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mit den Beilagen: Leben im Mb, Agrar-Warte, Nadio-Zeitung, Mußestunden, Aus atter und neuer Zeit, Moden-Zeitung, Schniltmusterbszen. 2V Pfa., fürNeklamsn die vier- bei vekspLtoier it SO 'M, der Beilagen beträ-t I Der Anzci-enpreis jk. 2.— Hör unverlangr j gespallene -ekitzeil. Erscheint täglich mit Aufnahme brr Senn- und Fesitsge. Ver Mzugspreis einschließlich frei ins Haus msueillch Ml. 2.—, durch die Post ohne Zusirtlaebühr monatstch Ml. 2 eingehende Manuslri-te ist Rückporto beizufügen, andernfalls übernehmen^ wir leine Garantie. Verlag: Wilsdruffer Äa^rich Clemens Landgrat Mchfolmr, Keital. Lei. .. ' Stolle, verantwortlich ftir den TeMIl: Sdnsi Braun, beide in Freital, für Anzeigen: Mert Schiller in Wilsdruff. Wir behalten uns aus technisch. , ... NcZj! ror, Anzeigen aus den Wilsdruffer Nachrichten auch In anderen Zeitungen unseres Verlages abzudrucken. reis beträgt für die achtgespaltene pslitzelke ober deren Naum .... . pfg. 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Zum 1225 Deutschland in berechtigter Abwehr Oie Gefahr einer verschärften Spannung zwischen Frankreich und Deutschland Dic deutsch-französischen Beziehungen sind ieit dem Konflikt über die Entwaffnungsfragc sowie über die Nichträumnng der nördlichen Rheinlanbzoue keineswegs mehr so korrekt wie nach der Londoner Konferenz, wo zwischen Herriot und dem damaligen Reichskanzler Marx sogar eine gewisse persönliche Annähe rung entstanden war. Die erste Belastung dieses korrekten Zustandes trat mit den Tchwicrigkeiten der deutsch-französischen Wirt- 'Mftsverhandlungcn ein. Später entwickelte sich die Lagq noch wesentlich unerfreulicher, nachdem die interalliierte Militärkontroll- lommissiou angebliche schwere Verfehlungen Teutschlands festgestellt haben wollte und die Räumung der Kölner Zone von Monat zn Monat hinauSgczögert wurde. Reichskanzler Dr. Luther hatte geglaubt, die ueueingctretcne Spannung dadurch beseiti gen zu können, daß er in der SicherheitSfragc den alliierten Negierungen fcstformulierte Vorschläge unterbreitete und dic Bereitschaft kundgab, alle Meinungsverschiedenheiten auf dem Verhandlungswege zu beseitigen. Fran- zösischerseitS haben jedoch diese entgegenkom menden Schritte der Regierung Luther-Strese mann nicht den Widerhall gefunden, den man deutscherseits erwartet hatte. Weder die Regierung Herriot «och das ncngegründctc Kabinett Painlevs sind da von abgcgaugen, Deutschland in der Ent- maffnnngsfrage neue Forderungen zu stellen und die Näumnng der Kölner Zone bis zur Erfüllung gewisser Bedingungen zu verzögern. Die Folge davon war, daß der diplomatische Verkehr zwischen dem deutschen Botschafter in Paris und dem Quai d'Orsan äußerst dürftig wurde und von beiden Seiten niemand mehr von der Gepflogenheit Gebrauch machte, bei allen wichtigen Fragen freundschaftliche diplo matische Unterhandlungen zu führen. Heute liegen die Dinge so, daß die deutsche Regierung nicht daran denken kann, dem französischen Außenministerium irgend welche Vorschläge zu unterbreiten oder Anregungen zu geben. Seit Briand Außenminister ist, hat sich das beiderseitige Mißtrauen noch mehr verschärft. Fe gespannter die Beziehungen zu Frank reich wurden, desto mehr war die deutsche Re gierung darauf angewiesen, diplomatische Ak tionen über London gehen zu lancu. , Dadurch ist der Eindruck entstanden, daß Deutschland und England gemeinsam Vorgehen und die französische Regierung in eine Art Defensive gedrängt würde. In Wirklichkeit befindet sich jedoch Deutsch land im Zustande der Verteidigung seiner LebenSintcreffen, sodaß