrere Tage in kognito in Paris weilen, und auch den Präsidenten Fallieres besuchen. - Die englischen Wahlen. Die Resultat? des Sonnabend» ersten Wahltages, sind folgende: Ge wählt sind: 43 Unionisten, 37 Liberale, 6 Mitglieder der Arbeiterpartei und 5 Nationalisten. Zusammen also 91 Sitze. In dem Stadtviertel Marylebone kam es zwischen beiden Kandidaten zu Tätlichkeiten, wegen ver schiedener Wahlkundgebungen, welche sie veröffentlicht hatten. Neber einen Zwischenfall in Grimmsby, wo Lloyd George von der Menge verhöhnt und als Burenfreund beschimpft worden war, wird gemeldet: Der Minister mußte durch eine Hintertür den Saal unter polizeilichem. Schutze verlassen. Er wurde schließ lich durch mehrere hinter dem Gebäude belegene Gär ten nach dem Bahnhofe gebracht, wo er im Wachlokal der Feuerwehr Zuflucht nehmen muhte. — Für die Wahlen sind gestern von. den Konservativen 15«XXI Automobile für die Wähler benutzt worden, den Libera len standen 12000 zur Verfügung. Hervorzuheben ist, Paß diese Automobile den Kandidaten unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden mußten, weit es die Wahlgesetze nicht gestatten, für derartige Zwecke Geld auszugeben. Folgen des K ohlen arb eit e r st re i ks. Das große Stähl Werk Middlesborough stellte kür unbestimmte Zeit die Arbeit ein. 20000 Arbei- tex müssen entlassen werden und sind, dadurch brot-