dic von franzö sischer Seite erhobenen Anschuldigungen absolut jeder Grundlage entbehren. Nach Auffassung der maßgebenden Regierungs- krcise kann eine Verständigung mit Frankreich erzielt werden, wenn es gelingt, die Eutwafs- nungs- und Räumungsfrage zn regeln und den Garautiepakt zustande zu bringen. Dic Sicherung des Friedens würde dann bas beiderseitige Mißtrauen erheblich abschwächen. Wie wir hören, wird von deutscher Seite alles getan werden, um eine solche Entwicklung zu Grdern. Man hält es für durchaus möglich, daß eine weitere Verschärfung der Lage ver mieden werden kann, wenn die französische Regierung aus die gegenwärtige politische Lage in Deutschland Rücksicht nimmt und endlich davon abgcht, die deutsche Regie rung vor Forderungen zn stellen, die un annehmbar sind «nd dic nicht diskutiert werden können. Vorläufig bezweifelt mau, daß der neue fran zösische Außenminister Briand das notwendige Verständnis sür die augenblickliche Situation haben wird, sodaß eher mit einer vorüber gehenden Verschärfung der deutsch-französischen Spannung zu rechnen lein wird Me Were MWWW Wen HM Beniczky verhaftti Aus Budapest wird unter dem 3. Juni gemeldet: Der bekannte Legitimistenführer und ehemalige Minister des Innern Edmund Beniczky wurde gestern von der Staatsan waltschaft in Schutzhaft genommen. Bcniczky, der erst vor kurzem aus Legueitio heimge kehrt war, meldete sich beim Militärgerichts hof zur Zeugenaussage in dem Prozeß gegen die Mörder der vor vier Jahren ermordeten Redakteure Somogyi und Bacso. Obwohl die Zeugenaussage während eines noch nicht abgeschlossenen. Untersuchungsverfahrens nicht veröffentlicht werden darf, gab er einer Zei tung ein schriftliches Dokument zur Ver öffentlichung, in dem zahlreiche Beleidigun gen und Anklagen gegen den Reichsverweser enthalten sind. Bcniczky wurde zur Polizei gebracht, um bis zum .Abschluß der gegen ihn eingeleiteten Untersuchung in Haft zu bleiben. Die Wiener „N. Fr. Presse" meldet hierzu aus Budapest: Der Verhaftete wiederholt die seinerzeit in der „Volksstimme" und im „Vilag" erschienenen Aeutzerungen, dasz die Mitglieder des Bataillons Ostenburg, Ober leutnant Kovarcz, Leutnant Megay, Ober leutnant Szakacs und Marinefähnrich Lehrer die beiden sozialistischen Redakteure im Jahre 1919 ermordet hätten. Oberleutnant Sza kacs und Marinefähnrich Lehrer haben seit her Selbstmord begangen. Bcniczky erhob in feiner Aussage auch schwere Aujchuldigimgcm gegen den Ncichs- verwefer. dem er vorwirft, die Ermordung der beiden sozialistischen Redakteure direkt anbekohlcn zn haben. In politischen Kreisen hat die Angelegen heit riesiges Aufsehen erregt. Die sozialisti sche Fraktion der Nationalversammlung hielt eine längere Konferenz ab, in der die Aus sagen Beniczkys und die näheren Umstände eingehend erörtert wurden. Es wurde, wie verlautet, beschlossen, im Interesse der Auf klärung der Fälle Somogyi und Bacso den schärfsten Kampf cinzuleitm, an dem nach Information der Sozialistischen Partei auch' ein Teil der demokratischen Opposition ici!- Zwei bis drei Wochen Beraiungsftist Die Reichsregierung wird vor der end gültigen Beantwortung der interalliierten Entwaffnungsnote min-destens zwei bis drei Wochen Zeit zur sachlichen Durchberatung der alliierten Forderungen gebrauchen. Es ist infolgedessen beabsichtigt, zunächst eine provisorische Antwortnote abzusenden, in der der deutsche Standpunkt in der Entwaff nungsfrage eingehend dargelegt werden soll. Die weitere deutsche Mitteilung würde dann eine sachliche Auseinandersetzung mitten al liierten Beschuldigungen in der Entwaff nungsfrage bedeuten. Nach Lage der Dinge hat, man den Eindruck, daß die Erledigung der Entwaffnungsfrage mindestens ein Vier teljahr in Anspruch nehmen wird. Belgien lehnt die Garantie der deutschen Oftgrenze ab „Journal" berichtet: Die belgische Antwort auf die letzte französische Note in der Sicher heitsfrage sei durchaus identisch mit der eng lischen Haltung. Belgien sei der Ansicht, daß seine militärischen Kräfte höchstens zum Schutze seiner Ostgrenzc gegenüber Deutschland aus- rciche, und daß es Belgien nicht möglich sei, eine Garantie für die deutsch-polnische Grenze mit zu übernehmen. zunehmen wünscht. Der Führer der so zialdemokratischen Partei, Peidl, erklärte, daß weder ein Terror noch eine Drohung die Partei zwingen könne, es zuzulassen, das; die Ermordung der beiden sozialistischen Redakteure von der Tagesordnung abgesetzt werde. * Die beiden sozialistischen Redakteure wur den 1919 von unbekannten Offizieren in einem Auto aus Budapest entführt, und drei Tage später zog man die verstümmelten Leichen der beiden Redakteure aus der Donau. Äs Eine Erklärung der Regierung In der ungarischen Nationalversammlung verlangten vor Eintritt in die Tagesord nung mehrere Abgeordnete das Wort, um die Angelegenheit Somogyi zur Sprache zu bringen. Es wurde ihnen jedoch die Erlaub nis hierzu nicht erteilt. Von den Sozial demokraten in seinen Ausführungen fort während gestört, ergriff sodann der stellv. Ministerpräsident Dr. Datz das Wort und erklärte, er wolle über die Frage, die die öffentliche Meinung seit einigen Tagen in Aufregung halte, frei von jeder Politik sprechen. Die Mörder Somogyis konnten bisher nicht ausfindig gemacht werden. So wohl diese Angelegenheit wie auch die An gelegenheit Beniczky befänden sich vor dem Richter und dürften deshalb nicht mit Po litik vermengt werden. Indem die Regie rung Beniczky von der Wahrung des Amts geheimnisses entbunden hat, lieferte sie den Beweis, daß sie selbst den Wunsch hatte, in die Mordaffäre Licht zu bringen. Die Enthebung vom Amtsgeheimnis bezog sich lediglich darauf, datz dem Untersuchungs richter positive Daten zur Kenntnis gebracht, nicht aber der Öffentlichkeit bekanntgemacht werden. An die Person des Reichsverwejers, der durch und durch ein anderer, ehrenfester und für alle seine Taten mannhaft eintre tender Charakter ist, könne sich nicht der lei seste Schatten einer Verdächtigung heften. Auch die Haltung Veneschs schließe sich im gewissen Sinne dem englischen System an, un ter der Voraussetzung allerdings, daß man eine Donankvnföderativn gründe, deren Zweck fein soll, Oesterreich an dem Anschluß au Deutschland zu verhindern. Polen dagegen steht natürlich durchaus auf der Seite Frank reichs. Die bevorstehende Tagung des Völkerbundraies (Eigener Informationsdienst.) Die Reichsregierung wird zu der bevor stehenden Tagung des Völkerbundrates in Genf mehrere inoffizielle Beobachter ent senden. Ursprünglich war nicht geplant, deutscherseits aus Anlatz dieser Tagung be sondere diplomatische Aktionen zu unterneh men, doch hat die Uebrrreichung der alliier ten Entwaffnungsnote einen direkten Zusam menhang zwischen den Auseinandersetzungen über die Entwaffnungsfrage und der Völ kerbundstagung hergestellt. In den parla mentarischen Kreisen spricht man davon, datz der volksparteiliche Abgeordnete Freiherr von Rheinbaben nach vorheriger Verständi gung mit Minister Dr. Stresemann nach Genf fahren wird. Wie Korfaniy -ie Enienie beschwindelte Korfanty hat es von jeher geliebt, für die polnische Republik das Enfant Terriblc zu spielen. Es kam ihm in solchen Fällen immer nur darauf an, sich persönlich in das rechte Licht zu rücken. Auch in diesen Tagen wieder glaubte er in einem Porzellanladen zu stecken, um recht viel Porzellan zu zerschlagen. In politischen Kreisen Polens ist man nach wie vor furchtbar aufgeregt über den deutschen Sicherheitsvorschlag und erörtert unentwegt die Frage, ob Polen in der Grenzfrage irgend- wie Schaden erleiden könnte. Just diese« Moment hat sich nun Korfanty dazu ausge sucht, um auszuplauöern, wie er einst nach der oberschlesischen Volksabstimmung die Entente betrog unh England, Frankreich und Italien bespitzeln, belauschen und ihre — Papierkörbe entleeren ließ. Selbstverständlich wurde Vier England am meisten betroffen. Was Korfantv hierüber in schöner Offenheit erzählt, verdient nicht nur i« Deutschland, sondern aujch im wei teren Anslande bekannt zu iverden. In seinem neuen oberschlesischen Blatte, der in Kattowitz erscheinenden „Polonia" hat er seine Erinnerungen an die Volksabstim mung und an den dritten oberschlesischen Aus. stand selbst zum besten gegeben. Er schildert zunächst sehr richtig, daß es nach Ser Volks abstimmung vor allem darauf ankam, die Tis» kussion in der Weltpolitik einer Grenzlinie zu zutreiben, die Polen die möglichst größten Vorteile brachte. In seinem Gcheimkämmer- chen in dem Veuthener Lomnitzhotel, brachte er die sogenannte Korfantylinie auf die Welt, die sich nach seinen eigenen Angaben weitgehend mit der Linie deckte, die der französische Bor. sitzende der interalliierten Kommission, Gene- ral Le Rond, entworfen hatte. Schon bei der Feststellung dieser Tatsache sagt Korfanty: „Am gefährlichsten waren die Engländer, die nach ihren privaten Auslassungen uns am liebsten gar nichts geben wollten. Und Sie italienische Stimmung war auch nicht sehr freundschaftlich." Dann aber plaudert er offenherzig über seine Papierkorb-Geheim, nisse. Er betont, daß er ohne Spitzelei nicht arbeiten konnte und sagt hierzu: „Ich hatte zu diesem Zweck einen nicht schlecht organisierten Nachrichtendienst, der mich beinahe täglich über die Beratungen der interalliierten Kommission und über.den Stand der Absichten Ser einzelnen Kom missare informierte. Ich beobachtete alle Kommissare ohne Ausnahme. Außerdem war ich im Besitz des Telegramm,chlüsscls des englischen Kommissars Percival und habe viele seiner Telegramme zu lesen be kommen, wodurch ich über seine geheimsten Absichten unterrichtet war. Die Papier körbe der einzelnen Kommissare wurden wie Goldgruben durch meine Vertrauens männer durchwühlt, sic haben ebenfalls sehr viel interessantes Material geliefert. Leicht sinnig wurden in die Körbe Entwürfe von wichtigen Briefen geworfen. Nachdem Korfanty so die Vertreter der drei Mächte Frankreich, England und Italien einer gewissen Lächerlichkeit preisgibt, geht er wei ter auf den Kampf zwischen diesen drei Ver tretern ein, die er spöttisch „Drei Oppelner Könige" nennt. „Unter ihnen bestand ein so heftiger Kampf, wie zwischen Deutschen und Polen." Schließlich forderte der Oberste Rat in Paris den endgültigen Bericht über die Er gebnisse der Volksabstimmung» Und hier plaudert Korfanty fröhlich weiter: „Tie Oppeln. Kommission ging daher mit aller Macht ans Werk, um den Bericht fertig zu stellen. Tag für Tag erhielt ich durch meine Vertrauensmänner über den Verlauf dieser Beratungen Nachrichten, sei es, daH ich selbst nach Oppel'y fuhr, seien es münd liche Berichte in den Wäldern des Kreises Rosenberg, oder im Lomnitzhotcl. Die In- , formaiioncu haben ergeben, daß Ser Stand punkt dcö englischen Kommissars Percival uns des italienischen Kommissars de Mari nis unerbittlich war. Hätten wir uns da mit zufrieden gegeben, was Liefe «ns geben